Benjamin nahm ihn an sich. Ehrfürchtig strich er mit der Hand darüber, dann sah er wieder zu den Feen empor. Diese waren noch immer so schön wie vorher, doch die Sterne, welche sie anfangs umschwebt hatten, waren nun verschwunden. Die Fee in der Mitte sprach feierlich: „Wir haben euch die Kraft der Sterne gebracht, welche auch unsre Heimat sind. Alle Sterne die ihr am Himmel seht, werden von uns bewohnt. Wir sind ein sehr grosses Volk. Wir hoffen, dass unser Geschenk euch von Nutzen sein wird. Eure Mission ist von immenser Bedeutung für das ganze Omniversum. Ululala wird euch ein guter Lehrer sein. Wir ehren ihn sehr, denn er versteht die Kraft der Sterne und Planeten zu deuten und weiss sie weise zu nutzen. Alles ist einem grossen Gesetz unterworfen, vor dem wir alle Eins sind. Denkt immer daran, wenn ihr den Weg der Erkenntnis beschreitet. So lebt den wohl und viel Glück!“
Noch ehe die Geschwister den Feen weitere Fragen stellen konnten, waren diese mit einem letzten Kopfnicken verschwunden. Mit klopfenden Herzen, standen die Turner Kinder noch eine Weile da und blickten auf das Geschenk, dass die Feen ihnen gegeben hatten. Das wurde ja immer aufregender! Was nur war ihr Auftrag? Weshalb waren sie so wichtig für das Omniversum? Sie waren doch gar nichts Besonderes. Fragen über Fragen, auf die es im Augenblick keine Antwort gab. Vielleicht konnte ihnen ja Ululala endlich mehr sagen. Nachdenklich kehrten sie in ihr Gemach zurück und schlossen die Balkontür...
Am nächsten Tag wurden die Geschwister von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Sofort sprangen sie aus dem Bett, zogen sich an und liefen dann hinunter in den Speisesaal, wo Ululala sie erwarten wollte.
Als sie aber den lichtdurchfluteten Raum mit dem Sonnen- Fenster betraten, blieben sie erstaunt in der Tür stehen. Im Gegenlicht erblickten sie eine schmale Gestalt, die in edler Haltung neben Ululala sass. Lumniuz und Hungoloz schienen wegen etwas sehr aufgeregt zu sein. Als die zierliche Gestalt sie entdeckte, erhob sie sich sofort und ging einige Schritte auf sie zu.
Pia und Benjamin erstarrten...vor ihnen stand die Smaragd Lady!... Sie war noch viel schöner als sie sie in Erinnerung hatten. In ihren Augen spiegelte sich das Licht grüner Sonnen. Ihr ebenholzfarbenes Haar fiel ihr in glänzenden Wellen über die Schultern und ihr Gesicht war so makellos, wie jenes der Sonnentöchter, die sie im Reich der Höhlenelfen gesehen hatten.
Die Smaragd Lady drückte den Geschwistern warm die Hände: „Ich danke euch!“ sprach sie mit wohlklingender Stimme. „Euch habe ich zu verdanken, dass ich hier sein darf. Ululala hat mir meine alte Gestalt wiedergegeben. Endlich bin ich von meinem Schattendasein als Kaninchen erlöst. Das werde ich euch nie vergessen!
„Setzt euch hin, wir haben einiges zu feiern!“ rief Ululala nun fröhlich. „Es ist ein Segen euch alle hier zu haben!“
Während sie das reichhaltige Frühstück (beinahe so gut wie das zu Hause, aber ohne Speck) zu sich nahmen, erzählte Nofrete ihnen, wie sie ihr Dasein als Kaninchen erlebt hatte. „Es ist für mich wie ein Traum... alles ist so verschwommen...Als Tier hat man ganz andere Wahrnehmungen, teilweise sind sie viel intensiver, teilweise aber auch schwächer. Erinnern tu ich mich nur vage, ausser daran, dass ich mich irgendwie nicht im richtigen Körper fühlte. Ich erinnere mich aber an die Fürsorge von euch beiden und... an das Erdbeben auch. Ich habe euch in euren Träumen um Hilfe gebeten, doch das muss eher unbewusst passiert sein. Jedenfalls ist es wunderbar, dass ihr meinen Ruf vernommen habt. Ich glaube Isobia hatte bei der geheimnisvollen Lichtung dann ihre Hände im Spiel. Sie war...so glaube ich mich zu erinnern, auch die Kräuterfrau. Sie wollte eure Zuverlässigkeit testen, indem sie mich euch anvertraute. Ihr solltet beweisen, dass ihr würdig seid in eine andere Dimension einzutreten. „Und wie wir alle feststellen konnten, habt ihr euren Auftrag bestens erfüllt,“ sprach Ululala mit einem warmen Lächeln, das den Speisesaal noch etwas heller erscheinen liess. „So steht unserer weiteren Zusammenarbeit nichts im Wege. Wir werden gleich heute über eure Aufgaben sprechen. Am besten... wir gehen dazu hinauf in meine Zauberkammer, dort sind wir ungestört...“
„In… die Zauberkammer?" fragte Benjamin erstaunt. „Aber ich dachte dieser Ort dürfe nur von ganz wenigen betreten werden?" „So ist es eigentlich auch," sprach Hungoloz mit einem verblüfften Unterton in der Stimme. Ululala nickte nachdenklich und erwiderte: „Ja, da hast du recht mein Sohn, doch das ist etwas anderes." „Du und auch Lumniuz haben von Grund auf eine andere Aufgabe. Ihr seid ein fester Bestandteil dieser Welt und ich hatte viel Zeit, euch alles zu lehren. Diese Menschenkinder jedoch, gehören nicht hierher. Mir bleiben nur sieben Tage und sieben Nächte, um sie auf ihre wichtige Aufgabe vorzubereiten. Ich muss sie in alles einweihen, was sie brauchen, denn sie werden sich den dunklen Mächten entgegenstellen müssen und viele bedeutende Lektionen bestehen. Sie sind anders als wir und vermögen Dinge, die für unsereins leider nicht möglich sind. Alle Wesen haben andere Gaben erhalten, damit jeder auf seine Weise sein Bestes tun kann. Nur so ist die Existenz des Omniversums gesichert. Es ist etwas Besonderes, dass die Turner Kinder hier sind, denn wie ihr wisst, ist schon seit Jahrhunderten kein Mensch mehr in das Märchenreich gelangt. Ich hoffe ihr versteht das?“ Der Waldelf nickte etwas beschämt. Ululala schob nun seinen Teller beiseite und bedeutete den Geschwistern mit ihm zu kommen. „Geniesst eure Zeit hier meine Lieben,“ meinte er dann noch an Lumniuz und Hungoloz gewandt „und sorgt dafür, dass es der Prinzessin an nichts fehlt.“Dann verliess Ululala zusammen mit Pia und Benjamin den Speisesaal...