Vor knapp einer Woche erreichten wir in einem Bus ein verschlafenes Dorf im südlichen Yunnan. Die Provinz zeichnet sich durch eine sehr große Biodiversität aus. In der chinesischen Provinz Yunnan leben die letzten 250 wilden Elefanten Chinas, die unter strengem Naturschutz stehen. Die Naturräume sind durch den Gegensatz von schneebedeckten Bergen mit Hochgebirgsvegetation bis hin zu Tälern mit subtropischer bis tropischer Vegetation geprägt. Yunnan ist Chinas Hotspot der Biodiversität. Ein wahres Schlaraffenland für unsere Challenge. In den letzten Tagen wandelte sich das Bild des Dorfes deutlich und viele Girlanden, Feuerwerkskörper und Lampions wurden aufgestellt. Wie sich herausstellte wurden wir von unserem Bekannten Baihu, einem chinesischen Biologen, zu einer chinesischen Neujahrsfeier eingeladen. Doch wir wurden nicht nur hier her eingeladen, um den Wechsel von Metal-Büfffel zu Wasser-Tiger mitzuerleben. Baihu ist nach Yunnan gekommen, um ein bestimmtes Tier zu untersuchen und das möchte er uns heute zeigen. So brechen wir am frühen Morgen auf, um in den umliegenden Feuchtgebieten nach einem ominösen Tier zu suchen. Es ist ein relativ scheues Tier, sodass wir bei unserem Marsch in das Sumpfland möglichst kein Aufsehen erregen wollen. Nur hin und wieder unterbricht Baihu unsere angespannte Stille, in dem er uns Richtungsanweisungen zeigt. Gegen Mittag erreichen wir unser Ziel, einen größeren, aber flachen See mit ausreichend Deckung um sich auf die Lauer zu legen. Es vergehen ein, vielleicht zwei Stunden, als wir ein Tier erblicken. Eine Katze scheint am anderen Ufer die Situation zu überblicken. Baihu gibt uns zu erkennen, dass dies das Tier ist, nachdem wir suchen. Das Fell dieser Katze ist olivgrün, mit dunkleren Streifen über den Schultern und im Nacken, die an den Seiten und Beinen in längliche Flecken übergehen. Das Bauchfell ist weißlich. Sie wirkt deutlich größer als eine Hauskatze, aber wesentlich kleiner als ein Leopard oder Tiger. Nach einer Weile bewegt sich die Katze in das Wasser und beginnt zu schwimmen, bis sie einen Fisch erreicht und ihn mit einem gezielten Schlag der Pfote aus dem Wasser befördert. Wir staunen nicht schlecht, eine schwimmende und geschickte Katze!
Die Katze begibt sich geschmeidig, aber geschwind zu dem Fisch, um ihn zu fressen. Nachdem sie ein paar Bissen von dem Fisch genommen hat, bleibt sie abrupt in ihrer Bewegung stehen und starrt in unsere Richtung. Hat sie uns bemerkt?
Die Katze schnappt sich ihren Fisch und zieht sich tiefer in das hohe Gras der Sumpflandschaft zurück. Baihu erklärt uns, dass wir eine Fischkatze (Prionailurus viverrinus) gesehen haben. Diese gefährdete Katzenart gehört zu den wenigen Katzen, die sogar Schwimmhäute besitzen, damit sie besser in ihrem aquatischen Element zurechtkommen. Baihu empfiehlt uns wieder Richtung des Dorfes zu gehen, die Feierlichkeiten für das Jahr des Wassertigers werden bald beginnen und die zahlreichen Köstlichkeiten werden unseren leeren Mägen eine Wohltat sein.
Mit neuem Elan begeben wir uns zum Dorf zurück und einem neuen Prompt in den Köpfen.
Fischkatze (Prionailurus viverrinus) [Wasser-Tiger]
Ein wenig später verschlingen wir sieben, acht und mehr Köstlichkeiten, während Lampions und Raketen zum Himmelaufsteigen. 福禄寿 fú lù shòu (Glück, Wohlstand und Langlebigkeit!)
Viel Spaß euch mit dem Prompt und den Werken:
Mobu Cajatoshija (Marv)
https://belletristica.com/de/books/40520-zwischen-salz-und-sand/chapter/219484-seefahrer
Felix H.
https://belletristica.com/de/books/30793-taglich-tierisch/chapter/220257-tierfakt-384-6-02-2021