Auch am nächsten Tag in der Schule quälten mich diese Überlegungen. Dem Unterricht konnte ich nicht wirklich folgen. Doch während ich so darüber nachdachte, wuchs eine Idee in mir. Ich holte in der Pause mein Handy heraus und ging meine Kontakte durch. Recht schnell fand ich, was ich suchte, und konnte mir für die nächsten zwei Tage problemlos Dates am Abend organisieren. Genug Leute hatte ich ja in den letzten Wochen im Exile kennengelernt und von vielen auch für weitere Treffen Nummern bekommen. Wenn alles gut lief, konnte ich bei ihnen schlafen. Und es klappte tatsächlich. Ich traf mich mit ihnen in ihrer Wohnung, wir hatten Sex und ich konnte die Nacht dortbleiben.
Erst am Mittwoch hatte ich Pech. Ich konnte niemanden finden, der Zeit hatte. Doch ich fühlte mich noch nicht bereit, wieder nach Hause zu gehen. Daher blieb ich bis in den späten Abend in Downtown und lief die Partymeile entlang. Ich hatte keine Ahnung, was ich mir davon erhoffte, vielleicht wollte ich einfach nur warten, bis ich sicher sein konnte, dass Rose und Dad schliefen, wenn ich heimkam. Immerhin rechneten sie ja nicht damit, dass ich nach Hause kam, würden also nicht warten.
Je später es wurde, desto mehr fror ich. Ich spielte bereits mit dem Gedanken, wirklich nach Hause zu fahren, da sah ich bei einem Club die Hintertür aufgehen und einen Mitarbeiter mit einem Mülleimer in der Hand nach draußen gehen. Er hakte die Tür ein und ging um die Ecke. Einen Moment sah ich ihm nach, dann kam Bewegung in mich. Mit ein paar Schritten war ich an der Tür, ein paar weitere und ich stand in einem Gang, von dem die Türen zu den Toiletten abgingen.
Schnell hatte ich einen Plan gefasst: Ich würde die Nacht im Club verbringen, da war es wenigstens nicht so kalt, oder mir sogar eine Schlafgelegenheit suchen. Lediglich der Rucksack auf meinem Rucksack konnte ein Problem werden, aber mir würde schon eine Ausrede dafür einfallen.
Ich ging auf die Tür zum Club zu, da kamen drei stark geschminkte Frauen in knalligen Miniröcken und Highheels aus dem Damenklo. Ich hätte mich in dem Moment ohrfeigen können. Ich hatte einfach nur die Gelegenheit genutzt, mich reinzuschleichen, ohne darauf zu achten, um was für einen Club es sich handelte. Nach den Damen zu urteilen würde ich ziemlich auffallen. Zumindest tuschelten und kicherten sie, als sie an mir vorbeiliefen. Zu offensichtlich war ich der Grund dafür.
Als ich den Toilettengang verließ, wurde mir auch bewusst, warum sie kicherten. Ich war in einem Normaloclub gelandet. Aus den Lautsprechern erklangen laute Technoklänge und auf der nächsten Tanzfläche hüpften die buntesten Vögel herum. Na toll, ich durfte also wirklich nicht auffallen, um nicht rausgeschmissen zu werden. Würde mit meinem Mantel interessant. Außerdem trugen alle verschiedenfarbige Armbänder. Ich sah niemanden ohne. Innerlich fluchte ich, steckte die Hände in die Manteltaschen und lief durch den Club. Er war groß, hatte verschiedene Tanzflächen, auf denen unterschiedliche Musik lief, doch wirklich voll war er nicht. An einem Mittwochabend jedoch wenig verwunderlich.
Ich suchte mir einen Platz in der hintersten Ecke der Tanzfläche auf der Charts gespielt wurden. Dort war es recht dunkel und ich würde hoffentlich niemandem auffallen. Die Idee, mir jemanden zu suchen, war gestorben. Es war zu riskant.
Während ich in der dunklen Ecke saß und vor mich hinstarrte, döste ich langsam ein.
»Hey, schläfst du?«, hörte ich eine Frauenstimme vor mir. Ich öffnete die Augen und sah vor meinem Tisch eine junge, hübsche, blonde Frau stehen. Sie war recht zierlich gebaut, hatte Jeans und ein schwarzes Top an. Sie lächelte.
Ich lächelte zurück. »Nein, nicht wirklich. Vielleicht etwas eingedöst.«
»Zu viel getrunken?«
Ich nickte verlegen. Das gab mir immerhin eine gute Ausrede.
Mit einem fragenden Gesichtsausdruck deutete sie auf den Platz auf der Bank neben mir. Ich nickte und rutschte etwas zur Seite. »Was macht so jemand wie du in so einem Club?«
So jemand wie ich? Was sollte das denn heißen? Dennoch blieb ich freundlich: »Freunde haben mich mitgeschleppt.«
Sie nickte verständnisvoll. »Und wo sind die jetzt?«
»Vermutlich weg. Haben mich wohl einfach sitzen lassen.« Ich zuckte mit den Schultern. Um Ausreden war ich zum Glück noch nie verlegen. Außerdem warf ich ihr mein verführerischstes Lächeln zu. Das wirkte bei fast jeder Frau. »Aber das ist ja auch ganz gut so, sonst hätte mich wohl nie so eine hübsche Frau gefunden. Wie heißt du denn?«
Verlegen lachte sie. »Susi. Und du?«
»Schöner Name. Passt zu dir. Samsa.« Ich hielt ihr die Hand hin. Irgendwie war es schon zu einer Angewohnheit geworden, mich in einem Club mit meinem Pseudonym vorzustellen.
Zögernd ergriff sie meine Hand und schüttelte sie. »Samsa? Noch nie gehört.«
»Ist sowas wie mein Künstlername.«
Sie legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch. »Was machst du denn? Bist du Schriftsteller?«
Ich lächelte sie an. »Knapp daneben. Sänger einer Goth Rock Band.«
»Oh, klingt ja cool.« Sie lächelte noch immer zurück. Gut, solange sie es erwiderte, hatte ich sie am Haken. »Steh ich ja nicht so drauf, aber Rock ist immer gut.«
Wir redeten noch eine ganze Weile. Auch sie war mit Freunden im Club, doch diese hielten sich in anderen Areas auf. Sie mochte weder House noch Techno, daher war sie in diese Area gekommen.
Irgendwann fragte ich sie, ob sie tanzen wolle, und sie stimmte zu. Beim Tanzen kam ich ihr immer näher, bis ich sehr eng mit ihr tanzte. Zuerst hatte ich meine Hände noch an ihren Seiten, dann ließ ich sie langsam weiter nach unten und hinten gleiten, bis sie auf ihrem Arsch lagen und ich sie an mich drückte. Sollte sie ein Problem damit haben, konnte ich es noch immer auf den angeblichen Alkohol schieben. Doch sie ging darauf ein, schob ihre Hände unter meinen Mantel und glitt unter mein Shirt.
»Zu mir oder zu dir?«, flüsterte sie direkt und provokant in mein Ohr, nachdem wir uns wieder gesetzt hatten.
Ich grinste süffisant und meinte: »Zu dir.«
Sie nickte und nahm mich an der Hand – ich konnte mir gerade noch meinen Rucksack schnappen – und zog mich hinter sich her aus dem Club zu einem Taxi. Wir stiegen ein und sie nannte dem Fahrer eine Adresse in Allston. Schon im Taxi knutschten und fummelten wir ungehemmt.
Als es hielt, zahlte ich und wir stiegen vor einem Mehrfamilienhaus aus, wie es hier in Boston typischerweise von Studenten-WGs bewohnt wurde. Im vierten Stock schloss sie eine Wohnung auf, die wir knutschend betraten.
Kaum hatten wir die Tür ihres Zimmers geschlossen, entledigten wir uns unserer Klamotten. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ebenfalls kein Bändchen trug. Auch ihr Blick glitt zu meinen Händen, die ihr Top entfernten, und wir lachten beide. Immerhin konnte sie dann nicht böse sein, dass ich ihr nichts ausgegeben hatte.
Der Sex war ziemlich ausgelassen. Nicht außergewöhnlich, aber auch nicht verkrampft oder langweilig. Erschöpft und lachend ließen wir uns beide ins Bett fallen. Ich konnte mir gut vorstellen, es nochmal mit ihr zu tun. Ich drehte mich etwas zu ihr und streichelte über ihren flachen Bauch und döste langsam weg.
»Willst du noch duschen?«
Ich öffnete die Augen und brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie mich rausschmiss. Das war mir tatsächlich noch nicht passiert, dass ich direkt nach dem Sex gehen sollte. Ich nickte und ließ mir den Weg erklären.
Während ich unter der Dusche stand, ließ ich mir durch den Kopf gehen, wie ich weiter machen wollte. Die Uhr am Badradio zeigte kurz vor drei. In drei Stunden würde ich für die Schule aufstehen müssen. Und es dauerte mindestens eine Stunde, bis ich wieder daheim war. Sofern überhaupt noch etwas fuhr. So wirklich lohnte es sich also nicht mehr.
So kam es, dass ich bis kurz vor Schulbeginn in einem McDonald’s saß, an ein paar Burgern kaute und ab und an wegdöste. Um nicht einzuschlafen, beschäftigte ich mich mit der Idee für einen Song, die mir gekommen war.
Wirklich aufnahmefähig war ich in der Schule nicht, schlief auch einmal ein und wurde schließlich nach Hause geschickt. Dorthin fuhr ich dann auch. Ich stellte mir den Wecker, damit ich sicher wieder weg war, bevor Dad oder Rose von der Arbeit kamen, und legte mich ins Bett.
Bevor ich das Haus wieder verließ, packte ich mir frische Sachen ein.
Nach der Schule holte ich meine Gitarre und fuhr nach Downtown, um mich dort in einer kleinen Parkanlage zu beschäftigen. Ich arbeitete an meiner Idee vom Abend weiter, probierte Riffs an der Gitarre gemeinsam mit einigen gesungenen Melodien aus und schrieb ab und zu Notizen in mein Heftchen. Bis es irgendwann begann zu tröpfeln.
Fluchend raufte ich meine Sachen zusammen und stellte mich in einem Bushäuschen unter. Noch immer fluchte ich. Würde ich die Gitarre jetzt irgendwo einlagern, würde sie ziemlichen Schaden nehmen. Ich hatte natürlich den Regen erst bemerkt, als es auf meinem Kopf nass geworden war, so sehr war ich in der Arbeit versunken gewesen. Ich würde sie irgendwo trocknen müssen. Nach Hause war keine Option, schon gar nicht mit Gitarre, und Lance war sicher noch in der Uni.
Seufzend zückte ich mein Handy. Wirklich viel Wahl hatte ich ja nicht. Schnell schrieb ich Peter eine Nachricht: ›Hey, hab früher Schulschluss. Kann ich vorbeikommen? Mir ist eine Idee gekommen, an der ich gerne etwas rumprobieren würde.‹
›Hab noch ein bisschen Papierkram, aber wenn du alleine klarkommst und nachher beim Vorbereiten hilfst, gern.‹ lautete die Antwort, die ich einen Moment später erhielt.
Kurz überlegte ich, ob ich ihm eine freche Antwort geben sollte, beließ es dann aber dabei, ihm zu schreiben, dass ich gleich da wäre.
Keine halbe Stunde später stand ich vor der Tür. Natürlich hatte es angefangen zu schütten, als ich von der Bahn zu ihm lief, sodass ich mal wieder völlig durchnässt war.
Peter öffnete die Tür und betrachtete mich kopfschüttelnd. »Junge, du machst mich fertig.«
»So nass bin ich auch wieder nicht. Hatte diesmal wenigstens meinen Mantel an«, erwiderte ich lachend und drängte mich an ihm vorbei in den Flur. »Nur meine Kleine ist nass geworden.«
Er sah auf meinen Koffer, den er wohl erst jetzt bemerkte. »Du kannst auch die unten nehmen, wenn du was probieren willst.«
Ich ging mit ihm nach oben, um mich abzutrocknen. Meinen Mantel ließ ich im Flur an der Garderobe. »Ich war grad wieder mit ihr in der Stadt unterwegs, als es zu regnen angefangen hat.«
»Der Regen war doch angesagt. Warum bleibst du dann nicht mit ihr zu Hause?«, fragte er, während er mir ein Handtuch für mich und ein weiches Küchentuch für die Gitarre gab.
Ich stellte die Gitarre neben das Sofa, zog meine nasse Hose und das Shirt aus und trocknete mich ab. Peters Augen waren auf mich gerichtet und ich schluckte nervös. Sah er mich an, weil er auf eine Antwort wartete oder musterte er meinen Körper? »Ich kann Zuhause nicht üben. Lange Geschichte.«
Er nickte nur verständig, während er die Augen weiter auf mich gerichtet hielt.
Ich grinste ihn an. »Hast du nicht gesagt, du hast noch zu tun?«
»Doch zu offensichtlich?«, fragte er verlegen lachend, ließ dann aber seinen Blick in eine andere Richtung wandern.
Ich nickte und zog ein paar Klamotten aus meinem Rucksack. »Fuck!«
Peter zog die Augenbrauen hoch. »Was ist los?«
»Meine Klamotten sind nass geworden«, stöhnte ich genervt, während ich ein Teil nach dem anderen herauszog.
»Warum hast du überhaupt so viel dabei?«
»Na ja, ich bin morgen bei Lance und dann Samstag wieder hier.«,
Peter nickte. »Dann bring sie hoch ins Bad zum Trocknen und such dir was von mir. Kannst sie dann ja Sonntag wieder mitnehmen, dann sind sie auf jeden Fall wieder trocken.«
»Danke.« Ich drückte mich leicht an ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Ein Schauer lief durch seinen ganzen Körper.
Dann ging ich nach oben und hing meine Sachen zum Trocknen auf. Aus seinem Schrank kramte ich eine enge Hose und ein Bandshirt für mich. Meine Unterhose und die Socken waren zum Glück nicht nass geworden.
»Hast du dir auch was für morgen gesucht?«, hörte ich aus dem Arbeitszimmer, als ich wieder nach unten kam.
»Würde ich morgen schauen, wenn ich darf. Ich schlaf doch eh wieder unten.« Ich steckte kurz den Kopf durch die Tür und sah Peter tatsächlich hinter dem Schreibtisch vor einem Stapel Papiere sitzen.
Er sah nur kurz auf und nickte. »Du wolltest noch basteln? Willst du den Schlüssel für unten?« Er streckte mir seinen Schlüsselbund entgegen, den ich ihm abnahm.
Ich trocknete meine Gitarre und verzog mich dann mit ihr in den Probenraum. Tatsächlich war ich noch nie allein hier gewesen und er wirkte ziemlich verlassen. Ich setzte mich auf den Rand der Bühne und arbeitete wie bereits im Park weiter.
»Für den ersten Versuch gar nicht schlecht.«
Ich fuhr erschrocken hoch. Gerade hatte ich ein paar Stellen durchgespielt, von denen ich nicht sicher war, ob sie gut klangen, da stand auf einmal Peter in der Tür. Ich wurde bei dem Kompliment rot. Von jedem anderen hätte ich ein gar nicht schlecht nicht als Kompliment gesehen, doch ich wusste, wie anspruchsvoll er war.
Er kletterte zu mir auf die Bühne und nahm meine Gitarre zur Hand. »Es ist nur stellenweise noch zu brav. Versuch, etwas mehr Spannung reinzubringen.« Er spielte etwas, das dem von mir zuletzt gespielten Teil sehr ähnlich klang, jedoch deutlich mehr musikalische Spannungen enthielt als meine Version, die sehr harmonisch geklungen hatte.
Nachdem er fertig war, legte er die Gitarre zurück und ging mit mir durch, welche Änderungen er vorgenommen hatte und wie sie sich auswirkten. Es war eine völlig andere Art des Arbeitens als beim letzten Mal. Peter hatte da lediglich mit mir verschiedene Versionen des Gesangs und des Textes durchgesprochen, den Rest hatte er, bis wir es mit der Band besprochen hatten, alleine durchdacht und ich nichts davon vorher gehört. Dass er jetzt mit mir hier unten Verschiedenes ausprobierte und mir erklärte, zeigte mir nur wieder, dass er mich auf professioneller Ebene ernstnahm. Er setzte voraus, dass ich die musikalischen Vokabeln beherrschte, erklärte sie mir aber auch geduldig, wenn es nicht der Fall war, ohne dabei herablassend zu wirken.
Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, dass er etwas von dem Lied hörte, bevor ich nicht sicher war, denn es war mir etwas peinlich, doch seine Erklärungen brachten mich tatsächlich weiter und ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich für diese stümperhaften Versuche auslachte.
Irgendwann hörte ich eine Haustür ins Schloss fallen. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah Peter fragend an, der einen skeptischen Blick auf seine Uhr warf. Dann sah er auf und rief in Richtung der Tür: »Hier unten!«
Kurz darauf waren Schritte auf der Treppe zu hören und Angel und Zulu standen im Raum. Zuerst fielen ihre Blicke auf Peter, dann auf mich. »Hallo ihr beiden. Samsa, was machst du denn schon hier?«
»Hallo, mein Mädchen, alles Gute.« Peter legte meine Gitarre, mit der er mir gerade etwas gezeigt hatte, zur Seite und begab sich zu Angel, um sie zu umarmen. Auch ich stand auf und ging zu ihr. »Er hatte eine gute Idee und gefragt, ob er ein wenig rumprobieren darf. Für seinen ersten Versuch wirklich gut.«
»Alles Gute!« Auch ich umarmte sie kurz und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange.
Sie schaute zwischen Peter und mir hin und her und verdrehte leicht die Augen.
Zulu sprach aus, was sie scheinbar auch dachte: »Könnt ihr auch einmal nicht arbeiten? Ich dachte, wir feiern heute einfach nur.«
»Machen wir auch gleich. So sind wir wenigstens einer mehr zum Vorbereiten.« Peter lies sich gar nicht von der Kritik beirren.
»Dann bin ich nur froh, dass du mir Phantoms Schlüssel gegeben hast, sonst stünden wir wohl noch vor der Tür, wenn die Gäste schon da sind oder gar bis morgen«, stichelte Angel und reichte Peter einen kleinen Bund Schlüssel.
Dieser lachte nur und warf dann einen Blick zu mir. »Schreib dir gerne noch auf, was du schon hast. Danach kannst du hier unten alles hinter die Bühne räumen. Anthony hilft dir gleich, im Moment brauch ich ihn oben. Schließt dann erstmal ab.«
Sie gingen zu dritt nach oben und ich begann, nachdem ich mir ein paar Notizen gemacht hatte, den Raum so herzurichten, wie er bereits zu Peters Geburtstagsfeier für die Übernachtenden ausgesehen hatte. Nach ein paar Minuten kam auch Zulu zurück und half. Dabei betrachtete er mich misstrauisch.
Irgendwann wurde es mir zu unangenehm. »Hast du was?«
»Ich frage mich nur, warum du Peters Klamotten trägst.«
Mich machte das einen Moment perplex, mit welcher Selbstverständlichkeit er das sagte. Jeder andere hätte sich bei meiner Frage ertappt gefühlt, doch er sagte es, als rede er übers Wetter. »Ich war im Park und der Regen hat mich überrascht.«
»Hast du kein Zuhause? Eigentlich geht man dorthin, um sich umzuziehen.« Noch immer klang er, als würde er den Wetterbericht vorlesen – völlig emotionslos.
Was fand Angel nur an diesem Eisklotz? Es war ja schon verwunderlich, dass er überhaupt so viel redete. Aber gut, wenn er schon mal sprach, wollte ich nicht so sein. »Doch, aber da bin ich nicht willkommen.«
»Mhm.«
Was war das denn für eine Antwort? Ja, ich hatte vielleicht etwas patzig geklungen, aber etwas mehr durfte ich doch wohl erwarten, oder nicht? Und dann klang diese Antwort auch noch, als meinte er eigentlich mehr als nur diesen kurzen Laut. Als hätte er auf genau diese Antwort gewartet und daraus etwas Wichtiges erfahren.
Ich blickte mit hochgezogener Augenbraue zu ihm, aber er ignorierte es. Doch ich wollte es nicht auf mir sitzen lassen. »Was meinst du mit ›Mhm‹?«
Er seufzte. »Nur, dass es einiges erklärt. Was dich betrifft. Warum Peter dir so viel Narrenfreiheit gewährt.«
»Aha. Geht das auch genauer?« Was genau meinte er? Hatte er uns durchschaut?
»Das muss wenn dann er dir erklären. Wir sind hier fertig. Gehen wir hoch, den anderen helfen.« Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und ließ mich verwirrt zurück.
Wieso meinte Zulu, dass mir Peter Narrenfreiheit gewährte? Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mir irgendetwas gewährte, dass er den anderen nicht auch durchgehen ließ.
Eine Weile überlegte ich noch, doch ich kam zu keinem Schluss. Ich würde wohl wirklich Peter fragen müssen, wenn wir allein waren.
Ich verließ den Probenraum, schloss ihn ab und ging zu den anderen nach oben. Die hatten das Exile so weit schon fast fertig vorbereitet, nur noch ein paar Handgriffe waren zu tun und Zombie war bereits eingetroffen.
Wenig später kamen auch die ersten Gäste.