CN: SVV
»Hey, Isaac. Diesmal wieder so früh? Hängt der Haussegen bei Peter und dir schief?«, begrüßte mich Lance mit einem ironischen Tonfall.
»Sehr witzig. Erst beschwerst du dich, dass ich immer so spät hier bin und jetzt ist es zu früh. Alter, entscheid dich«, versuchte ich, die Wahrheit zu überspielen.
»Schon gut, schön dass du da bist. Es ist ein Brief von der BU für dich angekommen.« Freudig überreichte mir Lance den Umschlag. Damit Dad nichts mitbekam, hatte ich Lance’ Adresse bei der Bewerbung angegeben. »Nun mach schon endlich auf!«
Schnell öffnete ich den Brief und überflog ihn. Er enthielt die Einladung zur ersten Audition am 14. November. Also hatten Lance und ich noch zwei Sonntage zum Üben.
Fast machte ich Luftsprünge. Ich würde endlich erfahren, ob ich trotz meiner Unerfahrenheit und der fehlenden Ausbildung eine Chance hätte, aufgenommen zu werden! Wenn ich durch die erste Runde kam, würde ich die zweite im Januar locker schaffen. Da war ich mir sicher.
Sofort machten uns ans Üben. Auch Mr. Payne unterstützte mich wieder. Als wir zum Mittagessen Pause machten, bekam ich auch wieder etwas runter. Nach dem Brief waren meine Sorgen wie weggeblasen.
Zumindest, bis ich wieder allein mit Lance im Zimmer war. Besorgt, fast schon vorwurfsvoll sah er mich an. »Dein Vater hat am Freitag angerufen. Zum Glück bin ich drangegangen. Er hat gefragt, warum du so häufig in der Schule fehlst.«
»Ich fühle mich zur Zeit nicht so wohl«, sagte ich die halbe Wahrheit.
»Schon klar, das sieht man dir an, aber das meine ich nicht. Dein Vater sollte das doch wissen, oder nicht? Warum fragt er hier nach?« Es war merkwürdig von meinem besten Freund streng gemustert zu werden.
Ich seufzte. »Weil mein Vater glaubt, dass ich im Moment hier wohne.«
Lance riss die Augen auf. »Seit wann das?«
»Seit dem Vorfall mit Maries Vater.«
Die Augen wurden noch größer. »Spinnst du? Das ist schon über ’nen Monat her! Meine Eltern haben dich nach ’ner Woche rausgeschmissen. Wo warst du so lange?«
Natürlich konnte ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich würde ihn als Freund verlieren. Also nahm ich die nächstbeste Lüge, die mir einfiel: »Ich war bei Peter.«
»Du wohnst seit fast einem Monat bei Peter?!«
Ich nickte. Was sollte ich auch anderes tun. Und so ganz falsch war es doch nicht, oder? Ich schlief nur nicht dort, aber ansonsten verbrachte ich viel Zeit in Peters Haus.
Skeptisch betrachtete mich Lance. »Und ihr seid sicher nur Fickfreunde?«
Ich zuckte mit den Schultern. Er stellte damit eine Frage, die ich nicht beantworten konnte. Ich hatte sie mir selbst schon häufiger in den letzten Wochen gestellt, sie aber meistens direkt wieder verdrängt.
Wenn wir Fickfreunde wären, würden wir dann nicht genau das tun? Ficken? Aber das hatten wir die letzten Wochen nicht getan, weil sich bei dem Gedanken, mit ihm zu schlafen, während ich ihn belog – zumindest fühlte sich das, was ich die letzten Wochen getan hatte, ihm gegenüber als Lüge an – alle Nackenhaare aufgestellt hatten. Wurden wir damit wieder zu Freunden? Auch das fühlte sich falsch an. Man küsste doch seine Freunde nicht. Also nicht mehr als ein Begrüßungskuss auf die Wange bei guten Freunden. Was waren wir also? Fickfreunde mit Fickpause? Das klang merkwürdig.
»Ich weiß es nicht.«
»Wie du weißt es nicht? Alter, Isaac, du musst das doch wissen!« Lance packte mich an den Schultern. Ihn schien es ebenso wie mich zu verwirren, dass ich es nicht sagen konnte. Wobei es ihn wohl eher verwirrte, dass ich es nicht wusste, während es mich verwirrte, dass ich für das, was wir waren, keine Worte hatte. »Fickt ihr nur, seid ihr nur Freunde und es das waren nur Ausrutscher? Oder seid ihr zusammen, wenn du schon dort wohnst?«
»Ich hab doch gesagt, ich weiß es nicht. Es ist irgendwie merkwürdig.« Verzweifelt sah ich Lance an. Was sollte ich ihm denn sagen? Ich kannte einfach kein Wort dafür. Für das was ich fühlte, aber nicht fühlen wollte, schon, aber nicht für das, was zwischen Peter und mir war.
»Aber ihr fickt immer noch miteinander?« Scheinbar wollte er selbst herausfinden, was es war.
Ich spielte mit, immerhin verwirrte es mich ja auch, und nickte. Zumindest würden wir das ja tun, wenn es sich nicht im Moment so unglaublich falsch anfühlen würde.
»Seid ihr mehr als Freunde?«
Ich schluckte. Ich hatte Angst vor der Antwort, auch wenn ich sie bereits kannte. Immer wieder hatte ich diese Frage für mich selbst verdrängt, ob Fickfreunde vielleicht deshalb falsch war, weil wir schon lange keine Freunde mehr waren. Unsicher antwortete ich: »Vielleicht ... Ich bin mir nicht sicher.«
»Och Mann, Isaac, du musst schon mitarbeiten. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.« Er verpasste mir einen Schlag auf den Hinterkopf. »Wo schläfst du denn? Wirklich auf der Couch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, bei ihm im Bett.«
»Du fickst also mit ihm und schläfst mit ihm in einem Bett?«, fasste er seine bisherigen Erkenntnisse mit hochgezogenen Augenbrauen zusammen.
Ich nickte. Das war aber auch nichts Besonderes. Das tat ich fast jeden Tag, nur immer mit anderen Leuten. Und das war wohl das große Problem an der Sache.
»Immer? Also auch wenn ihr keinen Sex hattet? Und ihr kuschelt und neckt euch wie den Tag nach dem Konzert, als er dich gekitzelt hat? Küsst ihr euch? Also auch ohne Sex?«
Mit jeder Frage, dich ich mit Ja beantworten musste, wurde der Kloß in meinem Hals größer und mein Nicken langsamer. Ich wusste, worauf er hinaus wollte.
»Und es geht von euch beiden aus? Du machst das auch gern?«
Wieder nickte ich langsam. Ich sah ihm schon gar nicht mehr in die Augen.
»Willst du immer noch behaupten, dass ihr euch nicht liebt?«
Ich wollte ihm entgegenschreien, dass wir das auf jeden Fall nicht taten, doch ich konnte nicht. In meinem Kopf tauchten Peters grüne Augen auf, in denen ich versinken konnte, dieses Lächeln, das ich bisher nur gesehen hatte, wenn er mich betrachtete und das mich immer zurücklächeln ließ, und in meinem Ohr hörte ich seine Stimme, die so viele Emotionen in mir auslösen konnte.
Ich gab es auf und schüttelte frustriert den Kopf. Es hatte ja doch keinen Sinn mehr, es zu leugnen. Trotzig fügte ich hinzu: »Trotzdem sind wir kein Paar.«
Genervt seufzte Lance. »Warum nicht? Und jetzt komm mir nicht damit, dass du keine Beziehung willst. Das ist totaler Bullshit!«
Toll, seitdem er so häufig mit Zombie zu tun hatte, fluchte er noch mehr als vorher. Ich atmete tief durch, bevor ich antwortete: »Ich weiß nicht, ob Peter es genauso sieht.«
»Dann frag ihn, verdammt nochmal! So schwer kann das doch nicht sein. Lass dir endlich mal Eier wachsen.«
Für ihn klang das vielleicht leicht. Aber das war es nicht. Nicht, wenn man sich nicht vorstellen konnte, monogam zu leben, nicht, wenn man sich vor sich selbst ekelte, den anderen gar nicht verdient hatte, und nicht, wenn man selbst dann noch nicht offen zeigen durfte, dass man ein Paar war. Um ein Paar zu werden, müsste ich mich mit ihm einig werden, ob andere Partner erlaubt waren, und würde ihm erzählen müssen, wie ich die letzten Wochen gelebt hatte. Ich hatte vor beidem wahnsinnige Angst. Angst davor, dass es das, was wir hatten – wie auch immer es heißen mochte – zerstörte. Außerdem konnte ich mich so unglaublich lächerlich machen, wenn ich ihm sagte, was ich für ihn empfand. Auch wenn ich natürlich wusste, dass dies wohl meine geringste Sorge sein sollte, wenn ich nur an die letzte Nacht zurückdachte. Und die vielen anderen kleinen, liebevollen Gesten.
Aber ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und das Thema abhaken. »Ist gut, ich frag ihn.«
»Geht doch. Ich würde es euch wirklich gönnen. Ihr seid sicher ein süßes Pärchen. Und es tut dir sicher gut, mal zu sehen, dass ’ne Beziehung nicht so schlimm ist, wie du immer tust.« Lance lächelte mich aufmunternd an.
»Ja, nur schade, dass man davon nicht viel merken wird, weil es eh keiner wissen darf«, warf ich sarkastisch ein.
»Das ist ja das Angenehme daran: Ihr werdet nicht die ganze Zeit rumknutschen wie andere Paare.« Für sein breites Grinsen schlug ich Lance gegen den Oberarm.
Wir lachten noch eine Weile, bevor wir weiter übten. Es half mir, mich wieder von den vorherigen Gedanken abzulenken.
»Viel Spaß mit deinem Schatz«, verabschiedete sich Lance, als ich mich am Abend auf den Weg machte.
Leise flüsterte ich ein »Danke«. Dadurch fühlte ich mich noch schlechter, zu einer Frau zu fahren, damit ich die Nacht nicht im Freien verbringen musste. Ich bereute es, mir eingestanden zu haben, dass ich verliebt war und mir durchaus eine Beziehung mit Peter vorstellen konnte. Das machte die ganze Sache deutlich schwieriger.
Auch in dieser Woche spielte ich so oft wie möglich draußen, damit ich wenigstens etwas Geld hatte, doch viel kam bei dem schlechten Herbstwetter nicht zusammen. An mehreren Tagen regnete es und ich verzog mich in den Probenraum. Außerdem wurde es langsam zu kalt, um den ganzen Tag draußen zu verbringen. Es war immerhin schon Ende Oktober.
Wenigstens musste ich in der Woche keine Nacht draußen verbringen, sondern konnte mir jeden Tag etwas organisieren.
Mittwoch gab es eine kleine Halloweenfeier im Exile, sodass ich dort schlafen konnte.
Auch wenn ich den ganzen Donnerstag wieder mit Peter und Zombie verbrachte, nahm ich möglichst weit Abstand von Peter. Noch immer plagte mich mein Gewissen. Und dennoch zog es mich zu ihm hin. Dass mich das Gespräch mit Lance dazu gezwungen hatte, mir meine Gefühle einzugestehen, machte alles nur noch schlimmer.
Immer wieder war ich versucht, ihm näherzukommen, doch dann hatte ich wieder das Gefühl nach anderen zu riechen und ließ es bleiben. Dass ich seit letzter Woche keine frischen Klamotten mehr hatte, machte es auch nicht besser, was die imaginären Gerüche anging. Vermutlich waren nicht alle davon imaginär.
Am Samstag verzog ich mich wieder direkt nach der Probe. Wie schon die Wochen zuvor öffnete mir Peter die Wohnungstür mit einem skeptischen Blick, damit ich schlafen gehen konnte, sagte jedoch nichts. Dennoch konnte ich in seinen Augen sehen, dass er mich gerne an sich gedrückt hätte.
Hastig riss ich mich von ihnen los und schloss die Tür von innen. Ich wollte nicht so angesehen werden. Nicht von ihm.
Ich rannte direkt ins Bad und sprang, sobald ich ausgezogen war, unter die Dusche. Das Wasser stellte ich so heiß, dass es gerade noch aushaltbar war. Ich wollte alles von meinem Körper brennen. Das Abschrubben in der Woche zuvor hatte nichts genützt.
Außerdem nahm ich die Klamotten, die ich angehabt hatte, und hielt sie unter die Dusche. Ich hielt es nicht mehr aus, dass sie nach anderen rochen. Doch egal wie lange ich sie wässerte und einseifte, ich hatte das Gefühl, sie würden immer noch riechen. Heulend vor Wut gab ich es auf.
Nachdem ich mich trocken gerubbelt hatte, stieg ich aus der Dusche und hängte die Klamotten zum Trocknen auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass es eine schlechte Idee gewesen war, denn Peter würde sie sehen und sich wundern. Hoffentlich stellte er keine Fragen.
Und ich hatte vergessen, mich zu rasieren. Aber nach einer ganzen Woche ohne war es auch schon egal, zumal es mich nur noch bei Peter interessierte. Da mit ihm eh nichts laufen würde, war es also egal.
Ich föhnte meine Haare und ging ins Wohnzimmer. Meine Augen hatte ich nicht trocknen können.
Auf dem Sofa lagen eine Schlafdecke und ein Kopfkissen, sowie ein Shirt von Peter. Außerdem war es ausgeklappt und ein Laken darauf ausgebreitet. Ein Zettel lag oben auf: »Ich hoffe, so ist es bequemer. Würde mich trotzdem freuen, wenn du bei mir schlafen würdest.« Dreamcatcher lag auf dem Tisch daneben.
Frustriert legte ich mich nackt, wie ich war, hin und klammerte mich wieder an mir selbst fest.
Peter hatte alles getan, damit ich mich wohlfühlte und dennoch würde ich ihn enttäuschen und auf der Couch schlafen. Das alles war so verteufelt verzwickt. Ich wusste nicht, wie ich da wieder rauskommen sollte. Ich wollte ihm nah sein und doch entfernte ich mich jedes Mal weiter von ihm. Mit jedem Schritt, den er auf mich zu machte, entfernte ich mich zwei weitere. Weil er dahinter kommen würde, dass ich verabscheuungswürdig und widerlich war, wenn er mir näher kam, und weil ich ihn mehr verletzen würde, je näher er mir kam.
Ich krallte meine Hände stärker in die Oberarme und den Rücken.
Ich wusste, was passierte, wenn ich es nicht tat. Erst ließ ich Frust und Wut an Gegenständen aus und, wenn das nicht reichte, wieder an mir. So hatte ich es unter Kontrolle. Alles was man morgen davon sehen würde, waren vielleicht blutige Fingernagelspuren an meinem Körper und verkrustetes Blut unter meinen Nägeln. Kaum jemand würde sie sehen und noch weniger darauf kommen, woher sie stammten.
Aber vielleicht hatte ich es ja doch verdient, dass ich meine Wut richtig an mir ausließ?
Ich kämpfte den Gedanken nieder, wehrte mich dagegen, vergrub meine Finger noch tiefer in meinem Fleisch. Wenn ich es lange genug aushielt, wurden sie einfach steif und ich konnte sie nicht mehr so einfach lösen. Nur solange musste ich dem Gedanken widerstehen.
Aber ja, vielleicht hatte Bryan recht. Nur so ein klein wenig. Ich war widerwärtig und räudig. Nicht wegen meiner Mutter, sondern weil ich einfach so geworden war, weil ich es mir ausgesucht hatte, so zu werden. Richtig. Ich hatte mir selbst ausgesucht ein abartiges, scheußliches Etwas zu werden!
Während sich dieser Gedanke langsam in mir festsetzte, sickerte auch langsam der Schmerz in meiner Haut zu mir durch. Ja, ich hatte es verdient, dass mein Körper die Zeichen trug, die zeigten, was ich war.
Ich blieb ruhig liegen, entspannte mich und spürte nur noch den Schmerz.
Plötzlich lösten sich meine Finger ohne mein Zutun aus dem Fleisch. Erst die rechte, dann die linke Hand.
Nein, es war zu früh! Es war noch lange nicht genug.
Ich versuchte, die Nägel wieder zu vergraben, aber es gelang mir nicht. Sie hatten sich zu weit von der Haut entfernt und ich schaffte es nicht, sie wieder an den Körper zu bringen. Stattdessen spürte ich fremde Haut an den Stellen, wo meine Fingernägel sein sollten.
Nein, so durfte es nicht sein!
Frustriert strampelte und wandt ich mich, doch etwas hielt mich zurück. Ich schrie wütend auf.
»Nein, ich lasse nicht zu, dass du dir selbst wehtust!«, hörte ich Peter fast wie durch einen Schleier.
Ich merkte, dass ich mich bewegte, aber nicht aus eigener Kraft. Dann fanden meine Finger wieder etwas Festes unter sich und griffen automatisch zu.
Peter ächzte.
Während sich meine Finger festkrallten, entspannte ich mich langsam wieder.
Nach einer Weile konnte ich eine Hand ausmachen, die mir beruhigend über den Kopf streichelte. Ich konzentrierte mich darauf und löste vorsichtig meine Finger. Ich ließ mich gegen den Körper fallen, der mich hielt, und öffnete langsam die Augen. Durch den Tränenschleier konnte ich Peter erkennen, der mich fest im Arm hielt. Ein paar Mal schluchzte ich noch auf.
Als ich völlig ruhig geworden war, lockerte sich Peters Griff und er sah mir in die Augen. »Hast du dich wieder beruhigt?«
Langsam nickte ich. Ja, für den Moment war die Wut verraucht. Wie lange das anhielt, konnte ich nicht sagen.
Peter zog die Decke über mich und streichelte meinen Rücken. Ich konnte jetzt überall um mich seinen Geruch riechen.
Hier wollte ich bleiben. Vielleicht verschwanden dann die ganzen anderen Gerüche an mir.
Sanft sprach er weiter, als wüsste er, dass mich seine Stimme im Hier und Jetzt hielt, mich davor bewahrte, weiter zu denken: »Kann man dich keine Stunde mehr allein lassen? Ich hatte gehofft, du würdest es nicht wieder tun, wenn ich dir nicht zu nahe komme. Bitte sag mir, wenn es dir zu nah ist. Auch wenn es dir gerade egal ist, was mit deinem Körper passiert, mir ist es nicht egal.«
Ich schluchzte wieder. Nein, er sollte nicht so nett zu mir sein! Er sollte gemein sein! Das war es, was ich verdiente. Schließlich war ich eklig, abstoßend! Ich durfte nur verachtet werden. »Lass mich los!«
»Warum?«, fragte er nur, ohne mich einen Millimeter von sich wegzulassen.
»Ich bin dreckig, beschmutzt, ekelhaft und schäbig.« Ich musste ihm gerade sagen, warum ich nicht geliebt werden konnte. Er musste wissen, was er sich ins Haus geholt hatte, damit er es wieder loswerden konnte.
»Nicht schlimm, bin ich auch.« Noch immer hielt er mich fest.
Und ich war perplex. Was war das für eine Antwort? Er war nicht wie ich. Nein, er war liebenswert und zärtlich. »Bist du nicht! Du bist lieb, freundlich und fürsorglich.«
»Bist du doch auch«, erwiderte er mit aufrichtigem Blick.
Das verwirrte mich. Ich sagte ihm, dass ich etwas Schlimmes war und er behauptete, es auch zu sein. Dann sagte ich ihm etwas Gutes und er behauptete, dass es auch auf mich zutraf. Er sollte nicht so sein! Er sollte mich hassen, wie ich es verdient hatte! Nur so konnte er sich vor mir schützen.
Dann musste ich wohl deutlicher werden: »Ich ... Ich hab ... Ich hab mich verkauft.«
»Sometimes I hate myself for what I’ve done
Sometimes I hate myself for who I am
Sometimes I hate myself for what I’ve lost
Sometimes I hate myself for what went wrong«
Agonoize – I Against Me