6 – (Un-?)glücklicher Umstand
Die beiden Lehrerinnen standen gut gelaunt quatschend vor dem Rundbogen, der in den anderen Teil der Herberge führte – dorthin, wo es hoffentlich doch noch ein Einzelzimmer gab. Eines, von dem er gedachte es zu erwischen, bevor irgendjemand anderes merkte, dass es überhaupt zur Auswahl stand. Erik erreichte die Auffahrt, als Berger mit ein paar Schlüsseln in der Hand heraus kam.
„Die Schüler schlafen in den Hütten. Sie haben ein Doppelzimmer. Nach dem Durchgang links am Ende vom Gebäude.“
„Und Sie?“, fragte Frau Hirvi sofort und die Art und Weise, wie sie Berger dabei ansah, gefiel Erik nicht wirklich.
„Auch. Ein Einzelzimmer hätte es getan, aber was soll’s“, erwiderte Berger und zuckte mit den Schultern.
„Die Hütten haben sechs Betten“, platzte es aus Erik heraus, als er zu den Lehrern herantrat.
„Was?“, fragte Frau Hirvi irritiert und auch Berger sah verwundert auf.
„In den Hütten. Es sind offenbar sechs Betten drinnen“, erklärte Erik erneut. Er konnte das Grinsen, das bereits an seinen Mundwinkeln zerrte, spüren.
Es dauerte sicherlich zwei, vielleicht auch drei oder vier Sekunden, in denen Berger auf die Hütten starrte und überlegte, was er mit dieser Information anfangen sollte. Amüsanterweise wurde der Ansatz eines Grinsens auf Eriks Lippen immer breiter und deutlicher, je klarer das Entsetzen sich auf dem Gesicht seines Lehrers abzeichnete.
„Scheiße!“, fluchte Berger verhalten und machte prompt auf dem Absatz kehrt.
„Wo ist das Problem?“, fragte Frau Hirvi diesmal an ihre Kollegin gerichtet.
„Sechs Betten“, wiederholte Erik und sah sie mit einem weiterhin reichlich unverhohlen Grinsen an.
„Und?“
Endlich dämmerte es zumindest ihrer Begleiterin, denn jetzt war auch der Schreck in Frau Farins Gesicht zu sehen. „Dreizehn Jungen“, hauchte sie und sah prompt Berger nach, der aber längst verschwunden war. „Oh, verdammt.“
‚Bingo!‘, tönte es in Eriks Kopf.
Natürlich hatte er nicht das geringste Interesse daran, mit Berger in einem Zimmer zu schlafen. Nichts lag Erik ferner, um genau zu sein. Denn weder wollte er sich der Peinlichkeit aussetzen, noch der Versuchung. Wobei sein Schwanz bei dem Gedanken an Letztere durchaus eine andere Meinung hatte. Eriks Verstand glücklicherweise jedoch nicht und der schrie ausnahmsweise lauter. Der geradezu panische Gesichtsausdruck seines sonst so emotionslos erscheinenden Lehrers hatte nichtsdestotrotz etwas ausgesprochen Unterhaltendes gehabt.
Die beiden Frauen ließen ihre Taschen stehen und eilten Berger hinterher. Da es hier offensichtlich um seinen Schlafplatz ging – denn die übrigen zwölf Herren des Kurses dürften sich inzwischen einsortiert haben – folgte Erik ihnen auf dem Fuße.
Nach der Rezeption brauchten sie nicht suchen, denn Bergers wutschnaubende Stimme war klar und deutlich von links zu hören, kaum dass sie durch den Torbogen hindurch waren. Kurz darauf betraten sie alle drei einen kleinen Raum, der scheinbar als Rezeption diente.
Dank mangelnder Sprachkenntnisse verstand Erik kein Wort von dem, was Berger dem Mann auf der anderen Seite des Tresens entgegen warf. Was auch immer es war, der arme Kerl schien bei jedem Wort weiter in sich zusammenzuschrumpfen und blätterte panisch in einem großen Buch.
„Wie konnte das Reisebüro das dermaßen verbocken?“, fragte Frau Farin und riss Berger damit aus dessen Wuttirade heraus.
„Offenbar war neben den Hütten ein Doppelzimmer für die beiden verbleibenden Schüler gebucht. Als Christine und Maurice die Reise abgesagt haben, hat der Kerl da einfach das Einzelzimmer gestrichen, weil er dachte, es würde ja keinen Unterschied machen.“
„Konnte nicht wissen ...“, setzte der Mann auf der anderen Seite an, nur um prompt erneut von Berger zusammengeschissen zu werden.
„Ich kann selbst von hier sehen, dass da bei dem durchgestrichenen Zimmer ‚l’enseignant‘ daneben steht!“
„Ma foi ...“
„Wo ist das Problem?“, fuhr Frau Hirvi dazwischen. „Tauschen Sie das Zimmer gegen zwei Einzelzimmer und gut ist.“
Erik stand indes schweigend daneben. Wenn es so einfach wäre, würde Berger hier sicherlich nicht stehen und schnauben wie ein angestochener Stier. Und die Art und Weise, wie der Kerl überall hinblickte, nur nicht zu Erik sagte auch so einiges. Zumindest wenn er der flüsternden Stimme in seinem Kopf glauben schenken wollte. Der, die stetig deutlicher behauptete, dass Berger gerade der Arsch auf Grundeis lief und das ausgesprochen amüsant um nicht zu sagen anregend war.
Allerdings kam mit diesem Gedanken auch der Nächste. Der, bei dem Erik es dann gar nicht mehr so witzig fand, wenn Berger herausfinden würde, wie viel Wahrheit tatsächlich in diesen beschissenen Straf- und Hausarbeiten im vergangenen Schuljahr gesteckt hatte. Dass zumindest gewisse – offensichtlich von Wahnsinn durchtriebene – Teile von Erik, es ausgesprochen reizvoll finden würden, einem ganz bestimmten Deutschlehrer endlich die Klamotten vom Leib zu zerren. Und ihm zu zeigen, dass er kein verdammtes Kind mehr war.
„Toutes les chambres sont occupées“, murmelte der Mann gequält und sank in sich zusammen, als Bergers stechender Blick sich wieder voll auf ihn richtete. Erik erstarrte. So schlecht konnte sein Französisch gar nicht sein, dass er das nicht verstanden hätte.
„Was sagt er?“, fragte Frau Hirvi und sah sich hilfesuchend zu ihrer Kollegin um, nachdem Berger sie ja gerade keines Blickes mehr würdigte.
„Ich glaube, es ist alles belegt“, flüsterte Frau Farin zurück.
Bergers Stimme war nur noch ein Zischen, als er den Mann erneut anfauchte. Erik hatte zwar keine Ahnung, was das war, aber das ‚étudiant‘ klang verflucht danach, als ob sein Lehrer – zu Recht – gerade austickte, weil er mit einem Schüler im gleichen Zimmer schlafen sollte.
„Was ist mit den Busfahrern?“, fragte Frau Hirvi plötzlich.
„Auch ein Doppelzimmer“, stöhnte Berger und fuhr sich genervt durch die Haare.
Die Art und Weise, wie die danach wirr vom Kopf abstanden, löste schon wieder dieses dämliche Flattern in Eriks Bauch aus. Schnell wandte er sich ab. Vor ein paar Monaten hätte das kranke Arschloch in seinem Kopf drauf bestanden, dass das die Gelegenheit wäre, Berger alles heimzuzahlen. Ohne überhaupt zu wissen, was dieses ‚alles‘ denn sein sollte. Ihn diskreditieren, beschuldigen. Behaupten, Berger hätte ihn angefasst, während es in Wirklichkeit doch der irre Teil in Erik war, der diesen Blödmann nur zu gern in die Finger bekommen wollte.
Der Herbergsleiter zuckte weiterhin mit den Schultern und murmelte irgendetwas vor sich hin, was Erik selbst dann nicht verstanden hätte, wenn er in Französisch nicht so eine Niete wäre.
‚Sprachlich zumindest, sonst hat sich da bisher niemand beschwert.‘
Ah, da war ja endlich das beinahe vermisste Arschloch wieder und trieb Eriks Scham mit seinen dämlichen Wortwitzen weiterhin in die Höhe. Allmählich selbst genervt von der Situation und allem, rieb er sich über die Augen. Eigentlich wollte er jetzt nur in ein Zimmer, sich umziehen, zum Strand und dort einen willigen Franzosen finden, um sich von genau diesen beschissenen Gedanken abzulenken.
Aber wie es aussah, scheiterte das Vorhaben im Moment schon an Schritt eins. Namentlich einem Raum, in dem Erik sich überhaupt umziehen – oder schlafen – konnte. Denn völlig ungeachtet der Meinung seines mentalen Arschlochs: Ganz sicher würde Erik sich nicht mit Berger ein Zimmer teilen. Egal, welche Bilder sein irrer Verstand da gerade als Vorschläge nach vorn schickte, wohin das führen könnte.
„Ich schlaf im Bus“, ächzte Berger gequält und machte auf dem Absatz kehrt. „Hier, Ihr Schlüssel“, nuschelte er und drückte Frau Farin eben diesen in die Hand. „Die für die Hütten der Schülerinnen und Schüler gebe ich denen.“
Einem gewissen Teil von Erik gefiel es, wie Berger geradezu verzweifelt versuchte, ihn nicht anzusehen. Vermutlich kam er aus der gleichen Hexenküche, wie das Arschloch, das die Bilder inzwischen mit Ton unterlegte. Und ihm erneut in Erinnerung rief, was er vor zehn Monaten seinem Lehrer in einem Hausaufsatz vor die Nase gesetzt hatte.
Am liebsten hätte Erik einen blöden Kommentar abgelassen. Irgendwas Spitzfindiges, Geistreiches. Aber alles, was ihm einfiel, war ein lahmes: „Wir sind doch beide erwachsen. Ich beiß auch nicht.“ Bei genauerer Betrachtung war das Erik glücklicherweise zu peinlich, als dass er es laut ausgesprochen hätte.
„Viel Spaß“, seufzte Berger mit weiterhin gereiztem Unterton, als er Erik den Schlüssel gegen die Brust drückte und sich an ihm vorbei schob.
Er schaffte es gerade rechtzeitig, die Hand zu heben und um das warme Metall zu schließen. Schon beschleunigte sich Eriks Puls erneut. So lächerlich es war, er hatte das Gefühl, als könnte er dieser Hand weiterhin spüren. Schon einmal hatte sie genau dort auf seiner Brust gelegen – und ihn vor einem folgenschweren Fehler bewahrt.
„Er kann doch nicht ernsthaft im Bus schlafen wollen, oder?“, flüsterte Frau Hirvi und sah zu ihrer Kollegin.
„Im gleichen Zimmer wie ein Schüler geht ja wohl noch weniger!“, zischte Frau Farin zurück.
Damit schien das Gespräch beendet und die beiden Damen verschwanden seufzend aus dem kleinen Büro, vermutlich um ihr eigenes Zimmer zu beziehen. Hilflos stand Erik weiterhin da und sah zum Herbergsleiter hinüber. Vor ein paar Monaten hätte er Berger mit diesem Verlauf der Klassenfahrt nur zu gern eins ausgewischt, aber im Augenblick fühlte Erik sich schlichtweg mies. War ja offenbar nicht gerade so, dass Berger es darauf angelegt hätte, sie auf dieser Fahrt zu begleiten.
‚Klingt nicht wirklich fair, dass er jetzt im Bus schlafen muss.‘
Wieder fielen ihm die Worte ein, die er Berger beinahe vor den beiden Lehrerinnen an den Kopf geworfen hätte. Und mit einem Mal erschienen sie ihm gar nicht mehr so lächerlich. Erik hatte sich vorgenommen, endlich erwachsener zu werden – zu sein. Da sollte es doch kein allzu großes Hindernis darstellen, wenn sie im gleichen Zimmer schliefen.
‚Tut es aber!‘, zischte seine Vernunft sofort. Zumindest hoffte Erik, dass es seine Vernunft war. Berger zu meiden klang jedenfalls deutlich sinnvoller als sich dieser Versuchung freiwillig auszusetzen.
„Peut-être ...“, murmelte der Herbergsleiter plötzlich.
Okay, das hatte sogar Erik verstanden. „Was ist ‚vielleicht‘?“
Schon kamen die Worte aus dem Kerl nur so herausgesprudelt, zusammen mit einem entschuldigenden Lächeln und immer wieder Schulterzucken. Erik stand nur mit gerunzelter Stirn da und hatte keine Ahnung, was der Typ da quatschte. Aber es klang so, als hätte er eine Idee.
„Warten Sie“, unterbrach er deshalb den Herbergsleiter und stellte seine Reisetasche neben der Tür ab. „Ich hol jemanden, der versteht, was Sie sagen.“
Unruhig trat Erik aus dem Büro. Als er kurz nach links blickte, konnte er seine beiden Lehrerinnen sehen, wie die sich gerade lachend und scherzend zu ihrem Zimmer aufmachten. Hatten die eigentlich kein Mitleid mit ihrem Kollegen oder ging Berger ihnen tatsächlich derart am Arsch vorbei?
Mit jedem Schritt, den Erik sich dem Bus näherte, wurde das Rumoren in seinem Bauch stärker. Er hatte ihn noch nicht erreicht, da konnte er auf der den Hütten abgewandten Seite Berger und die beiden Busfahrer sehen, wie die offenbar heftig – aber leise – diskutierten.
„Ich kann Sie nicht einfach im Bus schlafen lassen“, zischte der Ältere der Fahrer. „Die Versicherung dreht mir den Hals um, wenn Sie sich auch nur einen Fingernagel abbrechen.“
„Das ist doch wohl mein Risiko“, entgegnete Berger sichtlich verzweifelt. Und irgendwie konnte Erik das allmählich nur zu gut nachvollziehen. Das Rumoren im Bauch wurde stärker, ein unangenehmes Ziehen, weil er der Gedanke, dass Erik womöglich daran schuld war, sich reichlich beschissen anfühlte.
„Herr Berger“, setzte Erik zögerlich an. Der fuhr überrascht herum und sah ihn verwundert an.
„Gehen Sie auf Ihr Zimmer, Erik“, meinte der jedoch nur mit einem Seufzen. „Das hier ist dumm gelaufen und nicht Ihre Schuld.“
Überrascht zuckte Erik zusammen. War ja nicht das erste Mal, dass Berger zu wissen schien, was er fühlte. Trotzdem war es irritierend. Auf eine Art und Weise, bei der Erik prompt überlegte, der Anweisung zu folgen. Aber das wäre unfair und wenig erwachsen.
Also holte Erik tief Luft und deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung des Haupthauses. „Der Herbergsleiter hat irgendwas von ‚vielleicht‘ gequatscht, aber ich versteh kein Wort, also sollten Sie womöglich mal mit ihm ... reden.“
Berger runzelte die Stirn und nickte. „Okay“, meinte er schließlich.
„Ich schließe den Bus jetzt ab“, sagte der Fahrer daraufhin. „Wie gesagt, da darf ich Sie nicht drinnen schlafen lassen, tut mir leid.“
Seufzend schnappte Berger sich die Reisetasche, die neben seinen Füßen stand und stapfte wieder in Richtung Haupthaus. Erik folgte prompt, konnte sich aber ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, als sein Blick auf den vor ihm herzuckelnden Hintern fiel. Wenn es nicht so peinlich wäre, würde Erik sich vielleicht über diesen faux pas der Herberge freuen können.
Zurück im Büro des Herbergsleiters fing der sofort an auf Berger einzureden. Erik verstand kaum ein Wort. Zwischendrin meinte er irgendwas von Renovierung zu hören, aber sicher war er sich nicht. Selbst wenn seine Sprachkenntnisse nicht derartig mangelhaft gewesen wären, sprudelten die Worte nur so aus dem Typ heraus – vermutlich ohne Punkt und Komma.
Zwischendrin stellte Berger immer wieder Fragen, die der Kerl hinter dem Tresen mit einem Nicken oder Schulterzucken und weiterem unverständlichen Gequatsche beantwortete. Wirklich zufrieden sah Berger nicht aus. Aber wenigstens wirkte er nicht mehr so angespannt wie noch vor ein paar Minuten.
Schließlich fuhr Berger sich erneut durch die ohnehin schon viel zu unordentlichen Haare. Danach drehte er sich zu Erik um und sah ihn einen Moment schweigend an, bevor er erklärte: „Sie bauen scheinbar irgendwo hinter dem Haupthaus weitere Hütten. Die sind allerdings noch nicht alle fertig. Aber zwei der Handwerker sollten geplant eine der fast vollständig hergerichteten Hütten zum Übernachten benutzen, weil er kein Zimmer mehr frei hatte. Er könnte die also gegen das Doppelzimmer tauschen.“
Erik runzelte die Stirn. Und das hieß was? Klang nicht wirklich nach einer Verbesserung ihrer aktuellen Situation. Der Herbergsleiter schien seine Zweifel zu sehen und sagte erneut etwas – diesmal mit einem breiten Lächeln, das offensichtlich niemanden überzeugen konnte.
Berger zuckte mit den Schultern. „Er behauptet, es wären zumindest getrennte Schlafzimmer. Und da die Arbeiter erst am Montag kommen, sind die Betten frisch bezogen. Mehr kann er nicht anbieten.“
„Also entweder das oder einer von uns darf am Strand schlafen“, rutsche es Erik raus, bevor er sich bremsen konnte.
Ein kurzes Lächeln schien an Bergers Lippen zu ziehen – auch wenn Erik sich nicht sicher war, woher das kommen sollte. Ein leichtes Nicken und Schulterzucken, bevor die Antwort kam: „Es ist Ihr Zimmer Erik. Egal welches. Obwohl es nur noch ein paar Tage sind, Sie sind weiterhin mein Schüler. Und ich werde Sie sicherlich nicht am Strand schlafen lassen.“
Da war wieder dieses komische Flattern in Eriks Bauch, das er nicht benennen wollte. Aber je länger er zögerte, desto mehr verwandelte es sich in ein unangenehmes Ziehen. Der Gedanke, dass Berger jetzt erst einmal losziehen und sich eine andere Unterkunft suchen musste, entlockte Erik nicht die Schadenfreude, die er erwartet hätte. Genauso wenig, wie der Gedanke, dass der Blödmann am Ende tatsächlich irgendwo draußen übernachten musste.
„Ist im Grunde ja nichts anderes als zwei getrennte Hotelzimmer, oder?“, entgegnete Erik zögerlich.
„Verdammt kleines Hotel“, knurrte Berger, scheinbar selbst nicht sonderlich begeistert von der Möglichkeit.
Erik kratzte sich nachdenklich am Kinn. Auch wenn diese Situation ihm vor einigen Monaten genau in seine reichlich kranken Pläne gespielt hätte. Im Augenblick wollte Erik das hier einfach hinter sich bringen und zum nächsten Teil dieses Urlaubs übergehen. Der, in dem er nicht mehr ständig über Berger nachdachte. Und sich womöglich wirklich diesen ominösen Kerl suchte, um sein Französisch etwas aufzupolieren.
‚Vielleicht lernst du dann auch mal die Sprache.‘ Das kurze Grinsen, das auf den Gedanken hin an seinen Lippen zog, hatte Berger hoffentlich nicht gesehen.
Um davon abzulenken meinte Erik murmelnd: „Reichen getrennte Zimmer aus, dass keiner von uns deshalb Ärger bekommt?“
Berger starrte ihn einen Moment lang an, dann holte er ein Handy aus der Hosentasche und bedeutete Erik zu warten. „Bin gleich wieder da“, murmelte er etwas verlegen und verschwand aus dem Büro.
„D’accord?“, fragte der Herbergsleiter, woraufhin Erik nur mit den Schultern zucken konnte.
Es dauerte sicherlich zehn, wenn nicht gar fünfzehn Minuten, bevor Berger endlich zurück kam, ein Stirnrunzeln im Gesicht. „Ich habe Frau Fink, die stellvertretende Direktorin gefragt. Die meint, da Sie volljährig sind, ist es Ihre Entscheidung. Von ihrer Warte aus sind es getrennte Zimmer und damit akzeptabel.“
Erik grinste schief und antwortete: „Wenn ich Sie am Strand schlafen lasse, bekomme ich spätestens morgen eine Seebestattung, also ...“ Da schnaubte auch Berger lachend und nickte.
„D’accord?“, kam es ein weiteres Mal vom Herbergsleiter.
„Ja“, antworteten sie beide gleichzeitig.