CN: Gewalt, sexueller Übergriff
In den nächsten Wochen stellten wir fest, dass es in der gewohnten Umgebung gar nicht so einfach war, die Routinen beizubehalten, die wir auf der Tour entwickelt hatten. Da wir vermeiden mussten, dass jemand erfuhr, dass ich bei Peter wohnte, gab es keinen wirklich guten Grund, den man bei einem Dreier vorschieben konnte. Die Möglichkeit, One-Night-Stands mit nach Hause zu nehmen, fiel auch weg. Uns blieb im Grunde nur, den Probenraum zu nutzen oder mit den Damen mitzugehen.
Außerdem gestaltete es sich zu Hause schwieriger, Gelegenheiten zu finden. Immerhin konnte ich nur ins Exile und Peter ging nicht alleine aus.
Dennoch gab es deshalb tatsächlich keinen Streit. Mir fiel lediglich auf, dass Peter etwas anhänglicher wurde, wenn ich im Exile mal mit einem Mann flirtete. Ich ging davon aus, dass sich das geben würde, sobald er merkte, dass ich mich an unsere Regeln hielt. Außerdem würde ich ja bald achtzehn werden, dann müsste ich nicht immer vor seiner Nase mit ihnen flirten.
Am Gründonnerstag war es dann so weit. Zum ersten Mal seit Jahren wachte ich an diesem Morgen mit einem guten Gefühl auf. Erst brauchte ich eine Weile, bis ich es realisierte, aber ja, tatsächlich, ich hatte keinen Kloß im Magen, wie es sonst der Fall gewesen war, und ich hatte nicht schlecht geträumt. Mir tat lediglich der Arsch weh, aber das hatte ich mir selbst zuzuschreiben.
Nein, mir ging es nicht schlecht. Im Gegenteil, ich war glücklich. Irgendwo weit in meinem Hinterkopf lauerten die Schuldgefühle, aber sie ließen der Freude den Vortritt.
Ich war achtzehn! Ich musste mir nicht mehr für alles eine Erlaubnis von Dad holen. Und ich konnte in die meisten Clubs gehen, auch wenn ich keinen Alkohol bekam. Außerdem konnte ich mich über meine Gesamtsituation nicht beschweren. Ich wohnte mit meinem Freund zusammen, der meine kleinen Marotten akzeptierte, und hatte auch noch wirklich gute neue Freunde gefunden. Am Montag würde außerdem die erste Single erscheinen, deren Titellied ich selbst komponiert hatte.
Langsam begann ich zu bereuen, dass ich darauf bestanden hatte, nicht zu feiern. Ich hatte meinen Geburtstag genauso verbringen wollen, wie die letzten Jahre auch. Nach dem Frühstück war ich mit Lance verabredet, bei dem ich die nächsten Tage bleiben würde. Ich hatte es Peter nicht antun wollen, mich so zu erleben, wie ich sonst an meinen Geburtstagen war. Er hätte es nicht ertragen, hilflos mit anzusehen, wie ich mir selbst Vorwürfe machte.
Das einzige Zugeständnis, das ich gemacht hatte, war, noch die letzte Nacht zu Hause zu verbringen und mit ihm hineinzufeiern. Die letzten Jahre hatte ich schon den Vorabend bei den Paynes verbracht, da wirklich jede Begegnung mit Rose an diesem Tag eskaliert war. Außerdem würden wir gleich noch gemeinsam frühstücken, bevor ich mich auf den Weg machte.
Während ich auf die Geräusche von unten horchte und selig vor mich hin lächelte, überlegte ich für einen Moment, ob ich Lance vielleicht absagen sollte. Aber das wäre ihm gegenüber nicht fair gewesen und außerdem konnte ich nicht sicher sein, dass nicht doch noch die Schuldgefühle die Kontrolle übernahmen. Oder die Albträume in den nächsten Nächten zuschlugen. Nein, bis Sonntag musste ich sichergehen. Und Lance und seine Eltern wussten im Gegensatz zu Peter, was sie erwartete.
Unruhig wartete ich darauf, dass Peter mit dem Frühstück nach oben kam. Er hatte darauf bestanden, dass diesmal er das Frühstück ans Bett brachte. Ich fand das ziemlich süß, zumal er sich extra einen Wecker gestellt hatte, um vor mir wach zu sein. Den Hinweis, dass ich davon auch wach werden würde, hatte ich mir gespart.
Brauchte ich dafür eigentlich auch immer so lange und machte dabei einen solchen Lärm? Zum Teil klang es wie eine Horde Elefanten, die durch unser Wohnzimmer stürmten. Oder hatte Peter noch irgendwelche Überraschungen geplant, die er vorbereitete?
Ich hoffte, dass er nicht doch irgendwen eingeladen hatte. Wobei nein, das würde er nicht tun, wenn wir im Bett frühstücken wollten. Zumal er völlig nackt nach unten gegangen war und wusste, dass ich mich ebenfalls nicht extra fürs Frühstück anziehen würde. Da hatte er sicher ganz andere Dinge vor, bei denen wir keine Zuschauer gebrauchen konnten.
Bei dem Gedanken, was Peter noch für uns geplant hatte bis ich losmusste, schlich sich ein süffisantes Grinsen in mein Gesicht. Ich war immer noch genauso geil auf ihn wie zu Anfang, obwohl wir bereits seit fast fünf Monaten zusammen waren und nicht wenig Sex hatten. Doch wirklich genug bekamen wir nicht voneinander.
Endlich hörte ich ihn die Treppe hochkommen. Ein freudiges Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich liebte diesen Mann einfach! Trotz seiner kleinen Fehler. Er hatte mir völlig den Kopf verdreht.
»Morgen«, hauchte ich ihm entgegen, als er zur Tür hereinkam. Das verliebte Lächeln hatte sich ganz von allein auf mein Gesicht gestohlen.
Doch sofort verflog es, wich schreckgeweiteten Augen. Sein Anblick ließ das Blut in meinen Adern gefrieren.
Statt des erwarteten Lächelns zierte eine wutverzerrte Grimasse sein Gesicht. Und statt des Frühstücks hatte er mein Handy in der Hand, welches er mir im nächsten Moment mit voller Wucht gegen den Kopf warf. Drohend kam er auf mich zu, stand nach nur zwei Schritten neben dem Bett.
Was zur Hölle war los mit ihm?
Ich versuchte zu begreifen, was passierte, mich von dem Schmerz in meiner Schläfe zu erholen. Automatisch griff ich nach dem Handy, wollte sehen, was ihn so aufbrachte. Es musste etwas damit zu tun haben.
Doch noch bevor ich auch nur eine Taste betätigte, griff er schmerzhaft in meine Haare, zerrte mich daran in eine aufrecht sitzende Position.
Klappernd fiel das Handy zu Boden.
Sein Gesicht näherte sich meinem auf wenige Millimeter. Wütend wie ich ihn noch nie erlebt hatte und mit unverhohlener Verachtung spie er mir ins Gesicht: »Du kleiner, widerlicher Lügner! Du gehst zu Lance, ja? Das ist nicht lache!«
Er ließ mir nicht einmal Zeit zu reagieren, sondern drückte mich zurück aufs Bett und begab sich über mich.
Ängstlich, überrascht und schmerzerfüllt quietschte ich auf, griff nach seiner Hand, wollte sie von mir lösen.
Wieder riss er an meinen Haaren, drückte mein Gesicht ins Kissen. Während er an meinen Hüften zerrte. »Hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Ich bin der Einzige, der deinen Arsch fickt!«
»29 mal pro Tag
Soll dein Lied im Radio spielen
30 Weltrekorde sollst du in 30 Stunden erzielen
31 Jahre erleben
In denen du manches mal vergisst
Dass du nicht mehr 13 bist
Dass du nicht mehr 13 bist
Oh nein, aus und vorbei«
Samsas Traum – Happy Birthday