26. Juli 2999
Fenia kommt aus der kleinen Küche und stellt vor jeden von uns eine dampfende Tasse mit Tee. Ich schnuppere an dem Dampf: „Melisse?“
Fenia zuckt mit den Schultern: „Ich denke, das weißt du besser als ich.“
Das stimmt. Bevor ich hier angekommen bin, haben im Garten nur Sonnenblumen, Lilien und andere Blumen geblüht, die mit Feuer in Verbindung gebracht werden. Ich habe meine Magie genutzt, um der Sammlung einen Kräutergarten hinzuzufügen.
Dimitri sitzt schweigend neben mir und sucht in seinem Tee nach irgendwelchen Antworten. Aiden sitzt mir schweigend gegenüber, und Fenia setzt sich neben ihn.
„Ich seid euch sicher?“
Ich nicke.
„Das Ende der Welt“, murmelt Aiden in seine Tasse. Sein Blick ist hoffnungslos. Ich fühle mich nicht besser. Dimitri pustet in den Dampf aus seiner Tasse und trommelt mit den Füßen gegen den niedrigen Hocker.
Wir sitzen um einen einfachen Holztisch. Draußen wird es Abend.
„Und es gibt sieben Kinder?“, fragt Fenia weiter: „Wie sollen wir sie alle finden? Und bis wann?“
„Ich weiß es nicht“, murmele ich und sehe Dimitri an: „Du, Mitja?“
Er schüttelt den Kopf und fährt sich durch die braunen Locken. Als er aufsieht, sehe ich seine Augen verräterisch glitzern: „Es kommt bald. Wir haben nur wenig Zeit. Wochen. Tage.“
Er zuckt mit den Schultern: „Und die anderen sind mehr oder weniger überall.“
Aiden stöhnt: „Was sollen wir schon ausrichten?“
„Wir sind Magier“, sagt Fenia zuversichtlich: „Wir haben Macht. Könnt ihr eure Super-Sicht nicht nutzen, um die anderen Kinder zu finden? Ihr habt doch auch mich gefunden, oder?“
Ich muss bei der Erinnerung lächeln. Wie sich Fenia vor meiner Sonnenblume erschreckt hat! Es kommt mir vor, als wären seitdem Jahre vergangen. Es herrscht eine apokalyptische Stimmung.
„Ich weiß nicht“, murmelt Dimitri als Antwort auf Fenias Frage: „Ich könnte es versuchen ...“
Er sieht aus ängstlichen Augen zu mir auf.
Ich weiß, woran er denkt, als könnte ich seine Gedanken lesen. Das Kind des Windes. Wenn die restlichen Kinder genauso sind, fürchte ich sehr, dass sie die Rettung der Welt sein könnten.
„Wovor habt ihr Angst?“, fragt Fenia mit aufmerksamem Blick.
Wir erklären es ihr. Erzählen ihr vom Angriff des Windkindes. Aiden rührt derweil mit gesenktem Blick in seiner Tasse.
„Anscheinend haben die Kinder der Elemente einen Hand zum Wahnsinn“, murmelt Fenia vielsagend. Ich sehe die Blicke, die sie mit Aiden tauscht und beschließe, nicht nachzufragen.
Inzwischen ist mein Tee kalt. Ich nehme einen Schluck und seufze.
Fenia streckt eine Hand aus: „Gib her.“
Ich reiche ihr die Tasse. Sie hält das Gefäß eine Sekunde in der Hand und reicht es mir dann dampfend.
Aiden wirft ihr einen finsteren Blick zu: „Wir wollten unsere Gaben nicht mehr nutzen.“
Ich trinke meinen Tee. Warm schmeckt er köstlich.
„Wir haben keine Wahl“, sagt Fenia: „Jetzt haben wir eine Aufgabe.“
Aiden seufzt. Da ist etwas in seinem Blick. Angst?
Plötzlich hebt Fenia den Kopf. Wenig später auch Aiden, dann spüren Dimitri und ich es auch.
Energie. Magie. Ein weiteres Element. Es ist nicht weit entfernt.
„Was glaubt ihr, wer das ist?“, fragt Fenia leise. Sie flüstert, dabei muss der Fremde noch zwei Tagesreisen entfernt sein.
Bilder durchzucken mich. Der Kampf gegen den Sturm, mein Tod. Die Angst. Alles ist verschwommen. Aber wir wissen nicht, ob wir nicht vielleicht immer noch verfolgt werden.
Langsam schließt Aiden die Augen.
Dann öffnet er sie wieder: „Eine Tagesreise entfernt. Es sind zwei. Sie haben Schwierigkeiten.“