CN: Drogen (Hasch)
»Hey, Knackarsch, willst du ’ne Pizza?«, hörte ich Peters Stimme aus dem Flur vor dem Raum und einen Moment später steckte er den Kopf herein. Hatte er im ersten Moment noch ein süffisantes Grinsen auf den Lippen, wandelte sich das augenblicklich in Entsetzen, als er Zombie neben mir sitzen sah.
»Peterschätzchen! Warum hast du mir nicht schon vor Jahren gesagt, dass du auf meinen Arsch stehst? Ich hätte doch nie nein gesagt«, sagte dieser, ohne lange zu überlegen.
Einen Moment war mein Herz stehen geblieben, doch bei dieser Erwiderung konnte ich nur in schallendes Gelächter verfallen.
Er ging auf Peter zu und fuhr ihm mit der Linken lasziv von oben nach unten über die Brust, näherte den Mund gefährlich nach an seinen an.
Dieser schlug ihm lachend auf die Hand. »Finger weg!«
»Aua, du Brutalo! Dafür will ich auch eine Pizza!« Zombie streichelte sich über die Hand, dann ließ er beide Hände fallen und machte einen Schritt von Peter weg. Gut so, einen Moment länger und ich hätte es ihm womöglich noch abgekauft. Skeptisch sah er erst zu mir, dann zu Peter. »Oder soll ich euch lieber alleinlassen?«
»Quatsch, warum?« Peter hielt seinem prüfenden Blick stand. »Glaubst du, du bist der einzige, der Isaac ärgern darf?«
Noch immer wirkte Zombie skeptisch. »Das ist schon eher sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.«
»Ach, aber mich hier anmachen nicht?« Peter war bemüht, ernst zu klingen, aber wirklich gelang es ihm nicht.
»Touché«, gab Zombie ihm lachend recht.
»Außerdem ist es in der Hose die Wahrheit und damit ein Kompliment«, sprach Peter unbeirrt weiter.
»Nur, wenn man auf Hänflinge steht.« Zombie zuckte mit den Schultern. »Was ist jetzt mit der Pizza?«
»Jaja, schon gut. Kommst du?«, fragte Peter mich. Dann wandte er sich wieder Zombie zu. »Was machst du eigentlich noch hier?«
»Ich hab dem Käfer noch ein paar Tipps gegeben und ihm das Schlagzeug erklärt.«
Wir gingen nach oben, bestellten die Pizzen und quatschten noch die letzten zwei Stunden, bevor das Exile öffnete und wir gemeinsam nach unten gingen. Peter ging zur Bar, um zu arbeiten, während Zombie und ich uns unter die ersten Feiernden mischten. Lance kam eine Weile später dazu.
Am Abend fuhr ich dann mit zu ihm. Wir hatten einfach zu viel zu erzählen, um dass ich dazu gekommen wäre, mir einen Flirt zu suchen. Ich erzählte ihm von der Geburtstagsfeier und der Arbeit mit Zombie und Maniac und er mir von dem Streit, den er in der Woche mit Janine gehabt hatte. Meine Gitarre blieb im Probenraum und meinen Mantel ließ ich mir von Peter aus der Wohnung geben, bevor wir fuhren.
Am Samstag stand ich zur gewohnten Zeit vor Peters Tür. Da wir nur Generalprobe machten, hätte ich auch später kommen können, doch wir hatten bei unserem Plan vergessen, dass ich mir schlecht Kleidung von Lance leihen konnte. Erst recht nicht für die Generalprobe. Daher machte ich mich bei Peter fertig und erzählte ihm nebenher, wie weit ich beim Song gekommen war.
»Kann es sein, dass du nervös bist? Du redest so viel.« Peter lächelte und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange.
Ich nickte. »Ja. Dabei ist es doch eigentlich nichts Großes. Es sind doch eigentlich dieselben Leute da wie sonst auch, oder?«
»Das ist völlig normal. Versuch, dich etwas zu entspannen.« Seine Lippen wanderten von meiner Wange zum Hals.
Ich schloss kurz die Augen, genoss die Zärtlichkeiten und Peters Geruch, dann gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und drückte ich ihn sanft von mir. »Das beruhigt mich nicht wirklich. Es macht mich nur noch nervöser.«
»Schade. Ich dachte, postkoitale Müdigkeit könnte vielleicht helfen.« Peter grinste und zog mich an der Hüfte wieder zu sich ran.
Ein Blick aufs Badradio sagte mir, dass die Zeit nur noch für einen Quickie reichen würde. Und auch nur, wenn wir unsere Haare nicht nochmal machen mussten. »Nach dem Konzert. Wir wollen doch nicht auf der Bühne einschlafen.«
Peter seufzte. »Also morgen früh. Na gut, hast ja recht. Aber wunder dich nicht, wenn ich anfange, dich in den Klamotten zu betatschen. Die laden dazu ein. Rauchst du mit?«
Ich hatte gewusst, dass es gemein war, für das Konzert meine eigene enge Hose, die noch besser saß als Peters, und dazu das Oberteil mit dem Reißverschluss anzuziehen, aber seine Aussage bestätigte mich, dass die Wahl gut war.
Ich nickte und verließ mit ihm das Bad und die Wohnung. Vor der Haustür drehte er einen Joint und zündete ihn an. Da ich mich noch gut an das letzte Mal erinnern konnte, beließ ich es bei ein paar Zügen. Wenn mich Zigaretten beruhigen konnten, warum dann nicht auch Joints? Ich durfte nur nicht zu viel rauchen. Sobald ich merkte, dass ich sinnlos kicherte, hörte ich auf.
Bis die anderen kamen, war ich schon ruhiger und als dann das Publikum sich gesetzt hatte und wir nach einander auf die Bühne gingen, war ich ruhig und entspannt. Wir hatten uns, wie beim ersten Samstagskonzert auch, dafür entschieden, dass die Band erstmal ohne mich auf die Bühne ging und ich dann für das zweite Lied dazu kam. Dieses sollte gleich Secret of a Fire Opal sein. Danach setzten wir das Programm mit alten, bekannten Liedern fort.
Die Generalprobe verlief gut, bis auf ein paar kleinere Fehler, die aber nicht bemerkt wurden. Lediglich der Joint verführte mich dazu, zu langsam zu singen. Aber Peter gab mir direkt einen Wink und ich achtete mehr darauf.
Natürlich befummelte Peter mich während des Konzerts nicht. Ich kam ihm und Angel zwar immer wieder gekünstelt lasziv näher, aber er musste ja die Hände an der Gitarre behalten. Und zwischen den Liedern wäre es komisch gekommen.
Nach dem Konzert packten wir alle Instrumente und Materialien in Transportboxen und Peter sprach noch eine Uhrzeit mit Timothy ab, wann er am Dienstag mit dem Transporter vorbeikam, um sie, Peter und mich abzuholen. Ich sollte bereits früher mitfahren, damit ich mich an die Halle gewöhnen konnte und beim Aufbau half. Immerhin würde es mein erstes richtiges Konzert werden. Außerdem sprach Peter noch mit zwei Helfern eine Zeit ab, wann sie dorthin kommen sollten.
Wie immer trafen wir uns danach noch im Club und tranken zusammen etwas, bevor sich wieder nach und nach alle auf den Heimweg machten. Ich ging diesmal nach oben, bevor Zombie nach Hause fuhr.
Ich wachte am nächsten Morgen wieder sehr früh auf. Da ich keine Lust hatte, Peter zu wecken – er hätte mich wohl sowieso wieder angegrummelt – stand ich auf und ging ins Bad. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, setzte ich meinen Weg in die Küche fort und stellte die Kaffeemaschine an. Ich hatte gar nicht vor, schon zu gehen, aber ich wollte auch nicht ewig im Bett liegen. Irgendwann hätte ich Peter sicher aus Versehen geweckt.
So holte ich mir ein Buch aus dem Regal und machte es mir damit, einer Tasse Kaffee und einer Decke auf dem Sofa bequem. Bei dem Buch handelte es sich um Dreamcatcher von Stephen King. Ich fand es ziemlich spannend geschrieben und bekam daher nur am Rande mit, dass die Schlafzimmertür im oberen Stock geöffnet wurde.
»Hey, du bist ja doch noch da.« Peters sanfte Stimme und ein Kuss in den Nacken rissen mich in die Gegenwart zurück. »Dachte, du wärst schon zu Lance gefahren, als du nicht mehr neben mir lagst.«
»Nee, wir müssen doch noch was von gestern nachholen«, flüsterte ich in sein Ohr, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte. Sanft biss ich hinein.
Ein verführerisches Grinsen glitt über sein Gesicht und er ließ seine Hände über meinen Körper gleiten, während seine Lippen meine gierig empfingen. Leise seufzte er, nachdem wir den Kuss gelöst hatten. »Dann komm mit hoch.«
Ich legte das Buch auf den Tisch und wickelte mich aus der Decke, dann folgte ich ihm ins Schlafzimmer.
Zehn Minuten später lag er verschwitzt in meinem Arm und streichelte zärtlich über meine Brust. Unsere Augen trafen sich und wir lächelten uns an.
Noch immer schwer atmend sprach er als Erster: »Du machst mich echt süchtig. Ich hatte wirklich Angst, dass du gegangen bist, und hab mich gefragt, was ich falsch gemacht hab.«
Ich strich leicht über seinen Rücken. »Ich wollte dich nur nicht wecken. Eine Bekanntschaft mit dem kalten Waschlappen reicht mir.«
»Ich hab mich doch schon dafür entschuldigt. Manchmal bin ich eben früh am Morgen etwas unwirsch. Sorry, was soll ich denn noch machen, um mich zu entschuldigen?« Peter wirkte wirklich zerknirscht und tat mir fast schon leid.
Dennoch wollte ich sein schlechtes Gewissen gerade ausnutzen. »Ich wüsste da schon was«, raunte ich ihm ins Ohr, während ich meine Hände um seine Hüfte schlang und mich mit ihm so drehte, dass ich auf ihm lag.
»Oh, klingt gut.« Er fing meine Lippen ein und forderte meine Zunge zu einem Duell.
Nach zwei weiteren Runden gingen wir zusammen duschen. Gegen fünf stand ich dann endlich vor Lances Tür, der nicht sehr erfreut war, dass ich erst so spät auftauchte. Nach dem Grund fragte er gar nicht erst, es war ihm wohl klar, was mich so lange aufgehalten hatte.
Immerhin hatte ich so einen Grund, bei ihm zu schlafen.