Du folgst dem Weg geradeaus. Der Wald wird sogar noch düsterer. Erstickend schwer beugen sich die Blätter über den Weg, die Luft ist heiß und stickig. Die dicken, dunklen Stämme rücken immer und immer näher an den Weg heran, ihre Wurzeln würgen den Trampelpfad ab, schieben sich aus der Erde hervor wie braune Schlangen.
Deine Hände werden schwitzig, während du weitergehst. Es ist warm. Jede Lichtquelle vom Himmel wird langsam von den Baumkronen verschlungen. Bald weißt du nicht mehr, ob die Sonne überhaupt noch scheint. Das Licht stammt von glühenden Pilzkolonien, die an Stämmen und in dunklen Gräben lauern. Die Pflanzen werden größer, dunkler, fremdartiger. Unzählige sind abgestorben und verfault, weil sie seit Jahrhunderten kein Sonnenlicht mehr bekommen haben. Der Boden ist unter einer Schicht aus Ästen und toten Blättern begraben. Du findest dich schnell knietief im feuchten Laub wieder.
Du verlierst jedes Zeitgefühl. Es könnte stockfinstere Nacht oder heller Tag sein, hier unten würde man den Unterschied nicht bemerken. Dein Atem scheint immer rauer zu werden.
Plötzlich hörst du etwas im Gebüsch knacken. Du wirbelst herum und glaubst für den Bruchteil einer Sekunde, zwei gelbe Punkte zu sehen. Augen!
Dir läuft es trotz der unverhältnismäßigen Hitze kalt über den Rücken. Du fühlst dich beobachtet.
In einiger Entfernung, aber nicht so weit, wie du es dir wünschen würdest, hörst du plötzlich ein lautes Heulen.
Das ist Wolfsgeheul! Dein Herz setzt einen Schlag aus. Im Wald um dich her raschelt es. Du machst ein paar vorsichtige Schritte rückwärts, als du ein drohendes Grollen hörst.
Dann tritt etwas aus dem dichten Buschwerk, schwarz wie die Nacht zwischen den Baumstämmen. Winzige, schräge gelbe Augen im langen Gesicht sieht der Wolf dich an. Er ist riesig, so breit, dass er eigentlich nicht zwischen den Stämmen der Bäume hindurchpassen sollte. Mit einem blutigen Grinsen fletscht er die Zähne.
- Du rennst, so schnell dich deine Beine tragen.
Kapitel 357: [https://belletristica.com/de/chapters/34715/edit]
- Du bleibst stehen und versuchst, keine Angst zu zeigen.
Kapitel 364: [https://belletristica.com/de/chapters/34722/edit]