CN: Pressured Consent
Ich hatte mich gerade vor das Pissoir gestellt und öffnete meine Hose, da wurde die Tür ruckartig geöffnet und einen Moment später laut wieder geschlossen. Noch im selben Moment ertönte Peters wütende Stimme hinter mir: »Was sollte der Scheiß?«
Ich schloss meine Hose wieder, da es nicht so klang, als würde ich in Ruhe pissen können. Es wäre merkwürdig, das zu tun, während mein Freund hinter mir stand und mich anschrie.
Langsam drehte ich mich zu ihm um. Er stand keinen Meter von mir entfernt und hatte die Arme in die Seiten gestemmt. Ruhig fragte ich ihn: »Was meinst du?«
»Du weißt genau, was ich meine! Was sollte die Aktion gerade mit Toby?«
Natürlich hatte ich befürchtet, dass er das meinte. Aber ich hatte dennoch gehofft, dass ich irgendwas anderes angestellt hatte, ohne es zu merken. Irgendetwas, was weniger Probleme brachte. Dennoch versuchte ich, ruhig zu bleiben. »Ich hab mich mit ihm unterhalten.«
»Nach unterhalten sah mir das aber nicht aus! Versuch nicht, mich anzulügen!« Mit wütendem Gesicht machte Peter noch einen weiteren Schritt auf mich zu und drängte mich damit in die Defensive.
»Ich hab mich bei ihm entschuldigt und er sich bei mir. Normalerweise macht man das so unter Freunden, wenn man sich gestritten hat«, gab ich patzig zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wütend schnaubte Peter. Natürlich hatte er die Anspielung verstanden.
Außerdem meinte ich, ein leises Glucksen zu hören. Aber sicher bildete ich mir das ein und es war nur eines der Rohre gewesen.
»Und danach nimmt man sich schonmal in den Arm, wenn man sich wieder vertragen hat. Würde dir vielleicht auch mal ganz guttun, das mit ihm zu tun.«
»Das ist also für dich ›in den Arm nehmen‹, ja? Ich würde das ganz klar als Fummeln bezeichnen! Ich gehe zumindest anderen Kerlen nicht einfach an die Hose. Und schon gar nicht, würde ich das als in den Arm nehmen bezeichnen. Vielleicht sollten wir uns da nochmal über die Definition unterhalten!«
»Ich bin zurückgegangen, oder nicht? Wenn du uns schon die ganze Zeit beobachtet hast, dann hast du das auch gesehen! Und er hat mich losgelassen. Es ist also überhaupt nichts passiert.«
»Er hat dich angefasst!«, hielt mein Freund dagegen.
»Ja, hat er. Und er hat sich entschuldigt, als ich ihm gesagt habe, dass ich einen Freund habe, und mich losgelassen. Soll ich mir das groß auf die Stirn tätowieren lassen, damit keiner auf die Idee kommt, mich anzufassen, oder wie?« Das war doch albern! Ich konnte wohl schlecht andere davon abhalten, mich anzufassen. Ich konnte ihnen nur sagen, dass sie es lassen sollten.
Verächtlich schnaubte Peter. »Du hättest gar nicht mit ihm reden sollen! Als würde ihn das davon abhalten, dich anzupacken. Der hat doch gar keine Ahnung, was ’ne Beziehung bedeutet! Sein Freund treibt sich hier irgendwo rum und vögelt Mat, während er sich an dich ranmacht.«
Ich meinte, erneut ein Geräusch zu hören. Diesmal klang es nach wütendem Schnauben und metallischem Klacken. Erschrocken sah ich, dass hinter Peter eine der Kabinen von innen aufgeschoben wurde.
Peter schien meinen Schreck auf seine Aussage zu beziehen, denn er giftete weiter: »Was ist? Wusstest du das nicht? Ich hab dir doch gesagt, er ist ein ...«
Weiter kam er nicht, denn ein wütender Roger kam aus der Kabine gestapft und packte ihn an der Schulter. »Es reicht! Von mir aus kannst du noch die nächsten dreißig Jahre wütend auf Toby sein, weil er einmal Mist gebaut hat, aber hör endlich auf, andere da reinzuziehen! Weder Mat noch der Kleine können irgendwas dafür. Was geht es dich an, ob ich mit Mat vögel oder Toby mit dem Kleinen flirtet? Den einzigen, den das – wenn ich das richtig mitbekommen habe – etwas angeht, ist sein Freund! Auch wenn sie in deiner Band spielen, ist keiner von ihnen dein Eigentum.«
So hatte ich Roger noch nie gesehen. Er hatte Peter am Arm gepackt und ihn zu sich herumgedreht. Seine ganze Gestalt strahlte pure Aggressivität aus, wie er so mit der freien Hand gestikulierte, und ich war mir sicher, er hätte Peter eine verpasst, wenn dieser etwas erwidert und sich nicht mit einem Ruck losgemacht, mich noch einmal böse angeschaut und dann die Toilette verlassen hätte.
Innerlich fluchte ich, denn ich wusste, dass das noch nicht ausgestanden war.
Zombie verlieh von der Kabine aus meinen Gedanken eine Stimme: »Verfluchte Scheiße!«
Roger beachtete ihn gar nicht und kam zu mir. In seinem Gesicht zeigte sich wieder die gewohnte Fürsorge. »Alles klar, Kleiner?«
»Mhm«, murmelte ich. Wirklich sicher war ich mir noch nicht. Es war immerhin das erste Mal, dass ich mich mit Peter gestritten hatte. Und wirklich vorbei war es noch nicht. Vor allem sah ich auch langsam ein, dass er nicht ganz unrecht gehabt hatte. Ich hätte nicht so vertraut mit Toby kuscheln dürfen. Immerhin hatte ich zugestimmt, dass andere Männer vorerst tabu waren.
»Gut.« Roger wuschelte mir kurz aufmunternd über den Kopf, dann drehte er sich zu Zombie und ließ sich von ihm das Handy geben. Nachdem er kurz darauf herumgetippt hatte, reichte er es mit einem Zwinkern zurück. »Meld dich, wenn du das nachholen willst, ansonsten sehen wir uns sicher irgendwo. Ich geh mir Toby schnappen und wir verschwinden, bevor es noch mehr Stress gibt und sich die beiden an die Gurgel gehen. Tut mir leid, dass es eskaliert ist.«
»Schon gut, du kannst da am wenigsten für. Peter muss endlich darüber wegkommen. Ich weiß noch nicht, ob ich mich melde. Aber wir sehen uns auf jeden Fall.«
Mit einem Nicken verließ Roger das Klo und ließ Zombie und mich allein.
Dieser drehte sich zu mir um und schüttelte den Kopf. »Was hast du dir dabei gedacht? ... Nein, warte, lass mich raten: vermutlich gar nichts. Ich hab dir doch gesagt, dass du Peter auf keinen Fall wissen lassen sollst, dass du was mit Toby hattest. Und dir fällt nichts Besseres ein, als ihm bei nächster Gelegenheit um den Hals zu fallen!«
»Ich bin ihm nicht um den Hals gefallen, sondern hab mich bei ihm für das letzte Mal entschuldigt. Aber das hast du ja sicher schon gehört«, gab ich patzig zurück. Ich hatte keine Lust, mir auch noch Vorwürfe von Zombie anzuhören.
»Ja, schon klar. Aber musste das wirklich sein? Du wusstest, dass Peter böse wird. Hätte es nicht gereicht, dich irgendwann mal mit ihm zu treffen und das zu klären?«
»Du willst mir also sagen, ich sollte Peter lieber anlügen und mich heimlich mit jemand anderem treffen?«, versuchte ich, den Drummer zu provozieren.
Dieser seufzte nur resigniert. »Nein, sondern, dass du es gar nicht hättest tun sollen, aber wenn es denn unbedingt sein muss, nicht vor Peters Nase.«
»Ich kann nichts für seinen Streit mit Toby und hatte nicht vor, wieder etwas mit ihm anzufangen. Also gibt es für mich keinen Grund, warum ich nicht mit ihm befreundet sein sollte. Ich liebe Peter, aber ich lasse mir von ihm keine Freunde verbieten!« Ich sah Zombie fest in die Augen, um ihm klarzumachen, dass das mein voller Ernst war. Ich hatte mir von meinem Vater keine Freunde verbieten lassen, von Peter würde ich das also erst recht nicht zulassen.
»Dann hoffe, dass er dich auch genug liebt, um dir das durchgehen zu lassen.« Damit drehte sich Zombie um und ließ mich stehen.
Fluchend stützte ich mich aufs Waschbecken. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Was passierte, wenn Peter mir das nicht verzieh? Würde er unsere Beziehung beenden und mich vor die Tür setzen? So wütend, wie er noch immer auf Toby war, traute ich ihm das zu.
Und doch wieder nicht. Er war doch immerhin auch in mich verliebt. Da konnte er das doch verzeihen, oder nicht? Ich war ihm ja nicht fremdgegangen. Ich hatte nur mit einem Mann, den er ziemlich zu hassen schien, gekuschelt.
Verdammt, natürlich würde er mir das nicht verzeihen!
Frustriert ging ich zurück zum Pissoir, erleichterte mich und verließ dann das Klo.
Als ich bei Lance ankam, der mit Angel und Zulu an einem Tisch stand, fragte er sofort: »Alter, alles klar bei dir?«
Mit einem Blick auf den Bassisten und seine Freundin schüttelte ich den Kopf. »Ein anderes Mal, okay? Ich will jetzt einfach nur ’n Bier.«
»Ich geh euch welches holen«, bot Angel an und zog ihren Freund mit. Vermutlich war ihnen nicht entgangen, dass etwas vorgefallen war – wie wohl keinem, der die Beteiligten näher kannte – und konnten sich denken, dass ich gerade nicht zur Bar wollte, wo Peter stand und heftig mit Zombie diskutierte. Sie kamen mit Bier für alle zurück und unterhielten sich unverfänglich mit uns.
Das Bett schwankte bedrohlich, als sich Peter neben mich legte. Zumindest kam es mir so vor, aber vielleicht lag es auch am Alkohol. Immerhin hatte es auch vorher leicht geschwankt. Ich hatte keinen Überblick, wie viel ich getrunken hatte, aber es war reichlich gewesen, um mich von dem Streit abzulenken.
Ein Blick auf den Funkwecker sagte mir, dass ich bereits seit drei Stunden wach lag. Da ich am nächsten Tag zur Schule musste, hatte ich mich irgendwann verabschiedet, um schlafen zu gehen. Leider war damit aber auch die Ablenkung weg gewesen und ich hatte mir wieder Vorwürfe gemacht.
Nachdem Peter sich hingelegt hatte, herrschte wieder völlige Stille. Natürlich hatte er sich auf seine Seite und unter seine eigene Decke gelegt, statt sich wie sonst an mich zu kuscheln. Doch auch wenn er mit dem Rücken zu mir lag, merkte ich, dass er ebenfalls wach lag.
Ein paar Minuten schwieg ich, dann flüsterte ich: »Peter? Es ... es tut mir leid. Ich wollte wirklich nicht ... Ich hätte mich nicht so in den Arm nehmen lassen sollen. Ich hab dir versprochen, dass du der einzige für mich bist und das bist du auch, ich will im Moment weder etwas von Toby noch von jemand anderem. Bitte glaub mir das. Aber ich mag Toby einfach als Freund und ich möchte nicht die Freundschaft zu ihm aufgeben.«
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ihn kennst?«
»Ich wusste nicht wie«, versuchte ich, mich kleinlaut herauszureden.
»Isaac, wir haben vor ein paar Wochen über ihn geredet!«, brauste Peter auf und drehte sich ruckartig zu mir um.
Ich schluckte. Er hatte ja recht. Vermutlich hätte ich es ihm da sagen müssen. »Ich hatte Angst, wie du reagierst, wenn ich dir davon erzähle. Du hast schon so böse reagiert, weil Zombie und Zulu noch mit ihm befreundet sind. Ich wusste nicht, was du tust, wenn ich dir sage, dass ich ihn auch kenne und mag.«
»Hattest du was mit ihm?« Peters Stimme war schneidend.
Langsam nickte ich. Ich wollte Peter nicht anlügen. Wenn ich wollte, dass wir zusammenblieben, dann musste ich ehrlich sein. Dann fiel mir auf, dass er das vermutlich gar nicht sah. »Ja. Aber das war vor dir. Ich hatte schon nichts mehr mit ihm, als wir das erste Mal ... Er hat rausgefunden, dass ich erst 17 bin, und hat es beendet.«
»Willst du noch was von ihm?« Noch immer klang Peter böse.
Ich wusste, dass ich die Diskussion einfach beenden konnte, indem ich Nein sagte. Aber das wäre eine Lüge gewesen. Lange dachte ich über die richtige Antwort nach. Peter drehte sich irgendwann mit einem Ruck wieder um. Natürlich, ihm war klar, was mein Zögern bedeutete. Dennoch wollte ich ihm die Antwort geben: »Jain. Es war schön und ich würde lügen, wenn ich Nein sage. Aber ich weiß, dass dich das verletzen würde. Und du bist mir wichtiger. Wenn es heißen würde, dass ich dich dadurch verliere, dann verzichte ich gerne.«
Langsam drehte sich Peter wieder zu mir. »Du würdest also nicht mehr mit ihm ...?«
»Nein. Egal, worauf wir uns im Januar einigen: Ich würde mit niemandem schlafen, mit dem du es nicht willst.« Ich sagte es, ohne weiter darüber nachzudenken, aber irgendwie war es für mich, nach der reichlichen Überlegung vorher, völlig klar, dass es genau so sein musste. Dennoch war eine Sache für mich ebenfalls klar: »Aber ich lasse mir keine Freunde verbieten. Ich werde dich nicht zwingen, mit ihm Zeit zu verbringen, aber ich will meine Zeit mit den Leuten verbringen können, die mir wichtig sind. Ich bin nicht bei meinem Vater ausgezogen, um jetzt wieder dieselben Diskussionen zu führen.«
»Ist gut. Solange ich mich darauf verlassen kann, dass du nichts mehr mit ihm anfängst.« Peters Hand schlängelte sich unter meine Decke. Kaum berührte sie meine Haut, bekam ich eine Gänsehaut. Dann zog er mich zu sich heran.
Während sich unsere Lippen immer wieder trafen, wühlte ich mich aus meiner Decke hervor und kuschelte mich mit unter seine. Ich wollte nicht nur seine Hände spüren, sondern seinen ganzen Körper, jeden Zentimeter Haut, der möglich war. Peter schien das genauso zu sehen, denn er machte sich an unseren Unterhosen zu schaffen, ohne unsere Lippen voneinander zu lösen. Ich half ihm und strampelte mich aus meiner frei, während er sich von seiner befreite.
Als er sich über mich rollte und sich sein Penis gegen meinen Körper presste, flüsterte er mir ins Ohr: »Ich liebe dich, Isaac. Ich gebe dich nicht mehr her.«
Während ich ihm antwortete, rieb er sich an meinem Oberschenkel. »Ich dich auch.«
Peter reib sich immer stärker an mir, doch bei mir stellte sich keine körperliche Reaktion ein. Als er meinem Arsch gefährlich nahe kam, stoppte ich ihn. »Sorry, ich hab einfach zu viel getrunken. Ich kann nicht.«
Enttäuscht stöhnte er auf. »Bitte, Isaac. Ich will dich. Ich will spüren, dass du mir gehörst. Bitte ...«
Peters lustvolle Stimme ließ meinen Widerstand schmelzen. Dennoch ging es einfach nicht. Mehr als die halbe Erektion, die sich aufgebaut hatte, brachte ich nicht zustande. »Ich kann aber nicht. Ich hab zu viel Bier getrunken.«
»Ändert das etwas an deinem geilen Arsch?«, raunte er mir ins Ohr und rieb seinen Schwanz zwischen meinen Beinen, wobei er leicht die Backen berührte. »Bitte, Isaac, ich will dich!«
Mit einem leisen Seufzen öffnete ich die Beine. Es war immerhin mein Freund, der mich darum bat. Ich hatte keinen Grund, es ihm zu verwehren, nur weil mein Körper nicht mitspielte. Schließlich wollte ich mich doch auch mit ihm versöhnen.
Natürlich verstand Peter die Geste. Sofort beugte er sich zum Nachttisch und angelte sich ein Kondom. Er zog es sich über und glitt zwischen meine Beine.
Peter gab sich alle Mühe, damit ich mich entspannte und es genießen konnte, doch ich war froh, als er endlich kam. Obwohl es mich anmachte, dass sich mein Freund bei mir holte, was er brauchte, fühlte es sich komisch an, dabei körperlich unbeteiligt zu sein. Ich streichelte ihm zwar über den Rücken, aber es fehlte die Leidenschaft von meiner Seite. Ich liebte ihn, aber das wollte ich definitiv nicht nochmal.
Nachdem er fertig war, kuschelte sich Peter in meine Arme. Er war verschwitzt und erschöpft. Sanft deckte ich uns zu, nachdem er das Gummi entsorgt hatte, und streichelte ihm über den Rücken. Bevor er einschlief, hörte ich ihn noch leise etwas murmeln, konnte aber nicht verstehen, was.
Nach einer Weile glitt ich ebenfalls in Morpheus Reich hinüber.
»I just want you to know that I am sorry
For all the things that I have said and done
Call me egoistic, call me reckless
I know that I was wrong«
Mandrake – The Necklace