Genre: Action, Martial Arts
Laufzeit: 84 Minuten
Von: Liming Li
Mit: Yu-Hang To, Michael Wong
Produktionsland: China
Erscheinungsjahr: 2020
FSK: Ab 16 Jahren
Ich kann es kaum glauben, dass es doch noch passiert, aber es ist tatsächlich ein "Ip Man"-Film erschienen, der mich inhaltlich doch leider etwas enttäuscht hat.
Die "Ip Man"-Reihe sollte niemals nur eine Action-Reihe sein, sondern diente von ersten Teil an als eine Biographie über den Wing Chun-Meister Ip Man, der später sogar Bruce Lee in der Kunst des Kung Fu unterrichtete. Die Filme haben sich mit seinem Leben in Foshan auseinandergesetzt, haben gezeigt, welch hartes Schicksal er erleiden musste, wie die Familie zu Bruch ging und wie er am Ende doch durchgehalten und etwas großartiges erschaffen hat. Die Geschichte rund um diesen Charakter hat mich damals schon sehr ergriffen und nachdenklich gemacht, und so hatte ich mich natürlich gefreut, als ich las, dass noch ein weiterer Teil der Reihe erscheinen wird und einen jungen Ip Man während seiner Zeit bei der Polizei in Foshan zeigt.
Eine kurze Info: Die Hauptreihe der "Ip Man"-Filme besteht aus folgenden Filmen:
-Ip Man (2008)
-Ip Man 2 (2010)
-Ip Man 3 (2015)
-Master Z: The Ip Man Legacy (2018)
-Ip Man 4: The Finale (2019)
Wie also auch "Ip Man: Zero" gehört auch "Ip Man - Kung Fu Master" nicht zur Hauptreihe der Serie.
Doch anders als die anderen Teile erwartet einen hier keine richtige Erzählung, wie man es von den anderen Filmen gewöhnt ist. Eher bekommt man hier ein Martial-Arts Feuerwerk geboten, dass trotzdem nicht an die "Kunst" der anderen Filme heranreicht. Wer die alten Teile kennt, der erinnert sich an die Szene, in welcher Ip Man gegen 10 Karatemeister gleichzeitig angetreten ist. Diese Szene löst bei mir heute noch Gänsehaut aus, weil sie einfach eindrucksvoll zeigt, wie stark eine völlig unterschätzte Kampfkunst wie Wing Chun (da diese als Kampfkunst für Frauen gilt) gegen eine zu dieser Zeit anerkannte Kampfkunst bestehen kann.
Doch in "Ip Man - Kung Fu Master" beginnt das Spektakel gleich damit, dass Ip Man gegen eine Übermacht aus 50-100 Kämpfern der Axtgang antreten muss, die, wie ihr Name schon sagt, auch noch Äxte als Waffen benutzen. Doch wie durch ein Wunder gerät er niemals groß in Bedrängnis, auch wenn an ein oder zwei Stellen so wirken soll. Ip Man galt niemals als unbesiegbar. Er war ein Großmeister und kaum einer konnte ihm das Wasser reichen. Trotzdem hat er niemals den Respekt vor den Kämpfern verloren, und geriet oft genug durch andere Großmeister in Bedrängnis. Und stieß er auf einen Gegner, den er scheinbar nicht beikommen konnte, hat er trainiert und Wege gefunden, eben doch den Sieg zu erringen. Doch hier wirkt es, als wäre er eine wahre Kampfmaschine, die sich vor nichts fürchten müsste.
Gleichzeitig wirkt die Geschichte durch einige unerwartete Sprünge sehr zusammengeschnitten. Die Charaktere an sich bleiben blass und ohne Tiefe. Die Japaner sind die Bösen, einige Chinesen beider Polizei sind korrupt und schlagen sich auf Seite der Japaner, um vom damalig sehr lukrativen Opiumhandel zu profitieren. Durch diese schnellen Schnitte und einfach auch durch fehlende Erklärungen versteht man oftmals auch nicht, weshalb eine Figur nun gestorben ist und wie es überhaupt dazu kam. Sogar die sonst so wichtige Familie gerät komplett in den Hintergrund und ist damit plötzlich unwichtig.
Insgesamt kann ich sagen, dass "Ip Man - Kung Fu Master" Fans der bisherigen "Ip Man"-Filme sehr enttäuschen wird. Ist jemand jedoch auf der Suche nach einem kurzweiligen Martial-Arts Actionfilm, kann er ruhigen Gewissens zugreifen.
Zusammenfassung der Story:
Während seiner Zeit als Polizeihauptmann in Foshan verhaftet Ip Man (Yu-Hang To) einen skrupellosen, aber ehrenwerten Bandenanführer und sperrt ihn ein. Hinter Gittern stirbt der Gangsterboss jedoch unter mysteriösen Umständen, weswegen sich dessen Tochter an Ip Man rächen will. Außerdem fällt die japanische Armee in die Region ein, deren Anführer an Ip Man interessiert ist. Der junge Kampfsportmeister muss seine Familie verteidigen...