„1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nichts passiert, 1000 und eine Nacht und es hat Boom gemacht“, singt Klaus Lage in einem seiner Songs. „1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nichts passiert“, so war es auch bei Svenja und Ben. Boom machte es allerdings erst sehr viel später.
Vor ewigen Zeiten lernten die beiden sich kennen. Sie waren Freunde – obwohl immer behauptet wird, eine Freundschaft zwischen Mann und Frau funktioniert nicht. Doch bei den Zweien war es wirklich so.
Svenja hatte einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, der sie in eine Art Starre versetzt hatte. Der Mann, den sie liebte, war von ihr gegangen. Ihr blieb jetzt nur noch, ihn an seinem Grab zu besuchen. Eine Tatsache, mit der sie sich noch nicht abfinden konnte. Tagelang brachte sie keinen Bissen herunter. Auch an Schlaf war nicht zu denken. Sie war ein Wrack, eine tote Seele in einer lebendigen Hülle.
Ben, der von diesem schrecklichen Ereignis erfahren hatte, das Svenja vollkommen unvorbereitet ereilt hatte, erinnerte sich an ein Versprechen, das sie sich vor Jahren gaben: Egal was kommt, wir sind immer für den anderen da. So machte er sich eines Abends auf den Weg zu Svenja. Was er bei ihr vorfand, schockierte ihn. Ein weinendes Häufchen Elend saß auf der Couch im Wohnzimmer, dunkle Augenringe zierten ihr Gesicht. Dass sie bereits einige Tage nichts gegessen und sich nur von Kaffee ernährt hatte, sah man ihr an.
„Das wird sich ändern“, nahm Ben sich fest vor. Genauso war es dann auch. Ben wich während des ganzen Wochenendes nicht von ihrer Seite. Sie redeten, lachten, weinten zusammen, redeten wieder. So verging der Samstag und der Sonntag wie im Fluge.
So wie dieses eine Wochenende vergingen noch viele weitere. Svenja hatte dazwischen eines ausgelassen, um Freunde zu besuchen. Sie brauchte mal andere Luft um die Nase, was ihr auch guttat. Ben bemerkte an diesen Tagen, wie sehr er die Frau vermisste.
Es waren inzwischen einige Wochen vergangen. Wieder verbrachten sie ein Wochenende zusammen. Dass es diesmal ganz anders werden sollte, das ahnte noch keiner von beiden. Sie waren bisher nur beste Freunde, die zusammenhielten wie Pech und Schwefel.
Am Abend saßen sie gemeinsam im Wohnzimmer und schauten fern, lachten, redeten und hatten Spaß. Die Zeit schien still zu stehen, und doch verging sie wie im Fluge. Als Svenja weit nach Mitternacht zu Bett gehen wollte, sagte Ben zum Spaß, er käme mit.
„Ich habe da kein Problem damit“, erwiderte Svenja sehr zu seinem Erstaunen und verschwand im Schlafzimmer, wohin Ben ihr einfach ohne nachzudenken folgte.
Anfangs lagen sie nur nebeneinander, jeder in seinem Bett, getrennt durch die Besucherritze. Doch dann übermannte sie die Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Wärme. Svenja kuschelte sich an Ben. Er nahm sie einfach in die Arme und streichelte ihre warme Haut. Svenja genoss und schon bald schnurrte sie wie ein zufriedenes Kätzchen.
Doch auch etwas anderes stellte sich noch ein. Verlangen, Lust, Begierde. Svenja war verwirrt. Jedoch das Gefühl ließ sich nicht einfach wegdenken, geschweige denn, ausblenden. Als sie bemerkte, Ben ging es nicht anders, sah sie keinen Sinn mehr darin, sich zu verstellen.
Ihre Hand verirrte sich in untere Gefilde und fand dort Bens Lustbringer bereit für (Un)-Taten vor. Leise stöhnte Svenja auf, als sich ein Ziehen in ihrem Unterleib bemerkbar machte.
Ben erschrak erst ein wenig, als er Svenjas Hand spürte. Ihr leises Stöhnen ließ aber auch ihn die Hemmungen fallen lassen. Sie liebten sich, zärtlich, dann wieder wilder, so lange, bis die Gier gestillt war. Als Ben in Svenjas Ohr flüsterte: „Ich liebe Dich“, schwebte sie im siebten Himmel.
Am nächsten Morgen erwachte Ben als erster. Blinzelnd blickte er sich um.
„Wo bin ich denn hier?“, fragte er sich. Als er neben sich schaute und Svenja schlafend neben sich liegen sah, dachte er: „Was hab ich nur getan?“
Auch Svenja war verwirrt, als sie wach wurde und Ben sah, wie er sie verliebt anblickte.
„Oh weh, wie konnte ich mich nur so gehen lassen“, dachte sie und sich an das Geschehen von letzter Nacht erinnerte.
Den ganzen Tag, aber auch die nächsten, versuchte Svenja Ben aus dem Weg zu gehen. Doch immer wieder gingen ihre Gedanken zu der einen Nacht und zu den Worten, die Ben ihr ins Ohr flüsterte. Noch war sie sich nicht sicher, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Ben jedoch bewies ihr, er meinte es ernst, seine Worte waren nicht nur so gesprochen, sondern kamen vom Herzen. Er bemühte sich sehr um Svenja, war für sie da, wenn sie wieder einmal in ein tiefes Loch fiel und die Traurigkeit sie übermannte.
Anfangs zog sich Svenja zurück. Noch konnte sie keinen Mann so nah an sich heran lassen. Mit der Zeit änderte sich das. Bens dargebotene Hand nahm sie und ließ sich vom Gefühl der Geborgenheit treiben. Mit jedem Tag wurde ihr Gemütszustand besser, sie blühte auf, lachte wieder mehr.
An einem Abend, Ben war inzwischen mehr bei Svenja zu Hause als in seinem eigenen Haus, nahm er all seinen Mut zusammen.
„Ich liebe dich so sehr, ich würde dich auf der Stelle heiraten“, sagte Ben plötzlich.
„Du bist verrückt“, meinte Svenja darauf lachend.
„Doch, ich meine es ernst“, erwiderte Ben und blickte ihr tief in die Augen.
„Lass mir Zeit mit einer Antwort“, bat Svenja.
„Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich kann warten“, antwortete Ben darauf.
Svenja nahm sich die Zeit. Lange überlegte sie, sprach mit Freunden darüber, die ihr alle rieten: Greif zu, er meint es ernst.
„Du bist aufgeblüht, seit Ben bei dir ist. Er tut dir gut“, stellte eine gute Freundin fest.
Da stand Svenjas Entschluss fest: Sie sagte ja zu Bens Antrag. Ende Juli, zwei Tage nach Svenjas Geburtstag wurde geheiratet. Das Ja-Wort war Bens Geburtstagsgeschenk für seine Liebste.
Ihren verstorbenen Freund wird Svenja jedoch nie vergessen. Ohne ihn wären sie nie zusammengekommen. Jetzt gehen sie gemeinsam zu seinem Grab und auch zu dem von Bens Frau.
Ihre erste gemeinsame Nacht wird nie vergessen sein. Wer hier wen verführte, da streiten sie sich jetzt noch darüber.
© Milly B. / 27.11.2014