Im Wald:
Ohne die Sterne und Licht war es schwierig, den Weg zu finden. Sie hatten nur sechs Taschenlampen.
Milo hatte eine der sechs Lampen von Lily bekommen. Er leuchtete auf den Weg. Eve stolperte zitternd und leise weinend hinter ihm her.
Samstag hatte sie in einer Reihenfolge angeordnet, bei der jeder zweite eine Lampe trug. Sie sollten sich in einer geraden Linie halten. Ihre langgezogene Gruppe bildete den Orientierungspunkt für Samstag, der sich ab und zu umdrehte und kontrollierte, dass die sechs Lichter in einer geraden Linie lagen und sich nicht nach links oder recht neigte. Damit die Schätzung möglichst genau war, mussten sie immer zu zweit, mit einer Taschenlampe, einen Abstand von etwa fünf Metern zu dem Vordermann einnehmen.
Es regnete. Milo zitterte in der durchweichten Stoffjacke. Eve hatte ihre eigene Jacke über ihren Kopf gezogen und war darunter verschwunden. Die elf schwiegen. Es war ein trauriger und hoffnungsloser Zug, der nervös auf jedes Geräusch achtete und sich mühsam vorwärts schleppte.
Milo und Eve waren weit hinten, ihnen folgte nur noch Samira, die kein Wort mehr gesprochen hatte und nur Dimitris Aktentasche vor der Brust hielt, das Gesicht eine grimmige, entschlossene Maske.
Weil sie so weit hinten waren, merkten sie nur spät, dass Samstag angehalten hatte.
"Nicht schon wieder", murmelte Amy, die direkt vor ihnen ging, als Milo und Eve sie einholten.
Sie waren von Dornen zerkratzt und müde, froren und zitterten.
Vor ihnen leuchtete eine einzige Öllampe im Wald.
Viel zu oft war das nun schon geschehen. Milo zählte nicht mehr mit, doch es könnte gut und gerne die zwanzigste Lampe sein.
Oder besser, es war die gleiche Lampe, die auf der Terrasse von Lecters Rasthaus brannte. Sie standen am Rand des Parkplatzes, auf dem der Bus parkte.
So weit sie auch flohen, in welche Richtung auch immer, sie endeten immer wieder hier, vor dem Rasthaus, dem sie verzweifelt entkommen wollten. Sie achteten penibel darauf, nicht im Kreis zu laufen, aber jede gerade Strecke, egal in welche Himmelsrichtung, führte auf diesen Parkplatz.
Sie hatten auch versucht, den Bus zu nehmen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Ein Fetzen von Milos Kleidung hing noch in einem der Fenster. Er war hindurch geklettert, nur, um festzustellen, dass das Auto nicht ansprang.
Die Gäste tauschten müde Blicke. Sie rannten und rannten, aber immer lag dieses Haus vor ihnen, die Lampe flackerte höhnisch und verspottete ihre armseligen Bemühungen.
"Ich denke, es hat keinen Sinn", resignierte Samstag. Sie waren in jede nur erdenkliche Richtung gelaufen, vor und zurück, aber der Weg führte sie schon nach wenigen Minuten wieder vor die Hütte.
Eve weinte lauter: "Das kann doch nicht sein!"
Milo konnte nichts sagen.
Es gab kein Entkommen.
Keinen Ausweg.
Keine Rettung.