Genre: Komödie, Fantasy, Action
Laufzeit: Durchschnittlich 30 Minuten
Staffeln: 1
Folgen: 9
Von: Jac Schaeffer
Mit: Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Kathryn Hahn
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2021
FSK: Ab 16 Jahren
Anbieter: Disney+
Bevor ich in die Review einsteige, möchte ich kurz anmerken, dass ich kein allwissender Marvel-Fan bin. Ich habe die ganzen Marvel-Filme 1-2 mal gesehen, seit sie erschienen sind, was mit den Einstieg in diese Serie leider etwas erschwert hat. Es kann also sein, dass es auch Zusammenhänge gibt, die sich mir nicht erschließen, weil einige Filme schon etliche Jahre zurückliegen.
Die Serie "WandaVision" hatte für mich einen sehr merkwürdigen Start. Ich muss zugeben, dass ich mir vor dem Start keinen einzigen Trailer angeschaut habe. So war ich in der Erwartung, dass es eine Serie wird, die einiges an Action aufweist und - augenscheinlich - etwas mit der Scarlet Witch und Vision zu tun hat.
Nun, zumindest in meiner zweiten Annahme habe ich mich nicht vertan, denn im Mittelpunkt dieser Serie stehen immerhin diese beiden Charaktere. Überrascht war ich dann trotzdem, als die erste Folge der Serie mich in Schwarz-Weiß und mit dem guten, alten 4:3-Bildformat begrüßt hat. Doch nicht nur das, ich wurde regelrecht in eine klassische, zugegeben aber auch an einigen Stellen recht lustige Familien-Comedy-Serie geworfen. Alles schien ruhig zu sein, Wanda und Vision lebten anscheinend ein ruhiges Leben im beschaulichen Örtchen "Westview". Es gab sogar die eingespielten Lacher, die bei dem Comedy-Serien seit jeher bekannt sind. Doch nach und nach wird klar, dass etwas nicht zu stimmen scheint. Immer wieder benehmen sich die Einwohner merkwürdig oder machen versteckte Andeutungen, dass etwas mit ihnen nicht in Ordnung zu sein scheint. Doch die einzige, die weiß, was passiert, ist Wanda. Denn immer, wenn etwas geschieht, weil nicht passieren soll, scheint sie die Realität zu manipulieren.
Je weiter die Serie in der Zeit voranschreitet, desto "moderner" wird auch Westview. Das Bildformat ändert sich, dann bekommen erst einige Objekte und zum Schluss das gesamte Bild ihre Farbe zurück. Und je weiter die Veränderungen voranschreiten, desto klarer wird, dass alles, was in Westview passiert, gar nicht die Realität ist, sondern eine Welt, die Wanda sich erschaffen hat.
Die Serie spielt nach den Ereignissen von "Avengers: Endgame" und bringt etwas mehr Hintergrund für den Charakter "Scarlet Witch". So werden auch nachfolgende Serien verfahren, die in den Filmen immer wieder im Schatten der Avengers standen und sich so gar nicht richtig entwickeln konnten. Das bedeutet aber auch, dass die Serien immer wieder Ereignisse aus bereits gezeigten Filmen aufnehmen und verarbeiten. So ist es bei "WandaVision" wohl recht sinnvoll, wenn man sich vor Beginn der Serie noch einmal "Infinity War" und "Endgame", aber auch "Age of Ultron" noch einmal anschaut, um viele Zusammenhänge zu verstehen. An einigen Stellen wird versucht, durch kurze Rückblendungen eine Verbindung zu schaffen, aber für jemanden, der die Filme zu ihrem Erscheinen geschaut hat - und seitdem nicht mehr - wird das einigen Stellen vermutlich nicht reichen. "Age of Ultron" beispielsweise liegt zirka 6 Jahre zurück, das ist eine sehr lange Zeit.
Aber je weiter ich geschaut habe, desto mehr hat mir auch die Serie angefangen zu gefallen. Ich mag dieses "friedliche Leben", welches vorgegaukelt wird, und die Beziehung zwischen Wanda und Vision. Und wenn die Realität sich beginnt zu zeigen und diese Realität bedroht, die Wanda sich erschaffen hat, ist es ebenfalls sehr mitreißend. Selbst die Nebenrollen, also die Einwohner Westviews sind sehr unterhaltsam und bescheren das "Kleinstadt"-Feeling, das man aus US-Serien kennt. Der Spannugnsbogen von "Anfangs fröhlich" bis "zum Ende hin sehr düster" ist wirklich super gespannt und hat mich auch dann gepackt, wenn wieder Anspielungen kamen, die ich nicht ganz verstanden habe.
Dafür war das Finale an sich aber etwas enttäuschend. Vor allem der Kampf gegen Agnes steht qualitativ auch älteren Filmen der Marvel-Reihe etwas nach. Ich denke aber mal, dass das auch mit der Pandemie und den dadurch entstandenen Verzögerungen zusammenhängt. Aber auch in logischer Hinsicht habe ich es nicht ganz verstanden. Wanda besiegt Agnes am Ende, verdreht ihr die Gedanken, sodass diese vergisst, eine Hexe zu sein und soll in Westview leben, doch nur eine Minute später löst Wanda die "Fesseln" um die Stadt und stellt die Normalität wieder her. Was dadurch aus Agnes wurde, weiß ich bis jetzt noch immer nicht. Es würde mich freuen, wenn Agnes in einem späteren Film oder einer anderen Serie wieder auftauchen würde, um aufzulösen, was nun mit ihr passiert ist.
Da ich gerade davon spreche, muss ich auf eine große Schwäche der Serie, aber auch die größte Schwäche der ganzen Marvel-Produktionen hinweisen: die Theatralik. Marvel traut sich so gut wie nicht, Leute wirklich sterben zu lassen, und selbst, wenn es so aussieht, als würde jemand nicht wiederkommen, verraten sie schon im Voraus mit Trailern zu anderen Projekten, dass eigentlich gar nicht viel schlimmes passiert. So habe ich gehört, dass viele das Ende von WandaVision sehr traurig fanden - und ich kann es auch verstehen, denn es war ergreifend - aber ich saß am Ende nur da und dachte mir: "Ah, man wird die dann ja später auch wiedersehen". Und so viel, wie man von Marvel bekommt, ist es meiner Meinung nach schwer, alles getrennt voneinander zu betrachten und so zu tun, als wüsste man nicht, dass Person XY am Ende wohl doch nicht gestorben ist.
Die größte Ausnahme war eigentlich Endgame, weil Marvel dort beschlossen hat, dass man die alten Helden in den Ruhestand schickt. Und auch, dass man die dort nicht hat sterben lassen, bedeutet für mich, dass sie sich den Weg offen halten, alte Bekannte doch noch wieder vorkommen zu lassen in verschiedenen Projekten. Und dieser offene Weg ist in meinen Augen eine große Schwäche, weil man sich eben nichts endgültiges zu trauen scheint bis auf ganz wenige Ausnahmen.
Mir hat die Serie "WandaVision" gefallen. Ich war mir nach den ersten 3 Folgen nicht sicher, denn so lange braucht die Serie, um ihren Anlauf zu nehmen, was auch der absurd kurzen Laufzeit der Episoden von teilweise unter 30 Minuten geschuldet ist (Intro und Credits nicht mitgerechnet), doch nachdem die Geschichte erstmal an Fahrt aufnimmt wird sie spannend genug, sodass ich mir trotz einiger fehlender Verbindungen zu den Filmen auch den Rest angeschaut habe.
Zusammenfassung der Story:
Live-Action-Serie über die Marvel-Helden Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany), die nach "Avengers: Endgame" angesiedelt ist. Im Stile verschiedener Sitcoms der 50er bis 90er wird das beschauliche Leben von Wanda und Vision in einer amerikanischen Kleinstadt gezeigt inklusive lachender Zuschauer. Aber was ist real und was Fiktion? Das harmonische Leben, dass sich Wanda und Vision aufgebaut haben, gerät zunehmend außer Kontrolle, als sich die Zeitlinien verschieben und die Jahrzehnte sprunghaft wechseln. Von Schwarz-Weiß in die moderne Gegenwart und zurück: Für die beiden Superhelden ist klar, dass sich in ihrer eigenen Welt etwas Böses zusammenbraut.