Dass die Fleischereifachverkäuferin und ich keine echten Freunde werden konnten, zeigte sich bereits Wochen vor dem Ereignis mit der Trüffelsalami. An einem Tag im Sommer.
Das Angebot an der Fleischtheke ist im hiesigen Rewe von hoher Qualität, weil der Besitzer Metzger ist und sie arg viel selbst produzieren. Und das vom Vieh, das hier im Speckgürtel Kölns um die Ecke auf der Weide steht. Wer gerne hochwertiges Fleisch aus artgerechter Tierhaltung mag, ist dort gut aufgehoben. Sie verkaufen dort auch anderes, respektive "normales", aber das ist gut gekennzeichnet und nie mariniert.
Mariniert?
Ja, im Sommer, zur Grillsaison gibt dort in der Metzgerei die köstlichsten Leckereien mariniert und gewürzt. Vom Lammfilet-Spieß mit Prinzessbohnen im Speckmantel, bis zu Teufelsspießen, heißt Rinderfilet mit scharfer Peperoni. Das ist so schlimm, dass wir nach Jahren der Grill-Abstinenz wieder einen Grill gekauft hatten.
Ich stehe dort und sehe zu, wie die 400 Gramm Tatar verpackt werden, die ich wünschte, und dabei fällt mein Blick auf mariniertes Fleisch in der Auslage.
Zusammengeklappt, darin Tomate und Mozzarella.
Ich ahne, es ist Schweinefleisch.
Schweinefleisch mag ich nicht, aber es sieht so lecker aus, dass ich vorsichtshalber fragen werde.
Die Verkäuferin strahlt mich an. "Sonst noch etwas?"
"Hm ja, können Sie mir sagen, was das für Fleisch ist?" Ich deute auf die Stücke vorne in der Auslage.
"Das sind Mozzarellataschen!", schrillt sie freudig.
"Das sehe ich. Aber welches Fleisch ist es denn?"
"Mozarellataschen", sie blinzelt irritiert, "da ist Mozzarella drin."
"Das kann ich sehen", wiederhole ich gereizt, "aber was ist das für ein Fleisch?"
"Das ist wie Cordon bleu." Jetzt nickt sie, wie um sich selbst zu bestätigen.
"Das dachte ich mir, aber da es Cordon bleu vom Schwein und vom Geflügel gibt, ist das hier vielleicht auch der Fall."
"Äh?", zahlreiche Fragezeichen schweben über ihrem Haupt, aber zu sagen weiß sie gerade mal nichts.
Ich versuche es neu, leider scharf intoniert. "Von welchem Tier ist das Fleisch?"
Sie zieht die Brauen zusammen. "Ich weiß nicht was sie meinen", pampt sie mich an, und ich kann nicht anders; ich hebe eine schmal gezupfte Braue und werde ironisch. "Ist es vom Rind oder vom Schwein? Es gäbe noch andere Möglichkeiten, die ich für nicht sehr wahrscheinlich halte."
"Aaaach sooooo!", erleichtert wirkt sie, " es ist Schweinefleisch." Ihre Hände greifen schon nach den Mozzarellataschen, aber ich fahre ihr dazwischen:
"Dann bekomme ich nichts mehr", ich lächele charmant, "vielen Dank."
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Zuhause stellte ich mir natürlich die Frage, ob ich nicht womöglich die falschen Fragen gestellt habe.
Wenn man häufig sinnlose Antworten erhält, sollte man die Fragestellung neu überdenken.
Ich nehme es mir vor.