Als wir endlich ankamen, steckte ich Dave sofort in die Badewanne. Wir waren alle drei völlig durchnässt, aber er würde sich am schnellsten erkälten. Für Peter und mich musste es erstmal reichen, uns abzutrocknen und die nassen Klamotten auszuziehen. Ich lieh Peter, der die Pizza bestellte, meinen Bademantel, während ich Dave badete und ihm wie immer etwas vorsang. Unsere Klamotten steckte ich in den Trockner.
Nachdem Dave in Pyjama und Bademantel gekleidet war, schickte Peter mich duschen, weil ich die nächsten Tage meine Stimme brauchte und mir keine Erkältung leisten konnte. Ich gab mich geschlagen. Er würde hoffentlich kurz mit Dave alleine klarkommen.
Als ich fertig war, ging letztendlich er sich aufwärmen. Ich legte ihm ein paar alte Klamotten von mir raus. Mehr hatte ich nicht hiergelassen. Hoffentlich passten sie ihm.
Ich ging in Daves Zimmer, wo er mit seinem Gameboy auf dem Bett saß und – nach der Musik zu urteilen – Pokémon spielte. Ich setzte mich daneben. »Hey, ist hier alles okay?«
Er legte das Spiel zur Seite. »Ja. Wann kommst du wieder nach Hause? Ohne dich ist es langweilig.«
Ich schluckte. Wie sollte ich ihm das erklären? »Das hier ist nicht mehr mein Zuhause. Ich wohne jetzt bei Peter und komm nur noch zu Besuch.«
»Warum?« Flehend sah er mich an.
»Weil ich mich nur noch mit Rose streite. Wenn ich wieder herkomme, geht das wieder los und das möchte ich nicht. Es geht uns allen besser, wenn ich nicht hier bin.« Ich strich ihm über den Kopf.
»Aber ich will dich öfter sehen!« Er sah mich mit bettelndem Blick an.
»Ist gut, ich komm dich ab jetzt öfter besuchen, wenn Rose es erlaubt, okay?«
»Ja. Und Peter muss auch mitkommen! Ich mag ihn, er ist genauso witzig wie der mit den Röcken.« Breit grinste mich der Kleine an.
»Ich kann dir nichts versprechen. Hast du alle Hausaufgaben fertig?« Mit einer Schnute schüttelte er den Kopf. »Dann mach sie fertig, das Essen müsste bald kommen. Oder brauchst du Hilfe?«
»Nein, ist nur Mathe. Das ist voll pippieinfach. Das kann jedes Baby.« Er setzte sich an den Schreibtisch und begann mit den Hausaufgaben.
Ich ließ ihn allein und ging in mein altes Kinderzimmer, um dort ebenfalls mit meinen zu beginnen. Gut, dass ich meine Schulsachen vor den Aufnahmen nicht extra nach Hause brachte.
Nach einer Weile kam Peter herein. »Die Klamotten sind etwas kurz, aber es geht schon, danke.« Er küsste mich in den Nacken.
Ich drehte mich mit dem Stuhl zu ihm herum, um ihn zu betrachten, und musste lachen. Die Hosen waren an den Beinen etwas zu kurz und auch der Pullover war leicht bauchfrei. »Sehr sexy.«
»Ich kann sogar noch mehr sexy.« Er setzte sich rittlings auf meinen Schoß und kuschelte sich an.
Sofort spürte ich die Woche Enthaltsamkeit. Dennoch war es gerade kein guter Zeitpunkt. »Lass uns das später fortsetzen. Das Essen sollte gleich kommen und Dave ist nebenan. Die Wände hier sind ziemlich dünn.«
»Na gut. Kann ich was schauen?« Peter deutete auf den Fernseher.
Ich nickte und machte mich dann wieder an die Hausaufgaben.
Als die Pizza da war, bezahlte Peter für uns und wir aßen gemütlich im Esszimmer. Natürlich wollte Dave danach nicht ins Bett, ich konnte es ja verstehen. Ich war so selten da und er wollte etwas davon haben. Außerdem schlief er immer schlecht, wenn seine Eltern nicht da waren. Daher schickte ich ihn Zähneputzen und dann sahen wir uns gemeinsam eine seiner DVDs an. Er suchte sich Toy Story aus. Damit hätte ich rechnen müssen, immerhin war es sein Lieblingsfilm.
Da sowohl Peter als auch Dave meine Körpernähe suchten, setzte sich Peter in die Ecke der Couch, ein Bein legte er auf die Couch, das andere ließ er am Boden. Ich setzte sich dazwischen und kuschelte mich an ihn. Dave legte sich mit einer Decke daneben, sein Kopf lag mit einem Kopfkissen auf meinen Beinen. Ich streichelte ihm den Rücken, bis er einschlief.
»Soll ich etwas anderes anmachen?«, flüsterte ich, als ich sicher war, dass Dave davon nicht mehr aufwachte.
»Von mir aus nicht, ich finde ihn witzig. Aber du kannst ihn vermutlich schon mitsprechen?« Peters Hand lag schon eine ganze Weile am Saum unter meinem Shirt, jetzt rutschte sie auf meinen Bauch und streichelte mich dort zärtlich.
»Wenn du ihn noch nicht kennst, schauen wir ihn fertig«, bestimmte ich. Dave würde sich freuen, wenn er sich das nächste Mal mit Peter darüber unterhalten konnte.
Peter nickte zustimmend und raunte mir dann ins Ohr: »Ich finde es schön hier mit euch beiden zu sitzen. Kannst du dir vorstellen, dass wir irgendwann mal zusammen ein Kind haben?«
Erst sah ich ihn perplex über die Schulter an, dann lachte ich leise. »Wie stellst du dir das vor? Als Bandmaskottchen?«
»Ich meine ja irgendwann mal. In ein paar Jahren. Ich mag mich nicht ewig verstecken und dann spricht doch nichts dagegen. Ich kann mir gut vorstellen mit dir eine Familie zu haben. Auch wenn es dann vielleicht nicht wirklich unser Kind ist.« Seine Lippen kitzelten beim Sprechen an meiner Wange, da er sein Kinn auf meine Schulter legte.
Was sollte ich denn darauf erwidern? Auch mir gefiel es so mit ihm, aber ein Kind konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. »Was ist mit der Band? Das wird schwierig mit einem Kind.«
»Das bekommen wir schon hin. Aber ich versteh schon, dass es dir noch zu früh ist. Lass uns da in ein paar Jahren nochmal drüber sprechen.« Sanft küsste er mich.
Wir sahen den Film fertig und danach noch irgendeine Schnulze, die gerade im Fernsehen lief. Langsam dämmerte ich weg, während mich Peter streichelte und ab und zu küsste.
Ich schlug die Augen wieder auf, als die Haustür aufging und ich Dads Stimme vernahm. »... alt, da kann man schon mal was vergessen.«
»Dave ist nicht irgendwas, sondern unser Sohn! Wer weiß, was dein missratener Bengel in der Zeit mit ihm angestellt hat«, keifte Rose.
Peter zog mich enger an sich. Das tat wirklich gut.
»Sei lieber froh, dass er sich ... Oh, hallo Isaac, was machst du hier unten?« Erst jetzt bemerkte mein Vater uns. »Und hallo Peter. Danke, dass du Isaac Gesellschaft geleistet hast.«
»Warum ist Dave nicht im Bett?«, wollte Rose sofort ohne Begrüßung wissen.
»Er hat sich Sorgen gemacht und konnte nicht schlafen.« Vorsichtig weckte ich ihn. Er sah mich verschlafen an. »Mum und Dad sind da, du musst ins Bett.«
»Kannst du mich tragen?« Er kletterte verschlafen auf meinen Schoß.
»Nein, du bist zu schwer. Das Stück schaffst du allein.«
»Na komm, ich trag dich«, bot Dad an und pflückte ihn von mir herunter. »Und dann mach ich für Peter das Gästezimmer fertig. Ihr seid doch sicher mit der Bahn? Es ist weit nach Mitternacht, da fahrt ihr beide mir nicht mehr heim. Außerdem könnte der Verkehr jederzeit eingestellt werden.«
Ich sah kurz Peter an und er nickte. Gut, er hatte also auch keine Lust zum Heimfahren. Aber dennoch würde er nicht das Gästezimmer bekommen. »Nicht nötig, Peter schläft bei mir.«
Etwas überrascht sah uns mein Vater an, der nun auch bemerkte, wo Peter seine Hände hatte, schien aber einwilligen zu wollen, als Rose sich einmischte: »Damit du den jungen Mann auch noch mit deinen widerwärtigen Gelüsten ansteckst? Nichts da! Im Gästezimmer ist er vor dir sicher.«
Ich wollte etwas erwidern, doch Peter machte auf sich aufmerksam und schüttelte leicht den Kopf. Er schien es einfach akzeptieren zu wollen.
Mir passte es nicht, aber ich war auch zu müde, um mich zu streiten. Wenn es ihm nichts ausmachte, dann war es schon mal für eine Nacht in Ordnung.
Langsam stand ich auf und hob Daves Bettzeug von der Couch.
»Peter?«, fragte Dave plötzlich mit noch immer verschlafenem Ton. »Du hast doch Isi ganz dolle lieb, oder?«
Der Angesprochene stand ebenfalls auf und legte seine Hand dann auf meine Wange, während er mich verliebt anlächelte. Sein »Ja« war nur gehaucht.
»Küsst du ihn dann auch so, wie sich Mummys und Daddys küssen? So widerlich, schlabberig?« Sein kindlicher Ekel und das Kichern dabei, war deutlich zu hören.
»Meinst du so?« Peter zog mich in einen ruhigen, aber langen Zungenkuss, was Dave zum Kichern brachte und Rose ein entsetztes Keuchen entlockte. Nachdem wir uns getrennt hatten, sah mir Peter fest in die Augen.
Jetzt wollte ich erst recht nicht, dass er woanders schlief, und griff nach seiner Hand.
»Warum dürfen Isi und Peter dann nicht zusammen schlafen?«, wendete sich mein Bruder an unseren Vater. »Mummys und Daddys, die sich ganz doll lieb haben, machen das doch so.«
»Weil Isaac und Peter zwei Daddys sind und der liebe Gott das nicht möchte!«, antwortete Rose mit einem giftigen Seitenblick auf uns.
»Aber Ray aus meiner Klasse hat auch zwei Mummys und Miss Fox hat gesagt, dass das nichts Schlimmes ist, dass sich auch zwei Mummys ganz doll lieb haben können und ein Kind haben. Also können sich auch zwei Daddys lieb haben! Und wenn man sich so lieb hat, dann darf man auch in einem Bett schlafen!« Jetzt klang er bockig und hätte er sich nicht an Dad festhalten müssen, hätte er wohl die Arme vor der Brust verschränkt.
»Aber nicht in mein...«, begann Rose lautstark.
»Rosamond! Lass die beiden zusammen schlafen, es tut doch keinem weh. Außerdem bin ich mir sicher, dass sie es sowieso tun, wenn sie zu Hause sind. Sieh es als Dankeschön, dass sie Dave abgeholt haben«, unterbrach sie mein Vater.
Völlig perplex sah ich ihn an. Er hatte sich gerade vor seiner Frau für mich eingesetzt! Das waren ja ganz neue Töne. Hatte ich irgendwas verpasst, während ich weg war?
»Ist ja gut!«, lenkte Rose ein, da sie wohl merkte, dass sie keine Chance hatte, und bekreuzigte sich. Dann zischte sie uns zu: »Wenn ihr irgendetwas tut, das Dave beeinflusst, dann fliegt ihr raus!«
Während Dad Dave nach oben trug, stellte er sicher, dass Dave auch wirklich bettfertig war, dann sagte der Kleine uns allen gute Nacht – ich bekam diesmal auch meinen Gute-Nacht-Kuss, trotz Roses Protest – und wurde dann ins Bett gebracht.
Peter ging als erster ins Bad, während ich noch meine Schulsachen zusammenräumte. Leise klopfte es an der angelehnten Tür. »Isaac, darf ich reinkommen?«
Ich nickte und Dad trat ein, schloss hinter sich die Tür. Er setzte sich aufs Bett und beobachtete mich. Nach einer Weile fragte er: »Wie lange sind Peter und du schon zusammen?«
»Fast zwei Monate.« Ich war zu müde, um über eine genaue Antwort nachzudenken.
»Warum hast du dann nichts gesagt, als ihr beim letzten Mal hier wart?« Er klang tatsächlich etwas verletzt.
»Ich wollte, dass du ihn erstmal unvoreingenommen kennenlernst. Wenn ich gesagt hätte, dass er mein Freund ist, dann wärst du nicht so freundlich zu ihm gewesen.«
Mein Vater seufzte. »Das stimmt wohl. Und du bist wirklich in ihn verliebt?«
»Ja, bin ich.«
»Gut, dann hoffe ich, dass ihr auch glücklich bleibt. Denkst du bitte daran, immer Kondome zu benutzen? Du weißt doch, was sonst passieren kann, oder?«, fragte Dad vorsichtig.
»Ja, Dad, weiß ich. Aber dafür bist du etwas zu spät. Als ich das erste Mal etwas mit einem Mann hatte, wusste ich es nämlich nicht. Dafür aber er und er hat es mir erklärt.« Ich konnte mir den leicht schnippischen Tonfall nicht verkneifen.
Mit einem ruhigen Kopfnicken nahm er die Kritik zur Kenntnis, wünschte mir dann eine gute Nacht und verließ das Zimmer.
Nachdem Peter im Bad fertig war, ging ich noch schnell, dann kuschelte ich mich unter der Decke an ihn.
Er küsste mir den Nacken und raunte dann: »Ist jetzt später?«
Ich schmunzelte leicht, während ich antwortete: »Gut, aber du musst leise sein. Dave sollte uns wirklich nicht hören.«
»Mhm. Kann ich, aber kannst du das auch?« Er biss mir leicht in den Hals, was mir ein Keuchen entlockte. »Ich bezweifle das etwas.«
In seinen Armen drehte ich mich um und küsste ihn, wobei ich mich auf ihn rollte. Während ich sprach, rutschte ich an ihm herunter. »Muss ich auch nicht. Ich schulde dir noch was von letzter Woche.«
»Mmmmh, klingt gut.« Ich spürte, wie er sich unter mir entspannte und die Verwöhnkur genoss.
Tatsächlich war er ziemlich leise, kam aber auch ungewöhnlich schnell. Obwohl es recht viel war und intensiver schmeckte als sonst, schluckte ich, damit keine Spuren blieben.
Zufrieden zog er mich in seine Arme und küsste mich. Scheinbar merkte er, dass etwas nicht ganz in Ordnung war. »Ist alles gut?«
Ich kuschelte mich an ihn. »Ja, alles okay. Ich hatte nur gehofft, dass es länger geht. Das ist gerade irgendwie ... unbefriedigend.«
Peter lachte leise auf. »Na hör mal, das letzte Mal ist fast zwei Wochen her. Da gewinne ich ganz sicher keinen Preis für Ausdauer.«
»Zwei Wochen? Nicht eher eine?«
Schmunzelnd zog er mich näher an sich. »Bei dir vielleicht. Mein letztes Mal war an unserem Jahrestag.«
Auch wenn er es nicht sehen konnte, zog ich die Augenbrauen hoch. Vermutlich etwas zu bissig fragte ich: »Vergisst du nicht Grace?«
»Nö.« Er stützte sich auf einen Arm und versuchte wohl, mich anzusehen. Meinen Tonfall ignorierte er. »Glaubst du wirklich, ich könnte noch Spaß haben, nachdem du kreidebleich und wie von einer Tarantel gestochen aus dem Zimmer gerannt bist?«
»Oh.« Ich hoffte, dass er mich durch die Dunkelheit nicht erkennen konnte, denn das war mir wirklich peinlich. Ich hatte tatsächlich gedacht, dass er es zu Ende gebracht hätte. »Tut ... mir leid.«
»Schon gut. Ich kann ja verstehen, warum du das geglaubt hast.« Er küsste mich vorsichtig und zog mich fester in seine Arme.
»Dann hast du auch nicht ... Na ja, es ist ja schon eine ganze Weile ... und du warst ja auch mal länger wach und so. Hast du da nicht selbst ...?« Na toll, es war mir sogar so peinlich, dass ich es nicht schaffte, meine Frage zu stellen.
Er verstand sie dennoch und schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich? So lange ist das nun auch nicht und ich hab doch dich. Wenn der Druck zu groß wird, würde ich erstmal dich fragen, das macht doch viel mehr Spaß.«
Und wieder ein Grund verlegen zu werden. Jetzt kam ich mir so richtig schlecht vor. Ich unterstellte ihm indirekt sich nicht um mich zu sorgen und dann legte ich auch noch lieber selbst Hand an, statt mich etwas zu gedulden oder ihn darauf anzusprechen.
»Es ist aber völlig okay, wenn du es tust. Ich kann verstehen, dass es manchmal einfach schnell gehen muss, gerade in deinem Alter, und man dann nicht die Nerven hat, auf die Befindlichkeiten eines anderen Rücksicht zu nehmen«, beruhigte er mich. Dann nach einer kurzen Pause fragte er: »Musst du am Mittwoch wieder viel für die Schule machen? Ich würde mir sonst gerne, wenn du wieder zu Hause bist, mal wieder richtig Zeit mit dir nehmen wollen für sowas.«
Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn lang und leidenschaftlich.
Nachdem ich mich gelöst hatte, schmunzelte er wieder. »Ich nehme das mal als Ja. Dann hast du ja noch zwei Tage, dir zu überlegen, was wir tun wollen. Ich wünsche dir schöne Träume.«
»Dir auch. Schlaf gut.« Ich legte meinen Kopf an seine Brust und schlief direkt ein.
»Und wieder ist heut keine Zeit
Für Liebe, Sex und Zärtlichkeit
Auch wenn dein Körper danach schreit
Nach Liebe, Sex und Zärtlichkeit«
Welle:Erdball – Liebe, Sex & Zärtlichkeit