„Du bist so wunderschön“, flüsterte Raimon ergriffen. Dabei sah er Sally in die Augen. Sein Herz klopfte vor Aufregung hart in seiner Brust, dass es schon fast schmerzte. Jetzt nur nichts falsch machen, dachte er sich. Er wusste, welch böse Dinge Sally hinter sich hatte und wollte keinesfalls, dass sie sich fürchtete, oder noch viel schlimmer, ihn im letzten Moment sogar noch abwies. Zärtlich strich der Henker über Sallys Wange, zog die Konturen ihrer vollen Lippen nach. Dann beugte er sich erneut über sie und küsste sie innig.
Sally gab sich dem Kuss hin. Sie fühlte sich wie auf einer watteweichen Wolke, als würde sie federleicht schweben und das Ganze von oben beobachten. Aber das tat sie nicht. Sie war mittendrin und lag hier mit Raimon, dem Scharfrichter aus Exmouth im Bett dessen Bruders und war kurz davor, sich dem Henker hinzugeben. Das Schlimme daran war, dass sie dies nicht einmal anrüchig fand. Im Gegenteil, sie wollte ihn. Sie wollte sich ihm hingeben und mit ihm all die schönen Dinge tun, von denen ihre Freundin Genefa immer so sehr geschwärmt hatte. Der Gedanke an ihre beste Freundin brachte Erinnerungen in ihr hoch, die sie sofort verdrängte. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Dieser Abschnitt ihres Lebens war vorüber und würde nie wiederkehren. Sie lebte im Jetzt und Hier, und, das gestand sie sich endlich ein, sie liebte Raimon. Seine Herkunft und sein Stand waren ihr egal. Alles, was zählte, war die Liebe zu ihm.
Lächelnd schaute Sally zu Raimon auf, der sie betrachtete, als wäre sie ein besonders wertvolles Kleinod.
Da der Henker es nicht wagte, den nächsten Schritt zu gehen, übernahm Sally kurzerhand die Initiative. Sie ergriff seine Hand und legte sie auf ihren bebenden Busen. Die Haut unter Raimons Fingern schien zu glühen. Sally seufzte leise. Die schwielige Handfläche kratzte auf der Haut. Für sie aber fühlte es sich an, als würden die hauchfeinen Flügel eines Schmetterlings sie berühren. Ein zartes Ziehen ging durch ihren Körper. In ihrer Mitte verstärke es sich, dass sie es kaum noch auszuhalten vermochte. Beinahe wäre sie vor diesem unbekannten Gefühl zurückgewichen.
„Du musst es nicht…“, begann Raimon, der Sallys Zögern falsch deutete.
„Pst, sag nichts“, erwiderte Sally lächelnd. „Ich will es, genau wie du.“ Sie blickte den Henker mit großen Augen an. Ihre Wangen waren vor Aufregung leicht gerötet. Es war immerhin das allererste Mal, dass sie freiwillig bei einem Mann lag. Mit der Zunge strich sie über ihre trocken gewordenen Lippen. Dann schmiegte sie sich eng in Raimons Arme, dass sie das Klopfen dessen schnell schlagenden Herzens hören konnte.
Sally konnte es kaum erwarten, Raimon zu berühren. Sie richtete sich auf und strich über seine muskelbepackten Oberarme, dann weiter zu seinem Brustkorb. Sie fühlte, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten, als ihre Hände weiter nach unten wanderten.
Raimons Atem ging schnell. Nichts wünschte er sich sehnlichster, als von Sally am ganzen Körper berührt zu werden. Gespannt wartete er darauf, was sie weiter tun wollte.
Sally macht an seinem Hosenbund halt. Wie gebannt starrte sie auf die Ausbuchtung seines Schrittes, der die Größe des darunter Verborgenen nur vermuten ließ. Schon oft hatte sie Raimon heimlich beobachtet, wenn er mit bloßem Oberkörper im Hinterhof stand und dort Holz in handliche Scheite spaltete. Oder auch, wenn er sich am Brunnen wusch. Nahm er an, er wäre allein im Haus, tat er dies auch ohne einen Fetzen Kleidung am Leib. Dann konnte Sally seinen nackten Hintern bewundern. Einmal konnte sie gerade noch einen Blick auf sein Gemächt erhaschen, ehe sie sich flugs ins Dunkel des Hauses zurückziehen musste, um vom Henker nicht ertappt zu werden. Wie sehr ließ sie dann ihr unzüchtiges und sündiges Tun erröten. Daher flüchtete sie meist in ihre Kammer, wo sie einige Zeit auf ihrem Strohsack lag und davon träumte, den nackten Körper des Henkers berühren zu dürfen.
Als hätte Raimon ihre Gedanken gelesen, griff er nach Sallys Händen und hielt sie fest. „An was denkst du, Liebes?“, fragte er lächelnd.
„Es ist…“, erwiderte Sally, „alles so fremd. Aber trotzdem so reizvoll.“
„Das ist es. Doch nicht mehr lange.“
„Nicht mehr lange reizvoll?“ Sally schüttelte den Kopf. Wie konnte Raimon das nur denken? Wollte er sie nicht genau so wie sie ihn? Hatte sie sich womöglich geirrt und tat nun das Falsche?
„Verstehe mich nicht falsch“, versuchte Raimon die sinnliche Stimmung zu retten. „An und mit dir wird immer alles reizvoll sein.“ Er richtete sich auf und sah Sally in die Augen. „Ich liebe dich“, sagte er dann. „Ich liebe dich, mehr als mein Leben. Bitte, glaube mir das.“ Obwohl er bereits eine Gemahlin hatte, die aber längst verstorben war, wusste er, bei Sally würde alles ganz anders sein. Sie war wie eine Rose, die er zum Erblühen bringen musste, die er hegen und pflegen und deren tiefe Wunden er heilen musste.
Sally fühlte sich, als müsste sie die ganze Welt umarmen. Hatte sie Raimons Worte richtig vernommen, oder hatte sie ihn falsch interpretiert?
„Du…“, ihre Lippen bebten genau so schnell wie ihr Herz klopfte. „Du liebst mich?“, brachte sie endlich hervor.
„Aber ja doch, Liebes!“, erwiderte Raimon und zog sie ungestüm in seine Arme. Er nahm ihren Kopf vorsichtig zwischen seine großen Hände und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihn anzuschauen. Mit den Daumen wischte er die aus Sallys Augen hervorquellenden Tränen weg. Dann küsste er sie, wie er schon sehr lange keine Frau geküsst hatte. Das erregende Kribbeln kehrte zurück und übertrug sich auf die junge Frau, die zwischen den einzelnen Küssen leise Seufzer ausstieß.
„Ich liebe dich“, sagte nun auch Sally, als Raimon nach vielen gefühlten Minuten von ihr ließ. Sie schaute den Henker an und lächelte versonnen. Sein Blick ließ sie erschauern. Erregt keuchte sie auf, als er begann, an ihrem Mieder zu nesteln. Kaum hatte er die Schnüre gelöst, riss sie es sich vom Leib. Sie wollte nackt sein.
Während sie sich auch noch ihres Rockes entledigte, entkleidete sich Raimon ebenfalls. Endlich konnte sie ihn ganz nah bewundern. Ihre Augen wanderten an ihm herab. Ihr Blick glitt über die kräftigen Brustmuskeln hinab zu seinem Bauch, der auch nur aus Muskeln zu bestehen schien. In Hüfthöhe hielt sie inne. Ein wenig verschämt schaute sie weg und kicherte wie ein kleines Mädchen, das etwas Verbotenes entdeckt hatte. Aber dann gab sie sich einen Ruck. Sachte strich sie durch das dichte, dunkle Haar, das Raimons Mitte bedeckte. Sein Glied zog sie magisch an. Als sie es zum ersten Mal berührte, richtete es sich noch weiter auf.
Leise seufzend atmete Sally ein. Sie tat Verbotenes, Sündhaftes. Trotzdem wollte sie nichts anderes als genau dieses zu tun.
Raimon lächelte. Er schien Sallys Wunsch zu spüren. Aufmunternd nickte er ihr zu.
„Ich will dich“, flüsterte Sally erregt. Ihr Körper kribbelte, dass sie es kaum noch aushalten konnte. Sie blickte Raimon an, der verstand, als sie sich hinlegte. Er glitt neben sie und liebkoste sie. Erst ihre Brüste, bis sich deren Warzen in die Höhe reckten. Später Sallys Schenkel und deren Scham. Sich vor Wollust windend, keuchte sie. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Körper wölbte sich seinen kosenden Händen entgegen.
Raimon kam endlich über sie. Willig öffnete Sally für ihn ihre Schenkel. Zitternd erwartete sie ihn. Als er endlich langsam in sie eindrang, wollte sie nur noch eins: Er solle ewig in ihr bleiben und sie lieben. Ganz anders, als vorher, wenn sie einem Mann zu Willen sein musste, fügte Raimon ihr keine Schmerzen zu. Sie fühlte, wie er vorsichtig zu Werke ging, sie ausfüllte und ihr Lust bereitete.
Raimon musste unbändige Kräfte besitzen. Immer wieder drang er in Sally ein, die bald nur noch aus Lust zu bestehen schien. Ihr Körper bebte unter seinen Stößen wie das Laub einer Espe. Die Schreie, die sich während ihres Höhepunktes ausstieß, ließen beinahe sein Trommelfell platzen.
Erst als Sally vollends zufrieden und ermattet unter ihm lag, ließ er von ihr ab. Selig lächelnd lag sie dann neben ihm. „Ich liebe dich“, hauchte sie so leise, dass er es kaum verstehen konnte. Dann fielen ihr die Augen zu und sie glitt hinüber ins Land der Träume.
„Ich liebe dich auch“, flüsterte Raimon. Zärtlich strich er Sally eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich auch“, flüsterte er nochmals. „Auf ewig“, versprach er noch und zog das Laken über Sally, dass sie nicht frieren möge.