Auf dem Dachboden:
Fay ging ganz dicht bei ihm und hatte seine Hand gefasst. Trotz der offensichtlichen Anspannung, die sie alle erfasst hatte, was Luca glücklich. Er sah, dass Fay bereit war, ihn zu beschützen. Egal, was dort oben wartete, zusammen würden sie sich ihm stellen können.
Der Dachboden war erst einmal dunkel. Die 13 kamen in einem winzigen Raum von der Größe einer Abstellkammer heraus. Es roch nach Staub und Luca verfing sich fast sofort in einigen Spinnweben. Ein Teil ihrer Gruppe kam nicht von der Treppe herauf, bis Samstag, der ganz vorne war, die Tür fand und leise öffnete.
Der junge Mann drehte sich noch einmal zu ihnen zurück und legte einen Finger an die Lippen. Luca bemerkte, wie Lily mit den Augen rollte.
Sie schlichen auf den eigentlichen Dachboden hinaus.
Zum Glück führte die Tür in eine Art Lager, wo sich Kisten übereinander stapelten. Die Gäste der Hell-Hopping-Tour konnten dahinter in Deckung gehen, ohne von den unzähligen, in Schwarz gekleideten Gestalten entdeckt zu werden, die auf dem Dachboden verteilt standen.
Es waren bestimmt 30 Menschen, in langen, schwarzen Umhängen mit Kapuze, die von Gesichtern oder einem Körperbau nichts erkennen ließ. Sie standen in einer schweigenden Masse zusammen, nur einige wanderten wie in einer Trance über die Holzdielen des Bodens. Das musste die Schritte verursacht haben, die sie alle gehört hatten, denn der Abstand zwischen dem Dachboden und der Decke des Stockwerks darunter war gering.
Die Gestalten standen in einem Oval, um den sich die Gehenden in drei komplizierten Wegen bewegten. Kerzen erhellten den langgestreckten Dachboden mit schwachem Licht. An einer Stelle fehlte Jemand in dem ansonsten gleichmäßig - wenn auch sehr gestrecktem - Rund.
Noch während die 13 Gäste zusahen und sich einen Reim auf das Ganze zu machen versuchten, fing eine Gestalt in der Nähe an, zu sprechen.
"Brüder und Schwester", erklang die Stimme eines Mannes, die Luca nicht bekannt war, "unsere Aufgabe ist zur Hälfte erfüllt. Wir haben unser erstes Opfer gewählt und es gezeichnet. Die Herren werden es bald verlangen. Stolz ist diese Nacht, meine Brüder und Schwestern!"
Jemand trat vorsichtig vor: "Aber Vater - sie sind misstrauisch. Sie werden keine leichten Opfer sein." Diese Stimme klang jung und weiblich.
"Ja, sie sind misstrauisch. Wir wissen alle, wer das verschuldet. Doch unsere Diener in ihren Reihen werden sie schon zu beruhigen wissen", sagte der Mann wieder, den sie Vater genannt hatte.
"Ich mache mir trotzdem Sorgen", mischte sich ein weiterer ein, diesmal offenbar ein jüngerer Mann: "Es sind nur zehn Opfer dieses Mal, denn unsere Schläfer werden wir wohl nicht opfern. Werden zehn die Herren befriedigen?"
Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den Anhängern dieses rätselhaften Kultes.
"Zweifel", dröhnte Vater und breitete die Arme aus. Sofort herrschte Stille: "Zweifle können wir uns nicht erlauben. Brüder und Schwestern, es wird 10 Opfer geben und die Herren werden zufrieden sein. Es gibt nichts, dass wir fürchten müssen. Ihr müsst vertrauen in mich haben."
Fay stieß Luca sacht an und deutete auf etwas in den Schatten. Luca folgte der Geste mit dem Blick, und erstarrte. Im Halbdunkel der Ecke, dort, wo der Boden auf das Dach traf, lag etwas Unförmiges.Ein Körper, jedoch ohne Kopf. Nach kurzem Suchen fand Luca jedoch auch den Kopf, der etwas weiter entfernt lag, im Zentrum der langsamen Linien, die die Gehenden abschritten. Eine Blutlache hatte sich dort auf dem Boden gebildet.
"Scheiße!", hauchte Amy, die Fays Geste ebenfalls bemerkt hatte und die gleiche Entdeckung wie Luca gemacht hatte.