Märzenzeit ist Gartenzeit! Vor allem in Belletristica. Da gerade viele von uns im Gartenspiel mit dem Umgraben ihrer Felder beschäftigt sein dürften, wollen wir uns einen kleinen Helfer ins Feld setzen: Den Gemeinen Regenwurm (Lumbricus terrestris) [Gemein ist ein altes Wort für gewöhnlich, er ist ein ganz netter, meistens, ehrlich!], auch bekannt als Tauwurm oder Aalwurm. Er besitzt einen langgestreckten zylindrischen Körper mit zugespitztem Vorder- und abgeflachtem, stumpfen Hinterende. Welcher von einer leicht irisierenden Cuticula umhüllt wird. Darunter ist er rötlich bis bräunlich gefärbt, wobei der Rücken des Wurms in der vorderen Hälfte deutlich dunkler bis braunviolett ist und nach hinten heller wird. Ein Regenwurm eben, wie man ihn kennt. Doch was wissen wir noch über den Regenwurm?
Es fängt schon bei der Namensherkunft an, den woher kommt der Name „Regenwurm“, für die meisten kommt es wohl daher, dass die Würme bei Regen (und kurz danach) ihre Wohnröhren verlassen und sichtbar werden. Doch im 16. Jahrhundert soll der „rege Wurm“, eine gängige Bezeichnung für den Regenwurm gewesen sein, weil das Tier schon damals den Gärtnern und Landwirten aufgrund seiner regen Aktivität auffiel, was dann über die Jahrhunderte vom regen Wurm zum Regenwurm wurde. Was nun stimmt, das ist nicht gewiss. Doch es gibt mehr über unseren Gartenhelfer! :D
Als Ringelwurm besitzt er einen Körper, welcher in Segmente eingeteilt ist, meist 135 bis 150, gelegentlich aber auch bis 180. Diese Segmente werden mit dem Alter nahe dem Hinterleib gebildet und sind so etwas wie „Jahresringe“. Jahresringe in Anführungszeichen, weil ein Regen wurm nur etwa zwei Jahre alt wird. In dieser Zeit verbringt er viel Zeit im Boden, dort wühlt er umher und sucht nach Pflanzenteilen, welche er dann in seiner Wohnröhre verspeist. Als Bewohner von Wiesen und Gärten ist der Regenwurm durch seine grabende Aktivität wichtig für die dort vorherrschende Pflanzenwelt. Was den mitteleuropäischen Gärtner freut, ist in den USA und Kanada ein Problem. Hier wurde der Regenwurm ausgesetzt und vermehrt sich dort als invasive Art. Durch seinen Konsum von Laub verändert er die Nahrungskette und die Pflanzenwelt da in verdichteten Böden andere Pflanzen gedeihen als in Böden, die von Regenwürmern umgewälzt wurden. Doch was auf der anderen Seite des großen Teichs zu viel ist, wird bei uns immer mehr zu wenig. Der Regenwurm ist auf dem Rückzug. Monokulturen aus Mais, Äcker statt Wiesen, Bodenverdichtung, Gülleflut, Glyphosat und einiges mehr vernichtet die Bestände vieler Tiere, vom Feldhasen, über Schmetterlinge bis hin zum Regenwurm.
Es ist im Übrigen keine gute Idee einen Regenwurm zu halbieren. Zwar besitzen die Tiere ein ausgesprochenes Regenerationsvermögen, dieses nimmt aber zur Körpermitte drastisch ab. Ein in der exakten Mitte zerteilter Regenwurm ist aller Wahrscheinlichkeit nach Tod. Bewegungen die man danach noch sieht, nicht mehr als Nervenzuckungen. Auch wenn man den Regenwurm in der Nähe seiner Enden teilt, entstehen nicht zwei Würme, sondern wenn einer der Teile überlebt, wird es der größere der beiden Teile sein. Regenwürmer sind eben keine Seesterne.
Doch wie pflanzt sich der Regenwurm fort? Nach ungefähr einem Jahr er geschlechtsreif. Geschlechtsreife Regenwürmer erkennt man an dem Clitellum, auch Gürtel genannt, einer Verdickung zwischen dem 27. und dem 35. Körpersegment. Alle Regenwürmer sind Zwitter, was die Suche nach einem Paarungspartner erleichtert, den finden sich zwei Regenwürmer, können sie so definitiv die Paarung eingehen. Auf Paarungspartnersuche gehen Regenwürmer vor allem im Spätsommer und im Frühherbst. In der für die Tiere gefährlichen Paarungszeit, sie verpaaren sich in Oberflächennähe oder sogar über der Oberfläche, müssen sich beide Würmer mehrere Stunden mittels einer Schleimabsonderung miteinander verbinden, um gegenseitig die Samenzellen auszutauschen. In dieser Zeit sind sie Beutegreifern und anderen Gefahren schutzlos ausgesetzt. Jeder dieser Würmer legt bis zu 300 Eier in einem Jahr. Die Jungtiere schlüpfen, abhängig von Nahrung und Temperatur, etwa nach einem halben bis zu einem Jahr aus Kokons.
Auch wenn wir den Regenwurm schon lange in unseren Gärten her kennen, gibt es noch vieles was wir nicht vollständig verstehen. So wissen wir um den Umstand, dass es beim Regenwurm kryptische Arten (eine morphologisch nicht unterscheidbare Gruppe (Population) von Lebewesen, bei der eine geschlechtliche Fortpflanzung mit anderen (bisher) zur gleichen Art gerechneten Individuen jedoch nicht möglich ist oder nur nicht fortpflanzungsfähige Nachkommen erzeugt), bisher sind 2 bekannt, aber es könnte noch weitere geben. Weiter ist nicht geklärt, wo die Verbreitung dieser kryptischen Arten liegt. Man vermutet, dass die eine eher die wärmeren Zonen Mitteleuropas und die mediterranen Regionen besiedelt und die andere Lumbricus terrestris die kühleren Zonen Mitteleuropas und Nordeuropas. Es ist dabei vollkommen unklar, ob beide Krypto-Arten zum Beispiel in Deutschland vorkommen, falls ja, wo ihre Verbreitungen sich überlappen bzw. voneinander trennen. Und falls nein, welche der beiden bei uns lebt und warum die andere nicht bei uns leben kann. Es steckt wortwörtlich der Wurm drin, wir müssen ihn nur noch genauer zu sehen bekommen.
Gemeiner Regenwurm (Lumbricus terrestris) [Ringelwurm]
(Fotos gibt es ebenfalls in der Crikey-Gruppe)
Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Prompt und Erfolg beim Gartenspiel
B.e.l.l.a. (Einhorn-Kostüm)
https://belletristica.com/de/books/32925-crikey-it-s-a-unicorn/chapter/161764-gemeiner-regenwurm
Mobu Cajatoshija (Marv)