Liebe Leserinnen und Leser,
bitte seid nicht enttäuscht, dass das heutige Kapitel etwas kürzer ist. Thematisch ließ sich das nicht anders machen, da es dann im kommenden Teil in Straumfjorður weitergeht. Euch allen viel Spaß beim Schmökern!
Eure Sophie
Und obwohl die Morrigan ja als Todesbotin in die keltischen und irirschen Sagen gehört, möchte ich euch dennoch hier ein kleines Hörbonbon von Omnia dazustellen:
https://www.youtube.com/watch?v=GtOgFHdwZ3M
Die Schlachtfeldemotionen kommen darin gut rüber, finde ich.
Rollo warf einen bedauernden Blick auf seinen gefallenen Schildträger und den trauernden Gylfe. Sveinn würde den Weg nach Walhalla nicht allein gehen müssen. Arngrims Raubgesellen hatten bis auf zwei oder drei Flüchtende, die sie noch aufhalten würden, alle den Tod gefunden.
Doch auch auf ihrer eigenen Seite hatten die Walküren Leben gefordert. Neben Sveinn hatte es zwei Knechte getroffen und einen älteren Kämpen aus der Siedlung, der viele Jahre lang an Ragnars Seite gekämpft hatte. Vor Horik war dieser durch sein Alterszipperlein(1) von der Leidang befreit worden. Nun aber war er von einem der überlangen Spatha(2) der Franken getroffen worden. Rollo hatte sich diesem Gegner danach selbst gestellt. Der Mann war trotz des schweren Rüstzeugs wendig gewesen. Seine Verteidigung war aufmerksam und sein Kampfstil einfallsreich gewesen. Der Jarlsbruder war ins Schwitzen gekommen, bevor ihm ein erfolgreicher erster Treffer gelang. Dann, als der Blutverlust den Franken schnell schwächte, war der Sieg einfach gewesen.
Nun wog Rollo das Schwert des Mannes nachdenklich in seiner Hand. Es war eine wertvolle Waffe. Das sah der Krieger sofort. Ähnliche Schwerter besaßen die Großen in Hammaburg und im Frankenland. Man nannte diese Art der Schwertfegerei Damaszierung. Die Klingen dieser Waffen wurden separat auf den Waffenkörper aufgesetzt und bei großer Hitze mit diesem verschweißt. Das Schwert seines Gegners wies dazu noch eine Prägung auf, bei deren Anblick auch ein unerfahrenerer Mann als Rollo in seiner Einschätzung der Waffe nicht fehlgehen konnte: +VLFBERH+T(3) war längs auf die handnahe Klinge punziert .
Rollo lachte auf. Schon allein für diese Beute hatte sich sein Kampf gegen den Franken gelohnt. Doch sie würden alles bergen, was sich im Besitz der Gegner befand. Jedes pund Eisen war wertvoll. Zwei Pferde hatten den Angriff überlebt und die Sättel samt Zaumzeug der getöteten Tiere konnten ebenfalls nützlich sein.
Der Krieger seufzte. Für die Arbeit, die Toten zu bergen, die Verwundeten zu versorgen und die Beute auf Gunnars Hof zu schaffen, würde er fast alle seine Männer einsetzen müssen. Zwei, drei gute Reiter würden die letzten Flüchtigen einfangen. Blieben nur er selbst und vielleicht der zähe Gylfe, um zu versuchen, Straumfjorður vor Arngrims Verräterbande zu erreichen.
Rollo schüttelte sich unzufrieden. Das musste ein wilder Ritt werden, den er noch tagelang am Hintern spüren würde. Er warf einen abschätzenden Blick auf die Satteltaschen der erbeuteten Pferde. Vielleicht hatten die Franken wenigstens einen starken Tropfen im Gepäck gehabt …
Dann holte er tief Luft und rief seine Mannen zusammen. Wenig später saß er zusammen mit Gylfe bereits im Sattel und trabte nach Süden. Die Männer schwiegen und ihr grimmiger Blick verhieß nichts Gutes. Selbst der starke Branntwein, den sie wie erhofft in den Satteltaschen eines Frankenpferdes gefunden hatten, konnte ihre Stimmung nicht heben. Dann, als sie den letzten Strauch des Wäldchens hinter sich gelassen hatten und die Sonne sie beschien, schlugen sie ihren Pferden die Fersen in die Seiten und galoppierten in das hell strahlend Sommerlicht hinein. Noch war keine der befürchteten schwarzen Rauchwolken am Himmel zu sehen und die beiden Krieger beteten still zu Odin und allen Asen, dass das auch so bleiben möge.
(1) Alterszipperlein - alter Begriff für die Gicht und ähnliche rheumatische Erkrankungen, dabei machte man keine großen Unterschiede, ob es wirklich Rheuma oder z.B. auch eine Parkinsonsche Krankheit war, die den Betroffenen ereilte.
(2) Die Spatha (Plural Spathae, lateinisch für „Breite Klinge“) ist ein zweischneidiges, vorwiegend zum Hieb konzipiertes, einhändig geführtes Schwert mit gerader Klinge. Diese Schwertform existierte etwa vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des Frühmittelalters. (Quelle: die allwissende wiki - https://de.wikipedia.org/wiki/Spatha_(Schwert))
(3) Ulfberht ist eine moderne Transkription der Inschrift +VLFBERH+T, welche typischerweise auf frühmittelalterlichen, germanischen Schwertern des 8. bis 11. Jahrhunderts zu finden ist. Es existieren viele Variationen der Inschrift, wie zum Beispiel +VLFBERHT+ oder auch VLFBERH+T. Allgemein vermutet man, dass es sich dabei ursprünglich um eine fränkische Person handelte, deren Name und Werkstatt später eine Art Handelsmarke begründeten. Die Ergebnisse der modernen metallografischen Forschung belegen, dass die frühmittelalterlichen fränkisch-alemannischen Schwerter zu ihrer Zeit Spitzenprodukte darstellten, welche auf höchstem handwerklichen Niveau hergestellt wurden. Die Arbeiten des Schwertforschers Stefan Mäder beweisen, dass die damaszierten Schwerter des Frühmittelalters einen oft hochkomplexen Aufbau aufwiesen und selektiv gehärtet wurden (auch hier wieder die wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulfberht)