Genre: Horror, Thriller, Fantasy, Sci-Fi
Laufzeit: 93 Minuten
Von: Josh Boone
Mit: Maisie Williams, Anya Taylor-Joy, Charlie Heaton
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2020
FSK: Ab 16 Jahren
Nanu? Ein X-Men Film in der Thriller-Kategorie? Keine Sorge, das hätte ich mich sicherlich auch gefragt, passt das doch eher zu Science Fiction oder sogar Fantasy. Doch dieser X-Men ist anders als seine Vorgänger.
Doch zum Glück kann man sagen, dass dieser Film nach etlichen Problemen, die schon in der Vorproduktion begannen, doch endlich erscheinen konnte. Denn dieser Film ist ein viel besserer Abschluss der X-Men Reihe als es noch der leider missglückte und eher langweilige „Dark Phoenix“. Und das, obwohl er sich eher wie der Prolog einer ganz neuen X-Men Reihe anfühlt, mit einer ganzen Reihe neuer Mutanten. Doch leider scheint dies nun das Ende der bisherigen X-Men-Saga zu sein, und das finde ich schade.
Denn dieses Coming-Of-Age-Horror-Drama nimmt sich zu Beginn viel Zeit, die neuen Mutanten vorzustellen. Jeder hat eine Superkraft, doch es wird nicht auf dem Silbertablett gezeigt, wie diese aussehen. Einige werden nur grob von dem jeweiligen Mutanten selbst beschrieben, andere verließen sich ganz davor und haben auch gute Gründe, die alle in der Vergangenheit des jeweiligen Mutanten liegen. Noch dazu wird es großes Geheimnis darum aufgebaut, weshalb die Mutanten sich in dem Krankenhaus befinden, zusammen mit nur einer weiteren Person, und zwar Dr. Reyes. Unter Reyes Leitung sollen die Kinder angeblich lernen, mit ihren Kräften umzugehen und damit keine Gefahr mehr für sich und andere darzustellen. Doch es wird schnell klar, dass in diesem Krankenhaus nichts so ist, wie Reyes den Anschein erwecken möchte.
Vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen sind eine große Stärke des Films. Das ganze nimmt schon den Anfang, als Dani das erste Mal in die "Selbsthilfegruppe" platzt und dort die anderen Mutanten das erste Mal sieht und erfährt, wozu sie eigentlich dort sein soll. Schnell freundet sie sich mit der schüchternen Rahne an, und genau schnell entwickelt sich noch etwas viel größeres zwischen den beiden als eine bloße Freundschaft.
Doch auch die Interaktionen unter den anderen Mutanten falle alle positiv überraschend aus, solch eine charakterliche Tiefe haben selbst die vorherigen X-Men-Filme nicht geschaffen, und das trotz längerer Laufzeiten. Am Ende versteht man sogar die Charaktere, die man den ganzen Film über eher wenig mochte, viel besser.
Dass der Film sich so viel Zeit für seine Charaktere nimmt, geht natürlich auf Kosten von zwei anderen Faktoren: Der Action und dem Horror. Denn "New Mutants" wurde unter anderem damit beworben, dass der Film mehr Horror bieten sollte als die Vorgänger. Und tatsächlich schafft er das auch, doch leider nicht so überzeugend wie erhofft. Die CGI Qualität der Monster, die im Verlauf der Handlung ihren Auftritt haben, schwankt besonders zwischen einzelnen Szenen. Wo der große Mutantenbär noch recht überzeugend aussieht, sind es gerade die viel gezeigten Streichholzmänner mit ihren emotionslosen Gruselmasken, die am wenigsten überzeugen.
Dasselbe schlägt sich auch auf das Finale nieder, welches leider auch eher gezwungen wirkt, da man einen großen Kampf am Ende eines solchen Filmes braucht. Der Punkt, wo die Kinder, die sich vorher nur bedingt verstanden haben, zusammenhalten und mit Hilfe ihrer gebündelten Kräfte das Böse besiegen müssen. Vor allem die Qualität von Illyanas Kraft schwankt dort sehr. Sieht die Verwandlung ihres Arms in ihre Waffe noch überzeugend aus, bietet das Portal in ihren Limbus eher die Qualität eines abgespeckten "Dr. Strange"-Portals.
Dass ich mich entschieden habe, den Film in die "Thriller"-Kategorie zu legen, kommt vor allem daher, dass der Horror in diesem Film sich eher nach Psycho-Horror anfühlt. Dank Danis Kräften wird in diesem X-Men nämlich mit den Ängsten der anderen Mutanten gespielt, und zwar soweit, dass diese real werden und ihre Opfer, sowie jeden in der Anlage, gnadenlos jagen. Und nur, wenn die Kinder es schaffen, ihre Ängste zu besiegen, sind sie in der Lage, dem Albtraum zu entkommen. Dieser Aspekt, zusammen mit der Grundlage der charakterlichen Tiefe, die der Film direkt zu Beginn schafft, sorgt für eine gelungene Unterhaltung, die eigentlich einen Anfang hätte sein sollen, jedoch leider nun der Abschluss einer Saga wurde.
Zusammenfassung der Story:
In einer mysteriösen Klinik werden die Teenager Illyana (Anya Taylor-Joy), Sam (Charlie Heaton), Roberto (Henry Zaga) und Rahne (Maisie Williams) behandelt. Sie sind Mutanten und sollen angeblich unter der Anleitung von Dr. Reyes (Alice Braga) lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren, damit sie keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit darstellen. Doch nach der Ankunft der neuesten Patientin Dani Moonstar (Blu Hunt) leiden die übrigen Jugendlichen vermehrt unter Flashbacks, Albträumen und erschreckend realen Halluzinationen, was die ohnehin schon angespannte Situation unter den eingesperrten und wenige Freiheiten genießenden Teenagern noch weiter verschärft. Doch bald müssen sie feststellen, dass hinter ihrer Klinik mehr steckt, als sie bislang wissen. Die neuen Mutanten müssen nun ihre gegenseitige Skepsis ablegen und zusammenarbeiten, um gemeinsam mit vereinten Kräften zu überleben.