»Isaac! Was ist los?« Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.
Ich atmete tief durch und legte meinen Arm über die Augen. »Es ist wegen deinem Vater. Ich will mich wirklich nicht mit ihm anlegen.« Ich nahm den Arm wieder weg und sah sie um Entschuldigung heischend an.
Gerade war mir wieder eingefallen, was ihr Vater gedroht hatte. Ich hatte zu viel Angst vor ihm, um auszutesten, ob er auch wirklich keine Möglichkeit hatte, das herauszufinden.
Sie seufzte. »Du hast recht. Und jetzt? Soll ich dir noch einen Blasen und dann gehen wir schlafen?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte gerade keine Lust auf einen Blowjob. Stattdessen zog ich sie in meine Arme.
So lagen wir eine Weile und meine Gedanken streiften umher.
Mit einem Mann wäre das so viel einfacher. Da interessierte sich keiner dafür, wie viele Partner er schon hatte, bevor er heiratete. Aber bei Frauen wurde ein Drama gemacht. Mir war das wirklich egal. Es hätte mich nicht einmal wirklich interessiert, wenn ich nicht Maries Erster wäre. Lediglich die Lüge hätte mich gestört.
»Worüber denkst du nach?« Sie strich mir über die Brust.
»Darüber, dass sowas für Männern einfacher ist. Es interessiert keinen, mit wie vielen sie schon geschlafen haben. Und man kann nicht so einfach sagen, ob sie schon mit wem anders was hatten.«
Sie richtete sich etwas auf. Neckisch lächelte sie mich an. »Bitte? Woher willst du wissen, was Frauen bei Männern interessiert?«
»Ich hab keine Ahnung, ich weiß nur, was Männer an Frauen und anderen Männern interessiert«, murmelte ich und lief rot an. Das war so gar nicht geplant, mich vor ihr zu outen. Dabei traf mich die Erkenntnis, dass ich nach aktuellem Stand nicht mehr mit Toby schlafen würde. Es störte mich mehr, als ich erwartet hatte.
Sie zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Isaac, ich wusste gar nicht, dass du auf Männer stehst. Seit wann denn das?«
Ich überlegte, bevor ich antwortete. Wie viel wollte ich ihr sagen? »Schon eine Weile. Ich steh halt genauso auf Männer wie auf Frauen.«
»Echt?! Hast du schonmal mit ’nem Mann geschlafen? Wie ist das so? Tut das nicht weh?«
Wow, ich hatte nicht gedacht, dass es sie so brennend interessierte. Dennoch beruhigte mich die Reaktion.
»Eigentlich tut es nicht weh. Es ist sogar sehr schön.« Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Vielleicht hatte ich eine Idee! Mein Schwanz richtete sich vor Vorfreude auf. »Ich hab gehört, dass es auch manche Frauen schön finden. Willst du es versuchen?«
»Du meinst ...? Zumindest wird mein Vater nicht daraufkommen ... Na gut.« Sofort schwang sie sich wieder auf mich.
Ich war etwas überrumpelt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell einwilligte. Dabei sollte ich mittlerweile wissen, dass sie alles andere als schüchtern war.
»Du müsstest einmal an meine Kommode und mir Kondome und Gleitgel rausgeben«, machte ich sie aufmerksam. Ich konnte das gerade schlecht erledigen.
Sie stand nochmal auf und holte die Sachen. »Du bist ja noch gar nicht wieder richtig steif. Daran solltest du was ändern«, stellte sie fest, als sie wieder am Bett stand. Auffordernd sah sie mich an.
Ich warf ihr einen kurzen, schweigenden Blick zu. War das ihr Ernst? Es sah ganz danach aus.
Ich griff mir an den Schwanz und holte mir einen runter. Dass sie mir zusah, machte mich wirklich an.
Wir hatten das bereits ein paar Mal getan, da bisher jede Beteiligung von Genitalien illegal war. Ich konnte nicht einmal beschreiben, was mich daran so geil machte. Vielleicht war es auch einfach nur, weil ich es selbst toll fand, andere zu beobachten.
Als ich richtig steif war, riss sie das Kondompäckchen auf und streifte es mir über. Dann setzte sie sich auf mich und rieb ihren Arsch an meinem Schwanz.
Ich nahm ihr das Gleitgel ab. So weit sie es zuließ, bereitete ich sie vor. Ich war nicht ganz sicher, ob ich es richtig machte und dass sie mich regelrecht drängte, fertig zu werden, machte es nicht leichter. Doch ich gab mein Bestes. Ich wollte es ausprobieren, ihr aber auf keinen Fall wehtun.
Nach einiger Zeit zog sie ihre Hüfte weg, sodass ich sie nicht mehr mit den Fingern erreichte. Ein paar Mal rieb sie mit ihrem Arsch an meinem Glied auf und ab. Dann ließ sich langsam darauf nieder. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass es nicht ganz schmerzfrei war.
Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich hätte sie besser vorbereiten sollen. »Soll ich nicht lieber ...«
»Halt die Klappe und fick mich!«, herrschte sie mich an.
Wie sie wollte. Ich legte meine Hände auf ihre Hüfte, hielt sie daran fest und drängte langsam mich in sie.
Lance hatte nicht zu viel versprochen. Es war unglaublich! Enger als eine Pussy und doch zog es mich fast hinein. Ich hatte Mühe, nicht schon beim Eindringen abzuspritzen.
Ich riss mich zusammen, bewegte mich erstmal vorsichtig in ihr.
Doch sie schien mehr zu wollen. Sie bewegte sich schneller auf mir auf und ab. Das Tempo hätte ich unter ihr liegend kaum erreichen können. Sie stöhnte immer wieder leise auf.
Als ich merkte, dass ich bald kommen würde, wollte ich ihre Klitoris massieren, doch sie schlug meine Hand weg, tat es lieber selbst. Ich nutzte die Hand stattdessen, um mein Stöhnen zu dämpfen. Das Gefühl war einfach zu gut.
Kaum war ich gekommen, spürte ich, dass sich ihre Muskeln in Wellen anspannten.
Nachdem sie gekommen war, saß Marie noch einen Moment auf mir, spannte ihre Muskulatur ganz kurz an und ließ dann wieder los, wiederholte das.
Mir entlockte jedes Anspannen ein leises Stöhnen. Ich war nach dem Orgasmus viel zu empfindlich.
»Soll ich aufhören?«
Ich nickte. Es tat etwas weh.
»Hast du was gesagt?«
Wollte sie mich auf den Arm nehmen? Ich hatte doch ... Verdammt, nicht sie auch noch! »Ja, bitte.«
»Nur, wenn du das morgen nochmal machst«, verlangte sie.
»Mach ich.« Sie sollte aufhören, es tat langsam wirklich weh.
Sie spannte noch einmal an, hielt es eine Weile. Ich wollte schon fast schreien, da ließ sie los und entließ mich aus ihr. »Braver Isi.«
Nachdem ich das Kondom entsorgt hatte, legte sie sich halb auf mich. Dann zog ich die Decke über uns beide und legte den Arm um sie. »Könntest du bitte endlich aufhören, mich jedes Mal, wenn wir rummachen, Isi zu nennen? Du weißt, dass ich das nicht mag.«
»Aber ich mag, wie du dich dann innerlich aufregst.« Sie grinste mich fröhlich an.
Ergeben seufzte ich. Es hatte keinen Sinn, ich hatte sie so oft gebeten und noch immer tat sie es. »Du magst es wirklich, mich dabei zu ärgern und rumzukommandieren, oder?«
»Klar.« Sie grinste immer noch fröhlich. »Warum denn nicht? Stört es dich etwa auf einmal? Du hast dich doch sonst nie beschwert.«
Ich lehnte den Kopf gegen ihre Schulter. »Weißt du, in letzter Zeit habe ich Angst, dass ich einfach nicht männlich genug wirke. Der Kerl, mit dem ich was habe, macht das auch immer und na ja ... hast du mal Geschichten über Schwule gelesen? Es gibt immer einen, der total weiblich wirkt und alles mit sich machen lässt. Ich hab Angst, dass ich auch irgendwann so werde.«
Es fiel mir erstaunlich leicht, mit ihr darüber zu reden, aber mit ihr konnte ich das. Seitdem sie vor zwei Jahren einfach zu mir ins Bett gekommen war und mit mir rumgeknutscht hatte, hatte sie so viel von mir gesehen. Was das Sexuelle anging, kannte sie mich sehr gut. Vermutlich sogar besser als Lance.
Sie sah mir eine ganze Weile tief in die Augen. »Ich finde nicht, dass du unmännlich wirkst. Und ja, ich hab sowas schon gelesen, fand ich nicht so toll. Ich weiß ja nicht, wie du mit ihm bist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du so ein kleines Schoßhündchen bist. Und selbst wenn, dann ist es doch egal, geht doch niemanden was an. Ist der Kerl eigentlich schwul?«
Ich nickte.
»Dann musst du dir doch eigentlich erst recht keine Gedanken machen.« Sie grinste mich wieder an. Nachdem ich sie verständnislos ansah, fuhr sie fort. »Na ja, wenn er schwul ist, will er doch auch einen Kerl, oder nicht? Sonst wäre er doch nicht schwul.«
Ich musste über die Aussage lachen. Ja, die Logik war bestechend. Ich wusste nur nicht, ob das wirklich so einfach war. Aber dass sie mich deswegen nicht für unmännlich hielt, beruhigte mich. So ganz sicher war ich mir aber immer noch nicht. Immerhin kannte ich Toby auch nicht so gut, um zu wissen, wie er das sah. Vielleicht stand er ja auch weibische Kerle? Immerhin schien Roger ja auch sowas wie die Frau im Haus zu sein. Zumindest schien grundsätzlich er zu kochen. Wenn es allerdings so war, dann wusste ich auch, wer Toby gut genug kannte, um das zu wissen.
Ich küsste Marie auf die Wange. »Lass mich mal kurz aufstehen.«
»Hmm ... Nein. Bring mich dazu.« Noch immer grinste sie.
Ich mochte ihre unschuldige und gleichzeitig doch so bestimmte Art. Das war unglaublich süß.
Ich drückte sie näher an meine Brust, küsste sie, stieß dabei meine Zunge in ihren Mund und drehte sie auf den Rücken. Dann ließ ich von ihr ab und kletterte über sie.
Sie grinste mir hinterher. »Also das war schon ziemlich männlich. Ich glaub nicht, dass du dir Gedanken machen musst.«
Ich holte mein Handy und tippte schon auf dem Weg zurück eine SMS. ›Hey. Ich würde gern dein Angebot annehmen. Beide. Können wir uns treffen, bevor ich ins KH fahre? Würde gerne vorher mit dir reden.‹
Nachdem ich mich gesetzt hatte, hatte Marie ihre Arme um meine Hüften gelegt und mir über die Schulter geschaut. Als ich fertig war und die Nachricht abgeschickt hatte, fragte sie neugierig: »Du triffst dich also erst mit deinem Freund und fährst dann ins Krankenhaus? Und was mach ich so lange?«
»Ich kann dich gern mit in die Stadt nehmen. Tut mir leid, das ist mir wirklich wichtig.« Ich legte eine Hand auf ihren Kopf und strich darüber.
Sie schob die Unterlippe nach vorne, lächelte dann aber. »Na gut, aber du musst morgen Abend dein Versprechen halten.«
»Hab ich meine Versprechen mal nicht gehalten?« Ich drehte mich blitzschnell um, drückte sie gegen die Wand und küsste sie. Dabei wanderten meine Hände zu ihren Brüsten, streichelten diese und spielten mit ihren Nippeln.
»Hey, Blödmann, mach weiter!«, beschwerte sie sich, als ich kurz den Kuss unterbrach.
Ich musste grinsen. Ich mochte es, wenn man mir zeigte, dass ich meine Sache gutmachte. Und wenn es mit Beleidigungen war, auch gut.
Statt aber den Kuss wieder aufzunehmen, wanderte mein Mund über ihre Brüste. Ich wusste, dass ich sie nur mit Küssen und dem Spiel an ihren Brüsten zum Orgasmus bringen konnte. Ich hatte darin mittlerweile Übung, es war bisher immerhin die einzige Möglichkeit für uns gewesen, so etwas wie Sex zu haben. Gut, neben dem Beobachten des anderen, während er es sich selbst machte.
Nach einer Weile stöhnte sie und drückte meinen Kopf an sich, als hätte sie Angst, ich könnte einfach abhauen.
Es dauerte durchaus länger als zuvor, aber sie kam.
Ich biss ihr noch einmal sanft in den Nippel und stand dann auf. Nachdem ich meine Shorts vom Boden gefischt hatte, ging ich zur Tür, wo ich mich noch einmal umdrehte. »Bin gleich wieder da.«
Als ich aus dem Bad kam, hatte Marie sich hingelegt und schlief bereits. Ich löschte das Licht und legte mich daneben. Nach einem Kuss auf den Nacken legte ich meinen Arm um sie und schloss ebenfalls die Augen.
»She is naked and she doesn’t care – don’t look into her eyes
With the self-assurance of a queen – a beast in disguise
She is more than you can ever bear – she’ll hunt you she’ll hunt you
Born to kill your self-esteem«
ASP – She Wore Shadows