Als ich noch studierte, tat ich dies nicht auf Lehramt, weil ich wusste, dass ich vollkommen ungeeignet bin, Kindern, respektive Jugendlichen etwas beizubringen, was ich vollkommen einleuchtend finde.
Mir fehlt etwas Entscheidendes, nämlich Geduld.
Das hatte dann nach dem Studium zur Folge, etwas gearbeitet zu haben, das nichts mit Geschichte und Philosophie zu tun hatte.
So absolut gar nichts.
Aber das ist eine andere Geschichte
Die aber wiederum zur Folge hat, dass mir in den folgenden Jahren Grundschullehrer(innen), Klangschalen- und Tanztherapeuten und Zahnärzte dogmatische Vorträge über die von ihnen präferierten historischen Epochen halten. Den Zahnärzten kann man dann nicht mal widersprechen.
Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Heute erinnerte mich mein Gemahl liebevoll daran, warum ich nicht zur Lehrerin tauge.
Auf dem Herd kochen in einem Topf eine Beinscheibe und ein gewaltiges Stück Tafelspitz, weil es am Abend und morgen eine Rindfleischsuppe mit Gemüseeinlage geben soll. Derzeit und in den nächsten 2 Stunden kocht das Fleisch alleine. Jeder, der mal Fleisch gekocht hat, weiß, dass sich auf dem kochenden Wasser Schaum bildet.
Während ich hier also sitze und eine deprimierende Kurzgeschichte über das Erkalten eines einsamen Herzens schreibe, kommt er rein und bestaunt die Menge des Fleisches. Die meisten Männer sind mit Fleisch, das zu ihrem Verzehr zubereitet wird, zu beeindrucken.
Leider befinden sich in Zeiten des Home-Offices auch Männer in Küchen, die normalerweise nur essen und günstigstenfalls spülen. In der Regel kriegen sie von der Zubereitung nichts mit.
Also auch nichts von dem sich bildendem Schaum im Topf.
„Was ist das denn für ein Schaum?“
Ich tippe weiter. „Weiß nicht.“ Ich tippe und tippe.
„Ist das normal?“
„Ja“, gebe ich angestrengt zurück. „Das ist immer so, wenn man Fleisch kocht.“
„Muss man das abschöpfen?“
Ich drehe mich gereizt um und breite die Hände zur Seite aus. „Ja, kann man machen, muss man aber nicht.“
„Aber wieso…“
„Ich weiß es nicht“, gebe ich scharf intoniert zurück. „Das war immer so, wahrscheinlich schon seit Erfindung des Feuers und des Kochtopfes. Aus dem Fleisch verschwinden beim Kochen Proteine, die sich im Wasser lösen. Das ist dann der Schaum. Es muss sich um einen biochemischen Vorgang handeln, dessen Formel ich gerade nicht zur Hand habe. Ich habe Geschichte studiert.“
Er hält verdutzt inne und lacht dann schallend. „Du wärest aber eine respektable Lehrerin geworden. Sie hätten wirklich Angst vor dir.“
„Ja“, lache ich am Ende mit. „Aber ich hätte schon den dritten Infarkt gehabt.“