Irgendwann fragte Peter plötzlich: »Du bist doch auch bi, oder? Wie ist das bei dir ... Ich meine, wie wichtig ist es dir ... Könntest du dauerhaft auf Frauen verzichten?«
Verwundert sah ich ihn an. Was war das für eine Frage? »Äh, keine Ahnung. Ich hab mir da nie drüber Gedanken gemacht. Weißt du, ich hatte im April das erste Mal überhaupt was mit einem Kerl und war eigentlich bisher immer der Meinung, dass ich mich nicht würde an einen Partner binden wollen. Daher hat sich für mich die Frage nie gestellt. Aber hmm ... Ich hab davor ja auch auf Männer verzichtet. Gut, ich hatte auch nicht die Gelegenheit, aber ich wusste dennoch sicher, dass ich auf Männer stehe, also zählt das auch. Wenn ich dran denke, dass ich genauso auf Frauen verzichten würde, würde es mich zumindest vom Gedanken her nicht groß stören. Warum?«
Leise seufzte Peter und kratzte mit der freien Hand über die Schulter des Arms, dessen Hand ich noch immer festhielt. »Weil ich es mehr vermisse, als ich anfangs gedacht habe. Es ist ... Ich steh eigentlich schon immer etwas mehr auf Frauen als auf Männer. Tatsächlich bist du der einzige Mann, mit dem ich je versucht habe, eine Beziehung zu führen. Es hat mich bisher in Beziehungen nie gestört, nur einen Partner zu haben. Ich wäre eigentlich auch nie auf die Idee gekommen, dass ich noch etwas anderes brauchen könnte. Aber jetzt ... Keine Ahnung ...«
»Willst du damit etwa sagen, dass du unser Gespräch für Ende des Jahres gerne vorverlegen würdest?« Schelmisch grinste ich ihn an. Irgendwie fand ich sein Rumdrucksen putzig. »Soso, sich über mich beschweren, dass ich kein halbes Jahr wollte, aber jetzt selbst nach einem Monat aufgeben?«
»Ich ... Nein ... Es geht ...«
Ich konnte nicht ernstbleiben und musste lachen, so wie dieser deutlich ältere Mann beschämt vor mir stand und nicht ganz mit der Sprache rausrückte. Es wirkte gerade so, als hätte er meine letzte Aussage tatsächlich für bare Münze genommen. Dabei war es ein Scherz. Ich hatte nichts dagegen, auch jetzt schon darüber zu sprechen. Auch wenn ich im Moment nicht das Bedürfnis nach weiteren Partnern verspürte.
Doch jetzt, wo ich lachte, wurde ihm das auch klar. Empört sah er mich an und packte mich. Fordernd trafen seine Lippen auf meine und seine Zunge begehrte direkt Einlass.
Nach dem Überfall hauchte er: »Vier Monate.«
»Was?«, war das Einzige, was ich herausbrachte. Was meinte er damit?
»Vier Monate. Du bist seit vier Monaten der Einzige für mich. Die einzige Person, die in meinem Bett gelegen, die mich geküsst oder mich mehr als eine Umarmung berührt hat. Ich bin dir seit vier Monaten treu.« Zärtlich sah er mich an und strich mir über die Wange.
Verwundert sah ich Peter an. Warum seit vier Monaten?
Kurz überschlug ich. Vier Monate, das hieß, Anfang August. Aber da hatten wir uns doch gerade erst kennengelernt. »Wie? Warum? Ich meine ... Wir haben doch nicht einmal so lange ...«
»Ich hab dir doch gesagt, ich hab mich direkt in dich verliebt. Seitdem du das erste Mal in meinem Bett geschlafen hast, gab es für mich keinen anderen Menschen mehr, dem ich nahe sein wollte. Ich wollte nur noch dich.«
Verblüfft sah ich ihn an. Ich bewunderte, seine Sicherheit einfach von sich aus treu zu sein. Während ich dagegen ... Mit einem Schlag meldete sich wieder das schlechte Gewissen. Was hatte ich stattdessen getan? Ich hatte ...
»Und auch jetzt ist es mehr ... Ich vermisse mehr das Gefühl einer Frau. Verstehst du? Es fühlt sich einfach ... Isaac? Hörst du mir überhaupt zu?«
Nein, tat ich nicht. Das schlechte Gewissen hatte so heftig zugeschlagen, dass ich automatisch meine Hände in meinen Mantel gekrallt hatte und geistesabwesend meine Schuhe anstarrte. In meinem Kopf kreisten die Stimmen, die mir sagten, was für ein Schwein ich war. Dass ich Peter nicht verdient hatte, dass er viel zu gut für mich war.
Ich spürte, wie er mich an sich drückte, und konnte seine sanfte Stimme an meinem Ohr ausmachen, die die anderen Stimmen übertönte. »Isaac? Was ist los? Ist es wegen dem Durchvögeln? Verdammt, ich hab dir doch gesagt, dass das in Ordnung ist. Ich wusste doch, dass du andere hast, und es ist in Ordnung. Ich liebe dich trotzdem. Hey, Isaac, nicht weinen.«
Verzweifelt krallte ich mich in seinen Mantel und vergrub meinen Kopf an seiner Schulter. Schluchzend brachte ich ein paar Worte hervor: »Tut mir leid. Ich ... Ich hab nicht gewusst ... Ich ... Ich bin so dumm ... Es tut mir leid.«
»Dir muss gar nichts leidtun. Du hast nur das getan, was du für richtig gehalten hast, um klarzukommen. Daran ist nichts Falsches. Ich hätte dir ja auch früher schon was sagen können. Aber ich hatte Angst, dass du anders fühlst. Aber nachdem ich dich so auf dem Sofa gefunden habe, hatte ich das Bedürfnis dir zu sagen, dass es jemanden gibt, der dich liebt. Selbst wenn du mir danach eine Abfuhr erteilt hättest, war es mir wichtiger, dass du wusstest, dass du nicht allein bist.«
Langsam beruhigte ich mich wieder, während er vorsichtig meine Tränen weg küsste.
»Es war allein meine Entscheidung, nur dich an mich heranzulassen, und du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du es anders gehalten hast. Ich meinte es ernst, als ich dir gesagt habe, dass du auch weiterhin bei anderen schlafen könntest. Und ich wäre auch mit der Beziehung einverstanden gewesen, wenn du darauf bestanden hättest, dass wir sie direkt offen führen. Ich hätte in beiden Fällen keine Freudensprünge gemacht, aber es wäre für mich beides in Ordnung gewesen.«
Ich nickte langsam. Wie so oft, hatten seine Worte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und lächelte ihn leicht an. »Ich hab dich wirklich nicht verdient.«
»Doch hast du. Immerhin hast du mir total den Kopf verdreht, also musst du auch mit mir leben und dir mein Geschnulze antun. Los komm, lass uns weitergehen, es ist kalt.« Er nahm wieder meine Hand in seine, lächelte mich an und lief dann weiter. »Und auch wenn du das manchmal zu glauben scheinst: Ich bin auch nicht perfekt.«
»Das glaube ich nicht. Nenn mir eine Sache, bei der du nicht perfekt bist«, forderte ich ihn halbernst auf.
»Na ja ... Zum Beispiel die Sache, über die wir gerade geredet haben. Ich hab mich selbst total überschätzt. Ich dachte wirklich, dass es kein Problem für mich wäre. Stattdessen ... Stattdessen hab ich Mist gebaut ... Scheiße ...« Das letzte Wort brachte Peter nur noch gemurmelt hervor.
Ruckartig blieb ich stehen. Was meinte er damit, er hatte Mist gebaut? War er ... Aber wann? Warum hatte er nicht schon vorher darüber geredet? Ich hätte doch niemals Nein gesagt. Aber so war das ... Hatte er Angst, ich würde dann auch Forderungen stellen? Vertraute er mir nicht, dass ich mich auch zurücknehmen konnte?
Da ich seine Hand hielt, musste auch Peter stehenbleiben. Ich sah ihm direkt in die Augen, versuchte, darin eine Antwort zu finden. Doch ich fand sie nicht. »Was ... Was hast du gemacht?«
Peter sah mich aus verzweifelten Augen an. Ihm stand das schlechte Gewissen geradezu ins Gesicht geschrieben. Er holte tief Luft. »Ich hab ... Eine alte Freundin hat mich heute angerufen. Sie ist diese Woche in Boston. Ich hab sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Früher haben sie und ich häufig ... Wir sind ein paar Mal im Bett gelandet, aber es war nie was Ernstes. Ich hab Mat gefragt, ob er am Freitag meine Schicht übernimmt und sie zu uns eingeladen. Ich hab gedacht ... Nein, eigentlich hab ich gar nicht nachgedacht. Als ich ihre Stimme gehört habe und sie gefragt hat, ob wir uns nicht treffen wollen, hatte ich sofort die Bilder von früher im Kopf. Ich hab schon die letzten Wochen häufig von Frauen geträumt, aber nie viel drauf gegeben, aber dann heute Morgen ... Irgendwie hab ich nicht weiter nachgedacht. Ich dachte nur, dass du ja auch bi bist und es dir genauso gehen könnte, dass du mal wieder mit einer Frau ... Bevor ich wirklich darüber nachgedacht hab, hab ich sie gefragt, ob sie vorbeikommen will.«
Er hatte sich also mit einer Frau verabredet ohne vorher mit mir darüber zu reden? Begeistert war ich davon nicht. Und dann auch noch zu uns. Hatte er nicht daran gedacht, dass ich auch da wäre? Hatte er mich dabei völlig vergessen? Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich.
In die aufgekommene Stille flüsterte er: »Tut mir leid, ich hätte dich vorher fragen sollen, ob das für dich in Ordnung ist. Du kennst sie ja gar nicht. Und ich hab auch keine Ahnung, auf was für Frauen du stehst. Wie gesagt, ich hab nicht wirklich nachgedacht.«
Wie kam er jetzt darauf, auf was für Frauen ich stand? Es ging hier doch um seine Affäre, mit der hatte ich doch gar nichts ... »Du meintest, dass wir beide ...? Oh.«
»Was?« Peter konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Ja, natürlich! Was dachtest du denn? Ich hab zwar ziemlich hirnlos zugesagt, aber ich würde dich doch nicht ... Isaac, dachtest du wirklich, ich würde mich ohne dich mit ihr treffen wollen? Warum sollte ich auf dich verzichten wollen? Ich hab gerne mit dir Sex. Ich würde nur gerne ... Ich hätte nur gerne ab und zu ... eben etwas mehr. Aber mit dir zusammen. Wenn du denn willst ... Ich meine ... Ich kann ihr auch ...«
Hastig beugte ich mich zu ihm und verschloss seinen Mund mit meinem. Er sollte jetzt ja keinen Rückzieher machen. Ich kannte diese Frau zwar nicht und hatte keine Ahnung, wie sie aussah oder ob sie mein Typ war, aber das würde sich ja herausfinden lassen und war definitiv kein Grund, es abzusagen. Ich fand es süß, dass er das unbedingt mit mir tun wollte. Ich hätte wohl nicht dabei an ihn mitgedacht.
Als ich mir sicher war, dass er nicht weitersprechen würde, löste ich mich wieder von ihm. »Ich kann dir nichts versprechen. Ich hab das noch nie gemacht und kenn sie ja auch nicht, aber ich hab nichts dagegen, sie mal kennenzulernen. Und dann sehen wir weiter, okay?«
Bei seinem Lächeln brauchte er nicht einmal mehr zu antworten. Er war unglaublich erleichtert, dass ich ihm nicht böse und sogar mit dieser Dummheit einverstanden war. Denn es war eine gewesen, das konnte ich nicht abstreiten, aber ich fand es nicht weiter schlimm. Wenn er darauf Lust hatte, würde ich mich nicht dagegen sträuben.
»Danke, ich weiß schon, warum ich mich in dich verliebt hab. Du bist einfach genauso verrückt wie ich und kannst mir so was verzeihen.«
Ich lächelte ihn nur an und zog ihn weiter. »Ich hab nicht gesagt, dass du für so eine Aktion ungestraft davonkommst.«
»Vielleicht sollte ich immer Unsinn anstellen, wenn du dann so schön dominant wirst«, feixte er und ich konnte sehen, dass er sich auf die Strafe freute.
Ich wusste zwar noch nicht, wie sie aussehen würde, aber mir fiel sicher etwas ein. Vielleicht schaffte ich es ja, dass er darum bettelte, endlich kommen zu dürfen.
Seine Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. »Ich hätte gar nicht gedacht, dass du noch nie einen Dreier hattest. Irgendwie dachte ich ... Na ja, du bist für dein Alter schon ziemlich erfahren und ich vergesse gerne mal, dass du noch so jung bist.«
Kurz musste ich grinsen. Zum einen, weil ich das Vergessen irgendwo als Kompliment sah, zum anderen, weil er mit der Vermutung ziemlich daneben lag. »Hab ich vorhin gemerkt, dass du das vergisst. Nein, einen Dreier hatte ich schonmal. Aber noch nicht mit einer Frau. Und eben auch nicht mit meinem Freund. Keine Ahnung. Ich kann mir vorstellen, dass es etwas anderes ist. Wobei ... Wie ist das eigentlich ... Darf sie das wissen, oder nur, dass wir ab und zu in die Kiste steigen, oder gar nichts?«
»Grace kennt mich schon so lange, sie würde es sowieso merken. Immerhin könnte ich im Bett kaum so tun, als würde ich dich nicht unglaublich anziehend finden.« Er hielt kurz an, zog mich in seine Arme und knabberte an meinem Ohr.
Lautstark protestierte ich. Immerhin war es kalt und meine Ohren fast abgefroren.
»Sorry. Also noch nie einen Dreier mit einer Frau? Nicht mit nur einer Frau oder noch gar nicht mit einer Frau?«
»Noch gar nicht mit einer Frau. Keine Ahnung, hat sich nie ergeben.« Gelassen zuckte ich mit den Schultern. Ich hatte es ja auch bei meinen reinen Männer-Dreier-Erfahrungen nicht darauf angelegt. Klar, ich hatte mich durchaus mit beiden zusammen verabredet, auch in der Absicht, dass wir im Bett landeten. Aber ich hatte es nicht darauf angelegt, Männer kennenzulernen, mit denen das ging.
»Aber mit zwei Männern hat es sich ergeben?« Er sah mich skeptisch an. »Wie kam’s?«
»Sie waren ein Paar. Ich hab erst den einen kennengelernt und bin mit ihm im Bett gelandet und dann nach einer Weile hab ich eben auch seinen Freund kennengelernt und da hat es sich dann ergeben«, versuchte ich, es so neutral wie möglich zu beschreiben. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich nicht nur etwas mit Toby gehabt hatte, sondern auch mit Roger. Das hätte nur wieder unnötig Streit gegeben. »Ich hab es nicht drauf angelegt, zwei Männer kennenzulernen, um das mit ihnen zu machen, es war einfach Zufall.«
»Hmm.« Noch immer schien er skeptisch. Womöglich ahnte er aber auch, von wem die Rede war. Jedenfalls schien er das Thema nicht weiter vertiefen zu wollen. »Aber du kannst es dir zumindest vorstellen, es mal zu versuchen?«
»Klar, warum nicht. Ich hab zwar keine Ahnung, wie das ablaufen kann, soll, aber es ist ja kein völliges Neuland für mich. Ich weiß ja zumindest, was dich anmacht, und ich hab halbwegs eine Ahnung, was Frauen in etwa anmacht. Nur was den Dreier angeht ... Na ja, du weißt ja, dass ich vorher immer nur dominante Männer hatte. Und bei Frauen war es eben das Gegenteil. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das zusammenkriegen soll.«
»Ja, wir hatten das Thema schonmal. Wobei ich sagen muss, dass du dich auch mir gegenüber nicht schlecht machst, etwas aus dir herauszukommen.« Es gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange. »Aber ich befürchte, das wäre mit Grace zusammen nichts für dich? Grace steht da nicht so drauf. Es ist doch auch nicht wichtig. Es sollen sich einfach alle wohlfühlen. Tu einfach das, was dir gerade richtig erscheint. Und wenn du wirklich ganz unsicher bist, dann lässt du mich machen. Wäre das okay?«
»Mhm.« Ich schmiegte mich etwas dichter an ihn. »Wir treffen uns dann Freitag mit ihr bei uns? Und sie weiß dann auch schon, dass wir zusammen wohnen? Was ist eigentlich wenn ... Na ja, wenn ich nicht auf sie stehe? Oder sie nicht auf mich? Oder irgendwas?«
»Dann musst du es nur sagen, dass du nicht willst. Dann unterhalten wir uns nett mit ihr, wünschen ihr später einen schönen Abend und sie fährt zurück ins Hotel. Du bist zu nichts gezwungen, wenn es nicht passt, passt es eben nicht. Du solltest dir nicht zu viel Druck machen.« Er beugte sich zu mir und küsste mich.
»Ich werd es versuchen. Wie ist sie denn so? Und woher kennt ihr euch?«, bat ich um ein paar mehr Informationen.
Peter erzählte mir, dass Grace ein paar Jahre jünger war als er, aus Montreal kam und er sie kennengelernt hatte, als sie mit ein paar Freundinnen zusammen der Band auf einer Ostküstentour nachgereist war. Sie waren auf einer der ersten Konzerte im Bett gelandet und es hatte sich dann mehrmals während der Tour etwas ergeben. Danach hatten sich ihre Wege erstmal getrennt. Erst zwei Jahre später waren sie sich auf einem Konzert wieder begegnet und erneut im Bett gelandet. Sie hatten dann Kontaktdaten ausgetauscht und sich bei Gelegenheit getroffen. Es war aber nie mehr daraus geworden als eine Freundschaft mit Vorzügen. Ab und zu telefonierten sie miteinander.
Er erzählte, bis wir vor unserer Haustür standen.
Auch wenn ich ziemlich durchgefroren war, war es doch schön, mit ihm durch die Nacht zu laufen und sich zu unterhalten. Als wir die Wohnung betraten, spürte ich erst recht die Kälte in meinen Knochen. »Ich geh duschen, mir ist eiskalt.«
»Du bist eben nichts gewohnt.«
Mir war es egal, dann war ich halt ein Weichei, aber mir war kalt und ich wollte mich nicht erkälten. Immerhin bedeutete jede Erkältung auch, dass ich für die nächste Zeit nicht singen konnte und das war in Anbetracht der Aufnahmen fürs Album, die am Montag beginnen sollten, eher ungünstig.
Zügig zog ich mich aus und sprang unter die Dusche.
Peter kam ein paar Minuten später ins Bad und machte sich für die Nacht fertig.
Noch immer irritierte mich, dass er da kein Schamgefühl kannte. Ich vermutete, dass er es auf der Straße verloren hatte. Dort gab es sicher Schlimmeres, als auf Toilette zu gehen, während der Freund duschte.
Spätestens als er nur in seiner engen Shorts vor dem Spiegel stand, um sich abzuschminken und die Zähne zu putzen, war es auch wieder vergessen. Das knappe Kleidungsstück brachte sein Hinterteil hervorragend zur Geltung. Ich freute mich schon darauf, wenn ich später ... Ach verdammt, warum bis später warten?
Ich stieg aus der Dusche und schmiegte mich nass, wie ich war, an seinen Rücken. In seinem Nacken bildete sich eine Gänsehaut, während ich federleicht über seine Wirbelsäule strich. Als ich dann über seine Flanken kratzte und meine Mitte gegen seinen Arsch drückte, entfloh ihm ein Keuchen. Ich warf meine Pläne über den Haufen. Ich wollte mich gar nicht mehr lange mit Spielchen aufhalten.
Zu unserem Glück hatten im Laufe des letzten Monats Kondome ihren Weg in fast jedes Zimmer gefunden. Ich hätte wenig Lust gehabt mich abzutrocknen, damit ich mit ihm ins Schlafzimmer hätte gehen können. So konnten wir im Bad bleiben.
Nach dem Quickie trocknete ich mich ab, putzte mir die Zähne und folgte ihm dann ins Schlafzimmer, wo wir uns aneinander kuschelten. Mein Blick fiel dabei auf den Wecker. Genervt stöhnte ich.
Peter strich mir über den Rücken. »Tut mir leid, dass es schon wieder so spät geworden ist. Ich hab mich einfach noch nicht an deinen Tagesrhythmus gewöhnt.«
»Schon gut, ich hätte wissen müssen, dass es spät wird. Ich leg mich morgen nach der Schule nochmal hin.«
»Ist gut, dann bin ich leise. Ich muss übrigens morgen noch mal zu einem Termin wegen dem Kleinen und seiner Schwester. Kann sein, dass ich noch nicht da bin, wenn du von der Schule kommst. Essen wir dann nach deiner Gesangsstunde?«
Noch eine Weile sprachen wir unsere Pläne für den nächsten Tag durch, suchten uns Zeitfenster, in denen wir Zeit für uns hatten. Manchmal war das wirklich schwierig. Es hatte sogar schon Tage gegeben, an denen wir uns erst im Bett gesehen hatten. Am nächsten Tag würden wir zumindest nach meiner Gesangsstunde Zeit füreinander haben.
Bevor wir einschliefen, flüsterte Peter: »Ich will noch viel mehr Monats- und Jahrestage mit dir feiern.«