Vor dem Fenster tobende Hamster sind eine Rarität. In der Regel turnt da nur unsere Katze Günes, genannt Tünnes, herum, wenn sie zu bequem ist, über zwei Palisaden zu springen, um anschließend den Garten zu durchqueren, und um zuletzt die Katzenklappe zu frequentieren.
Sie tobt auch nicht.
Sie steht da nur und glotzt.
So lange, bis man die Haustür öffnet.
Ein vor dem Fenster tobender Hamster ist schwer vorstellbar, aber wenn ich ihn mir vorstellen soll, sieht er für mich immer ein wenig wie Axl Rose aus, der haedbangend mit Überbiss vor der Scheibe steht.
Aber wie komme ich darauf?
Und was hat das mit Flachdächern zu tun?
Heute früh, nach dem Sport (ernsthaft) und dem Brötchenholen saßen wir an der reich gedeckten Tafel und frühstückten. So gerade noch. Um 11 Uhr ist es ja noch kein Brunch.
Wir pflegen dabei zu lesen. Die Tageszeitung und den Spiegel, immer abwechselnd, und wie die Artikel gerade interessieren.
Weil wir uns auch darüber unterhalten, was wir lesen, tauschen wir die Zeitungen auch während des Frühstücks untereinander.
Jedenfalls läuft dazu meist weichgespülter Jazz, aber heute Morgen befahl ich Alexa WDR 2 Radio zu spielen.
Es dudelte leise vor sich hin.
Wir lasen leise vor uns hin.
Im Radio, das erkenne ich plötzlich, läuft ein Lied, das mir, als es vor einigen Jahren aktuell war, auf dem Weg zur Arbeit, im Autoradio hörend, Probleme bereitet.
Ich lasse die Zeitung sinken. „Am Anfang habe ich an der Stelle immer verstanden es tobt der Hamster vor meinem Fenster.“
Der Liebste guckte mich an. „Was? Was singt der denn?"
„Jedenfalls nicht das mit dem Hamster.“
Er lauscht angestrengt, aber unterdessen wird vom Originalinterpreten der Refrain geschrien.
„Ich habe auch immer du bist das Flachdach für meine Seele, verstanden.“
Mein Mann lacht schallend.
„Und weil das ja unmöglich stimmen konnte“, rede ich weiter, „habe ich mal nachgeguckt, was der wirklich singt.“
„Du bist das Pflaster zu meiner Seele?“
"Genau. Und es tobt der Hass, da, vor meinem Fenster.“
„Letzteres ist ja eine poetische Glanzleistung."
Ich nicke und blättere im Spiegel.
„Dann lieber der tobende Hamster.“
https://www.youtube.com/watch?v=DuX2-qXNlvQ