…, wenn wir nicht leben dürfen?
Leben, wer liebt es nicht? Jeder hängt wohl daran. Der eine mehr, der andere weniger.
Freiheit ist genauso wichtig. Die Freiheit, sich zu entwickeln, dahin gehen zu können, wohin man will. Es heißt zwar, die Freiheit wäre grenzenlos. Ist sie aber nicht, oder war sie nicht. Früher jedenfalls. Ist schon lange her, fast vergessen, aber immer noch eingebrannt in mein Hirn. Unvergessen.
Es gab Zeiten, da durfte ich nicht dahingehen, wo ich hinwollte. Auslandsreisen? Bis auf wenige Ausnahmen unmöglich. Redefreiheit? Auch unmöglich. Nur sagen, was gesagt werden durfte. Auch nicht gut. Aber wir haben überlebt und – wir haben auch gelebt. Nur auf eine andere Art und Weise.
Dann kam die Zeit, in der viele unzufrieden wurden. Mit dem System, mit der Regierung. Die Menschen gingen auf die Straße – friedlich. Sie demonstrierten für Reisefreiheit, für eine andere Regierung, ein anderes System. „Wir sind das Volk“, schallte es immer montags durch die Straßen der Städte. Es brodelte wie in der Hexenküche.
Der Regierung passte das nicht in den Kram. Es wurde diskutiert, was gegen die Demonstranten getan werden könnte. Gerüchte kamen ans Licht. Schießbefehl, Einsatz von Polizei und Armee, Internierungslage und noch vieles mehr. War es wahr, das da verbreitet wurde? Keiner wusste es genau. Die Oberen schwiegen rigoros.
Dann endlich! Die Grenze wurde geöffnet. Alles wurde anders. Aber wurde es auch besser? Wir mussten uns daran gewöhnen, doch wir kamen zurecht. Die, die diese Zeit überlebt und dafür gekämpft hatten, freuten sich. Nur den Opfern nutzte diese neue Freiheit nichts mehr. Sie blieben zurück, in der Erinnerung ihrer Lieben.
Etwa dreißig Jahre später, zu Beginn der zweiten Dekade der 2000er. Pandemie, Corona, Lockdown, Ausgehverbot, Kontaktbeschränkungen, Impfplicht, was weiß ich noch. Die Bürger waren anfangs schockiert, verunsichert über die Lage. Es war ungewohnt, plötzlich nicht mehr dahin gehen zu können, wohin man wollte. Zahlen wurden verbreitet, Neuinfektionen, Todesfälle, Genesene. Alles rechtens? Dann begannen die ersten zu überlegen. Was ist dran am Ganzen? Ist die Freiheitsbeschränkung rechtens oder alles nur ein Fake? Keiner kann es so genau sagen.
Wieder gehen die Leute auf die Straße, erneut montags und meistgehend friedlich. Querdenker werden sie genannt, Impfgegner, Coronaleugner, in schlimmsten Fällen Nazis.
Viele ließen sich impfen, der Freiheit wegen, oder auch aus anderen Gründen. Aber! An das Aber hat wohl nicht jeder gedacht. Ich auch nicht. Obwohl geimpft, hatte ich auch nicht mehr Freiheiten. Außerdem: die Nebenwirkungen. Man hörte von Todesfällen nach der Impfung und einigen anderen unschönen Nebenwirkungen. Dann fiel die Diskussion über Impfpflicht, vorübergehend. Denn es soll noch nicht vorbei sein.
Ganz plötzlich kamen andere Gerüchte auf: Affenpocken! „Schon wieder, womit sie uns verunsichern wollen!“, dachte ich mir. Die Leute nehmen es gelassen. „Nicht mit uns“, werden viele denken. Und prompt hört man auch nur von ganz wenigen Fällen.
Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll. Ist es richtig oder falsch? Keiner weiß es so richtig. Und die, die an der Corona-Impfung gestorben sind? Was nützt denen die Freiheit, wenn sie nicht mehr leben dürfen.
Schaut Euch lieber um und macht eigene Erfahrungen, als auf Horrorszenarien zu hören, die verbreitet werden. Wir lassen uns doch nicht zum Affen machen, der hinter Gittern der Freiheit beraubt wird und dort ein tristes Leben fristet.
© Milly B. / 19.06.2022