oder; wie ich dazu kam, eine Roman-Figur wie Antonella Bracco so zu gestalten, wie ich es tat.
Aus gegebenem Anlass schreibe ich dieses kleine Machwerk.
Der Anlass?
Nach dem Aufstehen hatte ich Sport gemacht, mich damit gar beeilt, weil um 10:45 Uhr der Physiotherapeut kam.
(Lars: "Der PT mit der Maske", nicht zu verwechseln mit "Der Frosch mit der Maske")
So dachte ich mir, ich mache meine Smoothies dann eben, wenn er wieder weg ist. Statt, wie sonst, vorher.
Smoothies mache ich selbst, denn erfahrungsgemäß wirken sie besser als die gekauften. Meint: der Stoffwechsel funktioniert besser, die Haut sieht hübscher aus, und wahrscheinlich, so genau kann man das nicht wissen, ist auch die Wirkung auf das Immunsystem eine Bessere.
Ich mache die alle 2 Tage aus verschieden Obst und Gemüse-Kombis, da das Fabrizierte im Kühlschrank gut 24 Stunden hält.
Dann war es so weit:
Für heute und für morgen schäle ich circa 13 Möhren unterschiedlichen Formats, halbiere 15 Äpfel, die ich als sogenannte Futteräpfel zu 5 Euro für 10 Kilo kaufe, schäle ein Stück Ingwer, schneide 4 Stangen Staudensellerie und schäle die Zitrone auch noch, weil ich wenig Lust verspüre, hinterher auch die Zitronenpresse zu spülen.
Es reicht, den Püriertstab spülen zu müssen, mit dem ich die vorgekochte rote Beete pürieren werde.
Das alles geschieht noch unfallfrei.
Das Ganze hat übrigens das Handicap meines Handicaps, denn ich sitze im Rollstuhl.
Trotzdem: Ich ziehe den Entsafter nach vorne auf die Arbeitsplatte und stöpsele ihn ein.
Nacheinander werden Äpfel, Möhren, Sellerie, Ingwer und Zitrone zu Saft, nicht ohne dass mikroskopisch kleine Obst und Gemüsepartikel, jedes Mal, wenn ich den Pömpel rausnehme, um Nachschub einzufüllen, umherfliegen.
Das Gefäß ist voll, und ehe ich mich an das Pürieren der roten Beete gebe, nehme ich das Gerät schon mal halb auseinander und deponiere es auf der Spüle.
Das Auffangteil mit dem ganzen Obst-Gemüse-Matsch steht da noch, als ich in die Waschküche düse, um mir Einmal-Handschuhe zu holen. Denn eines hat rote Beete mit Safran gemein: Man kriegt es von der Haut nie wieder ab.
Wir ein Chirurg ausgestattet presse ich den Pürierstab auf die Kugel, die sich langsam verflüssigt.
Roter Saft sammelt sich im Behältnis, aber leider auch pünktchenförmig auf bestimmten Schranktüren meiner Küche.
Gereizt verziehe ich den Mund, streife die Handschuhe ab und werfe sie in den Müll.
Es hilft ja nichts.
Nach dem Beiseitestellen beider Säfte, ich ahne, dass sie in der Nähe der Spüle umsturzgefährdet sind, schnappe ich mir die Einzelteile des Entsafters und sehe:
Oh, da ist ja noch Saft drin.
Bei dem Versuch, den Deckel des Saftauffangbechers einhändig zu entfernen, werfe ich den Matsch-Auffangbehälter um, und er landet wo?
Auf dem Küchenboden, und zwar dergestalt, das mir ein Herausfahren mit dem Rollstuhl nur so möglich ist, dass ich den Schmodder weiter in der Küche verteile.
Motivationslos, denn ich kenne mich ja nicht erst seit gestern und bin nicht verblüfft ob des Missgeschicks, zirkele ich so drum herum, dass möglichst Wenig verschlimmert wird, und stemme mich, unter Zuhilfenahme meiner Muskelkraft, auf den Boden, um erst dort zu überlegen, wie ich den Krempel wieder in das Behältnis, und von dort in den Müll kriege.
Löffel!
Ich taste, auf dem Boden sitzend, nach dem Besteckständer. Wir haben auch Besteck in Schubladen, aber der Ständer scheint leichter erreichbar.
Taste, taste, taste…
Da.
Ich angele, es scheppert und der gesamte Ständer fällt neben den Matsch.
Ich seufze gereizt, halb erfreut, dass er nicht im Matsch gelandet ist, nehme einen Löffel und schaufele alles wieder in das Gefäß.
Krümelig und matschig bleibt was übrig, das ich mit einem feuchten Lappen zu entfernen gedenke, aber auch nach demselben muss ich tasten.
Ich finde ihn unfallfrei und wische auf.
Aber nach dem Wiederhochstemmen in den Rollstuhl resümiere ich, dass das Ding nun ein Fall für die Wäsche ist, und trage es, möglichst so auf dem Schoß platziert, dass ich meine Klamotten nicht beschmutze, in die Waschküche.
Auf dem Weg dort hin beweist mir ein Blick in den Spiegel, dass ich neben den medizinischen Handschuhen auch wohl daran getan hätte, eine Chirurgenmaske zu tragen, denn mein Gesicht sieht aus wie das einer Darstellerin in einem Splatter-Movie.
Nur ich weiß, dass ich mit roter Beete gesprenkelt bin.
Komisch, das passiert mir doch sonst nur mit Granatäpfeln.
Trotzdem, ich bringe den Lappen unfallfrei zur Waschmaschine.
Mein Gesicht wasche ich später, erst mal will ich das Chaos in der Küche beseitigen.
Auf dem Weg dorthin fällt mir eine Schmierspur auf dem schwarz weiß gefliesten Küchenboden auf.
"Ach, Mann!" Ich werfe die Arme in die Luft, denn mir ist sofort klar, was das bedeutet. Obst und Gemüse-Schmodder auf wenigstens einem Rollireifen macht meinen Weg von der Küche über den Teppich im Flur (dunkelgrau) bis in die Waschküche (beige Fliesen) nachvollziehbar.
Aber erst Mal den Smoothie-Müll beseitigen.
Alle Einzelteile des Entsafters abgebraust und bereit stehend zum heißen Spülen, klingelt es.
"Moment!"
Ich trockne mir die Hände ab, reiße die Tür auf und bedanke mich überschwänglich für die Überbringung des Paketes.
Und derweil ich so fröhlich vor mich hin spüle, kommt der Liebste heim, der, Home-Office macht es möglich, einige Kleinigkeiten einkaufen war.
"Der neue Kratzbaum ist gekommen!", rufe ich vergnügt, "den können wir ja nachher aufbauen!"
Mit dem Korb kommt er rein.
"Was ist denn mit dir passiert?" Fragt er und küsst mir die Wange. "Ah, rote Beete."
"Oh!", ich trockne fleissig die Einzelteile des Entsafters ab. "Mir wird klar, warum der Amazon-Bote so komisch geguckt hat."
Er grinst schief. Auch, weil er die Rolli-Gemüse-Spur noch weg wischen muss.
Aber Fertig-Smoothies werde ich dennoch nicht kaufen.
Ansonsten sind alle Ähnlichkeiten Zufall.
Ich sehe auch ganz anders aus.