Tag 7 - Freitag
75 – Kurze Nacht
Es hatte so einige durchgemachte Nächte in Eriks bisherigem Leben gegeben. Die meisten davon waren allerdings in Verbindung mit Konsolenspielen oder DVD-Marathons zustande gekommen. Fast vergessene Zeiten, in denen Erik etwas gehabt hatte, was normale Leute gemeinhin als ‚Freundschaften‘ bezeichneten. Na gut, dass die Kerle nie wirkliche ‚Freunde‘ gewesen waren, war eine inzwischen nicht einmal schmerzhafte Erkenntnis, die Erik bereits gewonnen hatte.
Jedenfalls machte er sich da keine falschen Vorstellungen mehr darüber – weder was Mirek noch einen der anderen anging. Sie waren wohl tatsächlich nie echte Freunde gewesen. Kumpel, vielleicht, wobei auch das ein recht vager und eher ungeeigneter Begriff war. Aber an diesem Morgen wollte Erik da auf keinen Fall näher drüber nachdenken. Das würde ohnehin zu nichts führen.
Denn Erik würde heute definitiv nicht leugnen können, dass er in der Tat deutlich zu müde war, um über solche Dinge auch nur ansatzweise nachzudenken. Hundemüde. So sehr, dass der Schmerz in seinen Augen sich allmählich ins Kopfinnere zog und Erik sich am liebsten einfach nur hingelegt und gepennt hätte.
Ging aber nicht – und das tat ihm nicht einmal leid. Denn dass er hier saß, hatte Gründe. Gute noch dazu. Jedenfalls bildete Erik sich das ein. Und im Augenblick war das vermutlich die einzige Form von Bildung, die sein Hirn ausspucken konnte. Zumindest wenn es nach dem Gefühl von Watte ging, das sich zunehmend in seinem Kopf auszubreiten schien.
Erik grinste, konnte gerade noch das alberne Gluckern unterdrücken, das ihm entkommen wollte. Denn das wäre schlussendlich doch ausgesprochen blamabel gewesen. Zumindest wenn der Kerl da vor ihm exakt in dem Moment zufällig aufwachen würde. Und bei Eriks Glück würde Berger genau das tun. War doch immer so. Wobei er das vor ein paar Stunden schon einmal gedacht hatte. Trotzdem war die ganze Nacht weder einer seiner Mitschüler noch die olle Farin aufgetaucht – oder gar Hanna.
Wobei Erik bei der vielleicht nicht einmal ganz unglücklich gewesen wäre. Zumindest hätte er ihr brühwarm unter die Nase reiben können, dass Berger hier am Strand fast nackt in die Wellen stieg – und Erik zuschauen durfte. Während der Berger von Hanna letzte Nacht nicht einmal ein Glas Wein angenommen hatte. Zufrieden lächelnd hob Erik den Kopf und sah zu Berger, der friedlich zu seinen Füßen vor sich hin schnarchte.
‚Tut er nicht‘, korrigierte Erik sich mental selbst.
Geräusche machte der Mann tatsächlich keine beim Schlafen. Was ausgesprochen angenehm war. Tom war da ganz anders gewesen. Der Gedanke an den zupfte allerdings unangenehm an Eriks – jetzt auch noch knurrendem – Magen, sodass er ihn schnell beiseiteschob.
Es war schließlich schlimm genug, dass er während ihrer gemeinsamen Zeit im vergangenen Schuljahr Tom ständig mit Berger verglichen hatte. Den umgekehrten Weg wollte Erik ganz sicher nicht auch noch gehen. Die beiden hatten abgesehen von einer oberflächlichen, äußeren Ähnlichkeit nicht wirklich etwas gemeinsam. Wobei Erik sich mehr und mehr eingestehen musste, dass er weder Tom noch Berger tatsächlich kannte. Bei Letzterem drängte es ihn jedoch stetig mehr, das zu ändern.
„Zu müde“, murmelte Erik kaum hörbar, um Berger nicht doch noch aufzuwecken.
Der schien allerdings den Schlaf der Gerechten auszuleben. Oder so was in der Richtung. Erik bezweifelte stark, dass sein Hirn im Augenblick überhaupt etwas Vernünftiges zustande brachte. Denn es hatte immer mehr den Eindruck, als würden sich seine Gedanken mal wieder im Kreis drehen. Was ja nicht unbedingt ungewöhnlich für ihn wäre.
Erik schloss die Augen und atmete tief durch. Brachte aber weiterhin nichts. Weder gegen die Müdigkeit, die er logischerweise nur mit ein paar Stunden Schlaf bekämpfen konnte, noch gegen den Kopfschmerz, der auf den Schlafmangel zurückging. Und schon gleich gar nicht gegen den Drang, Berger wenigstens ein ganz kleines bisschen anzufassen, wenn er sich auf Armeslänge dermaßen hilflos und opferbereit darbot.
‚Nur noch einmal die Wange berühren‘, schlug die Stimme in Eriks Kopf zum wiederholten Male am heutigen Tag vor. ‚Irgendetwas Unverfängliches. Musst ja nicht gleich zu den wirklich interessanten Teilen übergehen.‘
Die wären allerdings wenigstens das Risiko wert, dass Berger aufwachte, Erik anblaffte und ihn anschließend hier alleine sitzen ließ. Namentlich gehörten zu diesen interessant und deshalb verfänglichen Teilen unter anderem Brust und Bauch. Deren Anblick sich Erik, wohlgemerkt beide weiterhin nackt, förmlich ins Hirn gebrannt hatten. Nicht zu vergessen die nicht übersehbare Erhebung, die sich unterhalb des Hosenbundes gegen den Stoff der Jeans drückte – unter der dieser fiese Kerl nicht einmal eine Unterhose trug.
Hastig richtete Erik den Blick auf weniger verfängliche Bereiche von Bergers Körper. Der präsentierte davon ja wie gehabt mehr als genug. Und Eriks schlaftrunkenes Hirn hatte scheinbar nichts anderes zu tun, als sie sich seit Stunden zu Gemüte zu führen. Hatte er sich vor ein paar Tagen noch den Kopf darüber zerbrochen, was Berger alles unter den langärmligen Hemden, dem Badeshirt und diversen anderen störenden Kleidungsstücken verbarg, so gab es da inzwischen wenige offene Fragen.
Genau das war auch definitiv der Grund, warum Erik hier völlig übernächtigt saß. Während er sich weiterhin fragte, ob es jetzt anständig wäre, Berger endlich zu wecken, oder ob Erik nicht doch lieber die ihm verbleibende Zeit hier am Strand für weitere Beobachtungen nutzen wollte. Nicht, dass da mit neuen Erkenntnissen zu rechnen war. Aus rein wissenschaftlicher Neugier, sozusagen. Garantiert nicht aus etwas so Profanem wie Geilheit.
Erik seufzte und zog das Handy aus der Hosentasche. Inzwischen war es halb sieben. Sie hatten also tatsächlich die ganze Nacht hier verbracht. Und wenn Berger nicht bald von alleine aufwachte, würde Erik den doch noch wecken müssen.
‚Dornröschen ...‘, trällerte es in seinem Hirn.
Die Tatsache, dass es wirklich so klang, war beunruhigend genug, sodass Erik nicht weiter darüber nachdenken wollte. Weder über den implizierten Vorschlag noch warum sein Quälgeist inzwischen wie ein irrer Teenager klang. Ein weiblicher wohlgemerkt.
„Reiß dich endlich mal zusammen“, murmelte Erik vor sich hin, während er aus dem Augenwinkel einen weiteren Blick zu Bergers Gesicht riskierte. Nach inoffizieller Zählung war es der dreitausendsiebenhundertachtundvierzigste.
‚Scheiße, das Wort ist zu lang, um in deinem Zustand darüber nachzudenken.‘
Also doch Berger aufwecken. Das wäre auch garantiert nicht irgendwie peinlich. Eriks Blick zuckte erneut an der schlafenden Gestalt entlang. Okay, womöglich würde es doch etwas unangenehm werden. Zumindest für Berger. Dann sah der Erik allerdings vielleicht wieder mit so einem verklärten, schüchternen Blick an. Genau demjenigen, dem Erik so gar nicht mehr trauen konnte – und ihn trotzdem verflucht sexy fand.
Zusammen mit dem fiesen Badboy und dem hinterhältigen Deutschlehrer gaben die drei ein geradezu überwältigendes Trio an hormontriggernden Bildern für Erik ab. Vermutlich hätte er jeden Einzelnen schon verflucht anziehend gefunden.
Wobei er sich unmöglich entscheiden könnte, wen davon er am liebsten mochte. Erik stand auf sie alle. Auf die schüchterne Jungfrau, die ab und zu hervorblitzte und Berger noch einmal deutlich jünger wirken ließ, als die achtundzwanzig Jahre auf dem Ausweis aussagten. Dabei war es absolut nicht glaubwürdig, dass der Kerl keine Ahnung von Sex hatte. Trotzdem war Berger in der Hinsicht ein verflucht tiefes Wasser, vor dem Erik zur Abwechslung keine Angst hatte. Dann war da natürlich noch der provokante Badboy. Der rauchend auf der Veranda ihrer Hütte saß und damit irgendwie deutlich besser zu Berger passte.
Erik stöhnte leise und schloss die Augen, um die erneut aufsteigenden Bilder zurückzudrängen.
Der Badboy war einer der Lieblinge von Eriks Quälgeist. Zumindest wenn es darum ging, welchen Teil von Berger er zur frühmorgendlichen Unterhaltung in Kurzfilmen präsentieren wollte. Glücklicherweise war Erik viel zu müde, als dass sich in dem Bereich im Augenblick irgendetwas tatsächlich regen würde.
Unter all den Facetten durfte man aber auf keinen Fall den fiesen Deutschlehrer vergessen, der genau wusste, was er sagen musste, um Erik an die Grenze des Wahnsinns zu treiben. Der sein Verlangen mit derartig verflucht subtilen Worten ins schier Unermessliche steigern konnte. So weit, dass Erik sich bei dem bloßen Gedanken daran am liebsten vorbeugen und sich wenigstens diesen beschissenen Kuss stehlen wollte.
Vielleicht wachte Berger ja nicht einmal dabei auf. Es wäre zumindest einen Versuch wert. Behauptete jedenfalls der Quälgeist – schon die halbe Nacht. Womöglich auch die ganze. Zu lange, als dass Erik es in seinem momentanen Geisteszustand schaffen würde, darüber nachzudenken.
Denn wenn Denken noch irgendwie möglich wäre im Moment, würde da nicht dieses Chaos in Eriks Kopf herrschen – das schon wieder drohte alles zu ersticken. Zum Beispiel den Gedanken von eben. Was war das gewesen?
Erik blinzelte und kämpfte darum, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Aber die Augenlider waren allmählich zu schwer, der Sand zu weich und die Versuchung vor ihm zu groß.
Da fiel Erik der Gedanke von eben doch wieder ein. Bergers Facetten und dass er die mochte. Selbst den fiesen Deutschlehrer. Nun ja, sein Lehrer war der Kerl ja quasi nicht mehr. Wobei heute durchaus. Morgen ebenfalls. Und dann?
‚Wann endet dieses dämliche Schuljahr eigentlich genau?‘
Irritiert runzelte Erik die Stirn. Irgendwie hatte er immer angenommen, dass es mit der Zeugnisübergabe enden würde, aber war dem wirklich so? Am Montag begann nicht nur der neue Monat, sondern ebenso Eriks Praktikum – und für die unteren Jahrgänge die Ferien.
‚Zählen die noch zum Schuljahr?‘
Scheiße, er würde doch jetzt nicht ernsthaft weitere sechs Wochen warten müssen, bevor er mit Berger ausgehen konnte, oder? Insofern der sich endlich entschied. Was ja noch ausstand. Wobei die letzte Nacht da durchaus Hoffnungen gemacht hatte. Irgendwie. Vielleicht.
Erik presste die Handballen gegen die geschlossenen Augen. Der verfluchte Kopfschmerz wurde schlimmer. Womöglich wäre es besser, wenn er aufhörte nachzudenken. Es war noch nie sonderlich sinnvoll gewesen, völlig übernächtigt wichtige Entscheidungen zu treffen. Wobei Erik die ja für sich selbst schon längst getroffen hatte. Und das war eine reichlich dämliche Idee gewesen.
Wie konnte er nur so dumm sein, die Entscheidung über ihre gemeinsame Zukunft Berger ganz allein zu überlassen? Wobei es ja ohnehin kein ‚gemeinsam‘ geben konnte, falls Berger nicht zustimmte. Es hing also letztendlich doch sowieso nur an dessen Zustimmung. Und natürlich würde Erik warten, bis Berger sich endlich zu einer Entscheidung durchrang.
Realistisch betrachtet hatte er selbst doch auf die ganze Sache sowieso keinen Einfluss. Denn der Einzige, der in Bezug auf sie beide im Moment irgendetwas zu bestimmen hatte, war der Sturkopf da vor ihm.
„Blödmann!“, giftete Erik grummelig und pikte mit dem Zeigefinger gegen Bergers Taille.
„Hm?“
‚Oh, verdammt!‘
Überrascht darüber, was er eben getan hatte, starrte Erik zu Berger. Dessen Augenlider flatterten kurz, er schien aber noch nicht wirklich aufzuwachen. Es fehlte allerdings vermutlich nicht mehr viel. Erik müsste nur sein Maul aufbekommen und etwas sagen. Anstatt hier weiter wie ein Volltrottel rumzusitzen und Berger anzustarren. Dann könnten sie endlich in die Herberge zurückkehren. Was ohnehin sinnvoll wäre, damit sie dort ankamen, bevor irgendjemand wach wurde und ihre gemeinsame Rückkehr bemerkte.
‚Ist doch egal, ob die Farin was merkt.‘
Erik verzog das Gesicht. Leider war es das nicht. Ihm persönlich wäre es zwar sogar vollkommen egal, aber Berger könnte reichlich Ärger bekommen. Und das machte Erik durchaus Sorgen.
„Hey“, murmelte er also noch einmal und stupste mit dem Finger erneut gegen Bergers Taille. „Aufwachen.“
Mehr als ein weiteres „Hm“, bekam er allerdings nicht als Antwort.
Es war definitiv der Schlafmangel, der Erik weiterhin das Hirn vernebelte. Anders war nicht zu erklären, dass er plötzlich mit einem fetten Grinsen auf den Lippen nach vorn schnellte und kurz darauf über Berger kniete.
‚Oh ja!‘, frohlockte es bereits aus den Untiefen des aktuell auf Hochtouren laufenden Stammhirns.
Erik beugte sich weiter vor, bis seine Nasenspitze beinahe Bergers berührte. Nur noch ein paar Zentimeter, und er wäre am Ziel. Zumindest an dem, wo er vor einer Woche hatte sein wollen. Dummerweise würde er sich auf diese Weise sein aktuelles endgültig zunichtemachen. Trotzdem konnte Erik nur schwer widerstehen. Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch.
„Wenn Sie nicht langsam aufwachen“, raunte er und beugte sich ein winziges Stück vor, sodass Eriks Lippen maximal Millimeter von Bergers entfernt waren, „dann läuft das hier doch noch auf Dornröschen hinaus.“
Sekundenbruchteile später wurde eine warme Hand gegen Eriks Brust gepresst und drückte ihn wieder nach oben. Sein Grinsen wurde breiter. So viel dazu, dass der Kerl wie ein Stein schlief.
Für einen Augenblick verfluchte Erik sich selbst. Weil er sich irgendwann im Verlauf der letzten Nacht dafür entschieden hatte, das T-Shirt wieder anzuziehen. Obwohl es noch immer feucht gewesen war vom Meerwasser und deshalb nicht gerade gewärmt hatte. Bei dem Gedanken, wieso das Ding nass geworden war, hatte Erik sich andererseits nicht mehr über genug aufsteigende Hitze beschweren können. Wenigstens konnte Berger auf diese Weise hoffentlich Eriks Herzschlag nicht ganz so deutlich unter seiner Handfläche spüren.
„Schade, dabei hätte ich so gern den Prinzen gespielt“, meinte Erik feixend.
Bergers Blick verfinsterte sich für einen Moment, nur um prompt wieder weicher zu werden. „Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass mir die Rolle der Prinzessin nicht steht. Und dass ich meine Küsse nicht einfach an irgendjemanden verschenke.“
Ein kurzes Ziehen in der Magengegend erinnerte Erik daran, dass Bergers Worte vor ein paar Wochen eigentlich andere gewesen waren. Immerhin hatte der Sturkopf ihn diesmal nicht als ‚Kind‘ betitelt. Das klang zumindest nach Fortschritt.
„Ich bin bereit, dafür zu zahlen. Sagen Sie mir Ihren Preis.“
Zunächst grinste Berger, machte definitiv nicht den Eindruck, als würde er darüber nachdenken. Die Tatsache, dass Erik weiterhin über dem Mann kniete und weder perforierte Eier noch ein blaues Auge vorzuweisen hatte, konnte man aber wohl als Erfolg verbuchen.
„Ich meine mich zu erinnern, dass ich sagte, die müsse man sich verdienen.“
Erik stöhnte und ließ den Kopf hängen. So viel zu ‚Fortschritten‘ und ‚Erfolgen‘. Es war der verdammt noch einmal letzte Tag. Heute würde nichts passieren, als dass sie in diesen dämlichen Bus stiegen und dann zehn Stunden gen Heimat tuckerten.
Na gut, die Zeit würde er neben Berger verbringen. Aber mit Frau Farin in der Reihe vor ihnen und einem Haufen nerviger Schülerinnen und Schüler im restlichen Bus hieß das gar nichts. Außer mentaler Folter – vermutlich sogar körperlicher. Die Müdigkeit, die in Eriks Knochen steckte, machte es so verdammt viel schwerer, jeder noch so winzigen Versuchung zu widerstehen. Und die Aussicht auf deutlich zu kleine Sitze im Bus half nicht.
Langsam öffnete Erik die Augen und starrte mit glasigem Blick auf Berger hinunter. „Ich habe letzte Nacht aufgepasst, dass hier niemand über Sie herfällt. Ist das nicht eine kleine Belohnung wert?“
Schon wieder dieses verfluchte Grinsen, das Erik dazu verleiten wollte, endlich nachzugeben. Wobei das wohl eher das Arschloch im eigenen Kopf war. Zumindest war es definitiv nicht Bergers Stimme, die danach verlangte, dass er wenigstens diese winzig kleine Erlösung endlich haben wollte.
‚Es ist nur ein beschissener Kuss!‘, sagte Erik sich selbst. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er damit sagen wollte, dass der Kuss egal war, oder dass er jede Rücksicht in den Wind schießen und ihn sich endlich holen sollte.
„Ich finde, ich komme Ihnen schon weit damit entgegen, dass Sie da noch immer knien, anstatt längst rücklings im Sand zu liegen.“
Erik seufzte erneut und ließ sich zur Seite, und somit neben Berger, fallen. „Und Sie wollen Französischlehrer sein ...“, murmelte er mit geschlossenen Augen.
Ein verhaltenes Lachen neben ihm zwang Erik förmlich dazu, den Kopf zu Berger zu drehen und diesen doch noch einmal anzusehen.
„Hab ich schon mal erwähnt, dass ich bei Ihnen durchaus versucht bin, meine Französischkenntnisse zu verbessern?“
„Ja. Und es ist immer noch ein ziemlich plattes Wortspiel.“
Erik zuckte mit den Schultern. „Sie lachen trotzdem.“ Ein kurzes Zögern, dann fügte er hinzu: „Sie brauchen bloß die Augen zuzumachen und so zu tun, als ob Sie schlafen.“
Anstatt sofort zu antworten, richtete Berger sich zunächst auf und fuhr sich durch die Haare. Die standen daraufhin in alle möglichen Richtungen ab. Nichts mehr da von dem Kerl, bei dem nicht nur die Hemden stets glattgebügelt wirkten, sondern der ganze Charakter.
„Bin erst einmal wach“, antwortete Berger irgendwann verhalten.