„Gregor, bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Ich meine, dein Sarg ist doch sicher viel kühler und härter, das Bett ist doch viel zu warm und weich für einen Vampir.“ Ich weiß, dass dieser Versuch, ihn abzuwehren, lächerlich ist, aber etwas besseres fällt mir in diesem Moment einfach nicht ein.
Gregor scheint es ähnlich zu sehen. „Nett gesprochen, aber damit hälst du mich nicht auf.“ Ehe ich reagieren kann, ist er auch schon auf mein Bett gesprungen und liegt neben mir.
Wie konnte er so schnell und mühelos auf die Matratze steigen?
„Leg dich wieder hin!“, knurrt er.
„Nein“. Ich verschränke die Arme abwehrend vor der Brust.
„Ich sagte, leg dich wieder hin.“
Mir gefällt dieses dominante Gehabe von ihm überhaupt nicht. Aber etwas sagt mir, dass ich ihn nicht weiter reizen sollte. Also gebe ich teilweise nach und lege mich hin, rücke aber möglichst weit von ihm weg bis zum äußeren Rand und lege mich so auf die Seite, dass ich ihn nicht anschauen muss.
Ich höre ihn leise auflachen. „Glaubst du wirklich, du kannst mir lange widerstehen?“
Während ich weiter steif da liege, robbt er vorsichtig näher.
Meine Befürchtung, dass er mir jetzt ganz auf die Pelle rückt, bewahrheitet sich jedoch nicht. Gregor berührt mich nicht, ist mir aber trotzdem recht nahe.
Wenn er meint, dass er mich so rumbekommt, dann hat er sich aber geschnitten.
Ihn scheint die Situation immer noch zu amüsieren. Zumindest höre ich ihn weiter lachen.
Nun bläst er auch noch schwach mit seinem Mund an meinen Nacken.
Der Luftzug ist alles andere als warm.
Was erwarte ich auch anderes von einem Untoten?
„Erinnerst du dich daran?“, flüstert er.
Auch wenn er mich nicht berührt, so spüre ich ihn. Sein Körper strahlt nun eine eigentümliche Kälte aus, die ich sehr wohl kenne.
„Gregor – bitte…“
„Was möchtest du?“, fragt er unnatürlich sanft. „Es wieder spüren? Diesen Frieden, von heute Abend?“
„Du hast mich reingelegt.“, beklage ich mich.
Ich muss wütend auf ihn werden. So, dass ich seinen Verführungskünsten widerstehen kann.
„Nicht wirklich. Nun ja, vielleicht doch“, gibt er schließlich zu. „Ich habe ein wenig mit dir gespielt. – Und nun komm zu mir. Du brauchst es doch, dieses Gefühl der Kälte, die langsam in dich hineindringt und dir Frieden bringt, oder irre ich mich?“
„Weshalb lässt du mich nicht in Ruhe?“, kommt mein neuer Versuch, ihn irgendwie abzuwehren.
„Du gefällst mir“, ist seine einfache Erklärung. „Und falls es dich beruhigt – ich habe dich nie wirklich belogen. Außer wenn es darum ging, meine wahre Existenz zu verschleiern.“
Verdammt. Diese Kälte ist so verlockend. Ich werde ihr nicht mehr lange widerstehen können.
Die einzige Möglichkeit ist, dem Vampir irgendwie zu entkommen.
Nur wie? Er wird mich nicht gehen lassen.
Das Gemeine ist daran, dass er mich nicht einmal zwingt.
Nein. Er liegt einfach neben mir und wartet. Er weiß genauso gut wie ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich schwach werde.
Dadurch führt er mir natürlich auch vor Augen, dass ich eigentlich machtlos bin. Er braucht nichts zu tun, nur abzuwarten.
Und er ist gerade dabei, auf ganzer Linie zu gewinnen.
Ohne dass ich mich dagegen wehren kann – oder möchte – rücke ich langsam näher zu ihm hin. Zwar drehe ich mich nicht um – wenigstens diesem Triumph möchte ich ihm nicht geben – aber nun berühren wir uns, liegen Körper an Körper hintereinander.
„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm“, meint er zufrieden und umschlingt mich von hinten mit seinen Armen.