Mit Stuttgart verbinden mich nicht nur einige gute Freunde und ehemalige Verwandtschaft, sondern auch der schönste Zoo, den ich kenne. Gemeint ist die Wilhelma, mitten im Herzen des Stadtbezirks Bad Cannstatt.
Bis April 2012 war ich zwar schon unzählige Male in Stuttgart, aber nie in der Wilhelma. Doch dieses Mal wollte ich es mir nicht nehmen lassen, den Zoo zu besuchen.
Die Wilhelma ist der mit am meisten besuchteste Zoo in Deutschland. Eigentlich dürfte ich gar nicht nur Zoo sagen, sondern zoologisch-botanischer Garten. Denn dort gibt es neben Tieren auch Pflanzen aller Art. Er umschließt auf circa 30 Hektar etwa 11000 Tiere von 1200 Arten aus der ganzen Welt und rund 8500 verschiedene über den gesamten Erdball verteilte und in allen Klimazonen vorkommende Pflanzenarten. Eine beträchtliche Menge Anschauungsmaterial für den geneigten Besucher. Außerdem gibt es in Fellbach noch eine Außenstelle, wo Zuchthengste und -bullen von verschiedenen Tierarten gehalten werden.
Nach dem Zoologischen Garten in Berlin ist die Wilhelma der zweitartenreichste Zoo in Deutschland.
Zwischen 1846 und 1866 wurde die Wilhelma in eine vorhandene historische Schlossanlage eingebaut. Es gibt verschiedene zoologische Anlagen, die besichtigt werden können. Dazu gehören das Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insekten, die Seelöwen, das Aquarienhaus, einen Schaubauernhof und noch einige mehr, die ich nicht aufzählen will, um den geneigten Leser nicht zu langweilen. Ich fand die jedoch auch nicht besonders interessant, da ich mich mehr für die Aquarien bzw. Reptilien interessierte.
Auch die botanischen Anlagen sind in verschiedene Abteilungen unterteilt, wie das Gewächshaus, der Maurische Garten mit Magnolienhain und Seerosenteich, das Maurische Landhaus mit Farnen, Kakteen und tropischen Nutzpflanzen, der Wassergarten und das Mammutwäldchen, sowie die Subtropenterrassen und das Amazonienhaus.
Der Tag, an dem wir die Wilhelma besuchen wollten, war zum Glück noch nicht besonders warm. Es war Mitte April, leicht windig und die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Von unserer Unterkunft aus machten wir uns kurz vor dem Mittag auf den Weg. Am Tag vorher waren wir bereits an der Wilhelma vorbeigefahren, sodass ich in etwa wusste, in welche Richtung ich musste. Da mein Freund einige Zeit in Stuttgart lebte, wusste er besser Bescheid als ich und dirigierte mich gekonnt in die richtige Richtung. Wir kamen gut hin, nur einen Parkplatz zu finden, war ein Problem. Nach gefühlten hundert Runden ums Rondell fanden wir endlich einen, der nicht allzu weit vom Eingang entfernt war. Mein Freund war damals schon nicht mehr so gut zu Fuß, dass ich auch darauf Rücksicht nehmen musste.
Als erstes unternahmen wir einen kleinen Spaziergang durch die botanischen Anlagen, bestaunten hier und da die Pflanzen. Magnolien sahen wir, die blühten gerade. Sehr zu meiner Freude, denn ich mag diese wunderschönen Bäume mit den herrlichen Blüten sehr.
Da ich mich, wie ich bereits schrieb, mehr für Reptilien interessierte, gingen wir ins Reptilienhaus. Dort war ich in meinem Element.
Als erstes entdeckte ich einen hellen Tigerpython. Mal so nebenbei bemerkt, mein Lieblingstier unter den Schlangen. Der helle Tigerpython machte mich hellauf begeistert. Ich klebte förmlich an der Scheibe und war kaum mehr von dort wegzubringen.
Wir fanden noch sehr viel mehr lustige Reptilien, wie Anolis oder Echsen, die einfach so an der Wand klebten, als hätten sie Alleskleber an den Füßen. Blaue Frösche sahen wir und ich fragte mich, ob die wohl betrunken waren. Waren sie zum Glück nicht, nur giftig.
Es gab Tiere, die waren recht fotogen und drängelten sich in den Vordergrund, um ja vor die Linse zu kommen. Andere waren sehr scheu und man musste genau hinschauen, um sie zu entdecken. Bei den Schlangen blieb ich etwas länger und bestaunte sie.
Weiter ging es dann zu den Krokodilen und Schildkröten. Na gut, das war etwas langweilig. Die lagen nur rum, als hätten sie nichts anderes zu tun. Ein Krokodil schien sehr müde zu sein, es gähnte ständig.
Da ich mich für die anderen Tiere weniger interessierte, beschlossen wir, nicht den ganzen Zoo zu besichtigen, sondern nur noch zu den Tigern und Löwen zu gehen. Doch leider fing es dann an stark zu regnen, dass uns die Freude daran vergangen ist. Außerdem war es nicht mehr sehr lange bis die Pforten schlossen und mein Freund war vom vielen Laufen geschafft. So machten wir uns auf den Heimweg und nahmen uns vor, noch einmal zu kommen.
Am Ausgang entdeckten wir noch einen Souvenirladen. Wie ich nun bin, musste ich mich dort trotz Regen noch umschauen – Regenschirm sei Dank blieb ich trocken, mein Freund stellte sich unter, um nicht bis auf die Knochen durchnässt zu werden.
Ich sah eine Plüschschlange, in die ich mich sofort verliebte. Mein Freund bemerkte dies und als ich schon zum Auto ging, um es zu holen, damit er nicht mehr groß laufen musste, kaufte er die Schlange. Vor Freude knutschte ich ihn auf offener Straße, was er etwas pikiert aufnahm. Dann meinte er: „Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Dingen man dich erfreuen kann.“
Die Schlange habe ich übrigens heute immer noch. Sie liegt wohlbehütet und bewahrt in meinem Bett und erinnert mich jeden Tag an die schöne Zeit in der Wilhelma.
© Milly B. / 30.11.2022