Da Lance auch dieses Wochenende wieder komplett mit Janine verbrachte, musste ich mir jemanden für die Nacht suchen. Ich ging mit einem süßen Cybergirl mit weißen Dreadlocks, knappem Oberteil und Rock. Auch wenn ich es nicht erwartet hätte, sah sie tatsächlich auch ohne die künstlichen Haare sehr gut aus.
Im ersten Moment fand ich es auch noch interessant, dass sie eine recht aktive Rolle übernahm. Leider wirkte es völlig unsicher und sie ließ sich auch nicht die Führung von mir abnehmen. Ich ertrug es, machte mit und versuchte dabei an etwas Anturnendes zu denken, damit ich nicht doch noch auf der Straße schlafen musste.
Nachdem sie gekommen war, spielte ich ihr hoffentlich halbwegs überzeugend etwas vor, zog mich aus ihr zurück und ging dann schnell das Kondom entsorgen, damit sie nicht merkte, dass es leer war. Ich duschte kurz, kam etwas runter und ging dann wieder zu ihr ins Schlafzimmer.
Sie hatte sich schon eingekuschelt. Ich zog mir die Unterhose an und wollte mich unter die andere Decke legen. Leider hob sie ihre an und bedeutete mir so, dass ich mit ihr kuscheln sollte.
Ich schluckte kurz, riss mich zusammen und nahm sie dann in den Arm. Ich schlief die Nacht nicht wirklich, fühlte mich schmutzig mit dieser Frau in meinem Arm und machte mich am Morgen auf den Weg zum Exile, sobald sie sich das erste Mal rührte.
Am Sonntag versuchte ich, den faden Beigeschmack des Freitags durch Sex mit Peter loszuwerden. Leider half es überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Es fühlte sich falsch an. Ich hoffte nur, dass er es nicht bemerkte. Zumindest sagte er nichts in diese Richtung.
Um mich nicht vielleicht doch noch zu verraten, fuhr ich recht früh zu Lance. Während wir probten, erhielt ich eine SMS von einer unbekannten Nummer: ›Hey. Du erinnerst Dich vermutlich nicht mehr. Hast mir deine Nummer im Exile gegeben. Bin heut Abend einsam und musste an deine geilen Lippen denken. Lust auf eine heiße Nacht? Meld dich, Gus.‹
Verwirrt sah ich mein Handy an. Ja, ich erinnerte mich tatsächlich nicht an einen Gus und es hatten sicher so einige Leute meine Nummer. Aber was sollte es. Ich wusste schon, dass ich nicht bei Lance schlief, also war es ein Versuch wert. Ich hoffte nur, dass er noch wusste, dass ich ein Kerl war, sonst wäre das sehr peinlich. Also schrieb ich zurück: ›Dann frisch doch meine Erinnerungen auf. Wann und wo treffen wir uns? Bin ab 20 Uhr frei, müssen dann zu dir. Bin gespannt, bis später.‹
Ich unterschrieb nicht, da ich mir im Exile nicht sicher sein konnte, unter welchem Namen er mich kannte. Er würde mich schon unter einem Namen eingespeichert haben, bei dem er wusste, wer ich war.
Etwa eine halbe Stunde später erhielt ich eine SMS mit der Adresse eines Diners, in dem wir uns treffen wollten, und die Information, dass wir in ein Hotel gehen würden. War mir auch recht, solange er zahlte.
Als ich im Diner ankam, sah ich mich nach einem bekannten Gesicht um. Tatsächlich fand ich eines. Es war das Gesicht meiner ersten Exile-Bekanntschaft, der Typ mit dem Dreitagebart, mit dem ich an einer Häuserecke geknutscht und gefummelt hatte. Konnte er das wirklich sein? Es war immerhin über zwei Monate her, dass ich ihm meine Nummer gegeben hatte und bisher hatte ich nichts von ihm gehört.
Doch tatsächlich sah er zu mir herüber und zwinkerte mir zu.
Verwundert zog ich die Augenbrauen nach oben, während ich zu ihm ging und mich an den Tisch setzte. Er durfte ruhig wissen, dass ich erstaunt war.
Freundlich lächelte mich der junge Mann an. »Hi, Isaac. Magst du was trinken?«
Manieren hatte er ja, das musste man ihm lassen. Außerdem sah er echt gut aus und hatte sich auch noch meinen Namen gemerkt. Na, da wollte ich ihm das mit dem Melden mal verzeihen.
Ich lächelte ebenso freundlich zurück. »Hallo. Gerne. Einen Kaffee bitte.«
Er bestellte bei der Bedienung zwei Kaffee und sah dann wieder zu mir. Sein Lächeln war angenehm offen. »Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst wieder bei dir melde. Ich war die letzten Monate nicht in der Stadt.«
»Und als du jetzt wieder kamst, musstest du an den jungen, charismatischen Typen denken, von dem du mal die Nummer bekommen hast?«, fragte ich scherzhaft und mit einem Zwinkern. Er war so direkt gewesen, da konnte ich auch genauso direkt reagieren. Mittlerweile war mir sowas nicht mehr ganz so peinlich.
Er lachte kurz, bedankte sich bei der Bedienung, die uns zwei Tassen hinstellte und Kaffee eingoss, und wandte sich dann wieder mir zu. »So in etwa. Ich war Freitag wieder im Exile und hab dich gesehen. Leider warst du weg, bevor ich dich ansprechen konnte.«
»So, du hast mich also vergessen«, stellte ich schmunzelnd fest.
»Kann man so nicht sagen. Immerhin wusste ich genau, wer du bist, als ich dich gesehen hab.« Er klang nicht, als würde er mir meine Aussage übel nehmen.
Ich hatte gerade einen guten Lauf und den wollte ich nutzen, immerhin strotzte ich nicht immer so vor Selbstbewusstsein. Außerdem schien ihm diese gespielte Arroganz zu gefallen. »Dann kann ich ja froh sein, dass ich so eine herausragende Persönlichkeit bin, dass deine Blicke gleich wieder an mir kleben geblieben sind.«
»Ich bin darüber nicht weniger glücklich«, gab er grinsend zur Antwort.
Wir scherzten noch eine ganze Weile, bevor er bezahlte und wir gemeinsam in ein nahegelegenes Hotel gingen. Meinen Rucksack schmiss ich neben seine Tasche in die Ecke. Scheinbar verbrachte er hier ein paar Tage.
Er bot mir ein Bier aus der Hotelbar an, das ich dankend annahm. Es war immer gut, wenn ich erstmal kurz Zeit hatte, mich an meine Umgebung zu gewöhnen, bevor es zur Sache ging. Dann konnte ich mich auch besser auf den anderen einlassen.
Auch Gus schien es nicht eilig zu haben. Er stellte den Fernseher an und setzte sich ebenfalls mit einem Bier zu mir aufs Bett. Irgendwann streichelte er zärtlich meinen Oberschenkel.
Ich ließ ihn machen und wartete noch etwas ab.
Nach einer Weile beugte er sich zu mir und küsste mich. Mittlerweile hatte ich schon ein paar mehr Bartträger kennengelernt, aber ich fand es immer wieder auffegend, wenn sie piksten oder kitzelten. Es war auch die einzige Körperbehaarung, mit der ich mich fast uneingeschränkt anfreunden konnte. Gepflegt sollten Bärte dennoch sein.
Gus küsste immer noch genauso gut wie in der Gasse. Langsam drückte er mich aufs Bett, während er über mich kroch. Als ich vollständig lag, zog er mich aus. Alles geschah mit ziemlich viel Körperkontakt und sehr gemächlich.
Mich machte das ein wenig ungeduldig. Um es vielleicht etwas zu beschleunigen, knöpfte ich ihm das Hemd auf und kotzte fast.
Er schien das mit der Körperbehaarung etwas anders zu sehen. Ein wenig Brusthaar war ja in Ordnung, aber aus dieser Haarpracht hätte man ein Toupet für einen weiteren Menschen machen können.
Schnell sah ich ihm wieder ins Gesicht.
Er schüttelte das Hemd ab und widmete sich wieder meiner Hose. Ich ließ ihn gewähren, immerhin wollte ich nicht wissen, was da noch an Überraschungen auf mich wartete. Mein Blick blieb auf sein Gesicht gerichtet, während ich ihm durchs Haar fuhr. Ich wollte gar nicht ausprobieren, wie sich sein Rücken anfühlte.
Er beschäftigte sich nur kurz mit meinem Schwanz, dann zog er sich selbst die Hose und Shorts aus. Leider machte ich den Fehler und sah hin.
Sofort drehte ich mich auf den Bauch und hockte mich auf alle viere. Nein, das wollte ich mir nicht anschauen müssen und er sollte auch gar nicht erst auf die Idee kommen, dass ich mit meinem Mund auch nur in die Nähe seines Schwanzes kommen würde. Lieber würde ich eine Katze bei der Fellpflege unterstützen.
Wie konnte man nur glauben, dass jemand das attraktiv fand? Als ich noch nur ab und zu mit den Mädels von der High School geschlafen hatte, hatte ich das noch hingenommen – ich kannte es nicht anderes –, aber jetzt ging das für mich gar nicht mehr.
»Hey, dreh dich doch wieder um. Ich würde gern in dein geiles Gesicht sehen«, flüsterte er in mein Ohr.
Geiles Gesicht? Da war unter Garantie nichts mehr geil! Schnell überlegte ich mir eine Ausrede und brachte sie so verführerisch wie möglich vor: »Aber ich mag es lieber so richtig versaut von hinten. Dann kann ich deinen Schwanz richtig tief in mir spüren.«
Ich hörte, wie er schwer schluckte. Scheinbar hatte meine Aussage ihre Wirkung nicht verfehlt.
Er positionierte sich hinter mich, streichelte meinen Rücken und massierte mit der anderen Hand mein Arschloch.
Ich schloss die Augen, hoffte, dass es nicht mehr zu lange dauerte.
Immer wieder raunte er etwas darüber, dass ihm mein Arsch und mein Schwanz gefielen. Lag vielleicht daran, dass mich um beides kümmerte, wenn ich die Gelegenheit dazu hatte – was in letzter Zeit leider viel zu selten der Fall war.
Ich für meinen Teil beließ es bei Beteuerungen, wie gern ich ihn spüren wollte. Das entsprach zumindest halbwegs der Wahrheit, denn dann dauerte es nicht mehr allzulange.
Irgendwann entschied er, dass das keine schlechte Idee war, und weitete mich mit Gleitgel. Als er dann endlich in mich eindrang, fühlte ich es kaum. Lediglich die Haare, die über meinen Rücken und über meinen Arsch kratzten, waren deutlich zu spüren. Nein, ich würde mich damit nie anfreunden können.
Ich stöhnte etwas vor mich hin, wenn ich sein Becken näherkommen spürte, und stellte mir lieber jemand Attraktiveren vor. Leider half es nichts. Nach und nach wurde ich schlaffer.
Er bemerkte es zum Glück erst, als er selbst gekommen war. Zumindest glaubte ich, dass er das war. Ich konnte keine Veränderung spüren. Zügig ging ich ins Bad, um mich zu duschen. Ich seifte mich mehrmals ab, denn ich hatte das Gefühl überall Haare von ihm kleben zu haben.
Als ich wieder aus dem Bad kam, schlief er bereits und schnarchte. Ich nahm mir die zweite Decke und legte mich möglichst weit an den Rand des Bettes.
Den Rest der Woche hatte ich nicht wirklich Lust auf weitere Abenteuer. Wenn möglich verbrachte ich den Tag irgendwo mit meiner Gitarre und verdiente Geld, um am Abend halbwegs im Warmen sitzen zu können. Ich nahm sie jetzt sogar mit nach Hause, so sparte ich das Geld für das Schließfach und Zeit, die ich zum Schlafen nutzen konnte. Immerhin musste ich die Zeit zu Hause auf ein Minimum reduzieren. Ich war froh, dass ich am Freitag mal wieder bei Lance schlafen konnte.
Samstag ging ich direkt nach der Probe ins Bett, weil ich müde war. Ich bemerkte nicht einmal, dass Peter sich irgendwann an mich kuschelte. Als ich am nächsten Morgen erwachte, überlegte ich kurz, ihn mit einem Blowjob zu wecken, merkte jedoch, wie sich etwas in mir dagegen sträubte. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Schmutz, den ich an mir spürte, an ihm abreiben würde. Stattdessen ging ich duschen und verschwand, bevor er erwachte.
Ich erhielt am Sonntag eine SMS von Dad, dass ich mich doch mal wieder tagsüber zu Hause blicken lassen sollte, er wollte mit mir reden. Ich ignorierte sie. Dafür war jetzt klar, dass meine morgendlichen Besuche nicht unbemerkt geblieben waren. Ich hatte Angst, dass mich einer von ihnen Zuhause abfing. Am besten ging ich das Risiko gar nicht erst ein und ging nicht mehr dort hin.
Deshalb verstärkte ich nun meine Bemühungen, Schlafplätze zu finden und griff jetzt auch auf jene zurück, bei denen ich bereits wusste, dass der Sex scheiße war. Aber lieber so, als die Nacht auf der Straße zu verbringen. Ich ging sogar so weit, ziemlich direkt anzudeuten, dass ich nur einen Schlafplatz suchte und was ich bereit war, dafür zu geben.
Nur Mittwochabend hatte ich Pech und verbrachte die gesamte Nacht in einem Diner und ging morgens direkt in den Probenraum. Ich schlief ab und zu ein und auch bei der Probe war ich so unkonzentriert, dass Peter mich regelmäßig sorgenvoll musterte. Aber weder er, noch die anderen sagten etwas.
Nebenbei war es wieder mal eine der Wochen, an denen Lance den Freitag mit Janine verbrachte. Alles in allem also eine ziemlich bescheidene Woche.
»Kauf meine Liebe und nicht mein Herz
Sieh meinen Körper, nicht meinen Schmerz
Nimm meinen Körper, so warm und weich
Nimm mich jetzt, die Ware Fleisch«
Schock (heute KimKoi) – Ware Fleisch