Nach dem ungewollten Halt verlief der Rest der Reise ohne weitere Zwischenfälle. Sally war noch immer empört über Sir Selwyns Verhalten, hatte sich aber bereits ein wenig beruhigt.
„Liebes, du kannst nichts daran ändern. Vergiss den Zwischenfall und Sir Selwyn“, versuchte Raimon Sally zu beschwichtigen.
„Genau! Vergiss es einfach. Aufregung ist nicht gut für dich und das Kind“, blies nun auch Edwina in dasselbe Horn.
„Ich frage mich trotzdem, was in ihn gefahren ist“, erwiderte Sally ärgerlich. „Aber ihr habt Recht. Er ist es nicht wert, sich noch weiter Gedanken über ihn zu machen. Ein Arschloch bleibt nun mal ein Arschloch. Das habe ich nun erkannt und weiß, wie ich weiterhin mit Sir Selwyn umgehen werde. Ab sofort kann er mir gestohlen bleiben.“
Raimon lächelte über Sallys Worte. So aufgebracht kannte er seine Frau gar nicht. Bisher hatte er sie eher ruhig kennengelernt.
Die nächsten Minuten verbrachten die Reisenden jeder in sich gekehrt. Adelaide saß still auf ihrem Platz. Die junge Frau dachte wohl nach. Edwina hatte den Kopf an das Rückenpolster gelehnt und schien zu schlafen. Sally und Raimon hielten Händchen und schauten sich verliebt an. Nur Faylynn war putzmunter. Das Mädchen war vom Sitz geklettert und stand nun zwischen den Erwachsenen. Neugierig versuchte es aus dem Fenster zu schauen.
„Tante Sally, schau einmal. Dort hinten“, rief die Kleine aufgeregt. „Dort sind Häuser zu sehen.“
Sally beugte sich ein wenig vor und blickte in die gezeigte Richtung. „Das ist Trowbridge“, erklärte sie dem Kind. „Schaue weiter östlich. Dort befindet sich ein wenig versteckt in einer Parkanlage mein Elternhaus. Dorthin fahren wir nun.“
„Kann man in dem Park auch spielen?“, fragte Faylynn begeistert.
„Natürlich kann man das“, erwiderte Sally lächelnd. „Es gibt auch ganz viel zu erkunden für abenteuerlustige Kinder.“
„Das ist schön“, sagte die Kleine darauf und schaute neugierig zu den sich nähernden Häusern.
Schon bald erreichten sie das Anwesen der Montgomerys. Das riesige, gusseiserne Tor stand einladend offen. So konnte der Kutscher den Wagen ohne Halt hindurch lenken. Der breite Weg zum Hauptgebäude war links und rechts mit Fackeln bestückt, die aber noch nicht angezündet worden waren. Sally fand das sehr eigenartig. Sonst war es nicht üblich, Fackeln am Rand der Wege aufzustellen, wenn die Montgomerys keinen Ball gaben. Aber als sie sich dem Haus näherten, entdeckte sie Sir Selwyns Reitpferd, das eben von einem Stallknecht weggeführt wurde. Selwyn selbst wurde von einem Bediensteten ins Haus gelassen.
„Da ist uns jemand zuvor gekommen“, sagte Sally zu Raimon.
„Dieser Kerl ist mir einfach zuwider. Wer weiß, was er im Schilde führt. Ich nehme an, nichts Gutes“, erwiderte Edwina, die Sir Selwyn ebenfalls gesehen hatte.
„Mit dem werden wir schon fertig“, meinte Raimon darauf und rieb sich die Hände, als würde er sich auf einen Kampf mit seinem Widersacher vorbereiten wollen. „Ach, wir sind ja schon da“, sagte er noch, als der Kutscher vor dem großen Haus stoppte. Noch bevor der Chauffeur den Wagenschlag von außen öffnen konnte, hatte Raimon dies getan und war bereits ausgestiegen. Travis und Barnet waren vom Kutschbock gesprungen und starrten staunend auf das imposante Gebäude, in dem sie ab sofort leben sollten.
„Das ist ja riesig“, meinte Travis ehrfürchtig, worauf Barnet nur nickte, aber nichts sagte. Auch er war von dem Haus sichtlich beeindruckt.
Raimon half den Damen beim Austeigen. Faylynn hob er kurzerhand aus der Kutsche.
Aus dem Stallgebäude kam der Bursche angerannt, der Sir Selwyns Pferd weggeführt hatte. Ganz außer Atem blieb er vor den Ankömmlingen stehen. „Verzeiht, ich hatte eben noch ein Pferd zu versorgen“, entschuldigte er sein verspätetes Erscheinen.
„Das haben wir gesehen“, übernahm Sally einfach das Wort. „Aber sag, wer bist du? Dich habe ich hier noch nie gesehen“, fragte sie den jungen Mann.
„Ich bin der Pferdeknecht Milo und erst seit Kurzem hier. Mistress Lilith hat mich eingestellt, nachdem sie den alten Knecht entlassen hat“, erwiderte der Mann und verbeugte sich vor den Herrschaften.
„Daher kenne ich dich nicht. Ich wunderte mich schon“, entgegnete Sally. „Ich bin Sally Montgomery, die Tochter des verstorbenen Hausherrn. Und dies ist mein Gatte Raimon“, stellte sie dann sich selbst und Raimon vor. „Es wäre nett, wenn du unsere Ankunft meiner Stiefmutter melden würdest.“
Milo rannte sofort die Treppe hinauf und wollte eben anklopfen. Da wurde die Tür bereits geöffnet und Walter, der alte Butler ihres Vaters stand vor ihnen. Erstaunt blieb ihm der Mund offen stehen.
Sally stieg ein wenig schwerfällig die Treppe hinauf und umarmte den alten Mann. „Walter, mach den Mund zu. Ich bin es wirklich“, sagte sie zu dem Alten.
Endlich löste sich Walters Starre. „Und ich habe Sir Selwyn für verrückt gehalten, als er vor ein paar Minuten wie von Hunden gehetzt angeritten kam und Euer Kommen ankündigte“, brachte der Butler endlich hervor. „Ein Wunder ist geschehen! Lasst Euch anschauen.“ Walter hielt Sally eine Armlänge von sich entfernt. Er lächelte sie erfreut an. „Gut seht Ihr aus. Aber…“, er blickte auf Sallys hervorstehenden Bauch.
„Du siehst richtig. Ich erwarte ein Kind“, sagte Sally. „Aber keine Angst, es wird kein Bastard. Ich bin inzwischen verheiratet.“ Sie zeigte auf Raimon, der nun neben Sally trat und sich als Sallys Gemahl vorstellte. „Adelaide ist auch wieder hier“, gab Sally noch bekannt. „Außerdem Edwina, meine gute Seele und zwei Neffen und die Nichte meines Gemahls, die bei uns leben.“
Als Sally Edwina vorstellte, erhellte sich Walters Gesicht. Seine Augen blitzten und ein Lächeln zog um seinen, in der letzten Zeit, sehr verbittert aussehenden Mund. Edwina bemerkte dies und errötete.
„Was bin ich unhöflich“, riss sich Walter zusammen und gab die Tür frei. „Tretet ein. Willkommen zu Hause.“
„Es sei dir verziehen“, erwiderte Sally großzügig lächelnd. „Kommt“, rief sie den anderen fröhlich zu und folgte Walter.
„Wo ist meine Stiefmutter?“, fragte sie den Butler.
„Sie ist mit Sir Selwyn im Salon. Ich hörte sie eben streiten“, antwortete der Mann.
„Ich kenne den Weg“, hielt Sally ihn zurück, als Walter vor den Angekommenen zum Salon gehen wollte. „Du musst mich nicht ankündigen. Die Überraschung ist es wert, ihr erstauntes Gesicht zu sehen, wenn ich plötzlich vor ihr stehe.“ Sally grinste schelmisch. „Sag bitte den Dienstmädchen Bescheid, sie sollen die Zimmer richten. Wir werden bleiben. Adelaide bekommt zusammen mit Faylynn ein Zimmer. Die Kleine kann bei ihr schlafen. Die Jungen werden sich vorerst eins teilen. Edwina erhält auch ihr eigenes. Raimon und ich werden vorerst gemeinsam mein Mädchenzimmer beziehen“, teilte sie Walter die Zimmervergabe mit. „Ach, ja, die Zimmer der anderen sollen im selben Flur sein in dem meines liegt. Ich möchte meine Lieben um mich haben“, hielt sie Walter zurück, der sich bereits in den Dienstbotentrakt begeben wollte.
„Wie Ihr es wünscht“, antwortete er und verschwand lautlos.
„Gehen wir in den Salon“, wandte sich Sally nun an die anderen, die etwas verlassen in der weiträumigen Diele herumstanden und die Pracht bestaunten. Sie griff noch nach Raimons Hand. Er drückte sie zart, als wolle er seiner Gattin Halt geben vor dem nun Bevorstehenden.
„Wie? Sally ist zurück? Das kann nicht sein. Sie ist entweder verschollen oder bereits tot! Du musst dich irren!“ Liliths schrille, sich überschlagende Stimme war bis in die Diele zu hören.
„So glaube mir doch! Ich habe sie heute Morgen, als sie mit ihrem Gefolge bei den Longbirds abreiste und gegen Mittag mit eigenen Augen gesehen. Sie ist mopsfidel und war auf dem Weg hierher, wenn sie nicht sogar bereits angekommen ist“, übertönte Sir Selwyn die aufgebrachte Witwe seines besten Freundes Adrian.
„Das glaube ich nicht!“, kreischte Lilith. „Warum hast du mir nicht eher Bescheid gegeben? Wir hätten noch etwas tun können, damit das Balg erst gar nicht hier auftaucht!“
„Was willst du tun? Sally wieder entführen oder gleich ganz verschwinden lassen?“, fragte Selwyn. „Mit Adrian hast du es ja geschafft, ihn sauber aus dem Weg zu räumen. Lilith! Du bist verrückt? Aber dass du wirklich so verrückt bist, kaum zu glauben!“
„Ja, was soll ich denn tun? Wenn Sally hier aufkreuzt, ist alles vorbei. Dann wird herauskommen, was ich getan habe? Willst du das?“
„Das ist jetzt egal. Sallys Freunde wissen bereits, was geschehen ist“, sagte Selwyn auf Liliths Worte.
Entsetzt riss die Frau die Augen auf und wurde blass. „Das kann nicht sein“, presste sie zwischen fast geschlossenen Lippen hervor.
„Doch, es ist so. Dieser verflixte Lord Kimberley hat kurz nach Sallys Verschwinden einen Detektiv beauftragt. Der Kerl war gut und hat alles herausgefunden. Jedoch hatte er einige Zeit Sallys Spur verloren und kam nur durch einen dummen Zufall darauf“, berichtete Selwyn nun.
Liliths Gesicht wurde noch blasser. Heftig atmend stützte sie sich auf die Lehne eines Sessels. Trotzdem wankte sie.
Selwyn griff ihr unter den Arm und half ihr, sich zu setzen. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.
„Nichts ist in Ordnung“, fauchte Lilith in an. „Wärst du eher zu mir gekommen, hätten wir noch etwas gegen Sallys Rückkehr tun können. Aber nun…“, Lilith winkte ab. „Es ist alles zu spät.“
Wie gelähmt stand Sally vor der Salontür und hörte das Gespräch zwischen ihrer Stiefmutter und Sir Selwyn mit an. „So eine Hexe“, flüsterte sie Raimon empört zu.
„Wir sollten hinein gehen und sie stellen“, meinte Raimon leise und wollte die Tür öffnen.
„Warte“, hielt Sally ihn zurück. „Es ist besser, die Kinder gehen nicht mit hinein.“ Sie wandte sich an ihre Zofe. „Adelaide, geh bitte mit Edwina und den Kindern in die Küche. Walter wird uns garantiert bereits angekündigt haben. Lasst euch etwas zu essen geben. Danach geht in eure Zimmer. Wir kommen später zu euch.“
Adelaide knickste. „Sehr wohl, Mistress Sally“, sagte sie zu ihrer Herrin. „Kommt Kinder“, wandte sie sich dann an ihre Schützlinge. „Edwina, kommst du auch?“
„Seid ihr euch sicher, dass ihr das allein durchstehen wollt?“, fragte Edwina Sally und Raimon.
„Ja, geh nur“, erwiderte Sally. „Mach dir keine Sorgen. Kümmere dich mit Adelaide um die Kinder.“
„Wie du es wünschst“, entgegnete Edwina ein wenig beleidigt und folgte der Zofe widerstrebend in die Küche. Ganz einerlei war es ihr nicht, Sally und Raimon allein zu lassen. Trotzdem tat sie, was die Freundin von ihr verlangte.
„Gehen wir rein?“, fragte Sally, nachdem die Kinder und die beiden Frauen im Dienstbotentrakt verschwunden waren. Sallys Herz klopfte aufgeregt.
Raimon bemerkte die Aufregung und drückte nochmals aufmunternd die Hand seiner Frau. „Lass mich zuerst hineingehen. Bleib hinter mir, damit du nicht gleich gesehen wirst“, sagte er zu Sally, die ihm zustimmend nickte. Dann riss Raimon abrupt die Tür zum Salon auf und unterbrach damit Liliths Debatte mit Sir Selwyn.
„Was fällt Euch ein?“, fuhr Lilith den eintretenden Henker an. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr? Wer hat Euch eingelassen?“ Dass ihre Stieftochter hinter dem Mann stand, bemerkte Lilith nicht.
„Lilith, das ist…“, wollte Sir Selwyn die Hausherrin warnen.
„Halte deinen Mund, du Versager“, keifte Lilith Sir Selwyn an. Der kuschte wie ein verängstigter Hund. „Hat es Euch die Sprache verschlagen?“, geiferte sie Raimon nun auch noch an.
„Nein, liebe Stiefmutter, meinem Gatten hat es keineswegs die Sprache verschlagen“, machte sich nun Sally bemerkbar, die hinter Raimon hervorgetreten war.
Lilith wurde erneut blass wie eine gekalkte Wand. „Du?!“, keuchte sie aufgebracht. „Wie schön, dass du endlich wieder da bist. Nun hat die Suche ein Ende“, heuchelte die Frau dann aber.
„Du brauchst dich nicht zu verstellen“, unterbrach Sally sie. „Ich weiß alles. Du hast mich von deinen Handlangern entführen lassen, um an Vaters Erbe zu kommen.“
„Aber liebste Sally. Was redest du da für einen Unsinn? Du bist von der langen Reise hierher bestimmt sehr müde und siehst Geister. Ich war todtraurig, als du plötzlich bei Nacht und Nebel verschwunden warst und niemand wusste, wohin du dich begeben hast. Keiner konnte dich finden. Wo warst du nur?“ Lilith log, dass sich die Balken bogen. „Aber nun bist du endlich wieder da. Gott sei gedankt.“ Sie hielt inne und trat zu Sally. „Wer ist denn dieser nette Herr neben dir?“, heuchelte sie Interesse.
„Das ist Sallys verfickter Hurensohn von Ehemann“, posaunte Sir Selwyn heraus.
„Aber Sir Selwyn! Ich bin empört! Solch Worte über meinen geliebten Schwiegersohn möchte ich aus Eurem Munde nicht hören“, wies sie den Arzt zurecht.
„Ihr braucht Euch nicht zu verstellen, Mistress“, mischte sich nun auch Raimon ein. Er hatte Sallys Zittern bemerkt und übernahm nun kurzerhand das Ruder. „Wir wissen alles“, sprach der Henker weiter. „Ich bin auch nicht Euer geliebter Schwiegersohn. Ich bin Euer Ankläger! Ihr habt Schuld, dass Sally entführt wurde und es ihr lange Zeit sehr schlecht ging!“
Lilith wurde erneut blass. Ihre Lippen zitterten, als wolle sie zu weinen anfangen. „Aber wie kommt Ihr auf so etwas?“, schluchzte sie herzerweichend. „Ich liebe Sally doch wie mein eigenes Kind. Wie käme ich dazu, ihr böses zu tun?“
„Mistress! Euer Leugnen hat keinen Sinn. Wir haben handfeste Beweise für Eure Schuld. Und dazu noch Zeugenaussagen“, unterbrach Raimon den Redeschwall der Frau. „Ihr seid überführt und gehört bestraft.“ Raimon winkte ab, als Sir Selwyn sich einmischen wollte. „Ihr, Sir Selwyn, habt heute Euer wahres Gesicht gezeigt. Ihr seid wahrscheinlich nicht schuld an Sallys Not. Aber ganz genau wissen wir das nicht, da wir nicht gegen Euch ermittelt haben. Doch habt Ihr Euch mitreißen lassen von Mistress Liliths Niedertracht. Geht, und kommt nie wieder. Euch sei verziehen, denn Eure Gedanken scheinen umnebelt zu sein. Doch nähert Euch Sally und mir nie wieder. Einen Menschen wie Euch möchten wir nicht Freund nennen und nicht in unserer Nähe wissen.“ Raimon hatte sich in Rage geredet. Es kostete ihm einige Mühe, nicht handgreiflich zu werden. „Verschwindet endlich!“, fuhr er Sir Selwyn an, als der immer noch keine Anstalten machte, zu gehen. Dabei wedelte er mit einer Hand in Richtung Tür. Der Hinauskomplimentierte ging mit gesenktem Kopf und wie ein geschlagener Hund an Sally vorbei hinaus in die Diele. Kurz darauf konnte man die Eingangstür zuknallen hören und Sir Selwyn nach dem Knecht rufen, damit dieser ihm sein Reitpferd bringe.
Erleichtert atmete Sally auf. Nun trat sie ihrer Stiefmutter entgegen, die wie zur Salzsäule erstarrt im Raum stand und zur Tür schaute.
„Jetzt zu dir“, sagte Sally zu Lilith. „Hast du noch etwas zu deiner Verteidigung zu sagen? Ich denke, mein Gatte hat bereits alles gesagt, was wichtig war.“
„Sally, es tut mir leid“, erwiderte Lilith schluchzend und wollte auf ihre Stieftochter zugehen, um sie zu umarmen.
Die junge Frau aber wies sie ab. „Rühr mich nicht an“, spie sie ihr entgegen. „Deine Reue kommt zu spät. Dein Mitleid brauche ich auch nicht.“ Sally fühlte sich gut, Lilith endlich ihre Meinung sagen zu können. „Richten werde ich nicht über dich. Dazu ist die Obrigkeit da. Ich werde nach den Bütteln schicken, damit sie dich in den Kerker nach Trowbridge bringen, wo du bis zur Verhandlung warten wirst.“
„Du willst mich verhaften lassen? Aber Sally! Bitte tu mir das nicht an.“ Lilith heulte verzweifelt auf.
„Warum sollte ich Mitleid mit dir haben? Nenne mir einen einzigen Grund. Hattest du Mitleid mit mir, oder mit meinem Vater? Du hast Straftaten begangen, für die du nun büßen musst.
Obwohl Lilith krampfhaft überlegte, fand sie keinen einzigen Grund, warum ihr die Taten leidtun sollten. So schwieg sie lieber, anstatt ihre Stieftochter und deren Gatten noch mehr gegen sich aufzubringen.
Sally währenddessen öffnete die Tür und rief nach Walter. „Kümmere dich bitte darum, dass diese Frau dort…“, sie zeigte auf Lilith, „… in ihren Zimmer bleibt. Rufe mir aber vorher den Stallknecht herbei. Ich habe einen Auftrag für ihn.“
„Sehr wohl, Mistress, sofort“, erwiderte der Butler und lief schnurstracks nach draußen, um den Auftrag auszuführen. Kurz darauf kam er mit dem Knecht zurück, der Sallys Befehl entgegen nahm. Dann griff der Butler nach Lilith und führte sie hinaus, wo er sie in ihrem Zimmer einsperrte. Er selber blieb vor der Tür stehen, damit sie nicht fliehen konnte. Auch vor ihren Fenstern postierte sich eine Wache, die aufmerksam darauf achtete, dass die von allen gehasste Lilith sich nicht aus dem Staub machte.