Am Abend:
Nach dem Essen wurde ihnen eine Stunde Freizeit versprochen. Es lief ein Film, den aber Niemand von ihnen sehen wollte. Der Film war "Einer flog übers Kuckucksnest", doch Samstag erklärte Luca in knappen Worten, worum es in dem Film ging, also hatte er kein Bedürfnis, seine Zeit mit dem alten Film zu verbringen.
"Der einzige Vorteil", erklärte Fay ruhig, "wäre, dass wir dann länger frei wären, aber sie werden uns hin und wieder zurück bringen und uns überwachen, also wird uns die zusätzliche Zeit wenig bringen.
Sie saßen in einem kleinen Aufenthaltsraum, dessen Wände mit Regalen voller Bücher, Spielzeug und Therapiemittel gefüllt waren, jedoch sehr viele Lücken hatten.
Luca war immer noch ein bisschen nervös dabei, mit fünf wunderschönen Frauen in einem Raum zu sein. Aber Fay und Samstag hatten ihn sofort aufgenommen, und die anderen vier waren zwar etwas zurückhaltender, aber immerhin freundlich zu ihm. Luca fühlte sich in der Gruppe wohl, as daran liegen mochte, dass Samstag im Gegensatz zu allen anderen Gästen der Tour zu wissen schien, wie man den unheimlichen Begebenheiten zu begegnen hatte. Er gab den fünf Mädchen - und jetzt auch Luca unablässig Tipps, wie ein besonders cooler Lehrer.
Auch Amy, Eve, Milo und Liam waren in dem Aufenthaltsraum. Samira war losgezogen, um den Film zu sehen und Dimitri hatte sich bereits auf sein Zimmer zurückgezogen und schlief wohl bereits.
"Wir müssen davon ausgehen, dass die ganze Tour eine einzige, große Falle ist", erklärte Samstag ihnen soeben: "Ich weiß nur noch nicht, wo wir am Ende auskommen werden."
Lily zischte leise und ungehalten, dann sagte sie: "Das war ein viel zu hohes Risiko. Wir haben uns einfangen lassen, ohne zu wissen, was uns erwartet."
Samstag grinste so breit wie der gelbe Smiley auf seinem T-Shirt: "Wir improvisieren einfach."
"Machst du das immer so?", fragte Lily.
"Deswegen gehöre ich zu den Besten!", prahlte Samstag stolz. Lily schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr.
Luca spielte nervös mit seinen Fingern in seinem Schoß. Fay sah ihn von der Seite an und flüsterte: "Hast du Angst?"
Luca hob den Kopf: "Ich? Nee."
Fay lächelte: "Es ist okay. Es ist sogar vernünftig, Angst zu haben."
Luca seufzte und ließ die Schultern hängen: "Bin ich so leicht zu durchschauen?"
Mira mischte sich von seiner anderen Seite ein. Sie war, wie er erfahren hatte, Fays große Schwester. "Wir sind es gewohnt, mit Lügnern zu tun zu haben. Außerdem sind Männer alle gleich. Wollen stark erscheinen und sind im Herzen aber große Angsthasen!"
"Ich bin kein -", setzte Luca an.
"Und schnell eingeschnappt", verkündete Mira und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.
Luca stöhnte und lenkte lieber ab, denn ihm war klar, dass er gegen Mira nicht gewinnen konnte.
"Wie lange macht ihr dieses Zeug schon? Übernatürliche Dinge jagen und so?"
"Schon immer", antwortete Tee-jo. Die Runde nickte.
"Man wird in dieses Leben hineingeboren", fügte Wild Child hinzu: "Die Wenigsten werden später eingeweiht."
"Also habe ich ein großes Privileg?", meinte Luca ein wenig erstaunt.
"Du sitzt genauso in der Falle wie wir. Und da wir dich und deine Freunde retten wollen, ist es besser, wenn ihr Bescheid wisst", sagte Samstag.
Luca sah auf. Amy und die anderen saßen am anderen Ende des Raumes in einer kleinen Gruppe beisammen. Langsam schob er seinen Stuhl zurück.
"Ich muss es ihnen sagen."
Samstag nickte: "Es ist vielleicht das Beste, obwohl es unserem sonstigen Vorgehen widerspricht."
Lily sah eher skeptisch aus, Wild Child, Mira und Tee-jo ließen nicht erkennen, ob sie einverstanden waren oder nicht. Nur Fay stand mit Luca auf: "Ich komme mit."
"Danke", sagte er leise.