Heute geht es an die deutsch-dänische Ostseeküste. Wir besteigen einen kleinen Kutter und fahren weg vom Strand in die wogenden Wellen dieses Meeres. Hier entstehen Offshore-Windparks und es entstehen noch weitere. An sich sind erneuerbare Energien ein Grund zur Freude, doch in diesem Fall stellen sie eine Bedrohung dar. Den häufig werden hier aus Kostengründen schallvermindernde Blasenschleier nicht eingesetzt, was zu einer Verdreifachung der Todesrate geführt hat. Was die ohnehin schon schwindenden Bestände des Gewöhnlichen Schweinswal (Phocoena phocoena) verschwinden lässt. Äußerlich unterscheiden sich Schweinswale von Delphinen durch ihre kurze Körperlänge, die gedrungene Körperform und ihre verkürzte Schnauze. Der Gewöhnliche Schweinswal im Besonderen wird ein bis zu 1,85 Meter lang und findet sich in den nördlichen Gewässern des Atlantiks und Pazifiks. Man unterscheidet drei Unterarten P. p. phocoena, P. p. relicta und P. p. vomerina. Unterarten sind eine Gruppe von optisch ähnlichen Populationen, welche ein geografisches Teilgebiet des Areals der Art bewohnen. Um das in einem Beispiel zu versehen, die Art des Braunbären (Ursus arctos) besitzt ebenfalls mehrere Unterarten, während in Europa der Europäische Braunbär (U. a. arctos) zu finden ist, finden wir in Nordamerika u.a. den Grizzlybär (U. a. horribilis), dieser besitzt vor allem in den Haarspitzen ein deutlich gräulicheres Fell und ist geografisch von den europäischen Braunbären getrennt. Ähnlich geht es den Gewöhnlichen Schweinswalen, P. p. phocoena besiedelt den Nordatlantik und ist damit auch die Schweinswal-Unterart der Nord- und Ostsee. Zumindest glaubte man das bis 2018. Den wie sich rausstellte, ist P. p. phocoena eine Sammlung aus drei Schweinswalunterarten. Davon ist die seltenste eine bisher unbenannte Unterart, die es nur in der Ostsee gibt. Diese Ostsee-Schweinswale sind einzigartig und die Wissenschaft braucht Zeit sie genauer zu untersuchen und beschreiben zu können. Zeit, welche die Ostsee-Schweinswale nicht haben.
Denn die Unterart-Namefrage ist relevant für diverse Schutzbestimmungen. Ist es nicht benannt, ist es nicht geschützt (oder nicht so sehr, da es ja noch relativ viele P. p. phocoena gibt, ist der Verlust einer Population „weniger schlimm“, „weil es gibt ja noch mehr von der Sorte, halt woanders“). Gerade deshalb sollten wir laut werden, die Energiefrage ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit, aber die Antwort darf nicht der Verlust der Artenvielfalt sein, denn damit nähren wir nur das noch größere Übel: das 6. Große Artensterben. Dass diese besonderen Tiere mehr Aufmerksamkeit brauchen, zeigt auch die Wahl der Deutschen Wildtier Stiftung des Jahres 2022, welcher der Schweinswal als ganze Art ist. Denn nicht nur die Ostsee-Schweinswale brauchen Schutz, sondern auch die anderen Schweinswale. Dass sie auch in Zukunft Fische, Krebstiere und Tintenfische in unseren Meeren und damit auch Nord- und Ostsee, erbeuten können.
Als unser Kutter die Heimreise antreten will, erspähen wir in der Ferne den Blass einer kleinen Gemeinschaft von Schweinswalen, ehe sie wieder abtauchen und aus unserem Blick verschwinden. Es mögen nur ein paar Sekunden sein, wo wir diese wundervollen Tiere erblickten, doch die Erfahrung begleitet uns zurück an Land.
Gewöhnlicher Schweinswal (Phocoena phocoena) [Ostsee-Tiere]
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Prompt und den Werken:
Mobu Cajatoshija (Marv)
Felix H.
https://belletristica.com/de/books/30336-felix-for-future/chapter/240828-windige-schweinerei