Du setzt dich neben das Mammut in den Schnee. Hilfesuchend streckt das Jungtier seinen Rüssel zu dir, den du schweigend ergreifst. Du hoffst, dass du dem Tier etwas Trost spenden kannst. Über eure Verbindung spürst du seine Angst. Es friert und es ist hungrig, und es war noch nie so lange von seiner Herde getrennt.
Während die Sonne über euch hinwegzieht, betrachtest du die Grube – und stutzt, als du mit der Zeit einige Stöcke in den Wänden bemerkst. Das Holz ist von Schnee bedeckt, sodass es im Weiß nicht auffällt. Doch nach und nach bemerkst du gesplitterte Enden in den Wänden. Langsam setzt sich das Bild eines dichten Stocknetzes zusammen, das unter einer Schneeschicht verborgen gewesen sein muss – bis das junge Mammut auf die Fläche trat und in die Grube fiel.
Was bedeutet, dass das hier kein gewöhnliches Erdloch ist, sondern eine Falle.
Deine Befürchtung bestätigt sich, als du wütendes Trompeten hinter dir hörst.
„Weg von meinem Kind!“, droht ein Mammut, dass mit aufgestellten Ohren auf dich zustürmt und die Hauer schwingt.
„Ich bin kein Wilderer!“, rufst du, springst auf und weichst von der Grube zurück. „Ich möchte helfen.“
Nur widerstrebend wird das Weibchen langsamer. Hinter ihr bemerkst du den Rest der Herde, etwa ein Dutzend großer Tiere, die dich misstrauisch mustern. Arto zieht den Schwanz ein und weicht hinter dich zurück.
„Das Zweibein ist nett“, verteidigt dich das Mammutkind. „Es ist bei mir geblieben.“
„Ich möchte helfen“, wiederholst du.
„Kannst du die Falle von deinesgleichen ungeschehen machen?“, fragt dich das Weibchen traurig. „Denn sonst gibt es keine Hoffnung.“
„Gebt nicht auf!“, erwiderst du. „Zusammen können wir das Jungtier herausheben.“
Die Mammuts sehen dich aus kleinen, blauen Augen an.
„Stellt euch bitte im Kreis um die Grube auf“, weist du sie an. „Du hältst dein Kind am Rüssel fest. Und dann zieh.“
„Das haben wir schon versucht.“ Die Mutter senkt den Kopf. „Ich bin nicht stark genug.“
„Weil der Rest der Herde mithelfen muss!“ Du beharrst auf deinem Plan. „Ihr müsst alle von den Seiten ziehen.“
Obwohl sie wenig Hoffnung haben, befolgen die großen Tiere deine Anweisungen. Du schluckst, als du mitten zwischen den Riesen stehst, die sich zusammendrängen und ziehen. Wenn jetzt eines der Mammuts einen falschen Schritt macht …
Aber du musst hier stehen. Mit knappen Worten zeigst du den Mammuts, wo sie das Jungtier packen müssen, und so schafft ihr es tatsächlich, das Kind aus der Grube zu ziehen.
Dankbar schlingt es den Rüssel um dich und du streichst durch sein dichtes Fell.
„Hier gibt es Wilderer?“, fragst du das Muttertier dann. „Wisst ihr, wo sie sind?“
Die Leitkuh der Herde nickt. „Sie verstecken sich im tiefsten Wald.“
„Natürlich“, brummst du. „Ich werde mich um sie kümmern.“ Dass man Tiere für den eigenen Fleischbedarf jagt, kannst du verstehen. Anders überlebt dein Stamm ja auch nicht. Aber Fallen sind ein unehrlicher Vorteil, der den Gesetzen widerspricht. Und wer die Gesetze bricht, der jagt auch heilige Tiere wie die Wollnashörner und tötet seine Opfer nur für ihre Hörner und Stoßzähne. Falls das hier der Fall ist, darfst du ein solches Verbrechen nicht dulden!
Weiter geht es in Kapitel 19.