Du ziehst deinen Tarnmantel hervor und streifst ihn über. Der seidige Stoff schmiegt sich um deine Schultern und an dein Gesicht. Du spürst, wie der Stoff von jedem deiner Atemzüge angehoben wird.
Schritt für Schritt tastest du dich in die Dunkelheit. Tatsächlich ist die Schwärze aber nicht so undurchdringlich, wie du zuerst angenommen hattest. An den Wänden wächst eine Art rötlicher Pilz, der einen schwachen Lichtschimmer abgibt. Du kannst zwar nur Schatten und wage Umrisse erkennen, aber das reicht dir, um einem langen, gewundenen Gang in eine kleinere Höhle zu folgen. Die Höhle hat ein Loch in der Decke, durch das ein winziger Lichtstrahl fällt, und woher wohl auch der Wind stammte, der dich hergelockt hat. Aber viel wichtiger ist, dass die Höhle bewohnt ist: Große Tiere mit dem Körperbau von Hyänen trotten durch die kleine, runde Grotte. Sie heben die breiten Köpfe und wittern, als sie dich riechen. Zu deinem großen Glück können sie dich nicht sehen, denn die Wesen sind riesig. Du fragst dich unwillkürlich, wie sie überhaupt in die Höhle gekommen sind - durch den schmalen Eingang auf keinen Fall.
Als eines der Wesen durch den Lichtstrahl huscht, erkennst du, dass sie gelbes Fell mit braunen Flecken haben, ein Muster, das an Leoparden erinnert. Ihr Gestank nimmt dir förmlich den Atem.
Du bist schon halb auf dem Rückweg, als du einen kleinen Gegenstand auf dem Boden bemerkst
Du gehst in die Knie und kriechst ein paar Schritte in die Höhle hinein. Eine der Hyänen bleibt stehen und sieht genau auf die Stelle, wo du dich befindest. Du erstarrst. Dann streckst du die Hand aus und umfasst den Gegenstand, der glatt und kühl wie Glas ist. Im nächsten Moment springst du hoch und rennst aus der Höhle, ohne noch einmal zurück zu sehen. Du errätst anhand der Geräusche hinter dir, dass die Hyänen-Wesen deine Witterung aufgenommen haben, aber da quetscht du dich bereits durch den Eingang zurück ins Freie.
Auf dem Bergweg bist du endlich in Sicherheit und betrachtest, wofür du da dein Leben riskiert hast: Es ist eine kleine Phiole aus Glas, die mit einer purpurnen Flüssigkeit gefüllt ist.
Gegenstand gefunden: Merkwürdige Trank
Bitte merke dir dein Inventar.
Du untersuchst den Trank eine Weile, kannst allerdings nichts damit anfangen. Schulterzuckend steckst du ihn in deinen Rucksack.
Jetzt darfst du dein Pferd (falls du eines hattest) wieder mitnehmen.
Du läufst weiter, um den Gipfel der Berge noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen.
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