Draußen:
Sie rannten blindlings über den kurzgeschnittenen Rasen, ohne Rücksicht auf den Lärm, den sie nun verursachten. Amy schlug das Herz bis zum Hals. Sie konnte den Weg vor sich nicht sehen, denn immer wieder drängte sich ihr das grausige Bild vom Dachboden auf, der kopflose Körper und der Kopf, der mitten im Kreis der düsteren Gestalten lag.
Ich war schlecht und sie hatte so große Angst, wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Noch etwas anderes ließ sich nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Drei Verräter sollten sich in ihrer Gruppe befinden. Drei, die eigentlich diesen seltsamen Menschen dienten. Doch wer?
Wem konnte sie noch trauen?
Das Gelände der Klinik war weitläufig. Die meisten Fenster der Gebäude, an denen sie vorüber kamen, waren dunkel. Nur hier und da blitze noch ein vereinzeltes Licht von einem Nachtwächterbüro auf, oder eine Taschenlampe wurde suchend auf den Rasen gerichtet.
Samstag hatte die Führung ihrer kleinen Gruppe übernommen und leitete sie geschickt an den Wächtern vorbei, nah am Zaun des Geländes entlang, der zwei Meter hoch und an der Spitze zusätzlich mti Stacheldraht umwickelt war.
Doch es gab ein Tor. Sie mussten es nur erreichen und sich dann irgendwie hinaus stehlen.
"A-amy!", stotterte Liam und griff nach ihrer Hand. Er war langsamer, deswegen musste sie sich zurückfallen lassen.
"Was?", fragte sie und gab sich alle Mühe, geduldig zu klingen.
"I-ich ha-ha-h-habe A-aa-ngst", stotterte der Kleinere.
"Die haben wir alle", flüsterte Amy.
"A-aber-", setzte Liam an.
"Runter!", zischte Samstag vor ihnen und alle 13 ließen sich mehr oder weniger gleichzeitig auf den Boden fallen. Amy landete auf den Beinen von Jemand anderen, aber Niemand beschwerte sich. Sie senkten die Köpfe und nur wenig später durchschnitt der Strahl einer Taschenlampe die Nacht über ihnen.
"E-e-er w-war t-t-t-tot", flüsterte Liam ihr zu.
"Ich weiß. Denk nicht daran", sagte Amy, die selbst schon wieder die grässlichen Bilder vor sich sah.
"W-was m-meinten sie d-da-damit, ihr O-opfer ausz-zuwä-wählen?", fragte Liam und erinnerte Amy damit an den Teil des Gespräches, den sie beinahe vergessen hatte.
"W-wie z-zei-zeichen sie es?"
"Keine Ahnung", sagte sie, aber ihr fiel jetzt etwas auf, dass wohl auch Liam bemerkt hatte, und das ihm solche Angst machte.
"D-de-der K-kopf, A-amy. E-er war g-ge-genau ü-über-"
Genau über Liams Zimmer. Vor Angst konnte der Junge nicht weiter reden, aber auch Amy erinnerte sich. Samstag bedeutete ihnen, wieder aufzustehen.
Sie packte Liam an der Schulter und zog ihn hoch: "Hör zu: Wir werden hier abhauen, okay? Niemand wird hier gezeichnet oder geopfert oder sonstwas, hast du mich verstanden? Wir gehen jetzt hier weg und nach Hause, und werden das alles vergessen."
Liam sah zu ihr auf und nickte, kreidebleich im Gesicht.
Samstag winkte sie zu sich, um ihnen flüsternd zu sagen: "Ich habe einen Plan, wie wir hier raus kommen."