Genre: Thriller, Horror
Laufzeit: 92 Minuten
Regie: Zhenzhao Lin
Drehbuch: Zhang Shangfan, Hou Shuang
Mit: Yu Zhaode, Xia Yiyi, Benji Xu
Produktionsland: China
Erscheinungsjahr: 2022
FSK: Ab 16 Jahren
Originaltitel: Rat Train
"Einige Szenen könnten verstören sein!"
Wenn ein Film schon mit dieser Warnung anfängt, dann bedeutet das meist, dass es sich um einen Horrorfilm handeln muss. Wenig überraschend für euch, da ich oben ja bereits geschrieben habe, dass es sich um solch einen Film handelt. So, jetzt wisst ihr ja, wenn ihr meine Reviews verfolgt, dass ich nicht gerne Horror schaue. Keineswegs deshalb, weil ich sie wirklich furchteinflößend finden würde oder mich erschrecke. Es ist sogar das Gegenteil! Einige meiner Freunde fragen mich, wie ich das immer schaffe, dass Horror, egal ob gut oder platt durch Jump Scares mich so kalt lässt. Und die Antwort? Wenn ich das nur wüsste. Ich erschrecke mich einfach nicht, zumindest eben nicht bei Filmen oder Spielen. Vielleicht, weil ich einfach weiß, was ich da vor mir habe, und solche Schreckmomente erwarte.
Naja, jedenfalls steht ja nun die Frage im Raum, weshalb ich dann ausgerechnet "Rat Train" geschaut habe, wenn doch ganz klar ersichtlich ist, dass es sich um einen Horrorfilm handelt. Hier ist die Antwort einfach: Ich mochte damals den Film "Snakes on a Plane" aus dem Jahr 2006 sehr mochte. Bei dem hat David R. Ellis Regie geführt, nachdem er 2003 für "Final Destination 2" und 2004 für "Final Call" auf dem Regiestuhl saß.
Und ja, ich habe mir schon gedacht, dass die Story anders verlaufen wird als noch damals bei "Snakes on a Plane". Und ganz ehrlich? Auch wenn die Story für "Rat Train" recht dünn zu sein scheint, funktioniert sie zumindest als Motivation für die Charaktere. Und mal ganz ehrlich, in diesem Film stehen sowieso die Ratten im Mittelpunkt.
Und von denen gibt es wirklich genug in dem Film zu sehen. Also auch hier nochmal: Wer Angst vor Ratten hat oder sie einfach nicht ausstehen kann, der sollte sich diesen Film entweder nicht allein oder gleich gar nicht anschauen. Die Ratten sind zwar leicht erkennbar aus CGI entstanden, sehen aber trotzdem dank der düsteren Beleuchtung, die der Film auf die Massen wirft, doch recht real aus. Und an diesen Massen übertrifft der Film sich durchgehend immer mehr.
Stellt euch einfach einmal vor: Ihr beginnt eine ganz normale Zugfahrt. Dabei sucht ihr euch einen schönen Sitzplatz aus, schaut vielleicht sogar aus dem Fenster oder beobachtet die Leute, die mit euch im Abteil sitzen. Jeder, der oft Zug fährt, weiß sicherlich, dass es irgendwie immer irgendwas oder irgendwen besonderen im Abteil gibt. Jedenfalls sitzt ihr da, und plötzlich stürzt ein Fahrgast aus einem anderen Wagon und schreit lautstark "Ratten! Überall Ratten!", bevor dann endgültig das Chaos ausbricht. Doch nicht durch die anderen Fahrgäste, die plötzlich chaotisch durcheinanderlaufen, nein. Die lachen den armen Tropf vielleicht noch aus, bis ihr es dann hört. Erst ganz leise und an der Grenze der Wahrnehmung, doch dann immer lauter werdend, bis der verzweifelte Mann plötzlich von einer Welle an Ratten überrannt und nie wieder gesehen wird. Doch die Nager kommen nicht nur aus dem anderen Abteil geströmt, in dem ihr zweifelsohne schon einige Leichen liegen seht, während die Menge langsam versteht, was auf sie zukommt. Nein, sie kriechen auf dem Dach und in den Zwischenwänden entlang, nagen sich durch die Abdeckungen und fallen wie ein Einsatzkommando auf euch und die anderen Fahrgäste nieder und töten jeden, der nicht schnell genug vor ihnen fliehen kann.
Herzlich Willkommen zum Start von Rat Train! Na gut, nicht ganz, denn der Film beginnt erst relativ ruhig. Dabei versucht er Charaktere zu etablieren, die aber am Ende kaum Tiefe aufweisen (bis auf den Vater und seine Töchter, die klar im Vordergrund stehen und gegen Ende noch einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften haben, den selbst ich nicht erwartet hätte). Ansonsten hält sich der Film an bekannte Klischees und schert sich auch nicht wirklich darum. Hauptsache, es stehen später Figuren bereit, die man in ein Dorf schicken kann, um ein Gegenmittel zu suchen, das die Ratten mit ihren Bissen übertragen. Dass es die Krankheit gibt wird auch nur nebenbei kurz erwähnt, damit sie eine Daseinsberechtigung hat, ebenso dass es ausgerechnet in dem Dorf, an dem der Zug als nächstes halten sollte, ein Gegenmittel gibt. Von alldem wusste natürlich nur die Regierung, die das Mittel für sich haben wollte, während die Menschen auf dem Land eben an der Rattenplage zugrunde gehen. Und das sind sie wortwörtlich, wenn man später sieht, was aus dem Dorf geworden ist, aus dem die kleine Truppe das Gegenmittel bergen soll.
Und hier kämen wir dann zu dem Punkt, an dem ich sagte, dass es immer mehr Ratten im Verlauf des Films werden. Dachte man bereits, dass es im Zug nur so vor Ratten wimmelte, dann wird man überrascht sein, das das Dorf an Nagetieren bereit hält. Und wenn man davon schon erschlagen war, dann wird man es während der finalen Verfolgungsjagd erst recht, denn anscheinend haben die Ratten aus dem Dorf eine Briefratte losgeschickt, um ihre Freunde und Verwandten aus den Nachbardörfern noch mit zur Jagd einzuladen. Das sieht für diese Art von Film wirklich gewaltig aus, und vor allem hat man es geschafft, trotz CGI-Ratten diese "Wucht" klarzumachen, mit der die Menschen von den Nagern überrannt wird. Dass dabei so gut wie kein Blut zu sehen ist, hat mich dabei nicht im Geringsten gestört. An einigen stellen erinnerten die Ratten mich an die Zombies aus "World War Z", die zu tausenden von den Dächern der Häuser auf die Straßen stürzten oder über andere Zombies kletterten, bis diese sich eine Leiter aus Untoten gebaut hatten, um an höhergelegene Orte zu gelangen.
Um das also kurz zusammenzufassen: Die Story ist flach und vorhersehbar, die Charaktere bieten relativ wenig Tiefe, haben aber trotzdem den einen oder anderen guten Moment in der Geschichte. Den Mittelpunkt des Films nehmen ganz klar die Ratten ein. Die machen zwar nichts weiter als in Scharen über das Bild zu laufen und die Menschen zu erledigen, doch das sieht so gut aus, dass mich das überhaupt nicht gestört hat. Ich fand es sehr gut, wie die Nager gezeigt wurden und die Scharen immer weiter und weiter anwuchsen, bis man am Ende das gesamte Ausmaß der Plage langsam zu sehen bekam. Das spreche ich deshalb lobend aus, weil der Film keineswegs das Produktionsbudget eines großen Kinofilmes hatte und die Beteiligten es trotzdem gut geschafft haben, zu zeigen, was sie zeigen wollten.
Der Film hat mir wirklich überraschend gut gefallen. Ich bin mit keinen hohen Erwartungen rangegangen und ihn dadurch einfach genießen können. Bekommt eine klare Empfehlung von mir!
Ratten! Überall Ratten! *rennt panisch im Kreis*
Zusammenfassung der Story:
Ein Zug fährt durch die chinesische Provinz, als er von Ratten angegriffen wird. Die Nagetiere gehören zu einer besonderen, weil aggressiven und tödlichen Gruppe. Es sind Killer-Ratten. Nur wenigen Passagieren gelingt es, den Zug lebend zu verlassen. Auch die Überlebenden sind nicht in Sicherheit, sollten sie von einer der Ratten gebissen worden sein, da in diesem Fall eine tödliche Infektion auf sie übertragen wurde. Ein paar der Überlebenden gehen zu einer Siedlung, die nicht weit entfernt liegt, da es im örtlichen Krankenhaus ein Heilmittel gegen die Infektion geben soll. Doch auch das Dorf wurde von den Ratten heimgesucht. Werden es die Überlebenden schaffen, das Medikament rechtzeitig zu bekommen?