22 – Verführerische Party
Dummerweise fühlte es sich nicht wirklich danach an, als würde irgendwas nach Eriks Regeln laufen. Jedenfalls nicht, während er neben seinen Mitschülerinnen beim ‚Strandspaziergang‘ herlief. Und erst recht nicht als Sophie Erik schließlich am frühen Abend in Richtung dieser ominösen ‚Bar‘ zerrte.
Die war tatsächlich eher ein Verschlag unten am Strand. Die sogenannte Bühne war ein Haufen Bretter, auf der vier Jungs Stimmung verbreiteten. Und als Tanzfläche durften Promenade und der Strand selbst herhalten.
‚Wenigstens ist die Musik besser als gestern‘, sagte Erik sich, während er neben Sophie in der Schlange stand, um etwas zu trinken, an der Bar zu ergattern.
Aus dem Augenwinkel konnte Erik Berger am Strand stehen sehen. Die Hände in den Hosentaschen starrte der Kerl aufs Meer. Neben ihm, Sophies Freundin, die weiterhin auf Berger einredete. Der sah nicht wirklich so aus, als hätte er Bock auf das Gespräch oder würde wenigstens antworten.
Erik schluckte. Es sollte ihm egal sein, ob Berger überhaupt hier war oder nicht. Nein, im Grunde wäre es doch wohl normal, wenn er wollte, dass der Kerl verschwand. Das beschissene Kribbeln in Eriks Bauch sagte allerdings etwas anderes.
‚Der Typ ist nur ein blöder Lehrer!‘, ermahnte Erik sich selbst und zwang sich, zur Schlange vor ihm zurückzuschauen.
Wenn Berger keine Lust hatte, auf der Party herumzuhängen, könnte er schließlich einfach zurück in die Herberge gehen. Wie ein Blitz traf Erik die Erkenntnis, dass genau das nicht der Fall war. Als er seine Hand prüfend in die linke Hosentasche schob, war da definitiv das Metall eines Schlüssels. Sofort zuckte Eriks Kopf herum und er sah wieder zu Berger. Der ertrug noch immer geduldig lächelnd das Geschwafel.
‚Er sitzt hier fest.‘
Der Gedanke fühlte sich bei Weitem nicht so toll an, wie es sein sollte. Anstatt sich zu freuen, dass er diesmal Berger eins auswischen konnte, krampfte sich Eriks Magen schon wieder unangenehm schmerzhaft zusammen. Der Vorsatz, ganz sicher nicht zu Berger zu sehen, scheiterte ungefähr zwei Minuten später.
‚Wie viel bestellte der Arsch da vorn in der Schlange eigentlich, dass es hier nicht vorwärtsging?‘
Vorsichtig drehte Erik den Kopf. Schon wieder fand sein Blick Berger. Der wirkte zwar nicht gerade begeistert, aber auch nicht angepisst oder als ob er sich gleich die Kugel geben würde, weil er hier festsaß. Wenn Berger sich auf dieser beschissenen Party am Ende auch noch amüsierte, hätte Erik dem Blödmann nicht einmal eins auswischen können.
‚Begeisterung sieht anders aus. Hoffentlich.‘
„Wir sind dran“, flüsterte Sophie zögerlich von rechts und holte Erik damit wieder einmal aus dem Gedankenchaos.
„Ja. Okay“, beeilte Erik sich zu versichern und trat zur Bar hinüber.
Auf Englisch bestellte er sich ein Bier. Immerhin waren sie hier auf einer Party. Glücklicherweise verstand der Typ hinter dem Tresen, was Erik sagte und reichte ihm kurz darauf eine Flasche. Sophie nahm ein orange schimmerndes Irgendwas, das garantiert mehr Umdrehungen hatte als Eriks Bier. Aber auch das konnte ihm, genau wie Berger, egal sein.
Um nicht schon wieder an den zu denken, wandte Erik sich zunächst der improvisiert wirkenden Bühne zu. Als er Sophie fragte, ob sie mit rüberkommen wollte, lächelte die zufrieden, nickte allerdings nur zaghaft.
Leider hatte Erik nicht bedacht, wie dämlich es sich anfühlen würde, wenn er stumm und stocksteif neben Sophie stand. Die vier Jungs auf der Bühne waren echt nicht schlecht. Um genau zu sein, fand Erik die Musik sogar ziemlich gut. Er verstand zwar kein Wort von dem französischen Text, aber der Rhythmus hatte etwas.
Sophie musste förmlich schreien, um die Musik zu übertönen als sie fragte: „Magst du tanzen?“
Erik überlegte nicht einmal, bevor er den Kopf schüttelte. Selbst wenn er in anderer Umgebung und mit der richtigen Begleitung nicht vollkommen abgeneigt wäre, traf keines von beidem hier zu. Wie automatisch ließ Erik seinen Blick über die tanzenden Menschen vor ihm schweifen. Der schwarze Haarschopf, den er suchte, war allerdings nirgendwo dort zu sehen. Auch ein kurzer Seitenblick in die andere Richtung förderte Berger nicht zutage.
Erik schluckte und versuchte, dieses blöde Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Das dämliche schwarze Loch, das sich da schon wieder auftat, bei dem Gedanken, dass Berger sich hier am Ende womöglich doch noch amüsierte – ohne Erik.
‚Vielleicht ist er zurück zur Herberge.‘
Auch der Gedanke half wenig. Erneut versuchte Erik Berger in dem Gewimmel auszumachen – erfolglos. Womöglich hatte der Kerl auch einfach nur keinen Bock, sich von jemandem auf die Füße treten zu lassen.
Die Mehrzahl der Leute hier war recht jung. Teenager oder in ihren Zwanzigern. Deutlich älter dürfte keiner sein. Im Grunde genau das richtige Publikum – sowohl für die Party als auch um sich endlich dem eigenen Urlaubsflirt zu widmen.
Erik nippte an dem Bier. Pierre hatte die Party empfohlen und bei der bunten Mischung, die auf den ersten Blick erkennbar war, gab es garantiert auch ein paar Kandidaten, die mit Erik auf der gleichen Wellenlänge schwimmen würden. Er bräuchte nur Sophie endlich hier stehen lassen und sich auf die Suche begeben.
‚Nach Berger?‘
Missmutig verzog er das Gesicht. Falls der blöde Lehrer sich vom Acker gemacht hat, würde Erik ihn ganz sicher nicht suchen. Noch einmal sah er sich um. Doch jedes Mal, wenn er meinte, dass einer der Männer vielleicht jemand sein könnte, verkrampfte sich alles in ihm.
„Du hängst viel mit Herrn Berger rum, oder?“, meinte Sophie, als die Typen auf der Bühne eine kurze Trinkpause einlegten.
Erik sah lieber nicht zu ihr rüber, versuchte eher, Sophie und ihre Frage geflissentlich zu ignorieren, während er die Bierflasche erneut ansetzte. Da war definitiv zu wenig drinnen und die Plörre schmeckte grauenhaft. Wenigstens würde das Erik die Gelegenheit geben, demnächst von Sophies Seite zu verschwinden, um sich etwas Besseres als Nachschub zu holen.
‚Am besten verziehst du dich ganz, bevor sie dich danach wiederfindet.‘
„Erik?“
Er schluckte – leider kein anständiges Bier. „Ob ich viel mit Berger rumhänge?“, gab er zurück, darum bemüht sich nichts anmerken zu lassen. „Schon vergessen? Wir dürfen nicht alleine rumlaufen.“ Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass Sophie die Stirn runzelte, also fügte Erik wahrheitsgemäß hinzu: „Außer ihm sind alle ohne mich abgehauen. Ist ja nicht so, als ob ich es drauf anlegen würde.“
„Ach so!“, gab Sophie mit einem geradezu zufrieden wirkenden Lächeln zurück. „Du ... Also, Du hättest auch mit ... uns mitkommen können“, meinte sie anschließend und zupfte schon wieder an ihrem Shirt rum.
Erik konnte gerade noch rechtzeitig verhindern, dass er bissig zurückfragte, ob sie glaubte, er würde sich sonderlich gut als Mädchen machen. Oder wieso Sophie auf die bescheuerte Idee kam, dass Erik irgendein Interesse daran hätte, mit drei Frauen Zeit zu verbringen, mit denen er ein Jahr lang kaum ein Wort gewechselt hatte.
„War ganz nett, bis die anderen verschwunden sind“, log Erik, um wenigstens den Anschein zu erwecken, als wäre die mit Berger verbrachte Zeit ganz und gar unfreiwillig gewesen.
Gleichzeitig glitt Eriks Blick erneut von einem Haarschopf zum nächsten. Der, nachdem Erik suchte, war jedoch weiterhin nicht darunter. Um den Tanzbereich einigermaßen zu beleuchten, hatte man recht schummrig leuchtende Laternen aufgehangen. Die schafften es aber kaum, den gesamten Strand zu erhellen, und so gab es einige dunkle Ecken, vor allem entlang der Mauer zur Promenade. Falls Berger dort noch irgendwo stand, wäre er vielleicht schlicht nicht zu erkennen.
‚Ist doch egal‘, versuchte Erik sich erneut einzureden. Er hatte schließlich den Schlüssel. Also wäre es für Erik zumindest kein Problem, jederzeit hier abzuhauen und in die Herberge zurückzukehren.
„Herr Berger ist ziemlich beliebt“, bemerkte Sophie mit einem Mal.
Erik musste sich beherrschen, um sich nichts anmerken zu lassen. Dass der Blödmann mindestens der Schwarm der Klassenstufe war, konnte man nun wirklich nicht übersehen. Und der Grund war offensichtlich. Jedenfalls, wenn man wie Erik durchaus eigenes Interesse an dem Kerl hatte. Auf der Abschlussfeier würde sicherlich kein anderer den Preis als ‚beliebtester Lehrer‘ abkassieren. Einen Platz für den am besten aussehenden gab es glücklicherweise nicht. Selbst wenn, würde Berger den fraglos ebenso kassieren.
Der Versuch, sich einzureden, dass Eriks eigenen Gedanken rein körperlich waren, scheiterte dennoch. Da gab es inzwischen dummerweise genug andere Facetten, die Erik stetig mehr interessierten. Erst recht, wenn es darum ging, was dieser Herr Berger scheinbar vor ihnen allen so sorgsam versteckte. Wie zum Beispiel den Kerl, der mit anzüglichen Bemerkungen um sich schmeißen konnte. Der mit einem einzigen, blöden Satz herausforderte – und sich anschließend gleich wieder in sein verfluchtes Schneckenhaus zurückzog. Während er einem dabei die Tür vor der Nase zuschlug.
„Ist mir ein Rätsel warum“, murmelte Erik verhalten.
„Hey, Soph!“, rief es mit einem Mal hinter ihnen und kurz darauf kam eines der anderen Mädchen um sie herum gestürmt. Sie grinste breit und fragte mit einem amüsierten Grinsen, ob Sophie nicht mit tanzen kommen wollte.
‚Da ist aber jemand flott mit dem Alkohol gewesen‘, vermerkte Erik geistig und musste sich ein eigenes Grinsen verkneifen.
„Ich weiß nicht ...“, murmelte die mit einem Seitenblick zu Erik.
‚Bitte nicht!‘ Um hier nicht als Ausrede herhalten zu müssen, hob Erik schief grinsend die Flasche. „Ich brauch eh Nachschub. Amüsiert euch ruhig.“
„Na los!“, wurde Sophie erneut aufgefordert und schon mit sich mitgezogen. Mit halbem Ohr konnte Erik hören, wie sie kichernd hinterher schob: „Jetzt gib doch endlich auf. Du suchst dir echt ständig die hoffnungslosesten Fälle aus, Soph.“
Auch wenn Erik sehr genau wusste, wie das gemeint war, versetzten die Worte ihm einen Schlag in den Magen. War er das? Hoffnungslos? Es brachte nichts, sich einzureden, dass sie das lediglich darauf bezogen hatte, dass er offenbar nicht als Beziehungsmaterial für Sophie taugte, weil er nun einmal nicht auf Frauen stand.
„Für die Männer hat es ja auch nicht gereicht“, murmelte Erik und schloss für einen Moment die Augen.
Seine Stimmung war bisher schon nicht gigantisch gut gewesen. Aber der Gedanken, dass dieses ‚hoffnungslos‘ ebenso gut heißen könnte, dass Erik grundsätzlich nicht für eine Beziehung taugte, versetzte seiner Laune einen weiteren Dämpfer.
Hastig drehte Erik sich herum und wollte zur Bar stapfen, als er von einem breiten Grinsen aufgehalten wurde. Nun, weniger von dem Grinsen per se, als von dem Kerl, der es auf den Lippen lag.
„Wen haben wir denn da?“, säuselte es förmlich vor Erik.
Der wusste nicht so recht, was er sagen sollte und stand vermutlich wie ein Reh im Scheinwerferlicht da. Also reichlich dämlich. So wie immer. Und das fing zunehmend an zu nerven. Er wollte sich doch nicht mehr wie ein dummes Kind aufführen!
Deshalb riss Erik sich zur Abwechslung tatsächlich ein mal zusammen und versuchte, einigermaßen überlegen und weniger kindisch rüberzukommen, als er antwortete: „Was willst du, Pierre?“
Der wischte sich mit einem zufriedenen Lächeln die Haare hinters Ohr. „Oh, der hübsche Typ aus dem nervigen Tourihaufen weißt meinen Namen noch. Das gefällt mir!“
Der unverhohlen interessierte Blick, den Pierre an Erik herabgleiten ließ, jagte diesem einen Schauer über den Rücken. Allerdings musste er zugeben, dass der nicht wirklich schlecht war. Erik kannte diese Blicke nach gut einem halben Jahr hinter dem Tresen im Rush-Inn recht gut. Während seiner Schichten sah Erik sie regelmäßig. An den Tagen, wenn er arbeitete, waren sie sogar wesentlich häufiger, als an denen, wo er nur als Gast bei Alex aufschlug. Als ob der Platz hinter der Bar einen für das Publikum nur umso attraktiver machen würde.
Wenn das Bier nicht längst leer gewesen wäre, hätte Erik jetzt gern einen Schluck davon genommen. Ganz einfach, damit er nicht so unsicher wirkte, wie er sich fühlte. Dummerweise war in der Flasche aber nun einmal kein Tropfen mehr – und selbst wenn, schmeckte das Zeug ohnehin nicht.
„Nur, um sicherzugehen: Welcher von den Schreihälsen warst du noch gleich?“, fragte Pierre, nachdem er seine Musterung beendet hatte. Erik runzelte die Stirn, nicht sicher, wie er die Frage verstehen sollte. „Der Idiot oder die Schwuchtel?“
Obwohl es total hirnrissig erschien, schob sich ein Grinsen auf Eriks eigene Lippen. „Was glaubst du?“
Pierre lachte. „Da du mir noch keine reingehauen hast, gehe ich davon aus, dass du nicht der Idiot bist.“ Als Antwort zuckte Erik lediglich mit den Schultern. „Wie heißt du?“
„Erik.“
Daraufhin deutete Pierre zu der Flasche in seiner Hand. „Kann ich dir was ausgeben, das besser schmeckt?“, fragte er mit einem süffisanten Grinsen.
Um Alexanders Rat zu befolgen, brauchte Erik hier jetzt vermutlich nur ja sagen, denn den Teil mit dem Ansprechen hatte Pierre recht erfolgreich erledigt. Obwohl der Kerl normalerweise nicht unbedingt dem entsprechen würde, was Erik als ‚seinen Typ‘ bezeichnet hätte, konnte man nicht leugnen, dass er attraktiv war. Und dem Blick nach interessiert genug.
‚Nimm, was du kriegen kannst‘, zischte der notgeile Querulant in Eriks Kopf dazwischen. ‚Gibt ausreichend dunkle Ecken hier. Ein Blowjob ist garantiert drinnen.‘
Trotzdem hörte Erik sich kurz darauf zögerlich sagen: „Tut mir leid, du ... bist nicht ... mein Typ.“
Pierres Lachen wurde erneut lauter und plötzlich hing er an Eriks Arm um ihn zur Bar hinüber zu ziehen. „Och, das finde ich jetzt aber gemein von dir, mein Hübscher“, tönte er feixend. „Dabei könnten wir garantiert ganz viel Spaß miteinander haben.“
Da musste Erik ebenfalls lachen. „Oh, da bin ich sicher“, murmelte er, nur um kurz darauf bereits Hitze in die Wange aufsteigen zu spüren. „Trotzdem, nein.“
„Hm ... bedauerlich. Aber im Grunde vielleicht besser so“, fuhr Pierre unbeirrt fort. An der Bar angekommen bestellte er in schnellen französischen Worten etwas und reichte Erik anschließend eine Flasche. „Vertrau mir“, säuselte Pierre ihm ins Ohr, als Erik das Getränk zweifelnd anstarrte.
„Warum sollte ich?“
Wieder ein amüsiertes Lachen. „Weil ich für die nächsten ...“
Pierre unterbrach sich selbst und zückte von irgendwoher ein Handy, bevor er es nach einem kurzen Blick darauf wieder geradezu magisch in den eigentlich nicht vorhandenen Klamotten verschwinden ließ. Stattdessen hing er erneut an Eriks Arm und zog ihn zur Mauer an der Promenade hinüber.
„Nun, weil ich für die nächsten dreißig bis fünfundvierzig Minuten etwas zusätzliche Unterhaltung brauche und du siehst wie die perfekte Wahl dafür aus.“
Erik runzelte irritiert die Stirn und schnupperte an der geöffneten Flasche. Was auch immer es war, es roch süß und nach Alkohol. Ein prüfender Schluck und er musste zugeben, dass Pierre durchaus Geschmack hatte, was Getränke anging.
‚Bei den Klamotten kann man streiten‘, dachte Erik jedoch nach einem kurzen Blick zu seinem Begleiter. ‚Wobei es irgendwie zu ihm passt.‘
Mit einem Mal schob Pierre ihn zur Seite, bis Erik mit dem Po gegen die Mauer stieß. Keine zwei Sekunden später wurden schlanke und dennoch unerwartet kräftige Finger auf Eriks Brust gepresst, tasteten an den Muskeln entlang. Erik schaffte es, ein Stöhnen zu unterdrücken. Pierre war da weniger zurückhaltend. Wobei das bei dem eher nach einem zufriedenen Schnurren klang. Die Finger wurden tiefer geführt, blieben schließlich auf Eriks Bauch liegen. Als sie dabei eine nach dem Überfall vom Vormittag doch etwas empfindliche Stelle erwischten, zuckte er kurzzeitig zusammen.
„Was ist danach?“, fragte Erik krächzend, um sich selbst abzulenken. „Nach diesen dreißig Minuten?“
Pierre sah nun wirklich nicht schlecht aus und die sich schon wieder durch das Netztop herausstreckenden kleinen braunen Nippel schrien förmlich nach Aufmerksamkeit. Genau wie gewisse Teile Eriks eigener Anatomie.
„Hm ...“, brummte Pierre nachdenklich und lehnte sich vor, bis seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von Eriks entfernt waren. „Dann hat mein Mann da drüben auf der Bühne endlich Pause.“
„Was?“, keuchte Erik überrascht und sah zur Band. Die vier Jungs waren guter Stimmung und verbreiteten die weiterhin auch unter den Gästen. „Mann?“
Pierre grinste und lehnte sich wieder zurück. Seine Finger wanderten aber weiter über Eriks Bauch. „Ja ...“, murmelte er verträumt. „Und wenn ich Glück hab, sieht er, wie ich mit dir hier herumspiele.“
„Hä?“ Jetzt verstand Erik gar nichts mehr.
Seine Verwirrung brachte Pierre jedoch nur erneut zum Lachen. Spielerisch schlug er Erik gegen die Brust. „Du bist süß. Auf eine etwas naive und antiquierte Art und Weise. Aber mit dem Körperbau bist du genau der Typ, auf den Jean wirklich tierisch eifersüchtig werden wird.“
„Du willst deinen Freund mit mir eifersüchtig machen?“, fragte Erik ungläubig.
Pierre grinste breit. „Oh ja! Je mehr ich heute Abend zu entschuldigen habe, umso besser.“
Erik runzelte die Stirn. „Ist das nicht irgendwie ... schräg?“
Ein Schulterzucken, dann drehte Pierre sich um und lehnte sich stattdessen demonstrativ mit dem Rücken gegen Eriks Brust. Er hob den Arm und winkte heftig in Richtung der Bühne. Als sich das Gesicht des Sängers verfinsterte, war ziemlich klar, wer denn wohl Pierres Mann war.
Nicht sicher, was er sagen sollte, nippte Erik an dem Drink, den er spendiert bekommen hatte. Der zweite Schluck war nicht schlechter als der erste und beim dritten schmeckte das Zeug allmählich richtig gut. Kein Bier und vermutlich mit mehr Umdrehungen als Erik normalerweise trinken würde. Trotzdem war es lecker und die Flasche entsprechend schnell geleert.
Dass Pierre die Hälfte der Zeit mit dem Po gegen Eriks Schritt gepresst herum wackelte, half nicht wirklich. Der Kerl war nicht nur zu seinem Freund Jean reichlich fies.
„Könntest du das bitte lassen?“, presste Erik deshalb schließlich heraus.
„Was genau?“, fragte Pierre und sah mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen über die Schulter. Sein Po presste sich ein weiteres Mal gegen Eriks Schritt.
Dass sich dort inzwischen nicht nur ein ‚bisschen‘ was regte, konnte Pierre nicht entgangen sein. Obwohl es unmöglich erschien, wurde dessen Grinsen sogar noch breiter.
„Ich könnte schwören, dass es dir gefällt.“
Erik stöhnte und sah zum inzwischen schwarzen Himmel hinauf. Womit hatte er das verdient? Ein verfluchter Lehrer, der ihn ständig herausforderte, nur um prompt zurückzurudern, und jetzt auch noch das hier.
„Die Aussicht, entweder die Faust von deinem Jean im Gesicht zu haben oder hier, wenn der da drüben fertig ist, alleine mit einem Ständer zu stehen, um den sich keiner kümmert, gefällt mir weniger“, murrte Erik und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Enttäuscht stellte er dabei fest, dass die inzwischen leer war.
Pierre drehte sich herum und grinste anzüglich, während sich seine Hand gegen Eriks Schritt presste. „Oh, ich kümmere mich unheimlich gern darum, wenn du doch noch Interesse bekommen hast.“
Erik stöhnte erneut. Allmählich fing er an, zu verstehen, wie es womöglich dem Typen gegangen war, den er damals auf dem Klo mit seinem Ex Dominik erwischt hatte. Falls Domi genauso vehement wie Pierre gewesen war, konnte man es vermutlich keinem Mann verübeln, wenn er zu dem Angebot nicht ‚Nein‘ sagte.
Genau das tat Erik trotzdem, indem er die leere Flasche hob und gequält lächelte: „Mir wäre lieber, du würdest dich da drum kümmern. So lange ich riskiere, dass dein Freund mich für nichts vermöbelt, ist es nur fair, wenn du mich vorher entsprechend abfüllst.“
Pierre lachte erneut und nickte. Beschwingt hüpfte er kurz darauf auf dem Weg zur Bar entlang, während Erik die Verschnaufpause nutzte, um sich seufzend den Schritt zu richten. Er hätte das Angebot annehmen sollen. Aber der Gedanke, mit Pierre rumzumachen, während dessen Freund auf der Bühne stand und Berger sich womöglich noch in der Nähe herumtrieb, riss an etwas in Eriks Innerem, dem er lieber nicht zu nahe kommen wollte.
‚Der blöde Lehrer kann dir egal sein‘, versuchte Erik sich erneut einzureden.
Wie immer ohne Erfolg. Prompt suchte er schon wieder die Köpfe der tanzenden Menschen am Strand ab, aber Berger war nirgendwo zu sehen. Wirklich erwartet hatte Erik das allerdings auch nicht. Bisher hatte der Kerl nicht so gewirkt, als ob er ständig auf Partys rumhing. Andererseits hatte Erik in den letzten Stunden schon so einige Seiten an Berger gesehen, die er vor dieser verdammten Fahrt nicht für möglich gehalten hätte.
„Scheiße“, murmelte Erik und sah zurück zu Pierre, der allerdings noch in der Schlange an der Bar herum hibbelte, anstatt endlich mit einem Drink herzukommen. Dabei war der Nachschub bitternotwendig.