"Ich muss noch zur Post", ruft er, "Brauchen wir irgendwas?"
Es liegt nahe, zu denken, er meint Briefmarken oder dergleichen, aber das wird gleicht ins rechte Licht gerückt, wenn man weiß, dass die Post bei uns in einem kleinen Einkaufscenter mit Küchenstudio, Bäckerei, Zeitschriftenladen (nebst Post) , Juwelier und einer äußerst exquisiten Boutique untergebracht ist. Und ein Rewe-Markt ist auch darin befindlich.
Nun hätte ich trillern können: "Oh ja, eine goldene Uhr wäre schön!" (Juwelier) oder: "Ja, prima! Bring mal ne neue Küche mit!"
Aber weil wir beide an Lebensmittel oder Zeitschriften dachten, gab ich zurück, dass ich einen kleinen Zettel schriebe.
Auf diesem stand:
Salat (den mit der Wurzel, weil wir ihn erst morgen brauchen)
Radieschen
2 Ingwer-Shots
Sonnenblumenkernbrot.
Einen Spiegel
Die Erläuterungen, siehe Punkt 1, hier: Salat mit Wurzel, sind dem Geschlecht des Einkaufenden geschuldet. Es ist immer ein Risiko, einem Mann einen Einkaufszettel zu schreiben, weil man (hier "Frau") nicht weiß, was er mitbringen wird.
Er fuhr also, mit Zettel, von dannen.
Und kam mit einer kleinen Einkaufstasche zurück. Beim ausräumen dachte ich: Ich weiß nicht, was ich erwartet habe.
Wenn ich überhaupt darüber nachgedacht hätte, vielleicht, dass er einen Handspiegel mitbringt. Oder einen klappbaren Taschenspiegel. Oder einen 4 x 2 Meter-Spiegel---nein, das war schon richtig. Obenauf lag die Zeitschrift gleichen Namens.
Aber zuunterst, irgendwo bei den willkürlich mitgebrachten Weihnachts-Schoko-Küssen, blitzte mich eine Tüte an.
Eine Tüte Sonnenblumenkerne, 250 Gramm.