Wir bleiben im hohen Norden. Das Wetter ist trist, grau und wir fühlen uns so unendlich müde... Gegen Müdigkeit soll ja eine kalte Dusche helfen, warum dann nicht ein Bad im eiskalten Wasser des Eismeeres? Zum Glück haben wir uns in einer Polarstation einquartiert, in der es auch genügend Neoprenanzüge gibt, damit unser eisiges Bad ein wenig länger dauern kann. Wir ziehen uns die Anzüge an und begeben uns mit einem beherzten Sprung in eiskaltes Wasser. Selbst durch die Anzüge spüren wir die kalten Wassermassen, die Nadeln gleich unsere Haut zu berühren scheinen. Nach einem kurzen Kälteschock erblicken wir mehr von der Unterwasserwelt. Keine Korallen oder bunte Fische, auf den ersten Blick scheint das Wasser unter dem Packeis verwaist. Doch auf den zweiten Blick erkennen wir Seeengel, die unter dem Eis tanzen und Robben, die an einem Atemloch auf und ab tauchen. Die Welt hier unten scheint kalt, aber friedlich…
Plötzlich werden die Robben sehr aktiv und schwimmen in schneller Geschwindigkeit zum Atemloch, um es aus dem Wasser springend zu verlassen. Irgendwas ist in diesem Wasser, was den Robben Angst macht…
Doch was?
Wie ein Schatten erscheint im dunkelgraublauen Wasser ein Tier, es ist groß. Zwei, drei, vier, fünf, nein sechs Meter lang. Gemächlich schwimmt das Tier, als würde es schlafen, in Richtung des Atemlochs. Sein Körper ist torpedoförmig, seine Färbung graubraun bis olivgrün. Die kleinen Flossen unterstreichend die Torpedoform, doch es ist kein Torpedo. Dieser langsame „Fisch“ ist ein Grönlandhai oder Eishai (Somniosus microcephalus) aus der Familie der Schlafhaie (Somniosidae). Die ihren Namen für ihr sehr langsames Schwimmen erhalten haben. Eine Anpassung, um Energie zu sparen. Auch wenn wir in der Nähe von Grönland sind, ist der Name Grönlandhai irreführend, der Grönlandhai lebt in den arktischen Gewässern des Nordatlantiks. Dabei dringt er zuweilen auch in südlichere Gewässer vor, wie die Küste Schottlands, den Ärmelkanal oder die Nordsee. Als Bewohner der Tiefen, wird man einen Eishai für gewöhnlich nicht erblicken, da er doch lieber in den kalten Gewässerzonen bleibt, wo Mensch ungern schwimmen geht. Neueren Erkenntnissen zufolge scheint sich der Eishai hauptsächlich von Robben und Fischen zu ernähren und diese sowohl in großen als auch in geringen Tiefen aktiv zu jagen. Was mit dem alten Bild bricht, dass diese Haie unfassbar träge sind, so träge, dass man lange dachte sie fräßen nur Aas. Tatsächlich profitieren die Eishaie von einem anderen Eistier, nämlich dem Eisbären. Diesen fürchten Robben ganz besonders und schlafen daher im Wasser. Im Gegensatz zu Delfinen, schlafen bei Robben beide Gehirnhälften, was dem Eishai die Möglichkeit gibt sich an seine Beute „anzuschleichen“. Die Lebensweise von Eishaie ist kaum erforscht, was umso bitterer ist, da diese Tiere die langlebigsten Schädeltiere/Wirbeltiere sind. Mehr als 400 Jahre alt können sie werden, das ist älter als die Lebenspanne von zwei Galapagos-Riesenschildkröten (Chelonoidis nigra-Artenkomplex) hintereinander. Wirklich beeindruckend!
Leider ist es so, dass der Eishai zu den gefährdeten Arten gehört und seine Zahl abnimmt. Gründe dafür sind vor allem der Klimawandel und damit der Verlust des Packeises, weshalb immer weniger Robben im Wasser nächtigen. Wir wissen nicht wie viele es von ihnen gibt, nur dass sie weniger werden. Was sehr bedauerlich ist. Wir entscheiden uns dem Grönland- oder Eishai die Aufmerksamkeit zu geben, die er verdient und machen ihn zu unserem Prompt.
Grönlandhai oder Eishai (Somniosus microcephalus) [Leben unter dem Eis]
Der Eishai zieht während dessen weiter und verschwindet im dunkelgraublau des Eismeers. Zwar gibt es keine bestätigten Angriffe oder Todesfälle, Inuitberichte erzählen aber von Eishaien, die Kajaks attackiert haben sollen. Bei einer Maximallänge von acht Metern ist das durchaus glaubhaft. Aber wie gesagt, bisher gibt es keine wissenschaftlich bestätigten Todesfälle, u.a. weil der Eishai es vorzieht dort zu schwimmen, wo wir nicht schwimmen wollen.
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Prompt und den Werken :D
Mobu Cajatoshija (Marv)
Felix H.
https://belletristica.com/de/books/30793-taglich-tierisch/chapter/210942-tierfakt-335-18-12-2021