Gehört das hierher?
Ja, es ist absurd und es ist Alltag.
Der Freiheitsrechte beraubt, mit einem Bußgeldkatalog für Ausübung der Bürgerrechte, hilft es gelegentlich, sich mantra-mäßig vorzubeten, für wen und was man das alles in Kauf nimmt.
Für die Alten und Vorerkrankten.
Meist sind Vorerkrankungen unkenntlich, die Alten erkannt man manchmal am Alter.
Für sie legen wir uns ins Zeug-gerne!
Wenn alltägliche Erlebnisse das nicht zerstörten.
10:30 Uhr Telefongespräch mit meinen Schwiegereltern (75, beide mehrfach vorerkrankt und somit mehrfach gefährdet)
Sie: "...fühlen uns gut. Ne, ich war mit Jupp heute früh schon bei Aldi."
Ich: (meine Zehennägel rollen sich imaginär hoch) "Warum warst du denn mit."
Sie (genervt): "Ach, mir fällt die Decke auf den Kopf. Aber wir sind vorsichtig.
Jaja, denke ich, deswegen musst du auch neben deinem Mann mit dem Rollator im Schneckentempo her zuckeln. "Und was macht ihr heute?", frage ich.
Sie: "Der Jupp ist jetzt noch mal zum Autohändler gefahren, weil irgendwas mit dem neuen Reifen vorne rechts nicht stimmt."
Ich seufze resigniert.
Eine Stunde später ruft meine Mutter an, um mir mit vor Empörung aufgeheizter Stimme zu erzählen, dass sie a) einkaufen war
aber ich habe dir doch gesagt, dass wir das übernehmen können
Ich muss aber mal raus
Verstehe. )
und dass b) überall Hinweisschilder aufgestellt sind, die einen auffordern, Abstand zu halten. "Halten sich denn alle dran?", frage ich müde.
"Nein!", schrillt sie aufgebracht, "Die alten Leute drängeln sich einfach an den Absperrungen vorbei!"
Die alten Leute? Na, super....
Ich seufze resigniert.
Am Abend Face-Time mit der besten Freundin.
"Und dann war da der Rentner", kichert sie und hebt ihr mit Kälte überzogenes Weißweinglas, "der hatte Spaß."
"Womit denn?"
"Hihihi. Der stieg aus seinem Auto. Mit Stock. Und humpelte zielsicher auf andere Passanten zu, nur um zu gucken, wann die ausweichen."
"Nein."
"Do-hoch. Teilweise liefen die Leute panisch von ihm weg. Ich hab' schon geguckt, ob da irgendwo eine Kamera ist."
"Das gibt es doch nicht", ich gebe zu, mir das Lachen kaum verkneifen zu können. "Und eure Eltern", frage ich nach einer Weile ernst.
"Ach, es ist hoffnungslos. Meine Mutter geht jede Gurke einzeln kaufen."
Ich seufze resigniert.