Hey, meine liebe ehemals beste Freundin,
Du wirst Dich jetzt bestimmt wundern, warum ich Dich so anrede. Das werde ich Dir sagen, jetzt sofort. Und glaube ja nicht, dass ich ein Blatt vor den Mund nehmen werde. Ich habe lange genug stillgehalten und über Deine makabren Machenschaften hinweggesehen. Aber jetzt ist ein für alle Mal Schluss damit. Jetzt wird Tacheles geredet!
Ich könnte Dich nun beschimpfen, Dir böse Worte schreiben. Aber das werde ich nicht tun. Dazu war meine Kinderstube viel zu gut, um mich so gehen zu lassen. Nein, auf keinen Fall werde ich das tun.
Wie ich aus sicherer Quelle hörte, hast Du Dinge über mich erzählt, die nicht der Wahrheit entsprechen. Sag nicht, es wäre eine Lüge, denn es ist keine. Ich erinnere mich, dass ich Dir bei unserem letzten Treffen im Vertrauen erzählte, was in meiner Beziehung los ist, dass ich mich nicht mehr wohlfühle und ich den Verdacht habe, mein Ehemann setzt mir Hörner auf. Mir geht es in meiner Beziehung so schlecht, dass ich schon körperliche Beschwerden habe. Mein Blutdruck ist in himmlische Höhen geschossen und nichts hilft. Ich dachte, ich könnte Dir vertrauen. Daher erzählte ich Dir alles und ich war froh, mit jemanden darüber sprechen zu können. Immerhin warst Du damals meine beste Freundin. Ich betone das Wort „warst“. Es tat gut, darüber zu reden und danach ging es mir besser.
Ja, genau. Du warst meine beste Freundin. Jetzt bist Du es nicht mehr. Den Titel habe ich Dir aberkannt. Du verdienst ihn nicht. Wer über mich Dinge sagt, die nicht der Wahrheit entsprechen, kann nicht von sich sagen, meine beste Freundin zu sein. Verräterin wäre der bessere Titel für Dich.
Du wirst Dich fragen, wie ich darauf komme, dass Du mich verraten hast. Ganz einfach! Mein Mann erzählte mir etwas, das er auf keinen Fall wissen konnte. Woher er das wohl wusste? Genau! Er erfuhr es von Dir, denn nur Dir hatte ich es anvertraut. Nun drehte er den Spieß um und bezichtigte mich des Ehebruchs und noch sehr viel schlimmerer Dinge, die ich lieber nicht in den Mund nehmen, geschweigen denn, darüber schreiben möchte. Du weißt genau, was ich meine. Ich wiederhole es nicht. Er merkte nicht einmal, dass er sich verplapperte.
Weißt Du, es ist wohl besser, wenn ich mich nicht mehr darüber aufrege, was Du getan hast. Es schmerzt mich sehr, es tut so weh, dass ich am liebsten nur noch schreien will. Aber was nützt mir das Schreien? Nichts, außer, dass Du Dich über mich lustig machst und über meine Dummheit lachst. Den Gefallen tue ich Dir nicht. Es ist übel, so übel, dass ich gar nicht so viel essen kann, wie ich kotzen könnte.
Ich sag Dir nun nur noch eines: Vergiss mich und vergiss alles, was wir gemeinsam hatten. Ich werde es auch tun. Für mich bist Du nichts mehr.
Leb wohl! Auf Nimmerwiedersehen! Du bist Vergangenheit!
Deine ehemals beste Freundin
© Milly B. / 10.03.2023