Im Jahr 2999
Um mich ist es warm und dunkel.
Ich bin tot. Aber ich atme. Ich bin in der Erde, tief, tief in kaltem Stein begraben.
Aber ich habe keine Angst. Die Wärme heilt mich. Meine Seele heilt. Fern vom Tageslicht wird meine Seele wieder rein.
Und ich erinnere mich, an ein junges Gesicht, kupferfarben, mit braunen Locken. An die Worte:„Schlaf jetzt. Wachse und Heile. Und hilf dann jenen, die deiner Hilfe benötigen.“
Sie hat mich gerettet. Das Mädchen, dass ich getötet habe. Warum? Hat sie die Wahrheit begriffen?
Aber ich war auch ohne dieses Monster keine Hilfe. Ich war ein Feigling. Ich war dumm. Egoistisch.
Wem soll ich helfen? Welches Jahrhundert haben wir?
Ich denke an Sonnenschein und spüre, wie die Erde sich über mir teilt. Licht bricht durch eine Lücke, dann folgt Luft. Ich befreie mich aus meinem Grab.
Um mich herrscht Zerstörung. Eine zerstörte Stadt, zerstörte Leben. Das war ich.
Jene, die meiner Hilfe benötigen.
Ich habe eine Aufgabe. Einen Auftrag.
Und ich darf nicht mehr fliehen. Manche Freiheit soll man nicht wünschen. Das habe ich gelernt.
Ich steige in den Himmel auf. Hoch über der Welt spielt Entfernung keine Rolle mehr. Ich bin frei, doch ich muss einem Licht folgen, um nicht ins Dunkel zu fallen.
Und mein Licht ist mein Schicksal. Die Aufgabe. Der letzte Wunsch einer Sterbenden, die einen anderen zurück ins Leben holt.
Weil es nicht zwei Kinder der Erde braucht, aber wenigstens ein Kind der Luft. Dieses Mädchen hat alles geopfert, um die Welt zu retten.
Wie kann ich da noch an mich selbst denken?
Ich steige auf. Ich spüre die anderen Elemente.
Und ich spüre die Erwartung in der Luft.
Es ist 2999. Das letzte Jahr. 3000 wird die Welt untergehen.
Es ist Juni. Im August soll es beginnen.
Ich werde mich beeilen müssen, um die anderen zu finden.
Denn das Ende naht, und wir müssen es aufhalten.
Ich werde helfen. Meine Schuld abtragen.
Ich muss an Tobi denken.
Niemals aufgeben, auch wenn es hoffnungslos scheint. Die Erinnerung treibt mir einen Kloß in den Hals. Tobi. Lars. Kalle. Sven. Und Torben. Garrik. Julian. Morten.
Ich werde kämpfen müssen. Wenn schon nicht für mich, dann für sie.
Ich habe keine Hoffnung mehr, hatte ich nie. Aber ich habe eine Verantwortung. Ich muss für Tobis Hoffnung kämpfen, weil er es nicht mehr kann.
Ich fliege. Nach meinem Tod bin ich erschöpft. Ich kann mich kaum in der Luft halten. Aber ich muss die anderen erreichen. Und sie warnen, vor dem Wesen, dass unsere Gefühle übernehmen kann.
Ich kenne unseren Feind, den Grund für die Apokalypse.
Ich muss einfach leben und helfen. Vielleicht wird die Welt tatsächlich ohne mich untergehen. Ob sie mit mir überlebt, weiß ich noch nicht. Aber dass sie es ohne mich nicht schafft, weiß ich jetzt.
Ich mache einen Unterschied. Das ist viel wert. Das heißt, dass ich nicht wegrennen kann. Wenn ich renne, bin ich schuld. Vorher hatte ich Angst, dass ich schuld bin, wenn ich kämpfe. Jetzt ist es andersherum.
Und ich habe keine Wahl. Aber das ist okay. Mein Leben wurde vom Untergang bestimmt. Ich hatte niemals die Chance, ein richtiger Mensch zu sein.
Aber das zählt nicht. Was zählt, ist, dass ich mich jetzt bewusst entschieden habe, zu kämpfen.
Ich bin der Sturm. Der Wind. Atem und Gewitter.
Und ich werde die Welt retten.