Die nächsten Kapitel spielen auf der Tour der Death Demons.
Wenn ihr einen Überblick möchtet, wo sie jeweils Halt machen, findet ihr unter dem folgenden Link ein von mir gebasteltes Tourplakat der Band:
https://abload.de/img/tourplakatwfkce.png
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Während der Tourauftakt in Boston wirklich gut gelaufen war, sah das beim ersten Konzert außerhalb, in Philadelphia, schon ganz anders aus. Daran war weder Schuld, dass Peter und ich die Zeit ohne Kondom ausgiebig genutzt hatten – so ausgiebig, dass ich mir wieder Sprüche von Sonja und Elena anhören durfte – noch die Party, die wir am Abend vorher besucht hatten. Einzig die Aussicht darauf, dass es mit gut fünftausend Zuschauern gleich das größte Konzert der Tour werden sollte, machte mich so nervös, dass ich nicht mal einen Bruchteil meines eigentlichen Talents zeigen konnte.
Es war sogar so schlimm, dass mich Peter, kaum dass wir im Hotelzimmer waren, anschrie. Da mir bewusst war, dass er mich nicht als mein Partner, sondern als mein Boss zur Sau machte, konnte ich es ruhig über mich ergehen lassen. Er hatte leider absolut recht damit. Ich schämte mich.
Dass es wirklich nur eine professionelle Auseinandersetzung war, zeigte sich auch daran, dass Peter mich, nachdem er für eine Weile spazieren war, zärtlich in den Arm nahm und mich als mein Partner wieder aufbaute. Ich hoffte, dass es uns immer gelingen würde, so gut zwischen privaten und beruflichen Konflikten zu unterscheiden.
Am nächsten Tag machten wir einen nächtlichen Zwischenstopp in einem Motel in der Nähe von Richmond. Wir mussten erst am Dienstag in Charlotte sein und mussten uns so nicht mit den unbequemen Betten im Tourbus abgeben.
Gemeinsam gingen wir in einem kleinen Restaurant mit Bar essen. Schon dabei kam ich mit der jungen, asiatischen Kellnerin ins Gespräch. Zu meinem Erstaunen ließ sie sich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass ich auch dem ein oder anderen Kerl aus einer schwulen Reisegruppe, die am Nebentisch saß, einen interessierten Blick zuwarf. Stattdessen kam sie später, als wir uns im Barbereich verteilt hatten, wieder und unterhielt sich mit mir, wenn sie gerade Zeit hatte.
Irgendwann kam auch einer der Kerle aus der Reisegruppe zu mir. Er sah gut aus und war gebildet, dennoch wurde schnell klar, dass er nicht auf einen gepflegten Flirt, sondern eine schnelle Nummer aus war. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich dafür nicht zu haben war, und wir wünschten uns einen schönen Abend.
Kaum war er weg, kamen Peter und Zombie zu mir. Sie hatten gerade eine Runde Billard beendet. Mein Freund fragte kurz, ob alles in Ordnung sei. Er hatte wohl mitbekommen, dass ich kurz mit dem Kerl geredet hatte. Schnell beruhigte ich ihn. Schließlich hatte der Kerl es ja ruhig aufgenommen und es wirkte nicht, als sei er deshalb böse.
Doch auch die Kellnerin schien es bemerkt zu haben, denn als sie das nächste Mal vorbeikam, fragte sie: »Stehst du auf Männer?«
Zombie lachte, als er mein verdutztes Gesicht sah. »Tja, Schabe, du solltest dich eben entscheiden, ob du grad Männer oder Frauen aufreißen willst.«
Auch Peter lachte, während ich nur grinsend den Kopf schüttelte. »Warum? Eifersüchtig, weil ich die größere Auswahl hab? Keine Sorge, ich schnapp dir schon keinen der Kerle weg, du hast die freie Auswahl.«
Peter stupste mich an und warf mir einen warnenden Blick zu. Doch bevor ich mich bei Zombie entschuldigen konnte, winkte dieser lächelnd ab.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf die Asiatin. »Ehm, ja, auch. Warum?«
Ihre Augen leuchteten, was mich leicht irritierte. »Nur, weil du Ferdi so schnell abserviert hast.«
»Achso. Ein Freund von dir? Ist nicht ganz mein Typ«, wiegelte ich ab.
»Nee, aber die Jungs kommen jedes Jahr um diese Zeit hier her. Wer ist sonst dein Typ?«
Ich deutete auf einen, der Peter gar nicht mal unähnlich sah, aber sehr offensichtlich mit seinem Freund da war.
»Oh, schade. Der ist vergeben und stockschwul.«
»Ich glaub ich mach mich mal vom Acker und geh Timothy Gesellschaft leisten. Schönen Abend euch noch«, verkündete Zombie und stand auf.
Verwundert sahen die Kellnerin und ich ihm nach, während Peter nur lächelte. Dann richtete er das Wort an sie: »Kannst du uns noch was zu trinken bringen? Dein Boss schaut schon etwas skeptisch.«
Eilig machte sie sich daran, Getränke zu holen.
Etwas beleidigt sah ich meinen Freund an. Doch er lächelte noch immer und sagte dann leise: »Keine Sorge, sie kommt doch gleich wieder. Schaffst du es alleine, sie klar zu machen, oder brauchst du Hilfe?«
»Was?« Verwirrt sah ich ihn an. Ich hätte nicht geglaubt, dass er mir sogar helfen würde.
»Wenn wir gerade nicht in der Öffentlichkeit wären, würde ich dich für diese Frage küssen. Manchmal bist du echt süß. Hast du nicht verstanden, was sie will?« Ehrlich schüttelte ich den Kopf. »Erinnerst du dich noch, wovon ich bei Grace fantasiert habe? Was du tun solltest, statt mich nur zu streicheln?«
Einen Moment überlegte ich, dann fiel es mir wieder ein.
Mir stand die Erkenntnis wohl ins Gesicht geschrieben, denn Peters Grinsen wurde breiter, während er kurz mit dem Kopf in die Richtung der Kellnerin nickte. »Ich glaub, du könntest es heute Nacht wiedergutmachen. Wenn du willst.«
Ich wurde rot, dennoch nickte ich. »Ich glaub, etwas Hilfe kann nicht schaden.«
Peter schaffte es dann auch recht schnell ihr unauffällig deutlich zu machen, dass er ebenfalls bi war. Mit einer kleinen, nebenbei gemachten Andeutung von mir, dass wir uns ein Hotelzimmer teilten, war die Sache dann auch recht schnell eingefädelt. Wir gaben ihr die Adresse des Motels und die Zimmernummer und machten uns schonmal auf den Weg, damit wir uns noch herrichten konnten. Sie kam nach Ende ihrer Schicht.
Obwohl ich genau genommen nur mit Peter schlief, war es ein unglaubliches Erlebnis. Ich hatte Peter seinen Wunsch erfüllt und auch noch auf ein Kondom verzichtet. So weggetreten hatte ich ihn noch nie erlebt.
Sobald sie eingeschlafen war, bestätigte er, dass es seine Vorstellungen übertroffen hatte, obwohl sie nicht wirklich sein Typ gewesen war. Sie musste ich nicht einmal fragen. Es war mehr als offensichtlich, dass es ihr gefallen hatte. Vor allem, dass Peter und ich miteinander agiert hatten.
Nach dem Desaster mit Grace hatte ich etwas Angst gehabt, dass es mit Frauen immer so werden würde, dieses Erlebnis überzeugte mich vom Gegenteil.
Den ganzen Dienstag fühlte ich mich schläfrig und verkroch mich im Bett.
Irgendwann setzte sich Peter zu mir und strich mir durch die Haare. »Hey, es hilft nicht, dich hier zu verkriechen. Du musst da heute Abend raus. Mach dir keine Sorgen, es sind nicht so viele Besucher wie Samstag. Das bekommst du hin.«
»Und wenn nicht?« Vermutlich hatte Peter recht und ich versuchte nur, mich vor dem Auftritt zu verstecken.
»Fang gar nicht erst an, so zu denken! Es passiert jedem mal, dass er einen schlechten Tag hat. Mat sind zum Beispiel drei Mal bei nur einem einzigen Konzert seine Drumsticks aus der Hand geflogen. Und ich hab auch schon bei einem ständig die Akkorde verwechselt. Das passiert. Es ist schade, dass es ausgerechnet das erste und größte Konzert war, aber was soll’s? Wir wissen alle, dass du es kannst und nur nervös warst.«
»Mhm.« Noch ein paar Minuten genoss ich das zärtliche Kraulen, dann raffte ich mich doch auf und ging duschen. Peter hatte recht, es half nichts. Ich musste raus und es besser machen.
Leider half das Mutmachen nicht. Wieder versaute ich es total, auch wenn ich diesmal nicht allein Schuld war. Auch Mat bekleckerte sich eindeutig nicht mit Ruhm, sodass wir uns zu allem Überfluss auch noch gegenseitig runterzogen. Wenigstens ließen wir uns nicht dazu hinreißen, uns gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Dennoch war es diesmal deutlich schwieriger, Peters Ausbruch nicht persönlich zu nehmen. Wohl auch, weil diesmal nicht nur er mit mir meckerte.
Aus Trotz suchte ich mir auf der anschließenden Party einen netten Flirt. Ich merkte, dass Peter darüber nicht begeistert war, ließ mich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Ich brauchte die Ablenkung ganz dringend und hielt mich außerdem an die Regeln und unterband jegliche Berührungen durch ihn.
Den ganzen Weg bis nach Orlando ging Peter mit mir die Dinge durch, die er mir bereits am Anfang, als ich zur Band gekommen war, erklärt hatte. Ich fühlte dabei ziemlich beschissen, sah aber ein, dass ich gravierende Fehler gemacht hatte.
In Orlando angekommen, tauschten wir erst mal alle unsere langen Sachen gegen T-Shirt und kurze Hose, wobei Mat und Peter bereits in Charlotte den Sommer eingeläutet hatten. Bei den in Florida herrschenden Temperaturen war es kaum zu glauben, dass noch Februar sein sollte.
Auch den freien Tag nutzte Peter, um noch einmal mit mir alles durchzugehen und zu üben. Am Abend gingen wir wieder alle gemeinsam trinken.
Die Dame, mit der ich diesmal flirtete, war zwar anfangs etwas skeptisch gewesen, als ich sie fragte, ob sie zu Peter und mir aufs Hotelzimmer kam, dann siegte jedoch die Neugier.
Diesmal war sie es, die im Mittelpunkt stand. Im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie vollbrachten wir das Kunststück, sie beide gleichzeitig zu ficken. Und als hätte es mich nicht sowieso schon fast zu einem Frühstart verleitet, nach so langer Zeit mal wieder eine Frau zu fühlen, konnte ich auch noch Peters Bewegungen auf der anderen Seite spüren. Daher war es von meiner Seite aus eine recht enttäuschende Performance, aber das war ich ja mittlerweile schon gewohnt.
Peter betrachtete es mit Humor, während sie es wohl tatsächlich persönlich nahm, dass ich mich danach zurückzog und lieber zusah, wie mein Freund sie auf ihre Kosten brachte.
Ich wusste nicht, ob es an dem Abenteuer am Vorabend lag oder an Peters Nachhilfe die letzten Tage, aber diesmal lief das Konzert äußert zufriedenstellend. Peter hatte zwar trotzdem noch etwas zu meckern, aber das tat ich, wie auch die anderen, als allgemeine Unzufriedenheit, da jeder von uns ein paar kleinere Fehler gemacht hatte, und Perfektionismus ab.
Timothy vertraute mir später an, dass Peter den größten gemacht hatte und daher wohl mit sich selbst nicht im Reinen war.
Nach drei Tagen im warmen Süden kamen mir die frühlingshaften Temperaturen in Nashville doch recht frisch vor. Schon vor dem Konzert klang ich ziemlich verschnupft und obwohl Peter mir noch ein paar Tipps gab, damit man es nicht ganz so stark hörte, war ich mit meiner Leistung nicht zufrieden.
Um nicht noch richtig krank zu werden, blieb ich nicht lange auf der Party, was Peter etwas enttäuscht zur Kenntnis nahm, da er gehofft hatte, die Bassistin der Vorband für uns klar machen zu können. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich mich an einem zweiten Zimmer beteiligen würde und es besser wäre, wenn er sich nicht bei mir ansteckte. Mit einiger Verwunderung ließ er mich am Ende doch ziehen.
Am nächsten Morgen ging es mir wieder besser und die Nase lief kaum noch. Peter schien, als wir uns zum Frühstück trafen, recht verunsichert. Immer wieder traf mich sein Blick, bevor er wieder wegsah. Ich musste darüber ziemlich schmunzeln, sagte aber nichts. Ich fand, er musste selbst herausfinden, wie er damit umging und was er mir erzählen wollte.
Für die Nacht checkten wir in einem Hotel in Cincinnati ein. Peter wollte ausnutzen, dass wir wieder ein paar Tage mehr Zeit hatten und mir mal einen richtig großen Club zeigen. Natürlich kamen auch alle anderen mit und wir hatten einen schönen Abend.
Irgendwann kam Peter zu mir und sah mich traurig an. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, verbot es mir aber, da uns einige Leute im Club erkannt hatten. »Was ist los?«
»Willst du dich rächen?«, fragte er, während er sich offensichtlich davon abhielt, über seinen Arm zu kratzen.
»Was? Nein! Komm mit.« Ich suchte mir mit ihm einen etwas ruhigeren Ort, an dem wir allein waren. »Wofür sollte ich mich rächen wollen?«
»Wegen gestern?«, murmelte er.
»Hey, Moment! Da gibt es nichts zu rächen! Du hattest eine schöne Nacht – du brauchst gar nicht versuchen, etwas Gegenteiliges zu behaupten, ich seh es dir an«, verlegen und mit einer leichten Röte im Gesicht sah er zu Boden, »und ich freu mich für dich. Wir haben doch beide gesagt, dass es für uns okay ist, oder nicht? Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Und wenn ich wirklich mit ihr mitgehe, dann nicht, um mich zu rächen, sondern weil es sich eben so ergibt. Sie hat kein Interesse an zwei Männern, was soll ich machen?«
»Sorry. Du hast recht, das war doof, tut mir leid. Ich wollte nur sichergehen, dass alles gut ist zwischen uns.«
Ich sah mich einmal kurz um und küsste ihn dann zärtlich, als ich sicher war, dass uns niemand beobachtete.
Peter verlängerte den Kuss noch etwas, dann lösten wir uns.
»Ich sollte langsam zurück, sie wird nicht ewig auf Klo sein. Wir sehen uns morgen früh, okay?«
»Mhm. Bis morgen.« Diesmal küsste Peter mich flüchtig, bevor er wieder zu den anderen ging und ich die junge Frau suchte, mit der ich bis dahin geflirtet hatte.