Tag (-1) – Donnerstag
1 – Guter Rat
Es war eine saudämliche Idee, zwei Tage vor der Abschlussfahrt hier zu hocken und das hart verdiente Geld rauszuschmeißen. Genau die Kohle, die er auf der anderen Seite dieses Tresens erarbeitet hatte. Gedankenverloren stützte Erik den Kopf auf die linke Hand und beobachtete Alex und eine ihm unbekannte Aushilfe, wie sie die übrigen Gäste bedienten.
Gut ein halbes Jahr arbeitete er hier bei Alex im Laden. Und je mehr Zeit verging, desto lieber stand Erik auf der anderen Seite. Nicht, weil es dort so amüsant war oder er ausgesprochen gern mit irgendwelchen jämmerlichen Gestalten quatschte, die sich ausheulen wollten. Nein, nur deshalb, weil er auf der anderen Seite nicht wie ein Volltrottel aussah, der zu blöd war, hier jemanden für etwas Ernsthafteres zu finden.
‚Oder überhaupt für irgendetwas, was über ein paar Nächte hinausgeht.‘
Eriks Blick glitt ein Stück weiter nach rechts, wo ein reichlich unbeholfen wirkender Mittzwanziger mit knallrotem Kopf neben einem Kerl um die dreißig stand und sich einen abstotterte. So bescheuert würde Erik vermutlich auch aussehen, wenn er sich aus seinem Schneckenhaus wagte und jemanden ansprach. Obwohl der Erfolg von dem Tomatenkopf kurze Zeit später nicht zu leugnen war, konnte Erik sich nicht dazu durchringen, diese Peinlichkeit heute in Kauf zu nehmen.
Jedenfalls nicht schon wieder. Denn beim letzten Versuch vor ein paar Tagen hatte Erik garantiert noch erbärmlicher ausgesehen. Die Sache war nur dadurch einigermaßen erträglich geworden, dass sich etwa eine halbe Stunde später gleich der nächste Kerl von demselben Typen eine wesentlich deutlichere Abfuhr abgeholt hatte. Wirklich besser machte es das aber nicht. Denn am Ende des Tages war er alleine nach Hause geschlichen.
„Erik? Noch ein Bier?“ Überrascht drehte er sich zurück links und sah sich dem breiten Grinsen seines Chefs gegenüber.
‚Nein, falsch‘, korrigierte Erik sich. Heute war Alex nicht sein Boss. Und er nur ein Gast wie jeder andere.
„Eins geht noch“, murmelte Erik verhalten und schob das leere Glas über den Tresen.
Kurz darauf reichte Alex ihm seinerseits ein frisches Bier. „Du siehst nicht gerade fröhlich aus. Ich dachte, deine mündlichen Prüfungen sind genauso gut gelaufen wie die schriftlichen.“
Erik sah ihn verwundert an. „Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich bestanden hab.“
„Ja. Ich erinnere mich dunkel ...“, murmelte Alex, nur um sich kurz darauf grinsend vorzulehnen. „An diesen Abend vor ein paar Wochen, als du förmlich geplatzt bist vor Stolz über diese Eins in ... Welches Fach war das noch gleich?“
Genervt wandte Erik sich seinem Bierglas zu, während er kaum hörbar „Deutsch“, murmelte.
„Richtig ... Deutsch.“
„Lass den Scheiß“, giftete Erik, von dem anhaltenden Grinsen seines Chefs reichlich angepisst. Dass an dem verdammten Nachmittag, als er seine schriftlichen Noten erfahren hatte, irgendwas mit ihm durchgegangen war, konnte Erik jetzt nicht mehr ändern. Das war aber noch lange kein Grund für Alex, da weiterhin, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, in dieser offenen Wunde zu bohren.
„Was denn? Ich hätte mich über jede eins auf meinem Zeugnis gefreut. Aber so strahlend hat man dich hier weder vorher noch hinterher je gesehen. Mal davon abgesehen, dass es einer der seltenen Abende war, an dem du in Begleitung verschwunden bist.“
Erik sank weiter in sich zusammen. Wenigstens konnte er sich überhaupt an den Abend erinnern. Das, was er noch davon wusste, war aber peinlich genug. Und die an den Kerl, von dem Erik sich in dieser Nacht hatte abschleppen lassen, machte es nicht besser. Nein, an den wollte Erik sicher nicht denken. Genauso wenig wie an den Typ, bei dem er es die Woche davor versucht hatte oder den Mann, der ihn vergangenen Montag nach gerade einmal zwei Wochen Bekanntschaft ziemlich beschissen abserviert hatte.
Und schon gleich gar nicht wollte Erik daran denken, dass er keinen einzigen dieser Herren selbst angesprochen hatte. Weil er es offenbar nicht auf die Reihe bekam, sein Maul aufzumachen und irgendwas Sinnvolles rauspurzeln zu lassen. Jedenfalls nicht, wenn es um den ersten Satz ging. Und der nach Möglichkeit über ein lahmes ‚Hi, wie geht es?‘, hinausgehen sollte.
‚Du zu sein ist erbärmlich.‘
„Also? Weshalb heute so bedrückt?“, fragte Alex, der von all dem Scheiß glücklicherweise keine Ahnung hatte, einfach weiter. Scheinbar verdiente man sich als Aushilfe hier den Status der permanenten Beobachtung.
Erik seufzte. „In der Nacht auf Samstag geht es auf zur Abschlussfahrt.“
Als er aus dem Augenwinkel zu Alex blickte, war dessen Verwirrung selbst für Erik unübersehbar. In dem Moment kam jedoch ein anderer Gast und wollte ein Bier. Als er nach rechts sah, konnte Erik beobachten, wie der Mann seine Bestellung bekam. Danach ging er zurück an einen Tisch, um sich dort zufrieden lächelnd mit einem anderen Typen weiter zu unterhalten.
‚Sieht total einfach aus.‘
Frustriert nahm Erik einen erneuten Schluck aus seinem eigenen Glas. Im Grunde war es doch wirklich nicht schwer. Er brauchte sich nur einen Kerl hier aussuchen, irgendwie ansprechen und sehen, was draus wurde. Ein Mann sein, kein verfluchter Junge, der sich nicht nach vorn traute, weil er Schiss hatte, dass ihm seine totale soziale Inkompetenz ansah, bevor er überhaupt den Mund aufbekam.
„Wohin geht denn die Fahrt?“, hakte Alex nach, als er wieder zurückkam und riss Erik damit erneut aus seinen Gedanken.
„Südfrankreich.“
„Schick! Und das auch noch im Sommer. Da werdet ihr vermutlich mehr Zeit am Strand als irgendwo anders verbringen.“
Erik murrte unzufrieden. Die Sache mit dem Strand war ein Punkt gewesen, weshalb er unter normalen Umständen eher nicht mitgefahren wäre. Weniger wegen dem Strand an sich als vielmehr aufgrund des üblicherweise an einen solchen anschließendes Gewässer.
„Ach komm schon!“, versuchte Alex ihn weiter aufzumuntern. „Sonne, Strand und vermutlich haufenweise halb nackte ... Jungs.“
„Ich steh nicht auf Jungs“, murrte Erik genervt, als Alex glücklicherweise ein weiteres Mal von einem Gast gerufen wurde. Vielleicht reichten die eher abweisenden Antworten ja endlich aus, dass der Mann aufgab und ihn für heute Abend in Ruhe ließ.
Es war ja sowieso nicht der Gedanke an die Fahrt, der Erik nervte, sondern inzwischen vielmehr die Tatsache, dass offenbar jeder versuchte, ihm diese schönzureden. Mit seiner Mutter hatte Erik erst vor ein paar Stunden ein ganz ähnliches Gespräch geführt. Dabei wollte er ja mitfahren. Immerhin war es die Abschlussfahrt. Außerdem hatte Erik sich reichlich abrackern müssen, um das Geld dafür zusammen zu bekommen. Ganz zu schweigen davon, dass er sich nach all den Jahren Schule einen würdigen Abschluss verdient hatte.
Problematisch waren da ganz andere Dinge. Angefangen davon, dass Erik mindestens zehn Stunden Fahrt bis dorthin überleben musste. In einem Bus voller vermutlich total ausrastender junger Menschen. Nicht zu vergessen dem Affenkönig Sandro, der Erik schon das ganze Jahr über schikaniert hatte.
Die Chance darauf, dass Erik im Bus einen Platz erwischte, bei dem er nicht neben irgendjemandem saß, der oder die ihn am liebsten aus dem Bus werfen wollte, waren schlecht. Allein bei dem Gedanken, dass er für volle zehn Stunden dem Affenkönig und dessen Bande hilflos ausgeliefert wäre, kam Erik die Galle hoch.
Und wenn er das hinter sich hatte, kam die Herberge. Einzelzimmer würden sie da wohl kaum haben. Soweit Erik wusste, sollten sie in irgendwelchen Holzhütten untergebracht sein. Zumindest die Schüler, die Lehrer hatten wohl anständige Zimmer erwischt. In den Hütten gab es aber garantiert nur Mehrbettzimmer. Und vermutlich nur ein Bad pro Hütte. Für einen Moment überlegte Erik, ob er nicht doch sicherheitshalber einen Schlafsack einpacken sollte. Es war warm genug, um notfalls draußen zu schlafen.
„Worauf stehst du denn?“
Irritiert sah Erik auf und sich selbst einem anderen Gast gegenüber, der ihn breit angrinste. Der Kerl kam ihm vage bekannt vor. Aber seitdem Erik hier arbeitete, hatte er eine Menge Männer auf der anderen Seite des Tresens gesehen, denen er in der Regel keine Aufmerksamkeit schenkte.
Automatisch wanderte Eriks Blick an der kräftigen Gestalt hinab. Die Jeans saß verdammte eng im Schritt und überließ nicht viel der Fantasie. Ansonsten hatte der Kerl ungefähr Eriks Größe, ähnliche Statur, aber sicherlich runde fünfzehn Jahre mehr auf dem Buckel.
Typen auf die Erik stand, sahen anders aus. Allerdings könnte er ja auch einmal was Neues ausprobieren. Wie Erik in den letzten zwei Monaten hatte erfahren müssen, war Sex ohne große Gefühle mitunter besser als gar kein Sex. Allerdings fühlte Erik sich dafür heute nicht frustriert genug und so anziehend war der Kerl dann auch wieder nicht.
„Nicht auf dich“, antwortete Erik entsprechend kühl.
„Ach komm schon. Ich ... bin sicher, wir könnten uns heute Abend gut amüsieren“, gab der Typ feixend zurück und nahm einen weiteren Schluck, während er reichlich unverhohlen einen Blick an Erik hinabgleiten ließ. Mit den Augen unterhalb der Gürtellinie fixiert trank der Kerl weiter und murmelte: „Bei dir steht mir jedenfalls garantiert das eine oder andere.“
Erneut sah Erik nach links. Der Mann war allerdings nun einmal optisch so gar nicht sein Typ und irgendetwas an dem Grinsen gefiel Erik nicht. Zumal weiterhin das Gefühl an ihm nagte, dass er den Mann kennen müsste. Sollte. Aber nicht unbedingt auf die gute Art und Weise.
Andererseits wäre es eben durchaus eine vernünftige Idee, sich abzureagieren, bevor es auf die Klassenfahrt ging. Denn neben dem Bus, der Unterkunft und Sandro gab es da ja dieses geradezu gigantische Problem eines gewissen Deutschlehrers, das Erik im Gegensatz zu allen anderen nur sehr schwer würde ignorieren können. Jedenfalls sobald der Kerl halb nackt im Sand saß und damit den nächtlichen Fantasien, die Erik seit Beginn des Schuljahres gequält hatten, frisches Futter bescherte.
Bevor Erik sich entscheiden konnte, stand jedoch Alex wieder vor ihm. „Nicht dein Publikum, Ronny“, meinte er kühl in Richtung des anderen Gastes.
Der grinste Erik lediglich gierig an und leerte sein Glas. „Warum lässt du das nicht den Kleinen selbst entscheiden, Alex? Vielleicht entdeckt er ja ... ganz neue Seiten an sich.“
Ein kurzer Griff nach hinten zu einer der Flaschen und einem frischen Glas, dann schob Alex dem Mann einen Whiskey vor die Nase. „Lass es“, meinte er mit für Erik undeutbarem Blick.
Es fiel diesem ‚Ronny‘ sichtlich schwer, sich von seinem eigentlichen Ziel zu lösen, als er den Kopf drehte und zunächst auf das Glas, anschließend mit einem leichten Lächeln zu Alex sah. „Bei dir sind Aushilfen immer im Dienst, was?“, meinte Ronny verhalten und zuckte die Schultern.
Er schnappte sich das Whiskeyglas und klopfte Erik mit der linken Hand gegen den Oberarm, als er sich an dem vorbei schob. „Meld dich, falls du es dir anders überlegst“, flüsterte der Kerl Erik dabei ins Ohr.
Den Schauer, der ihm bei den Worten über den Rücken wanderte, konnte Erik nicht wirklich einordnen. Noch immer kam ihm dieser ‚Ronny‘ vage bekannt vor und der Name ließ irgendetwas bei ihm klingeln. Aber Erik kam nicht darauf. Verunsichert sah er zu Alex hinüber, der derweil das leere Bierglas abräumte. Keine weitere Regung und etwas an der Art und Weise, wie Alexander dieses komische Verhalten als Selbstverständlichkeit abtat, gefiel Erik nicht.
„Was sollte das?“, fragte er unwirscher als beabsichtigt.
Alex sah auf und schüttelte einmal den Kopf. „Nicht dein Typ, Kumpel.“
Erik runzelte die Stirn. Zwar war es richtig, dass Ronny normalerweise niemand war, an dem Erik Interesse zeigen würde, aber heute wäre er ja vielleicht mit einer Nacht zur Ablenkung zufrieden gewesen. Schon spürte er, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Dieses diffuse Kratzen hinter seinem Brustbein, das Pochen hinter den Schläfen.
„Vertrau mir, Erik“, setzte Alex mit ruhiger Stimme nach. „Ronny ist ein echt netter Kerl, aber ... nicht ... das, was du brauchst.“
Wie Wasser, das man auf einen Fettbrand schüttete, sorgten Alexanders Worte dafür, dass etwas in Erik explodierte. „Ich bin kein Kind!“, fauchte er wütend zurück.
Er war neunzehn, verdammt noch einmal! Warum waren ständig alle der Meinung, dass sie wüssten, was er brauchte? Da war Erik sich ja selbst nicht sicher. Die wahnsinnige Auswahl an Verehrern hatte er nun einmal nicht zu bieten. Und das mit dem One-Night-Stand für etwas Spaß brachte er ja auch nur sporadisch auf die Reihe. In der Regel immer dann, wenn Erik genug intus hatte, um den vernunftbegabten Teil seines Hirns abzuschalten, der den kranken Rest unter Kontrolle hielt.
Alex interessierte das alles natürlich nicht. Und dass er keine Ahnung davon hatte, was sich in Eriks Kopf mitunter abspielte, war leider eher ein Segen als ein Fluch. Deshalb lächelte der Kerl auch so verdammt freundlich, dass es für Erik unmöglich war, die Wut weiter aufrechtzuerhalten. Betreten sank er in sich zusammen.
„Ich brauch keinen Aufpasser“, murmelte Erik vor sich hin, während seine Finger zu ihrem Spiel mit dem inzwischen warm gewordenen Bierglas zurückkehrten.
„Dann sollten Sie erst einmal erwachsen werden.“
Nicht Alexanders Worte, aber Erik konnte sie trotzdem hören. Immer und immer wieder. Jeden Abend, wenn er ins Bett ging, sobald er die Augen schloss und den Bildern freien Lauf ließ. Diese verdammte Stimme schien Erik, seit er sie in der Schule nicht mehr hören musste, sogar penetranter zu verfolgen als je zuvor. Er wollte verflucht noch einmal kein Kind sein. Und sei es nur um diesem Blödmann gegenüber stehen zu können und endlich eine Antwort auf diese eine Frage zu bekommen.
„Ich weiß, dass du kein Kind bist“, meinte Alex weiterhin lächelnd. „Aber manche Erfahrungen musst du vielleicht ... nicht unbedingt heute machen.“
Erik schloss die Augen und rieb sich über die Stirn. Wahrscheinlich hatte Alex recht. Und ganz bestimmt meinte er es nur gut. Im Grunde sollte Erik ihm dankbar sein. Denn es war langfristig ja ohnehin kein One-Night-Stand, den er suchte. Auch wenn der Erik womöglich für ein paar weitere Stunden von der Tatsache ablenken konnte, wen er in zwei Tagen wiedersehen würde.
Eriks Blick wanderte zur Uhr an der Wand. Fast Mitternacht. Von wegen, zwei Tage, es waren gerade einmal vierundzwanzig Stunden. Dann würde er ihn wiedertreffen. Die Verführung in Menschengestalt. Eriks tatsächliches Problem. Diesen Blödmann Berger, der weiterhin seine Gedanken zu beherrschen schien, obwohl der Kerl da nichts zu suchen hatte. Jedenfalls nicht auf diese Art.
‚Im Grunde auf gar keine Weise.‘
Schließlich war Berger bis nach dem Abiball offiziell Eriks Lehrer. Und selbst wenn nicht, wäre er immer noch ein Blödmann. Sogar ein verflucht dämlicher Blödmann. Einer, den Erik nicht leiden konnte. Abgesehen von dem hübschen Po. Und der netten Frontansicht. Nicht zu vergessen die beschissenen grünen Augen, die Erik einfach nicht in Ruhe ließen.
Ein Seufzen, das definitiv nicht ihm selbst entkommen war, riss Erik aus seinen Gedanken. Irritiert sah er auf und sich schon wieder seinem Chef gegenüber. Alex deutete mit fragendem Blick auf das erneut geleerte Glas. Erik musste jedoch nicht lange überlegen und schüttelte den Kopf. Für heute war es genug.
„Du solltest eine Woche Südfrankreich nicht als Qual betrachten, sondern als Wohltat“, brummte Alex. „Ah, die Aussicht auf ein paar nette, halb nackte Französinnen würde mich jedenfalls nicht so am Tresen hängen lassen.“
Erik grinste. „Als ob du deiner Holden jemals fremdgehen würdest.“
Mit einem Grinsen zuckte Alexander die Schultern. „Auch wieder wahr. Ich denke trotzdem, du solltest die Gelegenheit nutzen.“
Hastig senkte Erik den Kopf und hoffte, dass man die Unsicherheit, die prompt in ihm aufstieg, nicht sofort sehen konnte. Vor einem dreiviertel Jahr hätte Erik sehr genau gewusst, was für eine Art von Gelegenheit er in Bezug auf diesen blöden Lehrer nutzen wollte.
Um sich von diesem Gedanken abzulenken, fragte Erik murmelnd nach: „Und was genau?“
„Mal was anderes zu blasen, als Trübsal.“
Diesmal war Erik sich sicher, dass sein Kopf in einem strahlenden Rot explodierte. „Das ist nicht witzig, Alex!“, fauchte Erik angepisst zurück. „Und aus deinem Mund geradezu widerlich.“
Ein weiteres Lachen seines Chefs und ein kurzes Kopfschütteln. „Du benimmst Dich manchmal, als wärst Du uralt, verheiratet und dürftest nicht einmal an Sex denken, Erik.“
„Als wäre ich Du?“
„Hey, das war ein Tiefschlag!“, gab Alex lachend zurück. „Aber ja, im Grunde wie ich. Nur dass ich bitte schön noch lange nicht ‘uralt’ bin. Nur damit das klar ist.“
Da musste Erik selbst grinsen, als er antwortete: „Aus meiner Sicht durchaus.“
„Ich bin immer noch nicht mal dreißig!“
„Aber weit weg von neunzehn!“
Alex wackelte mit dem Finger vor Eriks Gesicht herum. „Also… nachdem Du jetzt wieder bessere Laune hast: Mach dich locker, Kleiner. Du bist jung, ledig und kein Waldschrat. Steig in den Bus und genieß einfach diese eine Woche Frankreich. Okay?“
Einen Moment zögerte Erik. Aber Alex hatte recht. Seine Mitschüler würden auch alles tun, um ihren Spaß zu haben. Wer sich nicht in den eigenen Reihen bedienen wollte, würde sich bestimmt schnell von der Truppe verabschieden und jemanden für einen Urlaubsfick finden.
Also wieso sollte Erik sich mehr als nötig mit ihnen abgeben? Schließlich konnte er genauso an den Strand gehen und die Aussicht genießen. Gleiche Chancen für alle. Es würde ihn ja wohl kaum jemand zwingen, sich mit dem Rest des Kurses abzugeben. Oder mit blöden Lehrern, die Eriks Libido auf reichlich verquere Weise anstachelten.
„Du hast recht, Alex!“
Entschlossen schlug Erik mit der Hand auf den Tresen, bevor er sich auf den Heimweg machte. Morgen würde er seine Sachen packen und in der Nacht auf Samstag würde es dann losgehen. Eine Woche Sonne in Südfrankreich, die er sich weder von dem Idioten Sandro, dessen Affen oder sonst irgendwem kaputtmachen lassen würde.
‚Und schon gar nicht von dem Blödmann Berger.‘