Genre: Abenteuer, Fantasy, Action
Laufzeit: Durchschnittlich 45 Minuten
Regie: Malcolm Spellman
Mit: Anthony Mackie, Sebastian Stan, Wyatt Russell
Staffeln: 1
Folgen: 6
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2021
FSK: Ab 12 Jahren
Nachdem ich mir die Serie "The Falcon And The Winter Soldier" angeschaut habe, muss ich sagen, dass ich mir irgendwie mehr davon erwartet habe. Vor allem hat es mich überrascht, wie vorhersehbar die gesamte Story ist, sodass man schon relativ am Anfang der Serie vorhersagen kann, wie sie enden wird. Auch die bekannte Neigung von Marvel, dass Charaktere (auf Krampf) nicht unbedingt die zu sein scheinen, die sie vorgeben, macht es hier unerwartet einfach, die Figuren und ihre Beweggründe zu erkennen, bevor alles aufgelöst wird im Finale.
Dabei ist Sam Wilson, also der "Faclon" am einfachsten gestrickt. Nachdem er wieder auf der Welt auftaucht, beschließt er, nicht den Schild des verstorbenen Captain America anzunehmen. Stattdessen gibt er den Schild in die Hände von Leuten, denen er denkt, vertrauen zu können. Denn seiner Ansicht nach braucht es nicht nur ein Symbol für Hoffnung, sondern auch jemanden, der dieser Werte und Hoffnungen für alle vertritt. Dass er schon allein mit dieser Einstellung und seinen bisherigen Taten - von der Freundschaft zu Cap mal abgesehen - am besten geeignet wäre, ist natürlich klar zu erkennen. Natürlich versucht er als Held, die Bösen zu überzeugen, dass sie ihre Vorhaben ja auch auf andere Art und Weise umsetzen können, und weigert sich prinzipiell, einfach mal draufzuhauen, um das Böse zu stoppen. Er stellt dann am Ende den wahren Patriotismus dar, der lediglich dadurch abgemildert wird, dass er die Politiker nicht einfach machen lässt, was sie wollen, sondern eine große Ansprache hält, dass ausgerechnet diese Politiker nun wieder mächtig sind und für das Wohl der Menschen sorgen sollten, nicht nur für das eigene. Also sagt er am Ende nur das, was eigentlich jeder denkt.
Stattdessen wird der Schild an den Soldaten John Walker weitergegeben, der aufgrund seiner Leistungen im Dienst für die USA gut dafür geeignet scheint. Doch schon direkt bei seinem ersten Auftritt verrät die Serie, dass er kein Held, sondern ein Rivale sein wird. Und das bewahrheitet sich prompt, denn im Laufe der Serie wird sein Charakter immer düsterer, bis er dann im Finale eine Art (ziemlich vorhersehbaren) Wandel erfährt und sich auf die Seite der "Guten" stellt. Das Problem, das ich mit diesem Charakter sehe, ist, dass sie versucht haben, zu veranschaulichen, was zu viel Patriotismus auslösen kann. Nachdem John nämlich den Titel des Captain America aufgrund einer blutigen Tat verliert, gibt er den USA die Schuld, da er ja schließlich Jahrelang als Soldat geformt wurde und ständig alle Befehle ausgeführt hat. Dem Im Wege steht aber die offensichtliche "Machtgeilheit" des Charakter, die sich besonders dann zeigt, als er das Supersoldatenserum in die Finger bekommt. Ich denke, es war geplant, dass er hin- und hergerissen sein soll zwischen dem, was Captain America darstellt und der Macht, die er als Supersoldat bekommen könnte. Das ist aber nicht wirklich gelungen.
Wer mir dagegen gefallen hat, ist Bucky Barnes alias "Winter Soldier". Er bereut seine damaligen Taten als Winter Soldier und versucht diese wieder gut zu machen. Dafür versucht er, persönliche Bindungen aufzubauen und begleitet beispielsweise einen alten Mann, dessen Sohn er im Verlauf seines Daseins als willenlose Killermaschine er getötet hat. Gleichzeitig unterliegt er Auflagen, um seine Freiheit behalten zu dürfen. So muss er unter anderem zu einer Psychologin, die ihm helfen soll, über sein altes Leben hinwegzukommen, was er aber nicht gerne macht, da er die Erinnerungen lieber unterdrücken würde, anstatt sie offen verarbeiten zu müssen. Am Ende schafft er es natürlich, und das ist keine Überraschung. Wie gesagt, die Geschichte ist absolut vorhersehbar.
Am besten fand ich die Momente, in denen Sam und Buck zusammen arbeiten mussten, auch außerhalb der Kämpfe. Das ergab ab und zu recht lustige Streitmomente zwischen den beiden, aber auch ernste Gespräche, in denen klar wurde, weshalb die beiden sich eigentlich gar nicht ausstehen konnten. Glücklicherweise schaffen sie es im Kampf, als Team zu agieren.
Interessant finde ich die Gruppierung "Flag Smashers", auch wenn dort ein bisschen mehr Tiefe nicht geschadet hätte. Das Ziel er Gruppe ist es, auch nach dem Blib, also dem Wiederauftauchen der verschwunden Menschen, die Welt wieder zu einen. Unter anderen durch den Slogan "One World, One People", grob übersetzt sowas wie "Eine Welt, eine Menschheit", aber auch durch Terroranschläge. Diese entspringen dem Kopf der Anführerin "Karli" und sind eigentlich nicht nach dem Sinn der anderen "Widerstandskämpfer". Und auch, wenn sich Zweifel bei einigen Mitstreitern anbahnen, werden diese leider wieder direkt verworfen. Stattdessen rennen sie blind ihrer Anführerin hinterher und machen, was sie will.
Das Interessante an dieser Gruppe ist also schlussendlich, dass sie das Richtige tun wollen, jedoch auf die völlig falsche Art. Trotzdem kann ich verstehen, weshalb Karli so weit geht und auch Anschläge verübt, denn die Regierung scheint auf nichts anderes zu reagieren. Kommt mir bekannt vor.
Natürlich gibt es noch mehr wichtige Charaktere, aber ich will ehrlich sein: sie verfolgen alle ihre eigenen Ziele, viele von ihnen sind Verräter (auf ihre ganz eigene Art und Weise) und vor allem sind sie sehr durchschaubar.
Der Rest der Serie ist eigentlich ebenfalls bekannt. Die Schauplätze sind schön gewählt (unter anderem auch Berlin und München), die Effekte sind für den Maßstab einer Serie, die nicht so viel Budget bekommt wie ein Film, sehr gelungen. Die Kämpfe sind actionreicht, leider versaut aber ausgerechnet die Kamera viel. Sie ist oftmals viel zu nah am Geschehen und es gibt zu viele Schnitte auf andere Einstellungen. Es fühlt sich oftmals so an, als ob das Ziel gewesen sei, in wenigen Sekunden so viele Kameraeinstellungen wie möglich unter einen Hut zu bringen.
Dazu kommt als negativer Punkt die gesamte 5. Episode, die sich einfach nur unwichtig anfühlt. Eher wirkt sie wie eine Rocky-Trainingsmontage. Sam merkt, dass nur er den Platz des Captain America wirklich ausfüllen kann (was ich schon direkt zu Anfang erwartet hätte) und trainiert, um sich dem Schild als würdig zu erweisen. Ende. Mehr passiert da nicht. Außer, dass er ein wenig am Schiff rumschraubt, über dessen Verkauf er sich lange - und auch schon zu Beginn - mit seiner Schwester streitet.
Rassismus spielt in Amerika ja bekanntlich ebenfalls eine große Rolle, aber ich bin mir nicht sicher, weshalb dieses Thema auch in "The Falcon and the Winter Soldier" eingebaut werden musste. Es steht grundsätzlich immer wieder die Frage im Raum, ob es einem schwarzem Mitbürger überhaupt erlaubt sein dürfte, Captain America zu sein. Die Antwort ist selbstverständlich "Ja, wieso nicht?", jedoch wird darum ein großes Gewese veranstaltet. Außerdem wird das als Aufhänger genommen, warum Sam nicht von Anfang an selbst zum Captain America wird. In meinen Augen für eine Serie aus dem Marvel-Universum, in dem die Menschen gegen Aliens und feindliche Supermächte vereint antreten, ein ziemlich schwacher Grund.
Alles in allem bin ich leider ziemlich enttäuscht aus dieser Serie herausgegangen. Natürlich hat "The Falcon and the Winter Soldier" auch starke Momente, doch für mich werden sie leider durch die ganzen Schwächen und vor allem diese Vorhersehbarkeit der Geschichte überschattet. Sehenswert sicherlich für Marvel-Fans, da es auch ein Wiedersehen mit gewissen, bekannten Charakteren gibt, und vor allem für Fand des Winter Soldiers, da dieser in meinen Augen die größte Wandlung im Verlauf der Serie erfährt.
Zusammenfassung der Story:
Sam Wilson alias Falcon (Anthony Mackie) und Bucky Barnes alias Winter Soldier (Sebastian Stan) müssen sich nach den Ereignissen von „Avengers 4: Endgame“ in einer ganz neuen Welt zurechtfinden. Beide waren aufgrund des Blip fünf Jahre verschwunden und versuchen nach dem Sieg über Thanos nun, an ihr altes Leben anzuknüpfen. So hat sich Sam Wilson entschieden, den Captain-America-Schild nicht anzunehmen und kämpft stattdessen weiter als Falcon gegen das Verbrechen. Gleichzeitig will er seiner Schwester Sarah (Adepero Oduye) und deren Familie auf die Beine helfen. Bucky möchte indes die Taten, die er als Winter Soldier begangen hat, so weit wie möglich wieder gut machen. Schließlich müssen sich die beiden Helden zusammenschließen und eine Bedrohung von globalen Ausmaßen bekämpfen. Dabei steht ihnen mit Helmut Zemo (Daniel Brühl) nicht nur ein alter Bekannter entgegen, sondern mit John Walker (Wyatt Russell) auch ein neuer Rivale um den Titel als Captain America...