Wie lange haben wir darauf gewartet, es herbei gesehnt, uns endlich zu sehen? Waren es Monate, oder sogar Jahre? Ich weiß es nicht. Zeit ist so relativ, jedenfalls für mich. Ich bin geduldig und kann warten, bis die richtige Zeit für etwas gekommen ist.
Und nun ist es endlich geschehen. Das Zusammensein, das wir uns schon so lange gewünscht haben. Das haben wir doch? Schon, als wir uns erstmals von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, konnte ich nicht anders: Ich musste dich küssen. Dein Blick, deine Lippen verführten mich dazu. Wie erwartungsvoll und zärtlich hast du meinen Kuss erwidert. Wie glücklich schautest du in meine Augen, als ich mich in deine Arme schmiegte, so als würden wir uns schon ewig kennen. Du warst mir irgendwie sofort so vertraut.
Noch etwas war da, etwas sehr Schönes. Das wird immer in meinem Bewusstsein verankert bleiben. Es war da, an diesem Tag, an dem wir das erste Mal zusammengekommen sind. Dabei hatten wir es überhaupt nicht darauf angelegt. Es kam einfach so. Die Lust hat uns überrollt wie ein D-Zug, hat uns mit sich gerissen in den Strudel der Gefühle, der Wollust und der Liebe.
Deine Hände spüre ich noch immer, wie sie meinen Körper erkundeten, die kleinste, intimste Stelle erfühlten. Oder deinen Mund, der scheinbar überall gleichzeitig war und in mir ein Kribbeln, nein, der in mir eine Lust entfachte, von der ich nie gedacht hätte, sie jemals wieder zu erleben. Es gab schon viele Männer in meinem Leben. Aber keiner brachte mich so zum beben wie du. Das Feuer, das du entfachtest, brannte lichterloh und nur du konntest es löschen.
Mit allen Sinnen habe ich es genossen, wie du mich berührtest und meine Gefühle in Wallung brachtest. Als wir uns dann endlich vereinten und uns dabei in die Augen sahen, war es mir, als würde ich gleich dahin schmelzen wie Schnee in der Frühlingssonne. Mein Körper brannte, meine Haut glühte, alles in mir verlangte danach, die Erfüllung mit dir zu finden.
Ich öffnete mich für dich, ich wollte dich in mir aufnehmen, dich in mir spüren. In mir war das eindeutige Gefühl, als würden wir zusammen auf dieser sagenhaften Wolke sieben schweben. Dabei warst du so zärtlich zu mir, als wäre ich zerbrechlich wie feinstes Meißner Porzellan.
Doch ich bin nicht so zerbrechlich, wie du vielleicht annahmst. Ich liebe es, auch mal etwas fester angefasst zu werden. An diesem unserem ersten Tag war das allerdings fehl am Platz. Hast du es erkannt? Da war mir nach Zärtlichkeit, nach streicheln und küssen, mit dir, nur mit dir. Ich wollte dich schmecken, dich riechen, an dir knabbern, mit dir gemeinsam in liebevolle Höhen entschweben dich nur genießen. Wie sehr hatte ich das vermisst, obwohl ich dachte, es wäre nicht so. Du hast mir gezeigt, dass es mir doch fehlte und ich mir selbst nur etwas vormachte: Die Zweisamkeit, die Vertrautheit, die Zärtlichkeit eines Mannes, der mir mein Herz gestohlen hat.
Auch heute noch nehme ich deinen Duft wahr, der meiner Haut anhaftete; ich würde mich am liebsten nie wieder duschen, damit dieser an mir haften bleibt. Ich spüre noch deine zärtlichen Bisse an meinen Brustwarzen, wie deine Zunge meine intimste Stelle verwöhnte und deine Bartstoppeln leicht darüber kratzten. Ich rieche noch den sehr erregend wirkenden Duft deines Gliedes, an dem ich noch meine Nässe schmeckte, als ich es mit dem Mund verwöhnte.
Wenn ich heute über die Straße gehe, blicke ich mich oft um. Bist du der Schatten, der mir folgt? Es ist wie ein unsichtbares Band, das uns verbindet. Bis wir uns hoffentlich wieder sehen werden, wirst du mir folgen: Everywhere I go.
© Milly B. / Februar 2011