Gestern sahen wir in Ermangelung von Lust, nach einer neuen Serie zu suchen, und wegen Müdigkeit Aktenzeichen XY.
Nun ist das in der Regel das Gegenteil von lustig, sieht man von der unfreiwilligen Komik der gestelzt daher redenden Ermittler ab.
Wenn die so ermitteln, wie sie frei reden, wird mir Angst und Bange.
Aber es gab einen Beitrag zu einem Serienbankräuber, der seit 23 Jahren erfolgreich Banken leert, indem er geduldig auf den richtigen Moment wartet, und zuvor Kameras und Wanzen in den Büros der Bank installiert.
Natürlich war der Bericht gekürt mit einem Kurzfilm voller Laiendarsteller.
Die stellten dem Bankräuber eigenartige Fragen.
Gezeigte Szene:
Eine junge Bankmitarbeiterin im roten Kleid trägt die Kästen mit Bargeld in den Safe, der sich im Untergeschoß der Bank befindet. In Gedanken vermutlich bereits im Feierabend vollführt sie eine Abfolge routinierter Handlungen, als ein maskierter Mann mit Waffe aus einer Ecke heraustritt. Erschreckt presst sie eine Hand auf ihre Brust. "Wo kommen Sie denn her?"
Die Antwort bleibt er ihr schuldig. Sofort nötigt er sie, ihm das Geld in einen Sack zu stopfen, und sich hiernach auf den Boden zu legen, wo er ihr mit Schnürsenkeln die Hände fesselt, weil Kabelbinder anscheinend ausverkauft waren.
Mit einer Tasche voller Geld sprintet er nach oben, durchquert mit vorgehaltener Waffe ein Büro, an dessen Schreibtisch ein Kollege der Dame sitzt und in einen PC tippt. Ohne aufzusehen sagte er: "Das hat aber lange gedauert." Dann schaut er hoch. Erschrecken malt sich in seine Züge.
Und er fragt: "Wer sind sie?"
Schweigend türmt der Bankräuber.
Oder: Entnervt wirft er die Waffe zu Boden: "Ist das hier ein Quiz, oder was?"
Variante zwo:
Die fröhlich trällernde Bankangestellte deponiert unbedarft Geldkästen im Safe und freut sich auf den Feierabend, als aus einer Ecke des Raumes ein Maskierter springt und mit einer Waffe herumfuchtelt.
Erschreckt reisst sie eine Hand zur Brust. Ihre Augen weiten sich. "Wo kommen sie denn her?"
Er senkt die Waffe ein Stück und kratzt sich am Kopf. "Äh, nun also, aus Wuppertal. Ich kam mit der S-Bahn, die leider Verspätung hatte. An der Station Pulheim stieg ich aus, und legte den Rest der Strecke mit einem Mietroller zurück, den ich oben an die Hauswand lehnte, um dann durch Ihr offen stehendes Fenster zu klettern. Danach habe ich mich dort", er zuckt mit der Pistole zur Wand, "in einer dunklen Ecke versteckt. Bis Sie kamen."
Begreifen steht in ihrem hübschen Antlitz. Sie atmet erleichtert auf. "Ach so! Na dann…"
Energisch beginnt sie, das Geld in den Beutel des Bankräubers zu stopfen, legt sich anschließend auf den Boden und lässt sich dort mit Schnürsenkeln fesseln.
Dynamisch sprintet der Bankräuber die Stufen hoch, durchquert mit weiterhin vorgehaltener Pistole das Büro, an dessen Schreibtisch ein Kollege der jungen Dame hockt. "Das hat aber lange gedauert", murmelt er. Dann schaut er hoch und erschrickt: "Wer sind sie?"
Der Bankräuber bleibt stehen. "Ich?" verblüfft zeigt er mit der Waffe kurz auf seine Brust. "Äh, also. Mein Name ist Erwin Lindemann. Ich bin 46 Jahre alt und wohne in Wuppertal. Mit dem geraubten Geld mache ich eine Reise nach Island. Danach besuche ich eine Papstaudienz in Rom und eröffne anschließend eine Herrenboutique"
Der Bankangestellte runzelt die Stirn. "Ach so. Na dann…"
Ermüdet verlässt der Räuber die Bank mit dem Wissen, irgendetwas falsch gemacht zu haben.
Nächster Beitrag:
Immer wieder überfallen zwei junge Männer Tankstellen, wobei sie die regierungsverordneten medizinischen Masken tragen.
(Ich hatte es gewusst! Ich hatte exakt darüber immer wieder gewitzelt, wenn ich als Beifahrerin im Auto zuguckte, wie der Liebste maskiert in die Tankstelle schreitet. Oder jeder andere Autofahrer sich die Maske vors Gesicht zieht, und im Inneren einer Tankstelle verschwindet. Jeder wusste es.)
In mehreren Szenen werden Überfälle in verschiedenen Tankstellen nachgestellt, bis sich Rudi Czerne verbal einschaltet, der im Übrigen seine Qualifikation für die Moderation dieser Sendung als Eiskunstläufer erworben hatte. "Dann", so sagt er gewichtig, "hatte die Polizei zufällig eine neue Spur."
Aha?
Gespannt sehen wir einem Szenenwechsel zu.
Zwei Polizisten in zivil zuckeln in einem zivilen Dienstwagen über die Autobahn und werden von einem Raser überholt.
"Der ist aber schnell", konstatiert der männliche Beifahrer.
"An den hänge ich mich dran", entscheidet die Fahrerin und beschleunigt.
Denn tatsächlich handelte es sich um den Wagen der Räuber, die entschlossen der nächsten Tankstelle auf der A 57 bei Dormagen entgegen düsen.
Bereits nach wenigen Minuten können die Polizisten den Wagen nicht mehr sehen. Zu ihrer Entschuldigung sei gesagt, dass es dunkel ist, und die deutsche Polizei nicht, wie die italienische, PS-starke Gangsterfahrzeuge konfisziert, um sie selbst zu benutzen.
"Sie sind weg!", ruft die Fahrerin verblüfft, und gibt auf. Mit reduzierter Geschwindigkeit zuckeln sie weiter.
Unterdessen wird die Tankstelle ausgeraubt. Nach der Flucht der Räuber ruft der Überfallene sofort die Polizei an, die den Vorfall nebst Standort über Funk an alle Wagen im Einsatz weiter gibt.
Die beiden Zivilpolizisten gucken verdutzt aus der Kleidung.
"Das war der Raser!", ruft sie. "Den kriegen wir", fügt sie entschlossen hintan und beschleunigt, obwohl sie längst an der betroffenen Tankstelle vorbei sind.
"So nicht!", rufe ich entsetzt, als mir klar wird, dass sie die Ausfahrt nehmen, um zur Tankstelle zurückzufahren.
Entgeistert fuchtele ich mit den Händen zum Fernsehen. "Die sind doch vor den Dieben! Die müssen sich mit ausgeschalteten Licht auf den Standstreifen stellen und warten!"
Was sie selbstredend nicht tun.
Sie fahren raus, auf der Gegenspur wieder auf die Autobahn, düsen dynamisch zur Tankstelle, wo sie dem Beraubten einen Berg Fragen stellen. Unterdessen rasen die Räuber an der Stelle vorbei, an der zuvor die Polizei eine Entscheidung getroffen hatte, die sie in die erquickliche Lage führte, ein Teilbeitrag von Aktenzeichen XY zu werden.
Story ends.