Inspiriert durch „Die Lebenden und die Toten“ von Unheilig
http://www.youtube.com/watch?v=WB_JtYqtMaE&feature=related
Die Lebenden und die Toten, was sagen die uns? Können sie uns überhaupt etwas sagen? Ich meine; ja, sie können es.
Wie oft dachte ich an den Song und über den Inhalt seinem zumindest für mich aufwühlenden Textes nach; wie oft saß ich abends alleine in meinem Kämmerlein und sinnierte vor mich hin. Eigentlich geht es um eine Liebe, aber irgendwie interpretiere ich für mich den Text anders. Dann fallen mir solche Texte wie dieser hier ein, die ich daraufhin zu Papier bringe. Einfach nur, um meine Gedanken niederzuschreiben und sie somit für die Nachwelt zu erhalten. Vielleicht liest es irgendwann mal jemand, und wenn es meine Kinder oder deren Nachkommen sind.
Allerdings zweifelte ich viel an mir selber. Häufig dachte ich, was habe ich nur falsch gemacht? Und warum habe ich das falsch gemacht? Warum hat es schon wieder nicht geklappt? Oder ich freute mich, wenn ich wieder etwas geschafft hatte, das ich schaffen wollte. Dann dachte ich, warum sich über die vielen Warums Gedanken machen, das ist vergeudete Zeit, die man besser für Dinge nutzen sollte, die einem Spaß machen – wie zum Beispiel die Familie, liebe Freunde, das Hobby…
Dann denke ich an die Lebenden und an die Toten, die mir in meinem eigentlich noch so kurzem Leben begegnet sind. „Lebende“, die mich verlassen hatten, weil sie mich nicht mehr mochten, oder im gar Streit von mir gegangen sind. Aber auch an die Toten, die mich verlassen haben, obwohl sie es nicht wollten, sondern weil einfach ihre Lebenszeit auf Erden abgelaufen war.
An die Letzteren denke ich meist lieber als an die Ersten. Das sind Menschen gewesen, die ich mochte, liebte und die ich in tiefer Trauer zu Grabe tragen musste. Was mich traurig macht, ist, dass es im Laufe der Zeit immer mehr werden. Aber so ist das Leben, das man einfach akzeptieren muss. Oder besser noch, respektieren muss, denn ändern kann man daran nichts. Das musste ich auch erst lernen, loszulassen und den Lauf des Lebens zu akzeptieren und zu schätzen.
Menschen, die mich verlassen haben, vermisse ich schmerzlich – obwohl, wenn ich so an die Zeit zurückdenke, die ich mit ihnen verbringen durfte, dann bin ich glücklich, dass ich sie kennenlernen durfte und sie mich einige Zeit auf meinem Lebensweg begleitet haben.
Oft wurde mir gesagt, dabei denke ich vor allem an meine Seelenverwandte, ich solle das Leben genießen und nicht daran denken, was in der Vergangenheit war, sondern an das, was kommen könnte. „Erst wenn man tot ist, könne man am Leben nichts mehr ändern“, meinte sie einmal zu mir, als ich wieder mein Leid klagte. Jetzt, nach so vielen Jahren seit sie von mir gegangen ist, erkenne ich, wie Recht sie damals hatte. Dann denke ich an die Toten in meinem Leben, für die es jetzt zu spät ist, ihren Weg selbst zu bestimmen.
Nun zu den Lebenden.
Da gibt es noch sehr viele, welche, die ich mag, liebe, aber auch welche, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde. Aber leider geht so etwas nicht. Denn auch diese jetzt Ungeliebten gehören zu mir. Klar, man könnte denjenigen einfach vergessen, der einem wehgetan hat. Nur, was ist, wenn derjenige sich ständig immer noch in den Vordergrund schiebt, immer noch ein Bestandteil des eigenen Lebens ist. Irgendwann war da mal Liebe. Die verging im Laufe der Zeit, dann kam die Trennung. Erst sehr schmerzlich, dann wurde es besser, der Schmerz geringer. Und nun ist das Leid überwunden, man lebt wieder, erfreut sich an den schönen Seiten.
Die anderen Lebenden gibt es auch heute noch, einige mehr präsent, andere weniger; Familie, Freunde, Bekannte, die im Hintergrund sind. An denen erfreue ich mich, vor allem die aus der Familie und die guten Freunde, die ich nicht missen möchte.
Neuerdings denke ich fast immer an die Lebenden und die Toten, die mich fast ständig begleiten. Auch meine Uhr tickt, und lässt sich nicht aufhalten. Also muss ich wohl was draus machen. Mein Leben genießen, mit meinen Freunden, solange ich sie noch haben -- und sie mich.
© Milly B. / 30.08.2011